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Egestorffshall war der Name einer Solequelle mit Saline 1 und einer angeschlossenen chemischen Fabrik zur Gewinnung von Kochsalz und anderen Chemikalien bei Hannover 2 Die Saline ist nach ihrem Eigentumer Georg Egestorff benannt worden dessen erstes eigenes Unternehmen sie darstellte 3 4 Er selbst stieg bald zum grossten und erfolgreichsten Unternehmer im Konigreich Hannover auf 2 Um 1835 Die Saline Egestorffshall mit dem Gradierwerk auf Salzwiesen Im Hintergrund der Lindener Berg mit der Windmuhle und dem 1825 von Georg Ludwig Friedrich Laves fur Johann Egestorff erbauten Berggasthaus Gouache als Faksimile aus dem Hannover ArchivDie Quelle wurde drei Mal entdeckt und es dauerte uber drei Jahrhunderte von der ersten schriftlichen Uberlieferung bis das seit dem Mittelalter durch die Stadt Luneburg bestehende Salzmonopol in Norddeutschland zu Beginn der Industrialisierung durch die Saline Egestorffshall gebrochen wurde 1 Der Standort des rasch zum zweitgrossten Salzproduzenten im Deutschen Reich aufgestiegenen Unternehmens lag westlich der heutigen Guterumgehungsbahn zwischen dem Soltekamp und der Fosse im hannoverschen Stadtteil Badenstedt 5 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sonstiges 3 Medienecho Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise 7 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie alteste erhaltene schriftliche Uberlieferung von der Entdeckung der Solequelle stammt aus dem Jahr 1639 in der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges blieb aber lange unbeachtet Erst 139 Jahre spater zur Zeit des Kurfurstentums Hannover wurde die Salzquelle ein zweites Mal entdeckt als der in Herrenhausen arbeitende Garteninspektor 1 Apotheker und Hofbotaniker Friedrich Ehrhart neben weiteren Mineralquellen 1778 auch die Salzquellen von Badenstedt 6 entdeckte Er fand dabei die Badenstedter Salzpflanzen und schloss daraus dass dort eine Solequelle sein musse 1 Daruber druckte das Hannoverische Magazin am 22 November 1722 einen Artikel unter der Uberschrift Anzeige von einigen den Hannover befindlichen Salzquellen Doch der Zeitungsartikel fand seinerzeit nur wenig Beachtung 3 und geriet bald wieder in Vergessenheit 1 Anfang der 1830er Jahre noch vor dem Beginn der Industrialisierung im Konigreich las Georg Egestorff der Sohn des legendaren Kalkjohanns 1 Johann Egestorff 7 eines Tages von den Badenstedter Salzpflanzen Auf seinen eigenen Erkundungen am beschriebenen Ort 1 erzahlte ihm der dortige Ortsschafer von Wassertumpeln mit Salzgeschmack und auch manche Bauern des Dorfes klagten dass auf dem salzhaltigen Ackerboden die angebauten Pflanzen nur kummerlich wuchsen 3 Georg Egestorff wiederum beschrieb einen schneeahnlichen Anflug von salzigem Geschmacke 1 Johann Egestorff stand einer kommerziellen Ausbeutung der Sole anfangs ablehnend gegenuber doch eine chemische Analyse erbrachte dass sehr brauchbares reines und starkes Kochsalz zu gewinnen war 1 Gegen den Willen seines Vaters Johann lieh sich Georg Egestorff fremdes Geld 2 und schloss am 12 Juli 1831 mit der Gemeinde Badenstedt einen Vertrag durch den er auf jedem beliebigen Grundstuck Proben entnehmen durfte um falls Salzvorkommen gefunden werden sollten dort eine Salinenanlage zu errichten Dem Grundbesitzer sollte dann dafur eine Pacht gezahlt werden ausserdem