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Vanitas Vanitatum Vanitas 1 2 lat Eitelkeit Der Eitelkeiten Eitelkeit ist eine Ode des deutschen Barock Dichters Andreas Gryphius Das Gedicht wurde im Mai 1643 in seinem ersten Buch der Oden veroffentlicht Zum Zeitpunkt kurz vor dessen Veroffentlichung hielt sich Andreas Gryphius vermutlich im niederlandischen Brittenburg Lugdunum Batavorum nordwestlich der Stadt Leiden gelegen auf 3 4 Inhaltsverzeichnis 1 Text 2 Form 3 Interpretation 4 Rezeption 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseText BearbeitenVanitas Vanitatum Vanitas Eitelkeit Der Eitelkeiten Eitelkeit Die Herrlikeit der Erden Mus rauch undt aschen werden Kein fels kein artz kan stehn Dis was vns kan ergetzen Was wir fur ewig schatzen Wirdt als ein leichter traum vergehn Die Herrlichkeit der Erden muss Rauch und Asche werden kein Fels kein Erz kann stehn Dies was uns kann ergotzen was wir fur ewig schatzen wird als ein leichter Traum vergehn Was sindt doch alle sachen Die vns ein hertze machen Als schlechte nichtikeit Wass ist der Menschen leben Der immer vmb mus schweben Als eine phantasie der zeit Was sind doch alle Sachen die uns ein Herze machen als schlechte Nichtigkeit Was ist der Menschen Leben der immer rum muss schweben als eine Phantasie der Zeit Der ruhm nach dem wir trachtẽ Den wir vnsterblich achten Ist nur ein falscher wahn So baldt der geist gewichen Vnd dieser mundt erblichen Fragt keiner was man hier gethan Der Ruhm nach dem wir trachten den wir unsterblich achten ist nur ein falscher Wahn So bald der Geist gewichen und dieser Mund erblichen fragt keiner was man hier getan Es hilfft kein weises wissen Wir werden hingerissen Ohn einen vnterscheidt Was nutzt der schlosser menge Dem hie die Welt zu enge Dem wird ein enges grab zu weitt Es hilft kein weises Wissen wir werden hingerissen ohne einen Unterscheid Was nutzt der Schlosser Menge Dem hier die Welt zu enge dem wird ein enges Grab zu weit Dis alles wirdt zerrinnen Was muh vnd fleis gewinnen Vndt sawrer schweis erwirbt Was Menschen hier besitzen Kan fur den todt nicht nutzen Dis alles stirbt vns wen man stirbt Dies alles wird zerrinnen was Muh und Fleiss gewinnen und saurer Schweiss erwirbt Was Menschen hier besitzen kann fur den Tod nicht nutzen Dies alles stirbt uns wenn man stirbt Was sindt die kurtzen frewden Die stets ach leidt vnd leiden Vnd hertzens angst beschwert Das susse jubiliren Das hohe triumphiren Wirdt oft in hohn vnd schmach verkehrt Was sind die kurzen Freuden die stets ach Leid und Leiden und Herzensangst beschwert Das susse Jubilieren das hohe Triumphieren wird oft in Hohn und Schmach verkehrt Du must vom ehre throne Weill keine macht noch krone Kan vnverganglich sein Es mag vom Todten reyen Kein Scepter dich befreyen Kein purpur gold noch edler stein Du musst vom Ehrenthrone weil keine Macht noch Krone kann unverganglich sein Es mag vom Totenreigen kein Szepter dich befreien kein Purpur Gold noch edler Stein Wie eine Rose bluhet Wen man die Sonne sihet Begrussen diese Welt Die ehr der tag sich neiget Ehr sich der abendt zeiget Verwelckt vnd vnversehns abfalt Wie eine Rose bluhet wenn man die Sonne siehet begrusset diese Welt die eh der Tag sich neiget eh sich der Abend zeiget verwelkt und unversehns abfallt So wachsen wir auff erden Vnd dencken gros zu werden Vnd schmertz vnd sorgenfrey Doch ehr wir zugenommen Vnd recht zur blutte kommen Bricht vns des todes sturm entzwey So wachsen wir auf Erden und denken gross zu werden und schmerz und sorgenfrei Doch eh wir zugenommen und recht zur Blute kommen bricht uns des Todes Sturm entzwei Wir rechnen jahr auff jahre In dessen wirdt die bahre Vns fur die thure bracht Drauff mussen wir von hinnen Vnd ehr wir vns besinnen Der erden sagen gutte nacht Wir rechnen Jahr auf