www.wikidata.de-de.nina.az
Ermanno Amicucci 5 Januar 1890 in Tagliacozzo 20 September 1955 in Rom war ein italienischer Journalist Publizist und Politiker sowie ein wichtiger theoretischer Vordenker des autoritaren Korporatismus Mit umfangreichen Vollmachten betraut war er in der Ara des Faschismus massgeblich fur die Gleichschaltung der Printmedien des Landes verantwortlich Daruber hinaus war er annahernd 20 Jahre Parlamentsabgeordneter und bekleidete wahrend dieser Zeit mehrere einflussreiche Positionen in Entscheidungsgremien Amicucci links als Unterstaatssekretar im Innungs Ministerium wahrend des Besuches der Mustermesse in Mailand im April 1942 Seine bedeutendsten journalistischen Amter waren jene als Vorsitzender der faschistischen Pressegewerkschaft 1927 1932 sowie als Chefredakteur der Gazzetta del Popolo 1927 1939 und des Corriere della Sera 1943 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Journalistische Karriere 1 1 1 Ausbildung und berufliche Anfange 1 1 2 Aufstieg im Faschismus 1 1 3 Konsolidierung des Einflusses Konflikte und Rucktritt vom Gewerkschaftsvorsitz 1 1 4 Die zweite faschistische Dekade 1 1 5 Strafverfolgung und berufliches Wirken nach dem Zweiten Weltkrieg 1 2 Politische Laufbahn 2 Auszeichnungen 3 Publikationen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJournalistische Karriere Bearbeiten Ausbildung und berufliche Anfange Bearbeiten Er arbeitete bereits im Alter von 17 Jahren fur die Lokalzeitung La provincia Nachdem er in Rom einen Universitatsabschluss in Politikwissenschaft und Soziologie erworben hatte war er zunachst leitender Korrespondent aus seiner Heimatregion den Abruzzen fur Avanti die Zeitung der Partito Socialista Italiano Er sympathisierte zwar mit den Ideen der Partei trat ihr aber nicht bei Wenig spater stieg er unter der Chefredaktion von Leonida Bissolati zum ordentlichen Redakteur auf und schrieb als solcher zwischen 1908 und 1910 fur das Blatt Dort traf er damals als Kollege das erste Mal auf Benito Mussolini Anschliessend war Amicucci als Rom Korrespondent fur die Tageszeitungen La Nazione aus Florenz und Il Piccolo aus Triest sowie spater fur den in New York City verlegten Corriere d America tatig und arbeitete auch fur La Saletta d Aragno Im Ersten Weltkrieg berichtete er fur La Nazione Il Mattino und die Turiner Gazzetta del Popolo von der Front Unter anderem begleitete er wahrend dieser Zeit General Carlo Petitti di Roreto 1862 1933 Anfang November 1918 auf dem Schiff Audace nach Triest wo dieser zum Gouverneur ernannt worden war Fur seine journalistischen Verdienste wurde Amicucci noch wahrend der Kampfhandlungen mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet Aufstieg im Faschismus Bearbeiten Bald darauf schloss sich Amicucci im Jahr 1921 der faschistischen Bewegung Mussolinis an Er nahm im Oktober 1922 am Marsch auf Rom teil und wurde in der Folge der Machtubernahme einer der einflussreichsten Journalisten des Landes und zum Prototyp des linientreuen Medienvertreters Bereits im November gleichen Jahres grundete er zusammen mit Giuseppe Bottai und Roberto Forges Davanzati die romische Sektion der faschistischen Pressegewerkschaft Sindacato fascista dei giornalisti SNFG Diese stand in personeller und ideologischer Konkurrenz zur etablierten Federazione nazionale stampa Italiana FNSI Im Verlaufe des Jahres 1924 standen erste Uberlegungen bezuglich der Leggi fascistissime dt Faschistische Ausnahmegesetze im Raum die ab 1925 erlassen wurden und im Konigreich Italien ein faschistisches Regime durchsetzten Nach den Protesten der FNSI im Juli gegen die Plane entwickelte Amicucci sehr rasch ein Massnahmenpaket zur besseren Kontrolle der Medienlandschaft Er zielte auf die Liquidation der frei organisierten Reprasentanz der Berufsgruppe und