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Dieser Artikel beschreibt die Geschichte der deutschen Ubersetzungen der Werke Shakespeares Inhaltsverzeichnis 1 Werk Adaptionen im 17 Jahrhundert auf dem europaischen Kontinent 2 Ubertragungen ins Deutsche im 17 Jahrhundert 3 Das 18 Jahrhundert 4 Die Zeit der Wieland Eschenburg Ubersetzung 5 Die Schlegel Tieck Ubersetzung 6 Die Konsolidierung im 19 Jahrhundert 7 Die Neuorientierung der Ubersetzungsarbeit im 20 Jahrhundert 8 Spieltexte und Rohubersetzungen 9 Literatur 10 EinzelnachweiseWerk Adaptionen im 17 Jahrhundert auf dem europaischen Kontinent BearbeitenWie Shakespeares Werke im 17 Jahrhundert ihren Weg auf den Kontinent gefunden haben lasst sich anhand der Aufzeichnungen uber das Repertoire von Wanderbuhnen nachvollziehen Diese geben Hinweise darauf dass die Dramen noch zu seinen Lebzeiten in Holland und Deutschland aufgefuhrt wurden 1 Dabei kam Holland durch seine engen politischen Verbindungen zu England im 17 Jahrhundert und London als Ziel niederlandischer Auswanderer eine besondere Funktion als Scharnier fur den Transport von kulturellem Wissen von England auf den Kontinent zu 2 3 Bei den auf den Wanderbuhnen dargebrachten Stucken handelte es sich vermutlich um stark verkurzte Versionen Dennoch fanden sie rasch einen Niederschlag im Schaffen der kontinentaleuropaischen Unterhaltungsliteratur In den Niederlanden sind aus dem fruhen 17 Jahrhundert einige dieser Werke erhalten Um 1641 veroffentlichte Jan Vos das Stuck Aran en Titus eine Bearbeitung des Titus Andronicus 4 Von Lambert van den Bosch stammt das Stuck Roode en witte Roose aus dem Jahr 1651 das eine Bearbeitung des Dramas Richard III darstellt 5 In dem Jahr 1654 erscheint De Dolle Bruyloft von Abraham Sybant eine Verarbeitung des Stoffes aus The Taming of the Shrew 6 Anhand des Repertoires englischer Wanderschauspieler hat der aus Frankfurt am Main stammende Literaturwissenschaftler Wilhelm Creizenach in seiner Geschichte des neueren Dramas recherchiert dass eine Auffuhrung eines Stuckes mit dem Titel Romeo und Julia schon im Jahre 1604 stattfand Um 1620 erfolgte eine Veroffentlichung einer Auswahl der Stucke Englische Comedien und Tragedien 7 Wenige Jahre spater 1626 wurden in Dresden vier Shakespearestucke darunter eine Version des Hamlet gegeben Ubertragungen ins Deutsche im 17 Jahrhundert BearbeitenDie Rezeption Shakespeares im deutschsprachigen Raum begann im 17 Jahrhundert neben den Auffuhrungen der englischen Wanderbuhnen mit dem Druck von Dramentexten Es handelte sich dabei aber nicht um Ubersetzungen im engeren Sinn sondern um verkurzte Adaptionen Die erste gedruckte Adaption war eine Version des Titus Andronicus aus dem Jahr 1620 in der Sammlung Engelische Comedien und Tragedien von Friedrich Menius Von Andreas Gryphius stammte die Bearbeitung der Handwerkerszene aus dem Sommernachtstraum gedruckt 1657 unter dem Titel Absurda Comica oder Herr Peter Squenz Bei der um 1670 von dem Komodianten Christoph Blumel verfassten Theaterhandschrift Der Jude von Venetien handelt es sich um eine Adaption des Der Kaufmann von Venedig 8 1672 erschien eine Adaption von Der Widerspenstigen Zahmung unter dem Titel Die Kunst uber alle Kunste ein bos Weib gut zu machen 1677 erschien ein Tugend und Liebesstreit mit Anklangen an Twelfth Night Das 18 Jahrhundert BearbeitenIn das Jahr 1710 datiert das verlorene Manuskript von Der bestrafte Brudermord einer 1781 publizierten Hamlet Adaption 9 1758 folgte die Veroffentlichung einer Ubertragung von Romeo und Julia in Blankvers durch den Schweizer Simon Grynaeus 10 Im gleichen Jahr