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Der Geschichtenerzahler span El hablador ist ein Roman des peruanischen Literatur Nobelpreistragers Mario Vargas Llosa aus dem Jahr 1987 Er behandelt am Beispiel der nomadisierenden Machiguenga im Amazonas Gebiet die Problematik der Integration indigener Volker in die verwestlichte peruanische Gesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Inhalt 2 1 Rahmenhandlung 2 2 Recherchen Saul Zuratas und des Autors uber die Machiguengas 2 3 Der Machiguenga Geschichtenerzahler 3 Zitate 4 Form und Interpretation 5 Rezeption 6 Literatur 6 1 Verwendete Ausgabe 6 2 Sekundarliteratur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenVargas Llosas Roman mit autobiographischen Bezugen handelt von der mehr als dreissigjahrigen Beschaftigung des Ich Erzahlers und fiktiven peruanischen Autors mit dem im Amazonas Gebiet lebenden indigenen Stamm der Machiguengas und seinen geheimnisumwobenen Geschichtenerzahlern Der Erzahler hat diese Thematik bereits wahrend seiner Studienzeit mit seinem Freund Saul Zuratas in Lima diskutiert Seitdem hat ihn das Thema nicht mehr losgelassen und er plant eine Erzahlung daruber zu schreiben In den folgenden Jahren erforscht er durch das Studium anthropologischer Berichte sowie eigene Interviews vor Ort fur eine Fernsehreportage die Mythologie und Geschichte dieses Stammes Aber erst 1985 beginnt er mit der Ausformulierung seines Romans nachdem er in Florenz durch eine Ausstellung an seinen Studienfreund erinnert wird Kp 1 und 8 Im Ruckblick erzahlt er von dieser Zeit seit den 1950er Jahren Kp 2 4 6 von seiner Erforschung der Lebensweise und der Mythologie der Indianer von eigenen Begegnungen mit ihnen und von Gesprachen mit Forschern die unter ihnen lebten und mehr uber sie wussten Die in den funf Kapiteln geschilderten Etappen der Erarbeitung des Romans zeigen auch die zunehmende Anpassung indigener Gruppen an die peruanische Gesellschaft sowie die Diskussionen uber die Integrationsproblematik die Verbesserung der Lebensverhaltnisse aber auch der Verlust der alten Identitat Bei seinen Nachforschungen versucht der Autor immer wieder herauszufinden was aus seinem Studienfreund Saul geworden ist der einmal vorhatte bei den Machiguengas zu leben Dieser Handlungsstrang des Romans wird unterbrochen von den Vortragen eines umherziehenden Machiguenga Geschichtenerzahlers Kp 3 5 und 7 Er spricht uber das Wanderleben der Familienverbande ihre Kampfe und ihre Erfahrungen mit weissen Handlern sowie die Einbeziehung ihrer Legenden von Gottern und Damonen in ihren Alltag im Rahmen animistischer und magischer Vorstellungen Inhalt BearbeitenRahmenhandlung Bearbeiten Im ersten und achten Kapitel berichtet der Autor 1 A 1 uber seinen Studienaufenthalt in Florenz im Sommer 1985 In der Santa Margherita Passage betritt er eine winzige Galerie mit Fotos des Italieners Gabriele Malfatti aus dem peruanischen Amazonien 2 Der Besucher erkennt auf den Bildern die Gegend um Nueva Luz span Neues Licht und Nuevo Mundo span Neue Welt wieder die er wenige Jahre zuvor bereist hat Von einem der Fotos wird er besonders angezogen Im Kreis um einen Erzahler sitzen Manner und Frauen der Machiguenga Der Autor stellt sich vor dass der Geschichtenerzahler sein untergetauchter Freund Saul ist der sich dem Stamm angeschlossen hat auch weil er vermutlich damit personlich die judische Geschichte der Ausgrenzung und Isolation weiterfuhren will Diese Konstruktion 3 ermoglicht dem Autor die Verbindung seiner Studien uber die Amazonas Indianer mit der Auffassung seines Freundes von einem Leben in und mit der Natur und er kann nun mit dem Schreiben des