unterbreitete den Vorschlag noch am 26 Juli 1924 Mussolini Seine Plane wurden am 10 Dezember im Palazzo Montecitorio dem Abgeordnetenhaus zur Diskussion eingebracht Das Konzept sah unter anderem folgende Punkte vor Fusion des SNFG mit der FNSI Schaffung eines Registers fur Journalisten Kodifizierung von Dienstvertragen im journalistischen Berufsfeld Einrichtung eines Studiengangs der angehende Journalisten befahigen sollte den Beruf regimetreu auszuubenInsbesondere das Register sollte es der Politik ermoglichen direkten Einfluss auf die Presse zu nehmen Die diesbezuglichen Plane sahen vor dass die Ausubung des Journalistenberufes nur jenen erlaubt sein sollte die sich freiwillig in das Register eintragen lassen dabei wurde unterschieden zwischen professionellen Journalisten Freiberuflern und Verlegern Als weitere Voraussetzung war ein Unbedenklichkeitszertifikat uber gute linientreue politische Fuhrung vorgesehen das ein regionaler Prafekt ausstellen musste Jede Zeitung musste demnach einen klar gekennzeichneten Chefredakteur beziehungsweise Eigentumer haben Diese Funktionen konnten nur professionelle Journalisten ausfullen Dies zielte insbesondere auf die Offenlegung der Hintermanner oppositioneller Publikationen Daruber hinaus musste fur jedes Printmedium vor der Publikation die Erlaubnis des Staatsanwaltes am Corte d appello des jeweiligen Bezirkes eingeholt werden in dem es verlegt wurde Der Zustimmung dieser Staatsanwalte bedurfte zudem die Neubesetzung der Chefredakteurstellen Amicuccis Ideen konkurrierten mit einem Konzept von Kolonialminister Luigi Federzoni und Justizminister Aldo Oviglio das am selben Tag vorgestellt wurde Dieses sah hauptsachlich eine Revision und Neukoordination der bisher in diesem Bereich existenten Gesetzgebung vor Letztendlich erklarte sich Mussolini gewillt all die Abanderungen die dafur gedacht sind die Entwurfe der Regierungsvorlagen zu verbessern anzunehmen 1 Am 18 Dezember wurde zu diesem Zweck eine Parlamentskommission einberufen die den Auftrag hatte die Entwurfe zu prufen Amicucci war nicht Mitglied dieses Gremiums Bereits einige Wochen zuvor hatte er am 20 November 1924 einen Artikel mit der Uberschrift La rivoluzione in marcia veroffentlicht in dem er die Machtergreifung der Faschisten mit der franzosischen Revolution verglich und vehement die Schaffung faschistischer Gewerkschaftsverbande forderte Die faschistische Revolution ist die logische Konsequenz der franzosischen Revolution Es ist notwendig eine Organisation der Arbeiterschaft zu errichten durch die das Proletariat das sich heute gegenuber dem Burgertum beinahe in der gleichen Situation befindet wie die Bourgeoisen vor der Franzosischen Revolution gegenuber der Aristokratie waren zugunsten der Entwicklungen der Zivilisation hingegen imstande sei seinen Willen durchzusetzen und sich als neue lebendige und tatige Kraft in den Staat einzugliedern 2 Diese Kommission strich aus dem Ministerentwurf jene Textstellen uber von der Presse verubte Verbrechen heraus und integrierte Amicuccis Vorschlage des Registers und des stets auszuweisenden Chefredakteures Bei einer Vorstandstagung der FNSI auf der ein Meinungstrend innerhalb der Gewerkschaft festgestellt werden sollte stiess Oviglios Vorschlag am 10 Februar 1925 auf massive Kritik und wurde mit 38 Gegenstimmen abgelehnt Amicuccis sehr restriktive Idee des Registers schnitt hingegen besser ab sie erhielt bei 19 Zustimmungen lediglich 21 Ablehnungen Etwa drei Monate spater verfasste Amicucci zahlreiche Artikel in der Tageszeitung La Nazione in denen er um Unterstutzung fur neue faschistischen Regelungen warb die sich unter anderem gegen die Freimaurerei richteten Im Juni 1925 schlug er dann die Einfuhrung gesetzlichen Schutzes fur journalistische Dienstvertrage vor