veroffentlichte Christian Felix Weisse eine Adaption von Richard III gefolgt von einer Romeo und Julia Version im Jahre 1767 11 12 Die erste textgenaue Ubersetzung eines der Werke von Shakespeare ins Deutsche war der Versuch einer gebundenen Uebersetzung des Trauer Spiels von dem Tode des Julius Casar durch Caspar Wilhelm von Borck im Jahr 1741 Die Zeit der Wieland Eschenburg Ubersetzung BearbeitenIm Jahre 1762 begann Wieland mit seiner Arbeit an der ersten Gesamtausgabe der Werke Shakespeares in deutscher Sprache Seine Textgrundlage war die Ausgabe von William Warburton aus dem Jahr 1747 Er ubersetzte zuerst unter anderem Ein St Johannis Nachts Traum in Versform wahlte dann aber fur die weitere Arbeit die Prosaform Bis zum Jahr 1766 ubertrug er insgesamt 22 Dramen 13 Johann Joachim Eschenburg setzte in den Jahren 1775 1777 die Wieland Ausgabe fort Er benutzte als Textgrundlage die wesentlich zuverlassigere Edition der Werke Shakespeares von Johnson und Steevens von 1773 und arbeitete sehr gewissenhaft an Verbesserungen Der Mannheimer Professor Gabriel Eckert besorgte 1778 1780 einen nicht autorisierten Nachdruck der Eschenburg Ausgabe unter seinem eigenen Namen In die Sammlung Volkslieder Erster Teil von 1778 fugte Herder von ihm als besonders schon bewertete Stellen aus Shakespeares Werken als Ubersetzungsmuster in Versform ein Sie blieben zwar zunachst nur Entwurfe gelten aber als erste Beitrage zu den Vorarbeiten fur eine neue Ubersetzung Bedeutsam fur diese Entwicklung war die Ubertragung von Love s Labour s Lost aus dem Jahre 1774 unter dem Titel Amor vincit omnia durch Reinhold Lenz und Gottfried August Burger Lenz arbeitete spater an einem Coriolan 1775 und Burger an einer Macbeth Ubersetzung 1783 14 Die Schlegel Tieck Ubersetzung BearbeitenAn der sogenannten Schlegel Tieck Ausgabe waren einschliesslich der Vorarbeiten in der Zeit von 1789 bis 1833 mit Caroline Schlegel 15 Wolf Heinrich von Baudissin und Dorothea Tieck insgesamt funf Autoren beteiligt Schlegel machte 1789 seine ersten Ubersetzungsversuche zusammen mit Burger am Sommernachtstraum 1796 erschien dann Romeo und Julia als Vorabdruck in Schillers Horen Am Hamlet arbeitete Schlegel seit 1793 Neben Julius Casar Der Sturm Der Kaufmann von Venedig Was Ihr wollt und Wie es euch gefallt erschienen dann noch vier Historien bis es 1801 nach einem Streit mit dem Verleger Johann Friedrich Unger zu einem Abbruch von Schlegels Arbeit kam Tieck begann zu dieser Zeit mit einer Versubersetzung von Love s Labour s Lost wurde aber erst 1824 mit dem neuen Verleger Georg Reimer uber die Bedingungen einer Fortsetzung einig und so erschien 1825 26 eine Neuauflage der Schlegelschen Ubersetzungen mit Tiecks Erganzungen Shakespeare s dramatische Werke ubersetzt von August Wilhelm Schlegel erganzt und erlautert von Ludwig Tieck Da Tieck die Arbeit nach dem Erscheinen der ersten drei Bande gleich wieder einstellte dauerte es noch einmal vier Jahre bis sich mit Baudissin der 13 Stucke beitrug ein Ubersetzer fand der mit Unterstutzung von Tiecks Tochter die 5 Dramen beitrug die Gesamtausgabe in der Zeit von 1830 bis 1833 vollendete 16 Die Konsolidierung im 19 Jahrhundert BearbeitenSchon vor dem Abschluss der Schlegel Tieck Ubersetzung begann eine Konsolidierung der Ubersetzungsarbeiten mit einer Ausgabe die von Johann Heinrich Voss und seinen beiden Sohnen Abraham Voss und Heinrich Voss bis 1829 herausgegeben wurde Zwei Jahre vorher hatte der junge Heinrich Voss eine Kompilation der Ausgaben von Eschenburg und Schlegel besorgt Zu Beginn des 19 Jahrhunderts begann auch eine intensivere Beschaftigung