Jahre indessen wird die Bahre uns vor die Ture bracht Drauf mussen wir von hinnen und eh wir uns besinnen der Erden sagen gute Nacht Weil uns die lust ergetzet Vnd starcke freye schatzet Vnd jugendt sicher macht Hatt vns der todt gefangen Vnd jugendt starck vnd prangen Vndt standt vndt kunst vndt gunst verlacht Dieweilen uns die Lust ergotzet und Starke Freiheit schatzet und Jugend sicher macht hat uns der Tod gefangen und Jugend Stark und Prangen und Stand und Kunst und Gunst verlacht Wie viel sindt schon vergangen Wie viell lieb reicher wangen Sindt diesen tag erblast Die lange raitung machten Vnd nicht einmahl bedachten Das ihn ihr recht so kurtz verfast Wieviel sind schon vergangen wieviel liebreiche Wangen sind diesen Tags erblasst Die lange Rechnung machten und nicht einmal bedachten dass ihm ihr Recht so kurz verfasst Wach auff mein Hertz vndt dencke Das dieser zeitt geschencke Sey kaum ein augenblick Was du zu vor genossen Ist als ein strom verschossen Der keinmahl wider falt zu ruck Wach auf mein Herz und denke dass dieser Zeit Geschenke sei kaum ein Augenblick Was du zuvor genossen ist als ein Strom verschossen der kein Mal wieder fallt zuruck Verlache welt vnd ehre Furcht hoffen gunst vndt lehre Vndt fleuch den Herren an Der immer konig bleibet Den keine zeitt vertreibet Der einig ewig machen kan Verlache Welt und Ehre Furcht Hoffen Gunst und Lehre und fleh den Herren an der immer Konig bleibet den keine Zeit vertreibet der einig ewig machen kann Woll dem der auff ihn trawett Er hat recht fest gebawett Vndt ob er hier gleich falt Wirdt er doch dort bestehen Vndt nimmermehr vergehen Weil ihn die starcke selbst erhalt Wohl dem der auf ihn trauet Er hat recht fest gebauet und ob er hier gleich fallt wird er doch dort bestehen und nimmermehr vergehen weil ihn die Starke selbst erhalt Schreibweise Aktualisierte Schreibung nach dem Sprachgefuhl des Bearbeiters 5 und dessen Bestreben allen Lesern dieser Webpage einen ungehinderten Zugang zu diesem Juwel der deutschen Sprache zu bieten sprach wissenschaftliche Erwagungen haben bei dieser Neuschreibung demzufolge keinerlei Rolle gespielt Zeichensetzung Zwischen verschiedenen barocken Druckausgaben des Andreas Gryphius bestehen bei ein und demselben Stuck Unterschiede hinsichtlich der Zeichensetzung 6 Da eine quasi normierte Zeichensetzung der originalen Gryphius schen Texte somit ohnehin nicht vorliegt wurden die Zeichen innerhalb der Neuschreibung frei nach dem heutigem Sprachgefuhl dem Sinn des Textes sowie nach dem vorliegenden Versrhythmus gesetzt Form BearbeitenDie funfzehn Strophen des Gedichts folgen dem bekannten Versmass von Innsbruck O Welt ich muss dich lassen 16 Jahrhundert auf dem auch Nun ruhen alle Walder von Paul Gerhardt 1647 und Claudius Abendlied Der Mond ist aufgegangen 1779 beruhen Sechs Zeilen mit Schweifreim a a b c c b in jambischem Versmass wovon immer die ersten funf Verse dreihebig sind wahrend der letzte vier Hebungen aufweist Entsprechend dem rhetorischen Charakter barocker Lyrik wird jeweils in den ersten drei Versen eine Behauptung aufgestellt die in den nachsten drei Versen erweitert wird Interpretation BearbeitenIn den ersten Strophen werden die Freuden der Natur als Illusion bezeichnet Gleichzeitig konne sich der Mensch nicht einmal an Gegenstanden erfreuen weil sein Leben stets eine Phantasie der Zeit sei Das hier schon angedeutete Vanitas Motiv wird in den folgenden Strophen weiter ausgefuhrt In der dritten bis funften Strophe der Ruhm wie die damit verknupfte Aussicht auf ewigliches Leben in Erinnerungen der Nachkommenden das im Leben angehaufte Wissen und Eigentum als der Verganglichkeit preisgegebene Guter benannt Daraufhin enden in den beiden folgende Strophen selbst Jubel und Triumph privilegierte Freuden geringer weltlicher Eliten indem