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Die Deutsche Seewarte auch Reichsinstitut Deutsche Seewarte war von 1875 bis 1945 die Zentralanstalt zur Forderung der maritimen Meteorologie in Deutschland Der Hauptsitz der Einrichtung befand sich in Hamburg Die Deutsche Seewarte wurde zuerst durch die deutschen Staaten und dann durch das Deutsche Reich betrieben Gebaude der Deutsche Seewarte 1881Historische Ansicht des Gebaudes hinter der Brucke zwischen 1890 und 1900Position des Gebaudes auf einer Karte von 1913Siegelmarke Deutsche SeewarteDie Deutsche Seewarte war der amtliche Vorganger des Bundesamts fur Seeschifffahrt und Hydrographie sowie des Deutschen Wetterdiensts Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorganger Norddeutsche Seewarte 1 2 Seit Grundung 1874 2 Organisation und Aufgaben 2 1 Maritime Meteorologie 2 2 Instrumentenprufung 2 3 Zentralstelle fur ausubende Wetterkunde 2 4 Chronometerprufungsinstitut 2 5 Zweigstellen Nebenstellen und Uberseestationen 3 Veroffentlichungen 4 Trivia 5 Direktoren 6 Prasidenten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorganger Norddeutsche Seewarte Bearbeiten 1867 wurde von Wilhelm von Freeden in Hamburg die private Norddeutsche Seewarte gegrundet Sie war ein Vorlaufer der Deutschen Seewarte Die Norddeutsche Seewarte wurde im Februar 1875 aufgelost Ihre Aufgaben wurden von der staatlichen Deutschen Seewarte ubernommen Seit Grundung 1874 Bearbeiten Die Deutsche Seewarte wurde 1874 gegrundet Diese war als Reichsinstitut dem Chef der Kaiserlichen Admiralitat der Kaiserlichen Marine unterstellt erster Direktor war von 1875 bis 1903 Georg von Neumayer der zuvor schon an der Norddeutschen Seewarte beteiligt war 1 Der Hauptsitz der Deutschen Seewarte befand sich in Hamburg ab 1881 im Seewartengebaude auf dem Stintfang Die Seewarte wie das Gebaude in Hamburg allgemein genannt wurde war nach Planen der Architekten Gustav Jacob Kirchenpauer und Ludwig Hermann Philippi errichtet und nach zweijahriger Bauzeit am 14 September 1881 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I eingeweiht worden Die Baukosten betrugen 450 000 Reichsmark Die Seewarte wurde ab 1919 dem Reichsverkehrsministerium unterstellt Grosse Bedeutung hatte fur die Deutsche Seewarte deren Ansehen im Laufe der Jahre etwas gesunken war die Ubernahme der Prasidentschaft durch Vizeadmiral a D Hugo Dominik 2 im September 1926 Dominik initiierte vor allem die Vereinigung von Aerologie und Ozeanografie und war insgesamt stark reformierend tatig sowie auch massgebend an der Organisation des 2 Internationalen Polarjahres 1933 beteiligt Er leitete die Deutsche Seewarte bis zu seinem Tod im September 1933 Ab 1934 unterstand die Seewarte wieder dem Oberkommando der Marine Im Fruhjahr 1945 wurde das Gebaude auf dem Stintfang durch Kriegseinwirkung zerstort Nach 1945 wurden die Aufgaben der Deutschen Seewarte aufgeteilt Den hydrographischen Teil erhielt das Deutsche Hydrographische Institut DHI 1945 1990 und dessen Nachfolger das Bundesamt fur Seeschifffahrt und Hydrographie BSH jeweils ebenfalls mit Sitz in Hamburg In der DDR wurden diese Aufgaben ab 1950 vom Seehydrographischen Dienst der DDR bis 1990 ubernommen Die meteorologischen Aufgaben wurden zunachst dem Meteorologischen Amt fur Nordwestdeutschland MANWD ubertragen das zum 1 Januar 1953 in den neu gegrundeten Deutschen Wetterdienst DWD integriert wurde 3 An der Stelle des vormaligen Gebaudes der Seewarte befindet sich seit 1953 eine Herberge des Deutschen Jugendherbergswerks Organisation und Aufgaben BearbeitenDie Seewarte verfolgte in erster Linie Forderung und Sicherheit des Seeverkehrs Sie bestand aus vier Abteilungen Maritime Meteorologie Bearbeiten Die erste Abteilung bearbeitete die maritime Meteorologie sammelte die Beobachtungen uber physikalische Verhaltnisse des Meeres und uber die meteorologischen Erscheinungen auf hoher See verteilte an die Schiffskapitane die sich mit der Seewarte in Verbindung setzen wollten die meteorologischen Schiffsjournale Wetterbucher die nach einem gemeinsamen internationalen