und legte den Vorschlag Justizminister Alfredo Rocco vor der umgehend die Ausarbeitung eines entsprechenden Gesetzentwurfes versprach Seine antidemokratische Haltung wurde besonders deutlich als er sich im November abermals in La Nazione fur die Kampagne zur Abschaffung von Senat und Abgeordnetenhaus und somit gegen Wahlen aussprach Das Gesetz bezuglich der Fusion von SNFG und FNSI sowie der Schaffung des Registers wurde schliesslich am 31 Dezember 1925 im Parlament verabschiedet Es entstand das Albo generale dei giornalisti professionisti Amicuccis Ziel des unfreiwilligen gewerkschaftlichen Zusammenschlusses wurde am 26 Mai 1926 erreicht als beide Vereinigungen zu Ungunsten der FNSI fusionierten Er selbst ausserte sich folgendermassen uber die Effizienz und die Funktionen der Vereinigung Die gewerkschaftliche Organisation die das Regime dem italienischen Journalismus verliehen hat muss sich als die festeste vollstandigste und vollkommenste unter ahnlichen Einrichtungen auf Weltniveau begreifen 3 Ab Dezember gleichen Jahres gehorte die Gewerkschaft zu einem neugegrundeten ubergeordneten Verband innerhalb der Confederazione nazionale dei sindacati fascisti und am 27 Februar 1927 ubernahm Amicucci ihren Vorsitz Unter seiner Fuhrung wurden elf regionale Gewerkschaftsverbande gegrundet die ihm alle direkt unterstanden Etwa einen Monat spater verfasste er fur die Zeitung Nazione einen hetzerisch formulierten Artikel in dem er die judische Bankiersfamilie Rothschild scharf attackierte Im Laufe des Jahres tagte der Gewerkschaftsvorstand in Venedig um ein Schema fur eine Regulierung des professionellen Journalismus zu erarbeiten Am 15 Oktober 1927 wurde Amicucci Chefredakteur einer neugegrundeten Gewerkschaftszeitung Knapp einen Monat spater sprach der Grosse Faschistische Rat der Presse am 16 November eine erzieherische Funktion 4 zu weswegen Leitungs und Fuhrungsposten nunmehr ausschliesslich mit vertrauensvollen Schwarzhemden 4 besetzt werden sollten Daraufhin schlug Amicucci vor die Bemuhungen der Mediengleichschaltung und die Entfernung unliebsamer Journalisten aus ihren Amtern zu intensivieren Am 28 November schickte er ein entsprechendes Telegramm an die Regionalsekretare der Gewerkschaft und forderte Informationen uber noch tatige antifaschistische Journalisten sodass er sie freistellen konne Ich bitte Sie Euer Wohlgeboren mir ein exaktes Verzeichnis der antifaschistischen Journalisten zu ubersenden die noch in den Zeitungen der Region verblieben sind und die man entfernen sollte in Folgsamkeit der Deklaration des Grossen Faschistischen Rates bezuglich der Probleme der Presse Ich wunsche dieses Verzeichnis nicht spater als den 5 Dezember kommende Woche zu erhalten 5 Noch im gleichen Monat beschloss der Grosse Faschistische Rat auf Druck Amicuccis die Absetzung der kritischen Chefredakteure Ugo Ojetti Corriere della Sera Cesarini Sforza Il Resto del Carlino und Giuseppe Colli La Stampa 6 Eine weitere wichtige Postenentscheidung fiel gegen Ende des Jahres als Amicucci am 17 Dezember 1927 zum Chefredakteur der auflagenstarken Gazzetta del Popolo in Turin ernannt wurde er behielt diesen Posten den er bis Dezember 1930 gemeinschaftlich mit Giulio De Benedetti innehatte langer als ein Jahrzehnt bis zum 7 November 1939 Konsolidierung des Einflusses Konflikte und Rucktritt vom Gewerkschaftsvorsitz Bearbeiten Da die Implementierung des Registers nur zogerlich voranging ordnete ein Corte d appello seine zwingende Verwendung an Fortan verwaltet von einem dem Justizministerium unterstellten Komitee trat es am 26 Februar 1928 in Kraft Am 5 Marz 1928 war Amicucci fur die Ausarbeitung spezieller journalistischer Arbeitsvertrage verantwortlich die auch einen Pensionsfonds vorsahen Eines seiner ambitioniertesten Projekte war die