Romans beginnen der zugleich von seinen Schwierigkeiten handelt die geistige Welt fremder Kulturen zu verstehen und abzubilden Der Erzahler weiss dass sich seit seinem Besuch vor sechs Jahren die Situation im Regenwald Sudamerikas weiterhin verschlechtert hat Abholzung Besiedlung Olsuche Drogenhandel und Terrorismus usw werden auch eine Auswirkung auf die Machiguengas gehabt haben und er fragt sich wie lange ihre Dorfer erhalten bleiben und wie die Bewohner auf die Entwicklung reagieren werden ob sie sich weiter den Verhaltnissen anpassen oder ob sie sich zuruckziehen und wieder den Kreislauf des Wanderns aufnehmen Recherchen Saul Zuratas und des Autors uber die Machiguengas Bearbeiten Kp 2Durch die Ausstellung in Florenz inspiriert erinnert sich der Autor an den Beginn seiner Bekanntschaft mit Saul Zuratas der wegen seines maulbeerfarbenen Muttermals das die rechte Gesichtshalfte bedeckt den Spitznamen Mascarita span Mascara Maske erhalt Zusammen mit seinem Vater dem Kramer Don Salomon lebt Saul in einem heruntergekommenen Viertel Limas Nach dem Tod der kreolischen Mutter einer ungebildeten Goi aus Talara ist der Jude Don Salomon in die Hauptstadt gezogen um dem Sohn die Ausbildung als Jurist zu ermoglichen Aber Saul vernachlassigt 1953 bis 1956 das Jura Studium wirft sich mit Feuereifer auf die Ethnologie und sucht in den Semesterferien die Verwandten seiner Mutter Bauern in Quillabamba 4 bei Cusco auf Weisse wie Saul nennt die dortige Bevolkerung Viracochas 5 und wirft ihnen Umweltschadigung zum Beispiel Fischfang mit Dynamit vor 6 Wahrend der Studienjahre in Lima unternimmt Saul weitere Reisen an den Oberlauf des Urubamba und des Rio Madre de Dios 7 8 Von ihm erfahrt der Autor erstmals von den Mythen der Machiguengas von Tasurinchi dem Gott des Guten und Kientibakori dem Gott des Bosen die beide mit ihrem blossen Atemhauch das Leben auf der Welt geschaffen haben der eine die Menschen und alles was ihnen nutzlich ist der andere alles Ubel 9 Die beiden diskutieren uber die Bewertung des einfachen von der Natur abhangigen Lebens der Indianer Wahrend der Autor die Entwicklungsmoglichkeiten durch eine Integration in die peruanische Gesellschaft positiv einschatzt sieht Saul die Gefahren v a den Verlust ihrer Identitat und mochte sie in ihrer Abgeschiedenheit vor Kontakten mit westlichen Lebensformen und Religionen bewahren 1956 erwirbt Saul zwar seinen Bachelor Abschluss mit einer Arbeit uber den Machiguenga Stamm will aber seine Feldforschungen nicht fortsetzen weil er sie als unmoralische Gewalt gegen indigene Kulturen ansieht welche ihre Ausnutzung durch die Viracochas als billige Arbeitskrafte verstarkt Diese Situation vergleicht er mit dem Kolonialismus Saul lehnt deshalb ein von seinem Professor arrangiertes Stipendium fur ein Ethnologiestudium an der Universitat Bordeaux in Frankreich ab Kp 4Zwei Jahre spater im Jahr 1958 reist der Autor zum ersten Mal in den Amazonas Urwald als er an Sauls Stelle Professor Matos Mar auf einer Expedition des peruanischen Instituts fur Linguistik an die Ufer des oberen Maranon begleitet Der Autor kann zwar nicht mit Machiguengas direkt reden er lernt aber das junge Linguisten Ehepaar Schneil Absolventen der Universitat von Oklahoma kennen die in der Wildnis durch behutsames Vorgehen das Vertrauen der Indianer gewonnen haben Um uberhaupt mit ihnen in Kontakt zu treten hat sich Edwin Schneil nackt mit Gastgeschenken einer Machiguenga Familie genahert und ist nicht wie andere vor ihm abgewiesen worden Weder hat er nach Gringo Art fotografiert noch Tonaufnahmen gemacht Doch die Schneils sind nicht nur Philanthropen und Sprachforscher Sie verfolgen