Schema angelegt waren gab Anleitung zur richtigen Fuhrung dieser Wetterbucher und sammelte und diskutierte dieselben zum Zweck der Aufstellung allgemeiner und besonderer Segelanweisungen sowie der einzuschlagenden Reiserouten Instrumentenprufung Bearbeiten Die zweite Abteilung besorgte die Beschaffung und Prufung der nautischen meteorologischen und magnetischen Instrumente und Apparate Sie prufte die Sextanten Oktanten und Schiffskompasse beschaftigte sich mit der praktischen Anwendung der Lehre vom Magnetismus in der Navigation und verwaltete die Modell und Instrumentensammlung die vorzugsweise zur Erklarung neuer Erfindungen auf dem Gebiet der Nautik und zur Belehrung des nautischen Publikums dienen sollte Zentralstelle fur ausubende Wetterkunde Bearbeiten Die dritte Abteilung hatte die Kustenmeteorologie und das Sturmwarnungswesen in Deutschland zu bearbeiten Ihre Hauptaufgaben bestanden seit 1906 unter Abteilungsvorstand Wilhelm Jacob van Bebber in der taglichen Einsammlung der telegraphischen Witterungsnachrichten der darauf fussenden taglichen grosstenteils ebenfalls telegraphischen Berichterstattung und der Bildung von Prognosen Hieran schlossen sich unmittelbar an die Abfassung Herstellung und Absendung von Hafentelegrammen Wetterberichten und Wetterkarten an Zeitungen Behorden und Privatabonnenten Chronometerprufungsinstitut Bearbeiten Die vierte Abteilung der Seewarte das Chronometerprufungsinstitut sollte die Interessen der deutschen Chronometerindustrie fordern und bestimmte den Gang der ihr zur Beobachtung und Prufung ubergebenen Chronometer der deutschen Handelsmarine in verschiedenen Temperaturen Auch wurden von Zeit zu Zeit Konkurrenzprufungen von Chronometern abgehalten bei denen den Lieferanten der besten Chronometer gegen die gewohnlichen Ankaufspreise wesentlich erhohte in Aussicht gestellt werden Zweigstellen Nebenstellen und Uberseestationen Bearbeiten Um die der Seewarte hinsichtlich der Kustenmeteorologie gestellten Aufgaben losen zu konnen bedurfte sie ausser der Zentralstelle in Hamburg noch einer Anzahl von Zweigniederlassungen Agenturen Haupt und Nebenagenturen Normalbeobachtungsstationen und Signalstellen Die Agenturen hatten die verschiedenen nautischen und meteorologischen Instrumente zu prufen Untersuchungen uber die Deviation Abweichung der Kompasse an Bord eiserner Schiffe anzustellen und Rat zu erteilen an Schiffsfuhrer bezuglich der Schiffswege wichtiger Werke und Karten sowie uber alles was zum Fuhren der meteorologischen Schiffsjournale eine Beziehung hat Auf den neuen Normalbeobachtungsstationen die in Memel Neufahrwasser Swinemunde Cuxhaven Kiel Hamburg Keitum auf Sylt Wilhelmshaven kaiserliches Observatorium und Borkum errichtet und ausser mit den gewohnlichen meteorologischen Instrumenten mit selbstregistrierenden Barometern und Anemometern in einzelnen Fallen auch mit registrierenden Thermometern ausgestattet waren wurden die Beobachtungen angestellt die der dritten Abteilung der Seewarte einen Teil des Materials fur ihre Untersuchungen und Publikationen Sturmwarnungen etc lieferten Ausserdem wurden auf ihnen regelmassige Beobachtungen zu bestimmten Terminen wie auf jeder gewohnlichen meteorologischen Station angestellt Die Signalstellen brachten die von der Seewarte ausgehenden Witterungsnachrichten und Sturmwarnungen ohne Verzug zur Kenntnis des Publikums Im Laufe ihrer Geschichte betrieb die Deutsche Seewarte mehr als 1500 Uberseestationen in zahlreichen Weltregionen Besonders viele Wetterstationen wurden in der Zeit zwischen 1884 und 1914 in den damaligen deutschen Kolonialgebieten betrieben Die Stationen wurden von der Hauptstelle in Hamburg aus eingerichtet oder ubernommen und mit einheitlich abzulesenden geeichten Messinstrumenten ausgestattet 4 Veroffentlichungen BearbeitenEin grosser Teil der Arbeiten der Seewarte wurde in den vom hydrographischen Amt der kaiserlichen Marine herausgegebenen Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie veroffentlicht Ausserdem gab die Direktion der Seewarte noch heraus die taglichen