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Es ist alles eitel ist ein Sonett des barocken Dichters Andreas Gryphius aus der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges 1637 Der Titel nimmt die Einleitung des Buches Kohelet Prediger auf Koh 1 2 Lut Inhaltsverzeichnis 1 Das Gedicht im Wortlaut 2 Modernisierte Fassung des Originaltextes 3 Formanalyse 4 Struktur 5 Interpretation 6 WeblinksDas Gedicht im Wortlaut BearbeitenDu sihst wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden Was dieser heute baut reist jener morgen ein Wo itzund Stadte stehn wird eine Wiesen seyn Auff der ein Schafers Kind wird spielen mit den Herden Was itzund prachtig bluht sol bald zutretten werden Was itzt so pocht vnd trotzt ist morgen Asch vnd Bein Nichts ist das ewig sey kein Ertz kein Marmorstein Itzt lacht das Gluck vns an bald donnern die Beschwerden Der hohen Thaten Ruhm muss wie ein Traum vergehn Soll denn das Spiel der Zeit der leichte Mensch bestehn Ach was ist alles diss was wir vor kostlich achten Als schlechte Nichtigkeit als Schatten Staub vnd Wind Als eine Wiesen Blum die man nicht wider find t Noch wil was ewig ist kein einig Mensch betrachten Modernisierte Fassung des Originaltextes BearbeitenDu siehst wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden Was dieser heute baut reisst jener morgen ein Wo jetzt noch Stadte stehn wird eine Wiese sein Auf der ein Schaferskind wird spielen mit den Herden Was jetzt noch prachtig bluht soll bald zertreten werden Was jetzt so pocht und trotzt ist morgen Asch und Bein Nichts ist das ewig sei kein Erz kein Marmorstein Jetzt lacht das Gluck uns an bald donnern die Beschwerden Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehn Soll denn das Spiel der Zeit der leichte Mensch bestehn Ach Was ist alles dies was wir fur kostlich achten Als schlechte Nichtigkeit als Schatten Staub und Wind Als eine Wiesenblum die man nicht wieder find t Noch will was ewig ist kein einzig Mensch betrachten Formanalyse BearbeitenDas Gedicht besteht aus vier Strophen Die beiden ersten sind jeweils vierzeilig die beiden letzten haben jeweils drei Verse Die aussere Form entspricht damit der eines Sonetts Zwei Quartette und zwei Terzette Das Reimschema ist abba abba ccd eed Die Quartette bestehen also aus einem umschliessenden Reim die Terzette beginnen mit einem Paarreim und werden in ihrem dritten Vers reimmassig verbunden Schweifreim Versmass ist der Alexandriner ein sechshebiger jambischer Vers mit 12 oder 13 Silben und endet mit einer Kadenz Struktur BearbeitenIn dem zweiten Vers findet sich eine Personifikation der Eitelkeit die im ersten Vers benannt wird Genauso wie das Gluck im achten Vers vermenschlicht wird Ein besonderes Merkmal des Alexandriners ist seine Mittelzasur nach der dritten betonten bzw sechsten Silbe Dadurch wird der einzelne Vers sozusagen in zwei Teile geteilt wobei der zweite Teil den ersten inhaltlich bestatigt bzw verstarkt Parallelitat oder im Gegensatz zu ihm steht Antithese In diesem Sonett sind die Verse sieben und zwolf parallel zum Beispiel Vers 12 Als schlechte Nichtigkeit als Schatten Staub und WindDas Werturteil Nichtigkeit wird durch die dreifache inhaltliche Erweiterung Schatten Staub Wind und das Attribut schlecht negativ verstarkt Zugleich findet sich in diesem Vers das rhetorische Stilmittel der Akkumulation Es uberwiegen jedoch die antithetischen Verse V 2 3 5 6 8 9 die teilweise zwei oder sogar drei Gegensatzpaare beinhalten zum Beispiel Vers 2 Was dieser heute baut reisst jener morgen einDer Gegensatz besteht hier zwischen den Pronomina sowie den Verben links und rechts der Zasur des Kommas Damit erweist sich das vorliegende Sonett als typisches Barockgedicht da die Barockzeit stark von dem Bewusstsein der Gegensatzlichkeit und Verganglichkeit des Menschen und der Schopfung gepragt ist Bedingt durch den strophischen