www.wikidata.de-de.nina.az
Das Deutsche Friedenskartell DFK war ein Dachverband fur die meisten Organisationen der deutschen Friedensbewegung in der Weimarer Republik Es wurde am 26 Januar 1922 gegrundet und existierte bis zum Austritt einiger Grundungsmitglieder am 17 Juni 1929 Es vertrat bei seiner Grundung 14 insgesamt 28 Friedensorganisationen Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Mitglieder 3 Politik 4 Nachfolge 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenDas DFK ging aus dem neunten Deutschen Pazifistenkongress 1920 in Braunschweig hervor den die Deutsche Friedensgesellschaft veranstaltete Dort wurde ein Hauptausschuss fur unerledigte Antrage und die Vorbereitung des folgenden Kongresses in Essen beschlossen Dieser umfasste Delegierte aller am Kongress beteiligten Gruppen und sollte in ihrem Namen Beschlusse fassen Nach dem Essener Kongress beschlossen seine Mitglieder am 16 Dezember 1921 dauerhaft zusammenzubleiben und regelmassig zu tagen Damit einigten sie sich erstmals seit 1918 auf eine standige Vertretung die nicht nur nationale und internationale Kongresse vorbereiten sondern als Sprachrohr und Bindeglied aller beteiligten Gruppen offentlich zu politischen Fragen Stellung beziehen sollte Als Vorsitzender wurde Ludwig Quidde als seine Stellvertreter wurden Hellmut von Gerlach Helene Stocker und Gertrud Baer gewahlt Mitglieder BearbeitenAn der Grundung des DFK waren neben der DFG 13 Organisationen beteiligt Bund Neues Vaterland nun als Deutsche Liga fur Menschenrechte Deutsche Liga fur Volkerbund Bund der Kriegsdienstgegner Friedensbund der Kriegsteilnehmer Friedensbund Deutscher Katholiken Bund religioser Sozialisten Internationale Frauenliga fur Frieden und Freiheit Weltjugendliga Deutscher Pazifistischer Studentenbund Bund Entschiedener Schulreformer Deutscher Monistenbund Bund fur radikale Ethik Spater kamen dazu Vereinigung der Freunde von Religion und Volkerfrieden Bund fur Mutterschutz und Sexualreform Gesellschaft fur republikanisch demokratische Politik Freideutscher Bund Volksbund fur Geistesfreiheit Freie Aktivistische Jugend Bund Freier Sozialistischer Jugend Gruppe Revolutionarer Pazifisten Liga gegen koloniale Unterdruckung Internationaler Versohnungsbund die Quaker in Deutschland Katholische Weltjugendliga Politik BearbeitenDa die Mitgliedergruppen verschiedene manchmal gegensatzliche Ziele und Positionen zu aktuellen politischen Themen vertraten musste das DFK unter Ludwig Quidde Kompromisse erreichen und diese offentlich vertreten Ein wesentlicher Streitpunkt unter den deutschen Friedensgruppen der Weimarer Zeit war ihr Verhaltnis zum Friedensvertrag von Versailles besonders zur Kriegsschuldfrage Obwohl nicht alle Gruppen den Kriegsschuldparagraphen des Vertrages anerkannten bejahten sie gemeinsam die Erfullung der Vertragsauflagen um so eine Verstandigung mit Frankreich und mittelfristige Milderung der Reparationen zu erreichen Dazu forderten sie von der deutschen Politik zum einen eine schonungslose Bestandsaufnahme der finanziellen Kapazitaten zum anderen eine hohere Belastung der Besitzenden mit den Kriegsfolgelasten Die franzosisch belgische Ruhrbesetzung 1923 sah das DFK als Folge deutscher Provokationen und Sabotageakte an Anfangs unterstutzte es den Aufruf der Regierung unter Wilhelm Cuno zum passiven Widerstand dagegen Doch als die Regierung keine Vorschlage zur Konfliktlosung an Frankreich machte beendete das DFK diese Zustimmung Nach dieser Ruhrbesetzung