autographischen Wetterberichte und Wetterkarten die Monatliche Ubersicht der Witterung in Nord und Zentraleuropa Meteorologische Beobachtungen in Deutschland von 25 Stationen zweiter Ordnung sowie stundliche Aufzeichnungen von drei Normalbeobachtungsstationen der Seewarte und von Kaiserslautern die Sturme nach den Signalstellen der Seewarte das Nautische JahrbuchDie Gesamttatigkeit wurde seit 1878 in dem Sammelwerk und Repertorium Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte mit Rucksicht auf die Geschichte der Entwicklung der betreffenden Disziplinen und der hierfur angewendeten Methoden und Apparate dargelegt Ausserdem enthielten diese selbststandige Abhandlungen von Beamten der Seewarte uber verschiedene Gebiete der nautisch meteorologischen Wissenschaft Trivia BearbeitenNahe dem ehemaligen Standort der Seewarte befinden sich heute die Seewartenstrasse und die Neumayerstrasse Am 21 Januar 2018 wurde in Australien eine Flaschenpost gefunden die am 12 Juni 1886 von der deutschen Frachtbark Paula im Auftrag der Deutschen Seewarte in den Indischen Ozean geworfen worden war Damit ist der Fund mit uber 131 Jahren Laufzeit die weltweit alteste bekannte Flaschenpost 5 6 7 Direktoren BearbeitenGeorg von Neumayer von der Grundung im Januar 1875 bis 1903 Konteradmiral a D Alfred Herz von 1903 bis Oktober 1911 Konteradmiral Karl Behm im Oktober 1911 mit der Fuhrung der Geschafte ubernommen Konteradmiral Karl Behm von November 1911 bis Februar 1919 Wirklicher Admiralitatsrat Geheimer Oberregierungsrat Hans Capelle 1919 1920 ehemaliger Leiter des Hydrographischen AmtesPrasidenten BearbeitenVizeadmiral a D Hugo Dominik von September 1926 bis September 1933 Konteradmiral a D Fritz Spiess von 1934 bis KriegsendeLiteratur BearbeitenPeter Ehlers Hrsg Schiffahrt und Meer 125 Jahre maritime Dienste in Deutschland Herford u a 1993 Viktor Prostler Militaruhren Prazisions Pendeluhren Zeitsignale fur die Seefahrt In Klassik Uhren Ausgabe 2 1998 ISSN 0947 9287 uber die Hauptuhren der Deutschen Seewarte Heinrich Walle Die Deutsche Seewarte PDF In Marineforum Ausgabe 10 2004 S 26 28 historisch Wilhelm von Freeden Jahresbericht der Norddeutschen Seewarte fur das Jahr 1868 Handelskammer in Hamburg Hrsg Hamburg o J Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3DX1E7AAAAcAAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3DRA1 PA1 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Anzeige Nr 494 betreffend Norddeutsche Seewarte zu errichtendes nautisch meteorologisches Institut In Hamburger Handels Archiv Sammlung der auf Schiffahrt und Handel bezuglichen hamburgischen Vertrage Verordnungen und Bekanntmachungen Zweiter Band 2 Heft Gustav Eduar Nolte Hamburg 1869 S 896 ff A Kirchenpauer Das neue Dienstgebaude der deutschen Seewarte in Hamburg In Centralblatt der Bauverwaltung 2 Jahrgang 1882 1 Teil In Centralblatt der Bauverwaltung Nr 8 1882 S 62 f zlb de 2 Teil In Centralblatt der Bauverwaltung Nr 9 1882 S 70 zlb de Meteorologische Zeitschrift 51 Jahrgang 1934 Ausgabe Februar 1934 S 78 Georg von Neumayer Die naturwissenschaftlichen Anstalten In Hamburg in naturhistorischer und medicinischer Beziehung Den Teilnehmern der 73 Versammlung Deutscher Naturforscher und Arzte als Festgabe gewidmet Leopold Voss Hamburg 1901 Die Deutsche Seewarte S 225 ff uni hamburg de Georg von Neumayer Die Thatigkeit der deutschen Seewarte wahrend der ersten zwolf Jahre ihres Bestehens 1875 1886 In Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften Band X 1887 Textarchiv Internet Archive Georg von Neumayer VII Die wissenschaftlichen Institute und Vereine In Hamburg in naturhistorischer und medicinischer Beziehung Den Mitgliedern und Theilnehmern der 49 Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte als Festgabe gewidmet L Friederichsen amp Co Hamburg 1876 Die Deutsche Seewarte S 187 ff uni hamburg de Weblinks Bearbeiten Commons Deutsche Seewarte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikisource Rechtstexte zur Deutschen Seewarte Quellen und 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