sollte die Gemeinde sechzig Himten Salz zur Verteilung auf die ortlichen Bauern nach einem bestimmten Verteilungsschlussel erhalten 3 Egestorff begann unverzuglich 1 mit den Bohrungen und stiess noch im November 1831 in 116 Fuss Tiefe auf eine schwache Salzlosung Daruber 3 liess er eine Saline zur Salzgewinnung errichten 1 etwa an der Stelle des heutigen Turnvereins Badenstedt von 1891 3 Rund 15 000 Taler musste Egestorff anfangs investieren bevor er erstmals nach funf bis sechs Jahren durch Tiefbohrungen genugend gesattigte Sole zu seinem Gradierwerk hochpumpen konnte Nun erst konnte die Sole nachdem sie uber die Reisigbundel gerieselt war und durch die Wasserverdunstung einen noch hoheren chemischen Sattigungsgrad erreichte gewinnbringend verkauft werden 1 Aus der Zeit um 1835 hat ein unbekannter Maler eine Gouache aus der Anfangszeit der Saline Egestorffshall uberliefert Sie zeigt das erst wenige Jahre alte Gradierwerk und ein kleines Siedehaus mit hohem Schornstein Vor den Fachwerkanbauten und zwei kleinen Pumpwerken in einem ansonsten unbebauten Gebiet ist eine bespannte Pferdekutsche zu sehen Uber die wiesenartigen Grunflachen fuhrt nur ein schmaler Trampelpfad fur Wanderer zum Lindener Berg im Hintergrund auf dem die Windmuhle zu sehen ist sowie das von dem Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves 1 ab 1825 fur Johann Egestorff erbaute 8 Berggasthaus das spater dem Wasserhochbehalter weichen musste 9 Ebenfalls noch 1835 lag die Salzausbeute bei lediglich 165 Tonnen Erst mit einer weiteren Tiefbohrung stiess Egestorf 1838 endlich auf eine hochkonzentrierte Salzlosung wodurch das Gradierwerk entfallen konnte der geringere Energieverbrauch fur das Salzsieden das Werk endlich profitabel machte und noch im selben Jahr eine Gesamtproduktion von 1000 Tonnen erreicht werden konnte 3 Bereits um 1840 fuhrte ein eigenstandiger Zufahrtsweg zur Saline Egestorffshall der jedoch erst 1909 seinen heutigen Namen Am Soltekamp nach dem Flurnamen des uberquerten Gebietes erhielt 10 1850 produzierte die Egestorffsche Firma mit acht Siedepfannen rund 6 600 Tonnen Siedesalz 5 Anm 1 von dem ein Drittel schon in den Export ging Zugleich war ein heftiger Konkurrenzkampf mit der Saline in Luneburg ausgebrochen 5 Die Badenstedter aber profitierten mehrfach einerseits durch die nun stetig wachsenden Gewerbe und Grundsteuer Einnahmen andererseits durch Arbeitsplatze entweder im Dreischichtbetrieb direkt im Werk oder beim Transport des gewonnenen Salzes 3 Ein besonderer Kunde war das Heilbad Limmerbrunnen das weniger das Salz als vielmehr die durch Egestorffshall geforderte Sole benotigte um die Nachfrage der Kurgaste nach Schwefelsolbader befriedigen zu konnen 3 Um auch noch die bei der Salzgewinnung anfallenden Abfallstoffe gewinnbringend nutzen zu konnen 5 grundete Georg Egestorff 1839 eine Chemische Fabrik an der Gottinger Strasse direkt neben der schon vorhandenen Egestorffschen Maschinenfabrik 5 Mit diesen neuen Produktionseinrichtungen fur Chemikalien konnte dann auch Glaubersalz Schwefelsaure Salzsaure Chlorkalk 1 oder Zinkchlorid erzeugt werden Die dortige Sodafabrik war bis 1855 die einzige im ganzen Konigreich Allerdings hinterliess der Chemikalienmix auch eine ganze Reihe grosser gesundheitsgefahrdender Abfallstoffe 5 Teilweise nutzte Egestorff die hergestellten Produkte auch selbst zur weiteren