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Der Elisabethbrunnen von Schrock Schrocker Brunnen ist eine Quellfassung aus dem spaten 16 Jahrhundert in Marburg in Hessen ElisabethbrunnenGesamtanlageQuelle Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Quelle 3 Vorgeschichte 4 Quellfassung 4 1 Bauwerk 4 2 Inschriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenGeografische Lage BearbeitenBenannt ist der Brunnen nach der heiligen Elisabeth und dem Ort Schrock der seit der Eingemeindung 1974 einen Stadtteil von Marburg bildet Tatsachlich aber befindet er sich in der Gemarkung des ebenfalls 1974 eingemeindeten Marburger Stadtteils Cappel Er liegt am Elisabethpfad einem Teil des Jakobswegs Quelle BearbeitenDie Quelle war wohl schon in urgeschichtlicher Zeit von Bedeutung da sich in der Nahe zwei Strassen kreuzen 1 2 Sie entspringt ein Stuck hinter dem sichtbaren Gebaude zwischen machtigen Sandsteinblocken Die Elisabethquelle ist eine Schichtquelle die an die stratigrafische Grenze zwischen dem Unteren und Mittleren Buntsandstein gebunden ist 3 Das Wasser wird in einer mit Ton ausgestrichenen Mulde hinter der Ruckwand der Brunnenstube gesammelt und uber ein Bronzerohr zum Ausfluss im Brunnenhaus geleitet Etwa 60 m sudlich des Elisabethbrunnens befindet sich der Quelllinie folgend eine zweite Quelle 2 Die heutige Benennung der Quelle nach der Heiligen Elisabeth erfolgte aber erst als die Quelle gegen Mitte des 16 Jahrhunderts mit der heutigen Fassung versehen wurde 4 Das Quellwasser galt fruher als Heilwasser 2 Hydrochemische Analysen aus dem Jahr 2014 ergaben jedoch dass durch die erhohten Mineralgehalte die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung fur einzelne Parameter uberschritten werden und somit das Quellwasser nicht als Trinkwasser ausgewiesen werden kann 5 Anm 1 Seither empfiehlt die Stadt Marburg das Wasser nicht zu trinken 5 Vorgeschichte BearbeitenIm 13 Jahrhundert soll die spater heiliggesprochene Elisabeth von Thuringen die ihren Witwensitz in Marburg hatte oft hierhergekommen sein Auf dem Berg hinter der Quelle bestanden bis zur Reformation eine Einsiedelei 1 und die Kreuzkapelle eine Wallfahrtskapelle die ebenfalls von der heiligen Elisabeth errichtet worden sein sollen 2 Im Zuge der Reformation wurde dieser dem Romisch Katholischen verbundene Ort auf Anordnung des Landgrafen Philipp des Grossmutigen 1527 28 abgerissen 4 Die Grundmauern der Kapelle wurden 1925 freigelegt 1 Quellfassung BearbeitenBauwerk Bearbeiten Die heutige Quellfassung stammt aus dem Jahr 1596 Sie wurde im Auftrag von Landgraf Ludwig IV von Hessen Marburg einem Nachfahren der heiligen Elisabeth von Eberhard Baldewein errichtet Mit diesem Bauwerk sollte der Verlust der Gedenkstatte an die Ahnin der durch den Abriss der Kapelle eingetreten war ausgeglichen werden ohne dass hier an ihre Rolle als romisch katholische Heilige erinnert wird Es wurde eine sakulare Gedenkstatte geschaffen Die Quellfassung besteht aus einer monumentalen zweigeschossigen Sandsteinfassade im Stil der Renaissance nach dem antiken Vorbild eines Brunnentempels Im Erdgeschoss befindet sich der zentral angeordnete von einem Rundbogen bekronte Eingang zur Brunnenstube links und rechts begleitet von je einem Paar dorischer Saulen auf diamantierten Sockeln Die dazwischenliegenden Nischen sind leer Das Obergeschoss steht auf einem ornamentierten Architrav Das obere Geschoss wird durch drei paarig gestellte kannelierte ionische Saulen gegliedert Nach oben schliesst das Bauwerk mit einem flachen Dreieckgiebel Den Giebel zieren die Wappen des Landgrafen Ludwig IV und seiner beiden Gemahlinnen Hedwig von Wurttemberg und Maria von Mansfeld Hinterort Uber dem Ober und Untergeschoss sind die Wappen der Rate des Landgrafen angebracht Die Brunnenstube ist mit einem Tonnengewolbe abgeschlossen und weist steinerne Sitzbanke zu beiden Seiten auf 2013 wurden der Brunnen und sein Umfeld nach historischem Vorbild saniert Dazu wurde das Gelande leicht modelliert und auch die ursprunglich bestehende Sicht ins Amoneburger Becken