rief die Regierung den Ausnahmezustand aus um die offentliche Autoritat wiederherzustellen Dagegen protestierte das DFK erst als diese Massnahme auch Verbote von pazifistischen Aktionen nach sich zog Nun wandte es sich gegen die Einschrankung der Versammlungsfreiheit und trat fur den Schutz der Weimarer Verfassung durch die Bevolkerung ein Hauptanliegen des DFK wurde der Kampf gegen den wieder erstarkenden deutschen Militarismus Hier bestand es auf uneingeschrankter Erfullung der Entwaffnung und Rustungsobergrenzen die der Versailler Vertrag festgelegt hatte Es prangerte steigende Rustungsausgaben an deckte die heimliche Wiederaufrustung der Reichswehr auf bekampfte den Revanchismus und Plane zur Wiedereinfuhrung der Wehrpflicht Dafur wurden einzelne DFK Mitglieder als Landesverrater angeklagt und verurteilt Obwohl der Antimilitarismus im DFK stark vertreten war legte Ludwig Quidde es auf eine gemassigte aussenpolitische Linie fest um so Einfluss auf die Regierungspolitik zu wahren Hier blieb das DFK im Rahmen traditioneller Forderungen nach Entspannung allgemeiner Abrustung Abkehr von Hegemonialpolitik und internationaler Zusammenarbeit Als einige Mitgliedsverbande des DFK 1926 am Volksentscheid zur entschadigungslosen Enteignung der Furstenhauser teilnahmen den die KPD initiiert hatte distanzierte sich die gemassigte Deutsche Liga fur Volkerbund vom DFK 1927 unterstutzte sie die deutsche Militarpolitik und trat aus dem DFK aus um so finanzielle Fordermittel von der Regierung zu erhalten Nachdem Deutschland in den Volkerbund aufgenommen und damit ein Nahziel der Vertragspazifisten erreicht war fuhrten die radikaleren Gruppen eine Unterschriftensammlung zur praventiven Kriegsdienstverweigerung in einigen Landern und Kommunen durch Zudem sammelten sich die antimilitaristischen Verbande im Linkskartell Der DFK vertrat nun seinerseits radikalere Positionen verstarkte so aber nur die Konkurrenz zwischen beiden Dachverbanden Der Hauptvertreter der DFG Fritz Kuster und der neugegrundeten GRP Kurt Hiller griffen sich gegenseitig an stimmten jedoch in wesentlichen Zielen Kriegsdienstverweigerung Abschaffung der Reichswehr Kritik an der Militarpolitik der demokratischen Parteien weiterhin uberein Zum Bruch kam es uber die Frage ob sich das DFK am Volksbegehren gegen den Bau des Panzerkreuzers beteiligen und gegen das Demonstrationsverbot fur die KPD im Mai 1929 protestieren sollte Als dieser Protest ausblieb traten die DFG und die Deutsche Liga fur Menschenrechte aus dem DFK aus Damit war dieses praktisch beendet Nachfolge BearbeitenIm Dezember 1931 grundeten 16 Weimarer Friedensverbande den Deutschen Ausschuss fur Abrustungspropaganda Er wollte die deutsche Offentlichkeit fur die damalige Genfer Abrustungskonferenz sensibilisieren was jedoch kaum gelang Der Historiker Wolfram Wette urteilt 1 Als 1929 das Deutsche Friedenskartell wegen unuberbruckbarer Spannungen zwischen der gemassigten und der radikalen Richtung aufgelost werden musste bedeutete dies fur die deutsche Friedensbewegung den Schritt in die politische Bedeutungslosigkeit Literatur BearbeitenReinhold Lutgemeier Davin Pazifismus zwischen Kooperation und Konfrontation Das Deutsche Friedenskartell in der Weimarer Republik Koln 1982 ISBN 3 7609 5104 XEinzelnachweise Bearbeiten Pazifismus in der Weimarer Republik Beitrage zur historischen Friedensforschung ISBN 3 506 77457 3 S 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsches Friedenskartell amp oldid 236491560