Eroffnung der Scuola di giornalismo fascista dt Faschistische Journalistenschule die seiner Vorstellung nach eine praxisnahe anspruchsvolle und ideologisch linientreue Ausbildung junger Journalisten gewahrleisten sollte Absolventen der Bildungseinrichtung sollten sich direkt in das Register eintragen lassen konnen auch ohne zuvor die eigentlich gesetzlich vorgeschriebenen Praktika absolviert zu haben Eine entsprechende Idee skizzierte er erstmals im Juli 1928 in einem Artikel in der vierteljahrlich erscheinenden Kulturzeitschrift Nuova Antologia Als Gewerkschaftsvorsitzender unterzeichnete Amicucci am 22 Februar 1929 einen Vertrag mit dem Wirtschaftsverband Associazione nazionale fascista editori der zum Ziel hatte ein Arbeitsamt eine Stellenvermittlung speziell fur den journalistischen Sektor zu schaffen Dies sah Amicucci als ein dem Faschismus unterworfenes politisches Instrument das die Summe der spirituellen und materiellen Werte des Staates zusammenfasst und es sich selbst zur klaren und definitiven Aufgabe macht die grossen nationalen und internationalen Probleme zu berichten und sie zu beleuchten und all die kleinen engstirnigen und unproduktiven Angelegenheiten meistert und aufhebt die den Weg des Volkes in Richtung seiner Bestimmung hemmen 4 Wenige Monate spater wurde er Mitglied der am 1 Mai gegrundeten Commissione superiore per la stampa dt Hochkommission fur die Presse unter dem Vorsitz von Mussolinis Bruder Arnaldo Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es ab Oktober 1929 auch bei den italienischen Journalisten zu massiven Lohnkurzungen Amicucci davon uberzeugt auch in schwierigen Zeiten Opfer fur das Gelingen der faschistischen Idee bringen zu mussen kommentierte die Situation lapidar mit den Worten Auch wir mussen unsere Pflicht tun mit dem Wissen dem Regime zu dienen und mit all unseren Kraften zu dem Feldzug beizutragen den der Duce begonnen hat 3 An der politikwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Perugia forderte er die Einrichtung von Lehrstuhlen fur die Geschichte des Journalismus sowie Presserecht ehe im November 1929 von ihm und Paolo Orano die Journalistenschule mit Sitz in Rom errichtet wurde Sie unterstand dem mittlerweile zum Innungs Minister aufgestiegenen Giuseppe Bottai Am 21 Januar 1930 erfolgte die offizielle Eroffnung Nach diesem Erfolg begann Amicuccis Stern jedoch zu sinken Er geriet vermehrt mit staatlichen und korporativen Institutionen in Konflikt So hatte er beispielsweise in seinem ideologischen Eifer die Gazzetta del Popolo mittlerweile auf einen ubermassig demagogischen Kurs gebracht 7 sodass Mussolini der eine Beeintrachtigung der Regierungsarbeit furchtete sich gezwungen sah einige Male personlich intervenieren Am 23 November 1930 wurde Amicucci erstmals zum Turiner Prafekten bestellt der massigend auf ihn einwirken sollte Das Treffen zeigte jedoch nur geringe Wirkung und am 6 Mai 1931 schickte der Duce ein neuerliches Telegramm an den Prafekten in dem er ihn zum Handeln aufforderte Sagen Sie Herrn Amicucci sagen Sie ihm im Wortlaut die Zeitung zu zugeln die bereits dazu neigt tagliche Geistlosigkeiten auf vielen ihrer Seiten zu veroffentlichen 7 Als Gewerkschaftsvorsitzender hatte er im weiteren Verlauf des Jahres 1931 eine Meinungsverschiedenheit mit Manlio Morgagni 1879 1943 dem Leiter der staatseigenen Nachrichtenagentur Agenzia Stefani Morgagni wollte das journalistische Arbeitsamt der Handelskammer unterstellen wohingegen Amicucci dafur pladierte dass es durch die Pressebetriebe selbst organisiert werden sollte Letztlich entschied Mussolini zugunsten Morgagnis Die Errichtung des Arbeitsamtes und des Pensionsfonds wurde schliesslich am 27 Juni 1931 auf dem dritten nationalen Journalistenkongress in Rom beschlossen was Amicucci