und zur Amoneburg wiederhergestellt indem entsprechend Bewuchs entfernt wurde Im Umfeld wurden der Bachlauf neu gefasst und Pflanzungen vorgenommen Die Neugestaltung und Aufwertung des Kulturdenkmals war ein Gemeinschaftsprojekt der Verwaltung der Staatlichen Schlosser und Garten Hessen zu deren Bestand die Anlage gehort von Hessen Forst der den umliegenden Wald bewirtschaftet und der Stadt Marburg die Eigentumerin der Zufahrt und eines Teils der Flache zwischen Brunnenvorplatz und benachbarter Landesstrasse ist Die Arbeiten kosteten knapp 100 000 Euro 6 Die Anlage ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetzes 7 Sie wird seit Jahrzehnten von der Schrocker Kolpingsfamilie gepflegt Inschriften Bearbeiten Das Brunnengebaude tragt ein lateinischsprachiges Gedicht als Inschrift Sie beginnt mit der oberen linken Schrifttafel Dort werden die Natur und der Brunnen gepriesen In der Fortsetzung rechts werden die Heilige Elisabeth und die Landgrafen verherrlicht Eine weitere Inschrift befindet sich auf einer Steintafel oberhalb der Brunnenmundung Die Inschrift lautet mit Ubersetzung nach Karl Wilhelm Justi 8 Si viator quis sim quidve portem quaeris Fons sum divae Elisabethae Terram matrem grato rigans fluxu Qua fagi quercus arbusta fruges Et omne genus herbaceum provenit His cervi et ferae refectae de meis bibunt Aquis His volucres recreatae sitim ex Me leniunt Sed quid inde sentio commodi Grata omnia Quid enim specioso praedictorum aspectu pulchrius Quid hac umbra gratius quid aeris Ista temperie suavius quid denique volucrum Concentu iucundius Haec omnia praeclaro gratitudinis exemplo mihi cernis tribui Addo ego liquoris praestantiam Et blandos aquarum susurros Itaque unus ex praecipuis dicor Hassiae fontibus At quid amplius Me fruitur omnis Hassiacae terrae gens Non plebeia tantum sed quaecunque E regum principum comitum nobilium Et claritate excellentium prodit prosapia Ex hac olim diva Elisabetha Ung Reg filia Landgravii Ludovici coniux in pauperes munifica In quosvis clemens humilis et patiens Devotis ad Deum precibus ardens Ad me venit saepius Deoque naturae et mihi grata Sacellum iuxta me posuit Meque primum simplici structura Ut aevi istius ferebant mores exornavit Nomenque indiditElisabethicum Post inter plurimos illustres huius posteros Illustr et potentiss Princeps Ludovicus Magni istius Philippi Hessorum Macedonis filius Natalem cum suis proceribus Hilari fronte subinde celebrans Meis fruitur amoenitatibus Et ostiolo ob horum memoriam avito Exemplo urnam et solidum saxum Ordine Dorico et Ionico elaboratum Anno Christi CIↃ IↃ XCVI F F Haveto itaque lector et si meis et tu vis frui Commodis ad suppositas leges te componito Purus esto nec me sermonibus obscoenis corpore Aut opere polluito aut turbato saxum aream structuramve Meam ne laedito aestum si urget hic Vitato sitim extinguito et lavato murmure et Susurro reliquisque amoenitatibus fruitor Deumque authorem meum celebrato Forschest Wanderer du wer ich sey und was ich trage Ich bin der heiligen Elisabeth Quell Mit milder Fluth trankend mein Mutterland Welchem Buchen Eichen Fruchtbaume Getraide Und zahllosse Krautergeschlechter entsteigen Dadurch erquickt trinken Hirsch und Wild von meinem Wasser Dadurch gestarkt loschen Vogel aus mir ihren Durst Doch was geniess ich dessen fur Vortheil Der Lieblichkeiten Fulle Denn was ist schoner wohl als jenes Anblicks Herrlichkeit Was behaglicher als diese Schattung Was wonniger als diese Luftmilde Was endlich susser als der Vogel Wettgesang Dies alles sieh bringt des Dankes preiswurdiges Muster mir dar Diesem fug ich bei des Wassers Kostlichkeit Und schmeichelndes Wellengeriesel Darum preis t man mich als eine der ersten von Hessens Quellen Allein was noch mehr Mich geniesset jeder Bewohner Hessenlandes Nicht niederes Volk allein sondern jeder Sprosse aus koniglichem furstlichem graflichem adelichem Geschlechte Und die in hohem Ruhme stralen Unter diesen kam vormals ofter zu mir Die heilige Elisabeth Ungarns Konigs Tochter Landgraf Ludwig s Ehgemahl mildthatig gegen die Armen Gutig