mit Geduld eine missionarische Absicht Sie haben die Bibel im Gepack und wollen sie in die Sprache der Machiguengas ubersetzen Der Autor erfahrt von ihnen viel uber das Leben und die Mythen des Stammes Eine Besonderheit ihrer Sprache ist dass sie keine Eigennamen 10 haben Dies erklart warum der Geschichtenerzahler im Roman alle Manner mit Tasurinchi anspricht 11 A 2 Am letzten Abend der Expedition hat der Autor noch ein Gesprach mit den Schneils Beilaufig erzahlen sie dass die Machiguengas auf geheimnisvolle Weise uber einen Geschichtenerzahler sprachen Uber seine Rolle haben sie nur Vermutungen Der Autor ist von diesen umherziehenden Rednern sehr beeindruckt sucht in den Dokumentationen der Forscher nach weiteren Informationen und plant einen Roman daruber zu schreiben 12 Der Autor kommt auf seiner Expedition nicht mit den herumziehenden kleinen Verbanden in Beruhrung sondern nur mit den sesshaft gewordenen Familien in den Dorfern Hier haben westliche Einflusse bereits das Leben der Stamme verandert und es kommt immer wieder zu oft grausamen Konfrontationen Denn sie werden von den patronos das sind Weisse und Mestizen ausgebeutet Kurz vor dem Besuch der Expedition wurde Jum der Kazike von Urakusa 13 und Chef des Aguaruna Stammes von Viracochas gefoltert weil er den Wert des Geldes erkannt hat und eine eigene Handelsgenossenschaften fur die Vermarktung ihrer Produkte aufbauen will Hier wiederholt sich die Geschichte Bereits wahrend des Kautschukzeitalters sind Machiguengas als begehrte Arbeitskrafte Opfer von Menschenjagern geworden Nachdem der Autor von der Expedition nach Lima zuruckgekehrt ist trifft er sich mit Saul in einer Kneipe und spricht mit ihm uber seine Erlebnisse Der Autor beurteilt die Entwicklung der Indianer ambivalent sieht wie zuvor im Gesprach mit Matos Mar sowohl den Kapitalismus als auch den Kommunismus mit ihren unterschiedlichen Ideologien als potentielle Zerstorer der Amazonas Kulturen und gibt den auf seiner Reise besuchten Genossenschaften eine Chance Dagegen sind fur Saul die Linguisten im Amazonasgebiet eine Hauptgefahr denn sie seien weitaus machtiger als Missionare Priester und Nonnen weil sie uber Geld und eine starke Organisation verfugen und die Indianer zu guten Westlern guten modernen Mannern guten Kapitalisten machen wollen Er ist der Meinung man solle die indigenen Stamme in Ruhe lassen und ihre Kultur respektieren Der Autor reist nach dem Gesprach es ist ihr letztes zum Studium nach Madrid und Paris und der angeblich nach Israel ausgewanderte Freund beantwortet nicht seine Briefe Der Autor recherchiert in Madrid in der Nationalbibliothek und in der Dominikaner Klosterbibliothek uber die Machiguengas und findet in der Sammlung Misiones Dominicanas Artikel uber Brauchtum und Sprache In einem Bericht lobt Fray Vicente de Cenitagoya die Wilden als ehrlich und sanftmutig Es seien ruhelose Menschen mit einer ungesunden Liebe zu Klatsch und Geschichten und besessen vom Damon der Bewegung Obwohl ihnen Missionare ein Dorf mit einer Schule aufgebaut und sie mit Essen versorgt hatten sei der Stamm eines Tages plotzlich verschwunden Vor allem ein Gesprach mit dem ehemaligen Missionar Fray Elicerio Maluenda ist fur den Autor sehr informativ Dieser erklart ihm die Vorstellung der Indianer vom Universum Uber der Erde als Zentrum erheben sich die Wolkenregion Menkoripatsa und daruber Inkite die hochste Welt Unter der Erde liegen das Totenreich wo sich die Seelen der Verstorbenen aufhalten und als unterste Region der Fluss mit schwarzem Wasser Gamaironi in dem der Teufel Kientibakori wohnt Kp 61981 erarbeitet der Autor furs peruanische Fernsehen das Programm