folgendermassen kommentierte Der Duce kann auf den faschistischen Journalismus zahlen als ein so perfekt wie irgend mogliches Instrument der Revolution 4 Noch im selben Jahr sah er sich dann auch verstrickt in Auseinandersetzungen mit den Verlegern bezuglich der Erneuerung der Journalistenvertrage von 1928 und einer neuen Gesetzgebung nach der Presseorgane gezwungen werden sollten zukunftig ausschliesslich Absolventen der Journalistenschule einzustellen Die Vertrage wurden im Februar 1932 geschlossen und man gestand den Medien dabei doch einige Freiheiten in der Personalpolitik zu Aufgrund der zahlreichen Meinungsverschiedenheiten trat Amicucci am 5 Dezember 1932 als Gewerkschaftsvorsitzender zuruck Der Personalwechsel kann auch damit in Verbindung gestanden haben dass Mussolini in jenen Jahren zahlreiche faschistische Fuhrungspositionen neu besetzte Zudem sank sein Interesse an den Vordenkern des Korporatismus und solchen Personen die den Faschismus nach wie vor als notwendiges Mittel ansahen um einen radikalen Wechsel in den existierenden wirtschaftlichen und sozialen Strukturen zu implementieren so wie Amicucci es tat 8 Die zweite faschistische Dekade Bearbeiten Amicuccis Projekt der Journalistenschule war nur kurzlebig Auf Geheiss des neuen Gewerkschaftsvorsitzenden Aldo Valores stellte sie zum 23 Juni 1933 ihren Betrieb ein Dennoch hatte Amicucci mit ihr ein Vorbild fur zahlreiche ahnliche Einrichtungen in vielen Staaten geschaffen So wurde beispielsweise auch die deutsche Reichspresseschule die zwischen 1935 und 1939 750 Studenten absolvierten unter dem Eindruck der italienischen Idee gegrundet nbsp Amicucci im Gesprach mit Prinz Viktor Emanuel von Savoyen Aosta April 1942 In den 1930er Jahren trat bei Amicucci eine gewisse Amterhaufung zutage Er fungierte zehn Jahre lang als Prasident des am 25 Marz 1926 geschaffenen Istituto di previdenza dei giornalisti amtierte als Vizeprasident der am 5 Februar 1934 ins Leben gerufenen Corporazione carta e stampa war einer der Initiatoren der am 13 Juni 1935 erfolgten Grundung der Ente nazionale per la cellulosa e la carta ENCC und wurde am 13 September 1938 neben Filippo Tommaso Marinetti Alessandro Pavolini und anderen als Mitglied in die Commissione per la bonifica libraria berufen Daruber hinaus war die mediale Landschaft im Italien der 1930er Jahre gekennzeichnet durch einen Konflikt zwischen den Turiner und den Mailander Zeitungen bezuglich der Art und Weise der Weiterentwicklung des ideologischen Angriffsjournalismus Anfang November 1939 trat Amicucci als Chefredakteur der Gazzetta del Popolo die unter seiner langjahrigen Agide zur zweitwichtigsten Tageszeitung des Landes nach dem Corriere della Sera aufgestiegen war zuruck um ohne Interessenskonflikte und Doppelbelastungen als Unterstaatssekretar ins Innungs Ministerium wechseln zu konnen Sein Nachfolger wurde Eugenio Bertuetti Zwei Tage nach dem Sturz Mussolinis erfolgte am 27 Juli 1943 die Neugrundung der Federazione nazionale stampa Italiana FNSI Unmittelbar nach Grundung der kurzlebigen italienischen Sozialrepublik wurde Amicucci am 27 September 1943 vom Ministerrat it Consiglio dei ministri dem hochsten Staatsorgan zum Chefredakteur des in Mailand verlegten Corriere della Sera ernannt Er trat das Amt am 5 Oktober an Die Verlegung der Zeitung war wahrend der politischen Umbruche im Sommer zwischenzeitlich ausgesetzt worden Insbesondere Karl Wolff SS und Polizeifuhrer in Italien hatte auf eine Wiederaufnahme des Drucks gedrungen Unterstutzt wurde er in dieser Forderung von Roberto Farinacci sowie dem Mailander Prafekten Piero Parini 1894 1993 Zahlreiche Journalisten hatten die Redaktion und Mailand jedoch mittlerweile verlassen Wer sich nicht zuruckmeldete sollte verhaftet und strafrechtlich verfolgt werden Zu