gegen Alle demuthig und duldend Gluhend von inbrunstigem Gebet zu Gott Und dankend Gott der Natur und mir Erbaute sie neben mich ein Andachtshauschen Schmuckte mich zuerst nach ihrer Zeiten Sitte Mit schlichtem Bau und nannte mich Elisabeth Born Unter vielen ihrer glorreichen Entstammten Hat nachmals der erlauchte und machtige Furst Ludwig Jenes grossen Philipp s des Hessen Mazedoniers Sohn Hier seinen Geburtstag mit seinen Edlen Heiteren Antlitzes oft gefeiert Geniessend meiner Anmuth Und dessen zum Gedachtniss der Ahnmutter lobsamer Weise treu An meine Mundung ein Steinbecken und festes Gebaude Nach dorischer und jonischer Saulenart errichten lassen Im Jahr Christi 1596 Gehab dich wohl o Leser und willst auch du Meine Behaglichkeit schmecken So fuge dich nachstehenden Gesetzen Sey rein entweih und trub mich nicht Durch Schandwort Korper oder That Und mein Gestein und meinen Hallenbau verletze nicht Wenn Gluth dich plagt so fleuch hierher Lisch deinen Durst und wasche dich Geniess des murmelnden Gerausches und der Anmuth mannigfalt Und preise meinen Schopfergott Literatur BearbeitenDehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 4220 3092 3 S 828 f Gabriele Dolff Bonekamper Die Entdeckung des Mittelalters Studien zur Geschichte der Denkmalerfassung und des Denkmalschutzes in Hessen Kassel bzw Kurhessen im 18 und 19 Jahrhundert Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte Band 61 Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt und der Historischen Kommission fur Hessen Darmstadt Marburg 1985 ISBN 3 88443 149 8 S 83 94 Karl Wilhelm Justi Der Elisabeth Brunnen bey Schrock unweit Marburg In Hessische Denkwurdigkeiten 1805 1 S 1 17 auf dem Titelblatt ein Kupferstich von Conrad Westermayr nach einer Zeichnung von Joseph Friedrich Engelschall https haab digital klassik stiftung de viewer image 1297105087 236 LOG 0014 Ad Fontes Manfred Schubert Elisabethbrunnen ist wieder sichtbar In Oberhessische Presse vom 16 April 2013 1 2 Vorlage Toter Link www op marburg de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juli 2023 Suche in Webarchiven Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Annekathrin Sitte Koster Stadt Marburg II Stadterweiterungen und Stadtteile Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Darmstadt 2013 ISBN 3 8062 2884 1 S 655 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Elisabethbrunnen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizieller Internetauftritt der Staatlichen Schlosser und Garten Hessen Erwin Sturm 400 Jahre Elisabethbrunnen bei Schrock Eine geschichtstrachtige Statte In Buchenblatter Nr 15 vom 2 Juli 1996 S 60 1 2 Vorlage Toter Link www credobox de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juli 2023 Suche in Webarchiven Quellenatlas Marburg Schrock Schrocker Brunnen Elisabethbrunnen Angaben bei der Online Datenbank Quellenatlas euEinzelnachweise Bearbeiten a b c Sturm 400 Jahre a b c d Quellenatlas Marburg Schrock Carl Walter Kockel Schiefergebirge und Hessische Senke um Marburg Lahn Sammlung geologischer Fuhrer Band 37 Borntraeger Berlin 1958 S 128 a b Dehio Handbuch S 829 a b NN Kein Trinkwasser aus dem Elisabethbrunnen in Schrock Memento vom 7 Marz 2015 im Webarchiv archive today Presseinformation der Stadt Marburg vom 15 Januar 2014 abgerufen am 18 April 2015 Schubert Elisabethbrunnen Sitte Koster Stadt Marburg S 656 Karl Wilhelm Justi Elisabeth die Heilige Landgrafin von Thuringen und Hessen 2 Auflage Christian Garthe Marburg 1835 S 266ff Anmerkungen Bearbeiten So ergibt eine Gegenuberstellung der maximal zulassigen Werte nach Trinkwasserverordnung TVO zu den gemessenen Werten folgendes Erhoht sind die Werte fur Aluminium zulassig 0 2 mg l gemessen 1 3 mg l Mangan zulassig 0 2 mg l gemessen 0 91 mg l und Coliforme Bakterien zulassig 0 je 100 ml nachgewiesen 2 je 100 ml Daruber hinaus weicht der zulassige pH Wert von 6 5 9 5 mit 4 7 von den Vorgaben ab 50 791391 8 815959 Koordinaten 50 47 29 N 8 48 57 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabethbrunnen Schrock amp oldid 235660420