Der Turm von Babel und reist mit seinem Team durchs Land um uber interessante Projekte zu berichten Fur eine Sendung uber das Institut fur Linguistik fliegt er mit dem Ehepaar Schneil in das Gebiet der Machiguengas Uber 20 Jahre sind seit der ersten Begegnung vergangen Die Kinder der Schneils die zweisprachig zusammen mit Machiguenga Kindern aufgewachsen sind leben inzwischen als kunftige Wissenschaftler in den USA Die Indianer sind jetzt in Dorfern der Missionsstationen an Flussen angesiedelt und ernahren sich vorwiegend durch Landwirtschaft Sie sind zum grossen Teil in die peruanische Gesellschaft integriert Die Bibel ist in ihre Sprache ubersetzt die Kinder gehen in die Schule und die zweisprachigen Dorfvorsteher konnen fur die Besucher dolmetschen Wahrend der Autor die Verehrung der Schneils durch die Machiguengas bewundert sucht er frustriert 14 Grunde fur sein Unvermogen seinen geplanten Roman zu schreiben Die Entwurfe zu seiner Geschichte uber die Machiguenga Erzahler sind stets im Papierkorb gelandet denn er fand in den neueren Dokumentationen keine Informationen uber sie Auch von den Machiguengas kann er nichts uber die Geschichtenerzahler erfahren Sie zeigen Unverstandnis oder scheinen dem Thema auszuweichen Und selbst Edwin Schneil gibt sich uberrascht und verlegen als der Autor ihn auf die Erzahler anspricht Erst auf beharrliches Nachhaken erzahlt er von zwei Veranstaltungen vor einigen Jahren im Urwald bei denen er durch Zufall anwesend war Einer der Erzahler sei Albino oder Gringo genannt worden weil er sich ausserlich durch einen grossen Leberfleck im Gesicht und karottenrotes Haar von den anderen Machiguengas unterschied Der Autor vermutet deshalb dass er sein untergetauchter Freund Saul ist Der Machiguenga Geschichtenerzahler Bearbeiten In drei in die Haupthandlung eingeschobenen Kapiteln spricht der Machiguenga Geschichtenerzahler Edwin Schneil der einzige dem peruanischen Autor bekannte Augenzeuge solcher stundenlang dauernden und ihn ermudenden Veranstaltungen kann keine genauen Informationen uber den Inhalt der Reden geben Nach seinem Eindruck ist der speaker weder Zauberer oder Heiler noch Priester sondern eher Brieftrager Unterhalter und zugleich Stammesgedachtnis der weit verstreut lebenden Mitglieder So spielt er eine zentrale Rolle fur die Zusammengehorigkeit des Stammes der trotz widrigster Umstande und der wilden Natur durch seine Mobilitat die Zeiten uberstanden hat Wahrend einer Sitzung spricht der Geschichtenerzahler eine Fulle von Themen an meist ungeordnet von einem Erlebnis zum anderen springend Gemeinsam ist allen Uberlieferungen allerdings die Rolle der Machiguengas die den Auftrag haben das Gleichgewicht des Kosmos zu erhalten und das Chaos zu verhindern indem sie durch ihre Wanderungen die Sonne vorm Absturz bewahren und die guten Geister gegen die Damonen unterstutzen Deshalb arbeitet der Romanautor seine Kenntnisse der Mythologie mit in die Reden ein und empfindet die Sprache des indigenen Erzahlers mit langen assoziativen Redeketten nach so dass der Eindruck entsteht die Geschichten aus seinem Mund zu horen Aber er macht den fiktiven Charakter und das Legendenhafte der Darstellung durch haufige Einschrankungen des indigenen Erzahlers so scheint es vielleicht So mag es gewesen sein damals oder das ist zumindest was ich erfahren habe immer wieder deutlich Oft werden die Legenden auch von den Schamanen in mehreren Versionen vorgetragen was auf eine lange mundliche Uberlieferungskette hinweist Kp 3Im 3 Kapitel tragt der Erzahler den Zuhorern die Schopfungsgeschichte der Machiguengas vor Zu Beginn lebten die Menschen der Erde in paradiesischen