diesem Zweck wies der Provinzprafekt Oscar Uccelli am 25 Oktober 1943 Amicucci an die entsprechenden Redaktionsverzeichnisse mit ihren Adressen auszuhandigen Dem Chefredakteur waren entsprechende Unterlagen jedoch unbekannt Im Gegenteil half er beispielsweise dem Journalisten Arturo Lanocita sogar dessen Haftbefehl zu widerrufen Lanocita gelang anschliessend die Flucht in die Schweiz 9 Insgesamt wirkten 16 fruhere Redakteure nicht mehr an der Neuauflage des Corriere mit unter ihnen Indro Montanelli Zu jenen die ihre Arbeit hingegen wieder aufnahmen zahlte Dino Buzzati Zum Januar 1944 stellte Amicucci Luigi Romersa als Kriegsberichterstatter ein Die tagtagliche Organisation des journalistischen Betriebes gestaltete sich wegen der zunehmenden wirtschaftlichen Probleme schwierig Zeitweise erschien die Zeitung mit nur wenigen Seiten Gleichwohl erreichte man eine Auflage von annahernd 900 000 Exemplaren Mit dieser Reichweite und Amicuccis ideologisch linientreuer Ausrichtung entwickelte sich der Corriere della Sera rasch zum inoffiziellen Organ der Regierung Dass auch ein Artikel von Giovanni Gentile veroffentlicht wurde verargerte die faschistischen Hardliner allerdings Die enge Verflechtung zur Fuhrungselite wird auch dadurch offenbar dass Mussolini unter dem Pseudonym Il Giramondo selbst Beitrage fur den Corriere verfasste Dies waren zunachst politisch ausserst heterodoxe Artikel in denen er die sozialistischen Wurzeln des Faschismus hervorhob Am 13 Marz 1944 ausserte Amicucci in einem Bericht an den Prafekten Parini seine Ratlosigkeit bezuglich der Artikelinhalte 9 In einer weiteren Artikelserie zwischen dem 24 Juni und Juli 1944 stellte Mussolini besondere Glanzpunkte und Leistungen des italienischen Staates der vergangenen zwei Jahrzehnte heraus Ursprunglich hatte er den Titel Storia non romanzata dall ottobre 1942 al settembre 1943 im Sinn doch Amicucci uberzeugte ihn vom kurzeren und griffigeren Vorschlag Storia di un anno Die Beitrage sammelte man in einem Buch das den Lesern am 10 August 1944 unter dem Titel Il tempo del bastone e della carota Storia di un anno Ottobre 1942 Settembre 1943 als Beilage zur Zeitung hinzugegeben wurde Ermanno Amicucci blieb bis zum Ende der italienischen Sozialrepublik am 25 April 1945 als Chefredakteur des Corriere della Sera tatig Strafverfolgung und berufliches Wirken nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Nach der Kapitulation der Sozialrepublik und dem damit verbundenen endgultigen Ende der faschistischen Herrschaft stiess Amicucci zunachst in Como zu einem Fluchtkonvoi der Parteielite wurde aber wenig spater verhaftet Wahrend des Prozesses vor dem Assisenhof in Mailand behauptete Amicucci wiederholt er habe immer an die Deutschen geglaubt und daran die Interessen des Heimatlandes mit jenen Hitlerdeutschlands und Mussolinis gleichgesetzt zu haben 9 Am 30 Mai 1945 verurteile man ihn wegen Kollaboration mit den Nationalsozialisten also mit dem Feind aus Sicht der neuen Machthaber zum Tode Das Urteil sollte durch ein Erschiessungskommando vollstreckt werden Eine Sonderkammer des romischen Corte Suprema di Cassazione revidierte die Entscheidung jedoch am 18 Juni 1945 aufgrund mangelhafter Begrundung mancanza di motivazione 10 Zwischen dem 11 und dem 25 September gleichen Jahres kam es daher am ausserordentlichen Assisenhof in Brescia zu einer Neuauflage der Verhandlung Wahrend Staatsanwalt Castellano eine Haftstrafe von lediglich 24 Jahren forderte sah das Gericht dieses Mal zwar von der Todesstrafe ab verurteilte den Angeklagten aber zu 30 jahrigem Freiheitsentzug nbsp Ein Interview mit Ante Pavelic war Amicuccis letztes journalistisches Ausrufezeichen Im Rahmen der am 22 Juni 1946 von Justizminister Palmiro Togliatti veranlassten weitreichenden Amnestie mit