mit der Ubersetzung der poetischen Werke Shakespeares Zuerst bemuhte sich Karl Ludwig Kannegiesser ab etwa 1803 um die ersten Ubersetzungen die aber Fragment blieben Ihm folgte 1820 die erste vollstandige Ubersetzung durch einen der Vater der Textkritik Karl Lachmann gefolgt von der hoher angesehenen Ausgabe von Gottlob Regis im Shakespeare Almanach von 1836 Um den Anspruchen eines buhnentauglichen Textes gerecht zu werden plante Franz Dingelstedt ab 1858 eine Ausgabe der Dramen fur die Theaterpraxis Das Ergebnis waren drei Editionen eine zehnbandige Ausgabe von Dingelstedt von 1865 bis 1867 die von dem Autorenkollektiv um Friedrich Bodenstedt in 38 Banden 1876 1881 und die von Hermann Ulrici besorgte 12 bandige Werkausgabe der deutschen Shakespeare Gesellschaft aus den gleichen Jahren 17 Die Neuorientierung der Ubersetzungsarbeit im 20 Jahrhundert BearbeitenDie Neuorientierung der Arbeit an deutschsprachigen Shakespeare Ausgaben im Beginn des 20 Jahrhunderts umfasste drei Schritte Michael Bernays und Alois Brandl stellten durch textkritische Arbeit den Zustand des Schlegel Tieck Textes in zwei Ausgaben von 1871 bis 1873 12 Bande und 1897 10 Bande zweite Auflage 1922f wieder her Hermann Conrad wies dann in mehreren Untersuchungen ab 1902 Ubersetzungsfehler der alten Ausgaben nach 18 und Friedrich Gundolf besorgte von 1908 bis 1918 10 Bande und 1920 1922 Neue Ausgabe in 6 Banden den Versuch einer dichterischen Erneuerung eines Shakespeare in deutscher Sprache mit einem Schwerpunkt der Rekonstruktion der Schlegelausgabe was als eine Verengung der Vielfalt der Ausgaben des 19 Jahrhunderts bewertet wird 1909 veroffentlichte Stefan George seine Umdichtung Shakespeare Sonnette die Karl Kraus eine Vergewaltigung zweier Sprachen nannte und mit einer Nachdichtung Wien 1933 beantwortete Kraus lehnte die Anpassung der Dramen an die Buhnenbedurfnisse ab und trug uber zwei Jahrzehnte von ihm sprachlich erneuerte Baudissin Tieck Versionen darunter auch einen Hamlet auf seiner Lesebuhne vor Rudolf Alexander Schroder versuchte mit seinen Ubertragungen von 10 Dramen die 1963 erschienen den barocken Charakter der Shakespeareschen Werke wiederherzustellen 1967 erschien Paul Celans Weiterdichtung W Shakespeare Einundzwanzig Sonette Seitdem sind fast 50 Ubersetzungen der Sonette ins Deutsche erschienen 19 Spieltexte und Rohubersetzungen BearbeitenWahrend Dichter und Kritiker wie George Kraus und Schroder den Schwerpunkt ihrer Beschaftigung auf die Leseversionen und das poetische Werk legten wandten sich andere Ubersetzer unter dem Eindruck der Rehabilitation der First Folio durch Pollard und dem damit einhergehenden steigenden Interesse an den Werken als Spieltexten der Buhnenpraxis zu und arbeiteten verstarkt an buhnentauglichen Ubersetzungen Hans Ludwig Rothe vervollstandigte 1955 1959 seine schon 1916 begonnene neunbandige Ausgabe Der elisabethanische Shakespeare 20 allerdings bezweifelte er die Autoritat der First Folio Dem gegenuber anerkannte Richard Flatter den Wert der First Folio fur die Buhnenpraxis 6 Bande Wien 1952 1955 die in der Praxis weitere Verbreitung fand als Rothes Texte In der DDR arbeitete Rudolf Schaller an spieltauglichen Versionen seine Ausgabe erschien ab 1960 in der DDR und ab 1964 auch in West Berlin Ab den siebziger Jahren fand vor allem die Arbeit von Maik Hamburger grossere Beachtung Die am haufigsten benutzten Dramentexte stammen von Erich Fried Shakespeare 27 Stucke in 3 Banden Berlin 1989 Die Ausgabe von Wolfgang Swaczynna ab 1967 nur Buhnenmanuskripte orientierte sich vor allen an den Erfordernissen kleiner Buhnen Das