Zustanden die Toten kehrten in anderer Gestalt zuruck Aber dieses Leben hielt nicht an und Tasurinchi Gott bzw Stammesfuhrer rief sein Volk zum Aufbruch Seitdem verstehen sie sich als die Menschen die gehen A 3 Immer wenn sie diesen Appell vergessen und der Stamm das Nomadenleben unterbricht nisten sich Damonen ein und verursachen Krankheiten Der Erzahler schildert die schweren Zeiten der Stammesgeschichte z B die Vertreibung und Verfolgung durch die feindlichen Mashcos die ihre Frauen raubten die Ausbeutung durch weisse Pelzjager oder Kautschuk und Holzsammler die sie als billige Tagelohner benutzten In dieser Zeit des Baumblutens kam fast der ganze Naturkreislauf durcheinander Ein von einem Kamagarini besetzter Machiguenga uberredete den Stamm den Mond Kashir und nicht die Sonne als oberste Instanz zu sehen und in der Dunkelheit zu jagen und ihre Hutten zu bauen Sie wurden Manner der Dunkelheit die das Tageslicht meiden mussten Zwar wirkten sie zufrieden doch hatten sie ihre Weisheit und das Gleichgewicht des Lebens verloren Ihre Seelen verschwanden und in die leeren Hullen drangen Teufel ein und verwandelten sie in Tiere Die Haut eines Mannes uberzog sich mit Fischschuppen und er musste im Teich leben einem anderen wuchsen Flugel und er flog davon ein dritter bekam eine Schnauze mit Stosszahnen und wurde von seinen Sohnen wie ein Tier gejagt Schliesslich bereuten sie ihren Verrat an der Sonne und wanderten und arbeiteten wieder tagsuber In anderen Passagen seiner Rede berichtet der umherziehende Erzahler von seinen Besuchen bei den Familien in den verstreut und versteckt im Urwald liegenden Hutten bei Tasurinchi an der Biegung des Flusses bei Tasurinchi im Wald am Yavero Fluss dann bei Tasurinchi dem Blinden der am Cashiriari Fluss lebt Er nennt jeden Mann des Stammes und spater dann auch sich selbst Tasurinchi 15 alle sind Sohne des gleichnamigen Gottes des Weltenschopfers der die Missetaten seines Widersachers Kientibakori und seiner zahlreichen Damonen abzuwehren versucht Ausfuhrlich schildert der Erzahler als Beispiel fur die standige Vernetzung des Todes mit dem Leben vom Schicksal der Familie des blinden Tasurinchi wobei sich die reale und magische Ebenen verbinden Nachdem der jungste Sohn an einem Schlangenbiss gestorben war baten die Eltern Seripigari sie in die Welt der Toten zu fuhren Am Fluss der reinen Seelen fanden sie ihren Sohn und er versprach ihnen noch einmal auf die Erde zuruckzukehren Bei seinem Besuch berichtete er ihnen von seiner mystischen Reise in die Welt der Sonne Zwei jungere Schwestern der Frau des blinden Tasurinchi starben ebenfalls eine totete sich aus Scham nachdem sie von den Punarunas gefangen genommen und vergewaltigt wurde und die Familie hangte ihren Korper an einen Baum damit er vor Tierbissen geschutzt war die andere sturzte in eine Schlucht und war vor ihrem Tod in einem Trance Zustand Der blinde Tasurinchi lauscht nachdem er zu Ende gesprochen hat aufmerksam den Geschichten des Erzahlers denn sie geben ihm das Gefuhl eines grossen Zusammenhangs der Ereignisse Kp 5Bestandig auf Wanderschaft wird Tasurinchi von den Geistern des bosen Kientibakori uberall bedroht Der Geschichtenerzahler kennt dazu viele teils burleske Beispiele unter anderem verwandelt sich einer der bosen Geister in eine Wespe und sticht dem rastenden Tasurinchi in den Penis Der schwillt an und wachst so sehr dass ihn der Gestochene aufwickeln und schultern muss Waldvogel verwechseln den Penis mit einem Baumstamm und finden darauf einen Platz zum Singen Dann kauft Tasurinchi im Tausch gegen Lebensmittel eine Yaminahua die von den Frauen seines Stammes abgelehnt wird Doch jede