Anwendung in seiner Lindener Ultramarinfabrik 1 die er 1856 an der Davenstedter Strasse in Hohe des heutigen Westschnellweges gegrundet hatte 5 Auch die 1861 von Egestorff gegrundete Zundhutchenfabrik am Lindener Berg an der heutigen Bornumer Strasse Ecke Am Ihlpohl erklart sich aus den aus der Saline gewonnenen Chemikalien 5 Nach dem Tod von Georg Egestorff im Jahr 1868 wurden alle seine die Salze gewinnenden und verarbeitenden Unternehmen zunachst zu der Aktiengesellschaft Georg Egestorff Salzwerke zusammengeschlossen 1 In der nach dem Deutsch Franzosischen Krieg durch die franzosischen Reparationszahlungen einsetzenden Hochkonjunkturphase erwarb die Aktiengesellschaft 1872 zusatzlich die zwei Jahrzehnte zuvor 5 auf dem Gebiet von Davenstedt durch Carl Niemeyer und seinem Bruder Heinrich 1852 gegrundete Saline Neuhall 3 Ebenfalls im Jahr 1872 wurde nun auch samtliche von Egestorff gegrundeten Unternehmen mit Ausnahme der Maschinenfabrik Hanomag zur AG Georg Egestorff Salzwerke und Chemische Fabriken zusammengefasst 5 Um 1900 wurden rund 42 000 Tonnen verschiedener Salzsorten gewonnen An den bis in Tiefen von 150 und 225 Metern reichenden Bohrlochern und an nunmehr 32 Siedepfannen waren nun schon rund 200 Arbeitnehmer tatig 1 Anfang des 20 Jahrhunderts waren die Egestorffschen Salzwerke zum zweitgrossten Salzproduzenten im Deutschen Reich aufgestiegen 1907 wurde dann auch der Export nach Ubersee ausgeweitet 5 Gegen Ende der Weimarer Republik erwarb die hannoversche Kali Chemie AG 1931 zunachst die Mehrheit der Aktien der Egestorffschen Salzwerke und brachte zur Zeit des Nationalsozialismus 1938 die Aktien unter ihre alleinige Kontrolle 5 Im selben Jahr erreichte die Jahresproduktion eine Auslieferung von 49 000 Tonnen Salz 3 Gefolgt wurde die Komplettubernahme von einer einschneidenden Modernisierung in beiden Salinen die eine Steigerung der jahrlichen Kapazitat auf nunmehr 60 000 Tonnen zur Folge hatte 5 Nach den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wahrend der bei den Salzwerken jedoch lediglich die Pfannenanlagen zerstort wurden 3 konnte die Salzforderung schnell wiederaufgenommen werden 5 Lediglich Neuhall erhielt von den britischen Militarmachthabern keine Betriebserlaubnis 3 Die Kali Chemie legte 1965 beide Salinen in Hannover still 5 und verkaufte die Betriebsgrundstucke mit rund 200 000 Quadratmetern an die Stadt Hannover 1 Diese liess die Werksgebaude und technischen Anlagen 5 sowie die angeschlossene Werkssiedlung 3 bis 1969 abbrechen 5 Sonstiges BearbeitenIn Badenstedt erinnern verschiedene Strassennamen an Egestorffshall so der einst an der nach 1970 in Sportvereinsgelande aufgegangenen Strasse An der Saline beginnende Salzweg der schon um 1850 als Feldweg entstanden war 1909 den Namen Bruchweg und 1959 seinen heutigen Namen erhielt da er zur Saline fuhrte Die 1957 angelegte Strasse Salzwiesen wurde laut dem Eintrag im Adressbuch der Stadt Hannover so benannt nach der dort befindlichen Saline 11 Das Historische Museum Hannover ist im Besitz einer Fotografie von Egestorffshall um 1914 3 sowie einer hochaufgelosten Panoramafotografie die ausgedehnte Industrieanlagen um 1926 als einen Blick vom Lindener Berg uber die Saline Egestorffshall zeigt 12 Auch der Kulturtreff Plantage ist im Besitz zumindest eines historischen Bilddokumentes das einen Arbeiter beim Abfullen von 50 kg schweren