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Der Deutsche Hochschulring DHR ortlich auch als Hochschulring Deutscher Art HDA bezeichnet war eine interkorporative d h verbindungsubergreifende Sammlungsbewegung national und volkisch gesinnter Studenten in der Weimarer Republik Der DHR errang vor allem in der ersten Halfte der 1920er Jahre grossen Einfluss in den ortlichen Allgemeinen Studentenausschussen AStA sowie in deren Dachverband Deutsche Studentenschaft DSt Er war an zahlreichen republikfeindlichen und antisemitischen Aktionen an deutschen Hochschulen wahrend der 1920er Jahre wie zum Beispiel gegen Theodor Lessing in Hannover massgeblich beteiligt und gilt als Wegbereiter der nationalsozialistischen Ideologie in der Studentenschaft Mit dem Aufkommen des NS Studentenbunds verlor der DHR jedoch an Bedeutung Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDer DHR entstand aus einer Hochschulring Bewegung zunachst an preussischen Hochschulen dann an Hochschulen im ubrigen Reich die ihrerseits 1919 in einem Berliner Hochschulring deutscher Art HdA ihren Ausgangspunkt hatte Der HdA wiederum war eine Grundung der Deutschen Burschenschaft des Kyffhauserverbands der Vereine Deutscher Studenten KVVDSt und der Fichte Hochschulgemeinde 1 Letztere griff die Begeisterung der Wandervogel Bewegung fur Johann Gottlieb Fichte auf vor allem fur dessen Reden an die deutsche Nation und die zentrale Rolle des Begriffes Volk darin 2 Gegrundet wurde der DHR am 22 Juli 1920 in Gottingen von 19 ortlichen Hochschulringen und Gruppen Einige dieser Gruppierungen waren bereits 1918 19 als unmittelbare Reaktion auf die Novemberrevolution entstanden so zum Beispiel der Studentische Bund zur Hebung des nationalen Gedankens in Gottingen der Bund der Frontsoldaten in Leipzig oder die Fichte Hochschulgemeinde in Berlin Letztere war bereits im Juni 1919 dort offentlich in Erscheinung getreten Einige ihrer Mitglieder waren dabei als am Tag nach der Annahme des Versailler Vertrags durch die Weimarer Nationalversammlung Studenten und Soldaten die im Artikel 245 vorgesehene Ruckgabe der von deutschen Truppen im Krieg von 1870 71 erbeuteten franzosischen Fahnen an Frankreich verhinderten indem sie diese aus dem Zeughaus raubten und vor dem benachbarten Reiterstandbild Friedrichs des Grossen verbrannten Der DHR betrachtete sich selbst als volkisches Gewissen der Studentenschaft und wollte allen Deutschen ein Vorbild volkischer Einheit sein In seinem Programm bekannte er sich zum deutschen Volkstum und erstrebte die deutsche Volksgemeinschaft aus gemeinsamer Abstammung Geschichte und Kultur Den ubertriebenen Parlamentarismus der Deutschen Studentenschaft DSt lehnte er ab Als einziger Studentenverband wurde er nach dem Fuhrerprinzip geleitet und mit dem Abgang der studentischen Kriegsteilnehmergeneration bestimmten die Radikalen vollends die politische Richtung Anselm Faust 3 Nach dem Mord an Aussenminister Walther Rathenau im Juni 1922 an dem ein Corpsstudent beteiligt war wurden HdA Gruppen des Hochschulrings zeitweise an einigen Hochschulorten Breslau Jena sowie im besetzten Rheinland verboten 1 1923 beteiligte sich der HdA Munchen dessen Vorsitzender gute Verbindungen zu Hitler hatte zusammen mit der SA Studentenkompanie Rudolf Hess aktiv am Hitler Ludendorff Putsch Die Deutsche Hochschul Zeitung DHZ des DHR erschien am 10 November 1923 mit dem Hakenkreuz im Titel und mit einem Leitartikel von Ludendorff unter der Uberschrift Die volkische Bewegung Nach gescheitertem Putsch veroffentlichte sie Sympathieerklarungen mit den Putschisten die auch von der Deutschen Burschenschaft und anderen Verbanden ubernommen wurden 1 Der Schriftleiter der DHZ Paul Frank besuchte gemeinsam mit dem Reichsfuhrer der Deutschvolkischen Studentenbewegung Hans Lutz am 25 April 1924 Adolf Hitler in Landsberger Haft Zum Jahrestag des Putsches erschien eine Rechtfertigung von Alfred Rosenberg in der DHZ 1 An vielen Hochschulen erfreute er sich bis in die zweite Halfte der 1920er Jahre grosser Beliebtheit und errang bei zahlreichen AStA Wahlen grosse Stimmanteile und zum Teil absolute Mehrheiten Dabei kam ihm zugute dass er seit seiner Grundung von nahezu samtlichen grossen Korporationsverbanden die