Pein wird in den Beispielen des Erzahlers von den Machiguengas nach dem Schopfungsmythos weiterwandernd geduldig uberwunden Tasurinchi meint dazu Die Wut ist eine Storung der Welt 16 Auch der Erzahler darf nicht zur Ruhe kommen Als Tasurinchi Krautermann sich mit ihm anfreundet und ihm seine Tochter zur Frau geben will bringt sich diese um weil sie dem Stamm den Geschichtenerzahler nicht wegnehmen will Auch nach dem sintflutartigen Regen der den Erzahler in den Fluss spult uberlebt dieser indem er sich zuerst an einem Alligator dann an einem Fischreiher festhalt der ihn mit sich emporhebt und landet schliesslich wieder auf der Erde um seine Rolle weiter zu spielen Andere Geschichten sind Erklarungserzahlungen uber irdische Phanomene oder Himmelserscheinungen z B Tiere Sterne Mond oder Kometen Pachakamue der erste Erzahler des Mythos hat die Macht aus Worten unbewusst Dinge und Tiere zu erschaffen Sprechend verwandelt er Menschen in die verschiedensten Tiergestalten und bringt somit die Fauna hervor Damit stort er jedoch oft das Gleichgewicht Seine Schwester Pareni die erste Frau und ihr Mann Yagontoro beschliessen deshalb ihn zu toten Yagontoro schneidet ihm den Kopf ab und begrabt ihn um ihn am Reden zu hindern doch vergisst er die Zunge zu entfernen so dass der Kopf weiterhin sprechen kann Darauf werden Yagontoro in einen Carachupa Opossum Parenis zweiter Mann in eine Biene Tzonkori Parenis dritter Mann in einen Kolibri und Pareni sowie ihre Tochter in Felsblocke verwandelt In einer anderen Geschichte kommt Kashiri der Mond als junger Mann auf die Erde heiratet eine Machiguenga Frau und zeugt mit ihr einen Sohn die Sonne Aber eine als Frau verkleidete Itoni Teufel verunreinigt Kashiris Gesicht mit ihrem Kot und er kehrt befleckt zu Inkite Himmel zuruck In einer anderen Version verbindet der Seripigari Tasurinchi die Mond Entstehung mit der Geschichte von den Leuchtkafern die ihre Frauen als Sterne verloren haben Kashiri stort durch seine standige Lust auf seine Frau das Gleichgewicht der Erde und er wird von Tasurinchi in seinem Glanz geschwacht und zu Inkite zuruckgetrieben Als Ersatz darf er die Leuchtkaferfrauen als Sterne mitnehmen Eine dritte Geschichte erklart dass der Komet Kachiborerine ein verwandelter Machiguenga ist Dieser sucht als seine zweite Frau mit seinem Sohn aus erster Ehe schlaft fur ihn bei den Chonchoites ein Madchen wird aber von den Kannibalen gefangen und ausgenommen Er kann sich ohne Magen und Darme nicht mehr ernahren steckt sich von einem Damon besessen eine Fackel in seinen After und verwandelt sich zum Kometen am Himmel Kp 7Der Geschichtenerzahler erzahlt in diesem Kapitel von weiteren Begegnungen mit Tasurinchis z B mit dem weisen Seripigari Tasurinchi vom Kompiroshiato Fluss der alles uber essbare und als Heilmittel brauchbare Pflanzen und Tiere weiss und durch diese gesunde Ernahrung zu einer gelassenen Einstellung gelangt ist Vielleicht war er in einem Leben vorher der Jager Tasurinchi der den heiligen Hirsch einen verwandelten Menschen jagte und als Strafe selbst zum Hirsch verwandelt wurde In einer anderen Anekdote erfahrt der Erzahler von einem Seripigari warum sich die Machiguengas mit Orlean Tinktur bemalen Inaenka die gehbehinderte Unheilfrau und Verursacherin der Krankheiten totete den Fischer Tasurinchi und den Seripigari mit heissem Wasser und ass sie Der Orleanstrauch Potsotiki erklarte einem ihrer Sohne dass seine Mutter den Machiguenga Stamm zerstoren wolle durch dessen Wanderung das Gleichgewicht zwischen Sonne und Mond erhalten wird Dies wurde zum Absturz der Sonne und zum Chaos der Welt fuhren wurde Der Sohn wollte dies verhindern