der man zahlreiche Verbrechen wahrend der faschistischen Diktatur unter Straffreiheit stellte wurde auch Amicucci am 26 Februar 1947 vorzeitig aus der Haft entlassen Als Begrundung wurde die sparliche Anzahl publizierter Artikel und ihre gemassigte Intention angegeben 10 Derweil hatten die Hochkommission fur die Sauberung it Alto Commissariato per l epurazione sowie die Polizeidirektion in L Aquila den hohen und kostspieligen Lebensstil regime di vita elevato e dispendioso der Familie Amicucci die uber Immobilien und Grundstucke in Rom und in der Toskana verfugte einer naheren Betrachtung unterzogen 10 Die Untersuchungen blieben jedoch folgenlos Seine faschistische Gesinnung legte Amicucci allerdings auch in der neuen Demokratie nicht ab Er schloss sich dem neofaschistischen Movimento Sociale Italiano an konnte seine journalistische Tatigkeit wieder aufnehmen und arbeitete beispielsweise als Sonderkorrespondent aus Argentinien wohin er kurzzeitig emigriert war fur die romische Il Tempo und die neapolitanische Tempo illustrato Zur Jahreswende 1949 1950 machte Amicucci noch einmal auf sich aufmerksam Wahrend eines Fluges uber den Atlantik erkannte er im Flugzeug in der Sitzreihe hinter sich Ante Pavelic der wahrend des Nationalsozialismus Diktator des Unabhangigen Staats Kroatien gewesen war Dieser galt seit Kriegsende als untergetaucht es gab auch Vermutungen Josip Broz Tito hatte ihn ermorden lassen Amicucci erhielt ein mehrstundiges Interview das Il Tempo im Februar 1950 veroffentlichte 11 Politische Laufbahn Bearbeiten Nachdem er sich der faschistischen Bewegung angeschlossen hatte wurde Amicucci bei den Parlamentswahlen am 6 April 1924 uber die Lista Nazionale die Sammelliste der Partito Nazionale Fascista die neben Faschisten auch Liberale Katholiken Konservative und Nationalisten umfasste als Abgeordneter in die Camera dei deputati del Regno d Italia das Abgeordnetenhaus neben dem Senato del Regno eine der beiden Kammern der Legislative des Konigreiches Italien gewahlt Er behielt seinen Sitz uber einen Zeitraum von vier Wahlperioden bis zum 2 August 1943 dem vorlaufigen Ende der Herrschaft Mussolinis Anzumerken ist dabei dass die Wahlen 1929 1934 und 1939 keinen demokratischen Charakter mehr besassen und das Abgeordnetenhaus vor der Wahl 1939 in die so genannte Kammer der Verbande und Innungen it Camera dei Fasci e delle Corporazioni umgewandelt wurde Umgehend nach seinem Einzug in das Abgeordnetenhaus versuchte er Vorschriften auszuarbeiten die die Presselandschaft tiefgreifend regulieren sollten Seine Kampagne intensivierte sich nach der beruhmten Rede Mussolinis am 3 Januar 1925 bezuglich der Ermordung Giacomo Matteottis worauf das faschistische Regime endgultig zu einer Diktatur wurde Zwischen dem 1 Mai 1929 und dem 19 Januar 1934 fungierte Amicucci als Sekretar der Wahlprufungskommission it Giunta delle elezioni und vom 2 Mai 1934 bis zum 2 Marz 1939 war er Mitglied der Kommission zur Prufung der Bilanzen und der Rechenschaftsberichte it Commissione per l esame dei bilanci e dei rendiconti consuntivi Im Sommer 1938 gehorte Amicucci zu den Unterzeichnern des am 14 Juli in der romischen Tageszeitung Il Giornale d Italia abgedruckten Manifesto della razza dt Manifest der Rasse um eine rasche Verabschiedung der Leggi razziali fasciste dt Faschistische Rassengesetze zu unterstutzen Diese antisemitisch ausgerichteten Gesetze verdeutlichten den Einfluss Hitlers auf Mussolini seit Italien als Bundnispartner der Achse Berlin Rom beigetreten war Juden verloren durch die Gesetze ihre italienische Staatsangehorigkeit und demzufolge ihre Anstellung in staatlichen Arbeitsstellen sowie den meisten anderen Berufen ahnlich wie Juden in Deutschland durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Die Leggi razziali