sie in ihr Gegenteil gekehrt werden Auch Konigreiche gehen unter Machtinsignien wie der Thron die Krone und Zepter konnen den Tod nicht aufhalten Besitztumer wie Purpur Gold und Edelsteine welche zu Lebzeiten die Pracht koniglicher Macht waren verlieren ihren zugesprochenen Wert Die Aufzahlung ahnelt einem Totentanz vom gemeinen Menschen dem Gelehrten bis zum Regenten durchlauft der Tod alle Stande einer Gesellschaft Anschliessend folgt in der achten bis neunten Strophe am Beispiel einer Rose das Vanitas Motiv In einem Prozess von Bluhen volle Blutenpracht Verwelken kommt es dem Leben gleich Die Allgegenwartigkeit des Todes wird in den beiden Hohepunkten Welt und sorgenfrey deutlich woraufhin das Wachstum in Verfall kippt Die 13 Strophe steht ganz im Zeichen des Memento mori an die Sterblichkeit des Menschen wird erinnert und im Folgenden daran gemahnt dass alle irdischen Versprechungen nur Augenblicke weilen Stattdessen solle der Mensch Gott gedenken welcher im Gegensatz zu den Machtigen unsterblich ist Der immer Konig bleibet den keine Zeitt vertreibet der einig ewig machen kan Schliesslich wird im Bewusstsein der eigenen Verganglichkeit auf die Starke Gottes vertraut denn wer sich zum Allmachtigen bekennt der kann auf Trost hoffen Rezeption BearbeitenDie Ode wurde in Kirchengesangsbucher aufgenommen 7 Der Liedermacher Konstantin Wecker persiflierte das Gedicht unter dem gleichen Titel Dagegen ist Johann Wolfgang von Goethes gleichnamiges Gedicht eine Parodie auf Adam Reusners Lied Ich hab mein Sach Gott heimgestellt Weblinks BearbeitenVanitas Vanitatum Vanitas in Zeno orgEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Gryphius Vanitas Vanitatum Vanitas von Andreas Gryphius In nddg de Northeimer Datenbank Deutsches Gedicht abgerufen am 27 September 2023 Andreas Gryphius 9 Vanitas Vanitatum Vanitas In Zeno org Meine Bibliothek Henricus Edition Deutsche Klassik GmbH c o Sven Niemeier 14169 Berlin abgerufen am 27 September 2023 Andreas Gryphius Oden Das erste Buch In Zeno org Henricus Edition Deutsche Klassik GmbH c o Sven Niemeier 14169 Berlin abgerufen am 27 September 2023 Andreas Gryphius Widmung In Zeno org Henricus Edition Deutsche Klassik GmbH c o Sven Niemeier 14169 Berlin abgerufen am 27 September 2023 lingomaeleon 27 September 2023 es ist keine dem heutigen Sprachverstandnis folgende Schreibung dieser Ode im Internet verfugbar respektive zitierbar Bo Andersson Andreas Gryphius Sonette Eine Interpunktionsgeschichte In Foreningen for Studia Neophilologica Department of Modern Languages at Uppsala University Sweden Hrsg Studia Neophilologica Volume 90 2018 Issue sup1 Punctuation Past amp Present Papers Presented at a Symposium at The Royal Swedish Academy of Letters History and Antiquities Stockholm March 2 3 2017 Edited by Bo Andersson and Merja Kyto Informa UK Limited trading as Taylor amp Francis Group Zug Saint Helier 19 Marz 2019 S 88 113 Gudrun Beil Schickler Von Gryphius bis Hofmannswaldau Untersuchungen zur Sprache der deutschen Literatur im Zeitalter des Barock Francke Tubingen 1995 S 50 Werke von Andreas Gryphius TheaterstuckeAbsurda Comica oder Herr Peter Squenz Catharina von Georgien Horribilicribrifax Teutsch Leo ArmeniusGedichteAbend An den gecreutzigten Jesum An Gott den Heiligen Geist An die Sternen Einsamkeit Es ist alles eitel Gleich als ein Wandersmann dafern die trube Nacht Lissaer Sonette Menschliches Elende Mittag Mitternacht Morgen Sonett Schon ist ein schoner Leib den aller Lippen preisen Tageszeitenzyklus Tranen des Vaterlandes Uber des Herrn Gefangnis Uber die Geburt Jesu Vanitas Vanitatum Vanitas Was wundert Ihr Euch noch Ihr Rose der Jungfrauen Wenn meine Seel in Euch mein Licht wie kann ich leben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vanitas Vanitatum Vanitas amp oldid 237688016