und liess sich um nicht von Inaenka erkannt zu werden zu einem Orleankind verwandeln Dann sagte er seiner Mutter dass er ihr das Land des Gluckes zeigen konne Dort wurden ihre deformierten Fusse wieder gesund und sie musste nicht mehr hinken Aber er brachte Inaenka zu den Monstern am Ende der Welt Um ihrer Rache zu entkommen schlupfte seine Seele in die Hulle eine Moritoni Vogels der seitdem von den Machiguengas geschutzt wird Im zweiten Teil des Kapitels geht der Autor davon aus dass der Geschichtenerzahler sein Freund Saul ist und arbeitet dies in seine Darstellung ein Er lasst den Erzahler im Rausch eine Adaption von Kafkas Die Verwandlung Sauls Lieblingserzahlung A 4 erleben Tasurinchi Gregor verwandelt sich in eine Machacuy Zikade und dies isoliert ihn von seiner Familie In einer zweiten Anspielung auf Saul verurteilt der Erzahler die bei den Machiguengas ubliche Totung missgebildeter Kinder verweist trotz seines entstellten Gesichts auf sein eigenes Lebensrecht und fuhrt den Zuhorern vor Augen dass man auch in Unvollkommenheit als Tasurinchi leben kann Und nochmals will er den Zuhorern klarmachen dass nicht alles was unvollkommen geboren wurde von Kientibakori dem Bosen gehaucht sein muss und deshalb zu toten ware Durch die Geschichte seines Begleiters des Papageis Mascarita den seine Vogel Mutter wegen eines deformierten Fusses zerhacken wollte Viertens erzahlt er von seinem eigenen fruheren Leben bevor er zu den Machiguengas ging und der judisch christlichen Mythologie In einer Sprache die fur die Zuhorer verstandlich ist spricht er vom Gott Tasurinchi Jehova der Geschichte des judischen Volkes und von Tasurinchis Sohn dem Seripigari Jesus von Nazaret Am Ende entschliesst sich der Geschichten Erzahler mit dem Tasurinchi vom Timpinia Fluss der mit den Weissen Vatern seine uberschussige Ernte gegen Saatgut und Gerate tauschte und mit seiner Familie ein zufriedenes sesshaftes Leben fuhrte wieder in die Wildnis zu wandern Ein Erdbeben deutet er als Warnung und Mahnung zum vom Schopfergott Tasurinchi zur Erhaltung des Naturgleichgewichts verordneten Nomadenleben zuruckzukehren Zitate BearbeitenTasurinchi belehrt den Geschichtenerzahler Um zu verstehen muss man zuhoren konnen 17 Aus dem Mund eines unermudlichen Machiguenga Zuhorers Dank deiner Erzahlungen ist es als wurde das was geschehen ist viele Male wieder geschehen 18 Sogar das nach abendlandischem Verstandnis Leblose kann bei den Machiguengas reden Es sprechen die Kreise des Wassers 19 Uber seine Selbstfindung bei den Machiguengas sagt der Geschichtenerzahler Hierher bin ich zuruckgekehrt ohne fortgegangen zu sein 20 Form und Interpretation BearbeitenDer Autor berichtet uber seine Schwierigkeiten einen Roman zum Thema der Machiguenga Geschichtenerzahler zu schreiben Somit entsteht ein Roman im Roman 21 Nicht nur im ersten und letzten Kapitel die die Romanhandlung einrahmen sondern auch wahrend des Geschehens weist der Autor hin und wieder auf seine Erinnerungsarbeit in Florenz hin 22 Seine Idee uber den Freund Saul zu schreiben sei eine verfluchte Versuchung der er nun nachgegeben hat Fur den Leser der die ethnische Untersuchung Amazoniens studieren mochte die auf dem ostlichen Territorium Perus durch die Spanier vorangetrieben wurde kann der Text eine Fundgrube sein So wird zum Beispiel der Missionar Pater Jose Pio Aza 23 der erste Erforscher der Machiguenga Sprache genannt Oder es wird der Reformer Dr Luis Valcarcel 24 bespottelt und ein Roman zum Thema genannt La Voragine 25 Die dreimalige ausfuhrliche Erklarung zur Entstehung dieser Welt wie sie sich die Machiguengas denken in den Wiederholungen dann sichtbar verquickt