moderne Regietheater greift zunehmend weniger auf fertige Ausgaben zuruck Einzig die Ubersetzungen von Peter Stein und Michael Wachsmann fanden weitere Verwendung Um diesen Anspruchen gerecht zu werden erarbeiteten Herausgeberkollektive moglichst exakte Rohubersetzungen Ab 1973 erschienen diese in Reclams Universal Bibliothek und seit 1976 erscheint die Englisch Deutsche Studienausgabe der Dramen Shakespeares die als wissenschaftlich kommentierte zweisprachige Einzel Ausgabe konzipiert ist Die Erfordernisse einer moglichst exakten Leseversion erfullt seit 1976 die bei dtv erscheinende zweisprachige kommentierte Ubersetzung von Frank Gunther Literatur BearbeitenEnglische SekundarliteraturMichael Dobson and Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare OUP 2001 ISBN 978 0 19 280614 7 Deutsche SekundarliteraturIna Schabert Hrsg Shakespeare Handbuch Die Zeit der Mensch das Werk die Nachwelt 5 durchgesehene und erganzte Auflage Kroner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 520 38605 2 Einzelnachweise Bearbeiten Albert Cohn Shakespeare in Germany in the sixteenth and seventeenth Century An Account of English Actors in Germany and the Nederlands and of the Plays performed by them during the same Period 1865 Wilhelm Creizenach Schauspiele der englischen Komodianten Stuttgart 1889 Julian Hilton The Englische Komoedianten in German speaking states 1592 1620 DPhil University of Oxford 1984 F J Bense Anglo Dutch Relations from the earliest times to William III The Hague 1924 Lara Hunt Yungblut Strangers settelt here amongst us Politics Perceptions and Presence of Aliens in Elizabethan England New York 1996 W Braekmann Shakespeares Titus Andronicus Its Relationship to the German Play from 1620 and to Jan Vos Aran en Titus Genth 1969 Oscar James Campell The Position of the Roode en witte Roose in the Saga of King Richard III Madison 1919 Rui Manuel G de Carvalho Homem and A J Hoenselaars Translating Shakespeare for the Twenty first Century 2004 S 79ff Theo d Haen und Bart Westerweel Something Understood Studies in Anglo Dutch Literary Translation S 144 Karl Goedecke und Julius Tittmann Die Schauspiele der englischen Komadianten in Deutschland Reprint aus dem Jahre 1880 Johannes Bolte Der Jude von Venetien die alteste deutsche Bearbeitung des Merchant of Venice In Jahrbuch der deutschen Shakespeare Gesellschaft im Auftrag des Vorstandes herausgegeben von F A Leo zweiundzwanzigster Jahrgang Weimar 1887 Seiten 189 201 Ina Schabert Shakespeare Handbuch S 728 730 Gunther Erken in Ina Schabert hrsg Shakespeare Handbuch 2009 S 823 Elsa Jaubert Richard III et Romeo et Juliette de Christian Felix Weisse une voie mediane entre la barbarie anglaise et la superficialite francaise in Revue Germanique Internationale 5 2007 S 23 35 doi 10 4000 rgi 169 Michael Dobson and Stanley Wells The Oxford Companion to Shakespeare OUP 2001 Artikel Germany S 161 163 Gunther Erken in Ina Schabert hrsg Shakespeare Handbuch 2009 S 824f Gunther Erken in Ina Schabert hrsg Shakespeare Handbuch 2009 S 826 828 Die Frau mit den vielen Namen bei Deutschlandfunk Kultur 28 Marz 2008 Gunther Erken in Ina Schabert hrsg Shakespeare Handbuch 2009 S 828 831 Gunther Erken in Ina Schabert hrsg Shakespeare Handbuch 2009 S 832 834 Hermann Conrad Schwierigkeiten der Shakespeare Ubersetzung 1906 Gunther Erken in Ina Schabert hrsg Shakespeare Handbuch 2009 S 834 837 Deutsche Welle www dw com Shakespeare immer wieder reloaded Kultur DW 23 04 2016 Abgerufen am 10 Januar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Ubersetzungen von Shakespeares Werken amp oldid 236188777