Sacken vor einem Salzberg zeigt 3 Medienecho Auswahl BearbeitenTorsten Bachmann Weisses Gold aus Badenstedt und Davenstedt Geschichte der Salzgewinnung in Egestorffshall und Neuhall In Hallo Ahlem vom 5 Mai 2013 S 4 herunterladbar als PDF Dokument zuletzt abgerufen am 30 November 2014Literatur BearbeitenFranz Rudolf Zankl Saline Egestorffshall bei Badenstedt Gouache Um 1835 In Hannover Archiv Bd 6 Die Burgerstadt Blatt B7 Michael Kurth Die alte Saline 1831 1965 Badenstedt und Davenstedt im Zeichen ihrer Salinen Egestorffshall und Neuhall Geschichte und Geschichten rund um den Alltag der Menschen vor und hinter den Werksmauern Hannover Stadtteilkulturarbeit zum Beispiel Heft 2 hrsg von der Landeshauptstadt Hannover Der Oberstadtdirektor Kulturamt Hannover Kulturamt 1991 Waldemar R Rohrbein Egestorff Georg Egestorff Salzwerke In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 145f Torsten Bachmann Weisses Gold aus Badenstedt und Davenstedt Geschichte der Salzgewinnung in Egestorfshall und Neuhall In Hallo Ahlem vom 5 Mai 2013 S 4 auch als PDF Dokument von der Seite torsten bachmann deWeblinks BearbeitenPhilipp Herrlich Stillgelegte Bahnstrecken in Niedersachsen Hannover Linden Linden Kuchengarten 1 1 Salinen Egestorffshall amp Neuhall Lindener Hafen Signalstation auf seiner Seite stillg bplaced net unter anderem mit Fotos und noch unbelegten Behauptungen zu den Standorten der Salinen Egestorffshall und Neuhall und deren Gleisanbindungen Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Egestorffshall in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r Franz Rudolf Zankl Saline Egestorffshall siehe Literatur a b c Waldemar R Rohrbein EGESTORFF 1 Georg In Dirk Bottcher Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hugo Thielen Hannoversches Biographisches Lexikon Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2002 ISBN 3 87706 706 9 S 104 a b c d e f g h i j k l m n o p Torsten Bachmann Weisses Gold siehe unter dem Abschnitt Medienecho Dieter Brosius Fruhindustrialisierung in Linden Stagnation in Hannover In Geschichte der Stadt Hannover Bd 2 Vom Beginn des 19 Jahrhunderts bis in die Gegenwart hrsg von Klaus Mlynek und Waldemar R Rohrbein schlutersche Hannover 1994 ISBN 3 87706 364 0 hier S 294 online uber Google Bucher a b c d e f g h i j k l m n o p q Waldemar R Rohrbein Egestorff Georg Egestorff Salwerke siehe Literatur Dirk Bottcher EHRHART Jacob Friedrich In Hannoversches Biographisches Lexikon S 106 Waldemar R Rohrbein EGESTORFF 2 Johann In Hannoversches Biographisches Lexikon S 104f Eva Benz Rababah Lindener Berg In Stadtlexikon Hannover S 409 Helmut Knocke Hugo Thielen Am Lindener Berge 27 In Hannover Kunst und Kultur Lexikon S 82 Helmut Zimmermann Am Soltekamp In Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover Verlag Hahnsche Buchhandlung Hannover 1992 ISBN 3 7752 6120 6 S 21 Helmut Zimmermann Salzweg und Salzwiesen In Die Strassennamen der Landeshauptstadt S 216 Abdruck des Fotos im Stadtlexikon Hannover beim Stichwort Industrialisierung S 314ff Anmerkungen Bearbeiten Davon abweichend hiess es Um die Jahrhundertmitte wurden hier rund 1000 Tonnen Kochsalz erzeugt vergleiche Franz Rudolf Zankl Saline Egestorffshall siehe Literatur 52 3597 9 67431 Koordinaten 52 21 34 9 N 9 40 27 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Egestorffshall amp oldid 233438259