zusammen rund zwei Drittel der organisierten Studenten umfassten unterstutzt wurde Auch ein grosser Teil der vaterlandisch und national gesinnten Freistudentenschaft engagierte sich in den ortlichen Hochschulringen Eine bestimmende Rolle aber spielte die Deutsche Burschenschaft 4 Lediglich die katholischen Verbindungen lehnten den DHR entweder von Anfang an ab UV oder zogen sich nach wusten Ausfallen seiner Mitglieder gegen die katholischen Studentenverbande ab 1923 wieder aus ihm zuruck KV CV 1 Aufgrund seines dominierenden Einflusses in den lokalen Studentenausschussen besass der DHR zeitweise ein erhebliches Gewicht in der Deutschen Studentenschaft Er profilierte sich dort vor allem durch seinen Einsatz fur das sog Arierprinzip das judische und auslandische Studierende von der Mitgliedschaft ausschliessen sollte Der hierum entbrennende Verfassungskonflikt fuhrte letztlich 1927 zur Auflosung der verfassten Studentenschaften in Preussen ohne dass der Einfluss der Radikalen damit eingedammt werden konnte In der zweiten Halfte der 1920er Jahre geriet der DHR in eine anhaltende Krise die sich auch in sinkenden Wahlergebnissen niederschlug Lokale HdA Gruppen stellten die Mitarbeit ein Der DHR stand nun unter dem Konkurrenzdruck des 1926 gegrundeten NSDStB der ihm im volkischen Lager den Rang ablief Der DHR verlegte sich nun verstarkt auf Ideologie und Politikvermittlung und auf militarische Ausbildung fuhrte politische Schulungsveranstaltungen und Wehrubungslager durch 1929 beteiligte sich der DHR im Rahmen eines studentischen nationalen Widerstandsblocks am Volksentscheid gegen Young Plan und Kriegsschuldluge der von DNVP Stahlhelm NSDAP und Deutschvolkischer Freiheitsbewegung getragen wurde Der DHR schwankte zwischen DNVP und NSDAP Die angestrebte Bildung einer Arbeitsgemeinschaft mit dem NSDStB nach dem Wahlerfolg der Nationalsozialisten 1930 gelang nicht nachdem mit dem korporativen Beitritt der Deutschen Wehrschaft zu der nationalsozialistischen Studentenorganisation dieser der angestrebte Einbruch in die schlagenden Verbindungen gelungen war 5 1 Der DHR wurde schliesslich vom NS Studentenbund uberflugelt und loste sich am 15 Juli 1933 freiwillig auf da die Deutsche Studentenschaft seine Arbeit in seinem Geiste des politischen Soldatenstudententums weiterfuhren wurde und er mit der nationalsozialistischen Machtubernahme seine politischen Ziele nun als erfullt ansah 1 Literatur BearbeitenGerhard Fliess Jurgen John Deutscher Hochschulring DHR In Lexikon zur Parteiengeschichte Die burgerlichen und kleinburgerlichen Parteien und Verbande in Deutschland 1789 1945 Hrsg von Dieter Fricke u a Bd 2 Koln 1984 S 116 127 Ulrich Herbert Generation der Sachlichkeit Die volkische Studentenbewegung der fruhen zwanziger Jahre in Deutschland In Zivilisation und Barbarei Detlef Peukert zum Gedenken hg v Frank Bajohr u a Hamburg 1991 S 115 144Friedrich Schulze Paul Ssymank Das deutsche Studententum von den altesten Zeiten bis zur Gegenwart 4 Aufl Munchen 1932 S 481 ff Jurgen Schwarz Studenten in der Weimarer Republik Die deutsche Studentenschaft in der Zeit von 1918 bis 1923 und ihre Stellung zur Politik Berlin 1971 ISBN 3 428 02363 3Weblinks BearbeitenUwe Rohwedder Deutscher Hochschulring In Historisches Lexikon BayernsEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Gerhard Fliess Jurgen John Deutscher Hochschulring DHR In Lexikon zur Parteiengeschichte Bd 2 Koln 1984 S 116 127 Ulrich Herbert Generation der Sachlichkeit Die volkische Studentenbewegung der fruhen zwanziger Jahre in Deutschland In Zivilisation und Barbarei Detlef Peukert zum Gedenken hg v Frank Bajohr u a Hamburg 1991 S 115 144 Alle Zitate aus Anselm Faust Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund Studenten und Nationalsozialismus in der Weimerarer Republik Bd 1 Dusseldorf 1973 S 127 f Michael H Kater Studentenschaft und Rechtsradikalismus in Deutschland 1918 1933 Eine sozialgeschichtliche Studie zur Bildungskrise in der Weimarer Republik Hamburg 1975 S 146 Angaben nach Michael H Kater Studentenschaft und Rechtsradikalismus in Deutschland 1918 1933 S 164 Normdaten Korperschaft GND 1088018 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutscher Hochschulring amp oldid 229239053