fasciste wurden schliesslich im November gleichen Jahres beschlossen 1939 war Amicucci Nationalrat it Consigliere nazionale der Camera dei Fasci e delle Corporazioni und amtierte zwischen dem 4 November 1939 und dem 25 Juli 1943 als Unterstaatssekretar im Innungs Ministerium it Ministero delle Corporazioni Auszeichnungen Bearbeiten1918 Kriegsverdienstkreuz 1929 Ehrendoktor der Universitat Perugia 1939 Literaturpreis der Stadt Cervia fur Nizza e l ItaliaPublikationen BearbeitenMit Francesco Trombadori Ill Piccolo mondo dannunziano Enrico Voghera Editore Rom 1914 Nizza e l Italia Arnoldo Mondadori Editore Mailand 1939 I 600 giorni di Mussolini Editrice Faro Rom 1948 Literatur BearbeitenEugenio Gallavotti La scuola fascista di giornalismo 1930 1933 SugarCo Edizioni Mailand 1982 Mauro Forno Fascismo e informazione Ermano Amicucci e la rivoluzione giornalistica incompiuta 1922 1945 Edizioni dell Orso Alessandria 2003 ISBN 978 8 876 94718 6 S Durante Fascism and information Ermanno Amicucci and the unfinished journalistic revolution In Archivio Storico Italiano Vol 163 606 2005 Seiten 832 833 La parabola di un giornalista Ermanno Amicucci e la fascistizzazione della stampa italiana In Franco Salvatori Hrsg Tagliacozzo e la Marsica dall Unita alla nascita della Repubblica Aspetti di vita artistica civile e religiosa Seminario di ricerca Tagungsband Abilgraph Rom 2006 Seiten 53 72 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ermanno Amicucci Sammlung von Bildern Ermanno Amicucci auf Camera dei Deputati Portale storico italienisch Amicucci Ermanno In Enciclopedia on line Istituto della Enciclopedia Italiana Rom Abgerufen am 12 November 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Mirko Riazzoli Ermanno Amicucci Memento vom 8 Oktober 2016 im Internet Archive Seite 1 Abgerufen auf alterhistory altervista org am 9 Oktober 2016 Emma Moriconi Ermanno Amicucci La rivoluzione in marcia Auf ilgiornaleditalia org Internet Zeitung Il Giornale d Italia am 18 Dezember 2013 Abgerufen am 9 Oktober 2016 a b Giancarlo Bo La storia del Sindacato veneto Memento vom 10 Oktober 2016 im Internet Archive Abgerufen auf sindacatogiornalistiveneto it am 9 Oktober 2016 a b c d Mirko Riazzoli Ermanno Amicucci Memento vom 8 Oktober 2016 im Internet Archive Seite 2 Abgerufen auf alterhistory altervista org am 9 Oktober 2016 Mauro Forno La stampa del ventennio Strutture e trasformazioni nello stato totalitario Rubbettino Editore Soveria Mannelli 2005 ISBN 978 8 84981 227 5 Seiten 87 88 Vincenzo Pinto Fascismo e informazione Intorno alla recente biografia politica di Ermanno Amicucci In L Acropoli Vol 6 3 2005 Seiten 341 344 a b Mirko Riazzoli Ermanno Amicucci Memento vom 8 Oktober 2016 im Internet Archive Seite 3 Abgerufen auf alterhistory altervista org am 9 Oktober 2016 Mauro Forno Aspetti dell esperienza totalitaria fascista Limiti e contraddizioni nella gestione del Quarto potere In Studi Storici Vol 47 3 2006 Seiten 781 817 a b c Mirko Riazzoli Ermanno Amicucci Memento vom 8 Oktober 2016 im Internet Archive Seite 4 Abgerufen auf alterhistory altervista org am 9 Oktober 2016 a b c Mirko Riazzoli Ermanno Amicucci Memento vom 8 Oktober 2016 im Internet Archive Seite 5 Abgerufen auf alterhistory altervista org am 9 Oktober 2016 Erkannt In Der Spiegel Ausgabe 8 1950 23 Februar 1950 Seite 16 Abgerufen auf spiegel de Spiegel Online am 9 Oktober 2016 Normdaten Person GND 119305984 lobid OGND AKS LCCN no2003076116 VIAF 25409558 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Amicucci ErmannoKURZBESCHREIBUNG italienischer Journalist und Politiker Mitglied der cameraGEBURTSDATUM 5 Januar 1890GEBURTSORT TagliacozzoSTERBEDATUM 20 September 1955STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ermanno Amicucci amp oldid 232737000