Aufbau und unterstutzt durch das Reimschema erhalt das Gedicht formal eine weitere Zasur nach der zweiten Strophe Die beiden Quartette werden durch den gleichen umarmenden Reim abba miteinander verbunden Die beiden Terzette werden durch den jeweiligen Endreim d des dritten Verses miteinander verbunden daruber hinaus schliesst die dritte Strophe mit einem Komma und geht dadurch syntaktisch in die vierte Strophe uber Das lasst vermuten dass die Quartette und die Terzette auch inhaltlich eine Einheit bilden Interpretation Bearbeiten Hauptartikel Vanitas Der dargestellten ausseren Form entspricht der inhaltliche Aufbau Das vorliegende Sonett ist ein argumentativer Text In Vers 1 stellt das lyrische Ich eine These auf die die gleiche Aussage enthalt wie der Titel des Sonetts Du siehst wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden hier steht das Wort Eitelkeit in seiner alten Bedeutung Verganglichkeit Die ubrigen sieben Verse der beiden Quartette enthalten eine Aneinanderreihung von Einzelbeobachtungen dass alles irdische Tun vergeblich und verganglich ist Bauwerke werden zu Ruinen Stadte werden wieder vergehen ja nicht einmal Erz und Stein sind unverganglich Konstruktionsprinzip dieser funf Beispielsatze ist der Parallelismus Was Wo Was Was Daraus stellt das lyrische Ich als Fazit die rhetorische Frage wie der Mensch der nur ein Spiel der Zeit ist denn uberhaupt Bestand haben konne Die Antwort ergibt sich von selbst wird jedoch abschliessend vom lyrischen Ich noch einmal besonders hervorgehoben Der Mensch mit all seinem Tun ist nur eine Schlechte Nichtigkeit nur Schatten Staub und Wind Parallel dazu ist die Aussage Als eine Wiesenblum die man nicht wieder findt Das ist eine Reminiszenz an die biblische Aussage in Psalm 103 Des Menschen Tage sind wie Gras er bluht wie die Blume des Feldes Fahrt aber der Wind daruber ist sie dahin Der Ort wo sie stand weiss von ihr nichts mehr Das wird so lange der Fall sein wie er in seiner Eitelkeit und Uberheblichkeit immer noch denkt er sei das Grosste und Bedeutsamste in der Welt Erst wenn er das betrachtet was ewig ist Seele Jenseits Gott wird er seine Hybris ablegen Nur dann kann er die Unverganglichkeit gewinnen In diesem abschliessenden Vers zeigt sich das christliche Weltbild des Dichters Der Text soll die Leser seiner Zeit dazu bringen sich auf das Wesentliche des menschlichen Lebens das ewige Leben nach dem Tod zu konzentrieren und allem Irdischen zu entsagen Weltuberwindung Diese Weltverneinung resultiert aus der Erfahrung der Unsicherheit des Lebens im Zeitalter des Barock Der Dreissigjahrige Krieg mit all seinen Schrecken und Folgen Tod Pest Hungersnot hat Andreas Gryphius zu dieser Haltung gebracht die beispielsweise auch in seinem Sonett Tranen des Vaterlandes zum Ausdruck kommt Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Es ist alles eitel Quellen und Volltexte Horst Schadlich Es ist alles eitel PDF 0 5 MB Interpretation und Analyse S 2 5 weiterfuhrende Literaturauswahl S 21 In Unterrichtsmaterialien zum Projekt Lyrix Deutscher Philologenverband und Museumsdienst Koln Marz April 2011 abgerufen am 28 November 2015 Werke von Andreas Gryphius TheaterstuckeAbsurda Comica oder Herr Peter Squenz Catharina von Georgien Horribilicribrifax Teutsch Leo ArmeniusGedichteAbend An den gecreutzigten Jesum An Gott den Heiligen Geist An die Sternen Einsamkeit Es ist alles eitel Gleich als ein Wandersmann dafern die trube Nacht Lissaer Sonette Menschliches Elende Mittag Mitternacht Morgen Sonett Schon ist ein schoner Leib den aller Lippen preisen Tageszeitenzyklus Tranen des Vaterlandes Uber des Herrn Gefangnis Uber die Geburt Jesu Vanitas Vanitatum Vanitas Was wundert Ihr Euch noch Ihr Rose der Jungfrauen Wenn meine Seel in Euch mein Licht wie kann ich leben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Es ist alles eitel amp oldid 239165605