mit dem judischen und christlichen Glauben A 5 ergibt eher ein bekennerisch weltanschauliches Skriptum als Prosa Was aber macht das Buch zum Roman In erster Linie ist das der extreme Kontrast zwischen dem teils sachlich und nuchternen berichtenden an seinen Schriften orientierten zurzeit fern der Heimat lebenden Intellektuellen und dem in den drei Erzahlerkapiteln wiedergegebenen mundlichen Vortrag des Geschichtenerzahlers 26 Der Autor mag den Geschichtenerzahler fast beneiden denn im Leben seines Stammes spielt dieser eine so zentrale Rolle wie es dem Schriftsteller obgleich Vargas Llosa spater sogar Literaturnobelpreistrager wurde in seiner Gesellschaft nicht vergonnt ist 27 Spannung wird erzeugt durch die Nachforschungen nach dem Verbleib des Freundes Saul Zuratas Zu dessen Solidarisierung mit den an den Rand der Gesellschaft gedrangten Machiguengas mogen sein abstossendes Muttermal und seine judische Herkunft beigetragen haben die ihn ebenfalls zu einer Randexistenz der peruanischen Gesellschaft machten Am Ende des Buches aussert der Autor noch einmal seine Bewunderung uber die bis ins Tiefste gehende Verwandlung die sein Freund durchgemacht hat Dabei sollte der Leser jedoch im Blick haben dass bei aller Belegbarkeit der Fakten und der autobiographischen Daten im Buch ebendiese Inhalte um Fiktionen erweitert sind der Autor schreibt selbst dass er das jetzige Leben seines Freundes das er nicht mehr kennt erfinden muss A 6 Mit seinem Namen wird der Autor ubrigens an keiner Stelle des Romans benannt und fur das Linguistenehepaar Schneil von dem er die meisten Informationen uber die Machiguengas und die Geschichtenerzahler erfahrt gibt es zwar ein authentisches Vorbild aber der Name ist leicht abgewandelt 28 Der Leser lernt ein exotisches Weltbild kennen und muss sich in ein fremdartiges Vokabular hineinfinden Erklarungen werden oft erst viele Seiten spater gegeben so wird im Bericht des Ehepaars Schneil uber die Machiguengas einiges erzahlt was man vorher nur vermuten konnte zum Beispiel dass sie keine Eigennamen besitzen Auch die am Buchanfang stehende Widmung fur die Machiguenga Kenkitsatatsirira findet erst hier und auch nur andeutungsweise eine Erklarung Es wird ein langes Gerausch mit vielen s erwahnt das man mit Geschichtenerzahler ubersetzen kann 29 30 Im Lauf der drei grossen Auftritte des Geschichtenerzahlers wird dieser zunehmend personlicher Beginnend mit dem Auszug aus dem Paradies und anderen Mythen sowie den Berichten uber seine Besuche flicht er mehr und mehr personliche Themen ein siehe oben Kapitel 7 Die Schopfungsgeschichte der Machiguengas wird nicht im biblischen Stil vorgetragen Ordnung muss sich der Leser aus der heillosen Unordnung des repetierenden Vortrags selbst exzerpieren Hiermit stellt der Schriftsteller dem Leser so manche Knobelaufgabe Ein erster Anhaltspunkt konnte in der Hinsicht sein Der Mond lebt unter den Machiguenga ist mit einer ihrer Frauen verheiratet Er beschlaft sie ausdauernd und erfolgreich Sie gebiert ihm die Sonne Licht erhellt die Welt Das abendliche Sturzen des Zentralgestirns konnte eine der Ursachen fur Tasurinchis bestandiges Wandern sein Einen Uberblick uber die Kosmogonie der Machiguengas bekommt der Leser nachdem er seine ersten Eindrucke aus den Erzahlungen gesammelt hat durch einen Bericht des Autors von seinen Bibliotheksstudien 31 Der Geschichtenerzahler weiss um die Unvollkommenheit seines Wissensschatzes Mit Vorsicht und Bescheidenheit schliesst er fast immer mit dem Satz Das ist zumindest was ich erfahren habe Oder er nimmt unzahlige Behauptungen mit einem nachgestellten Vielleicht einem So scheint es oder ahnlichen Wendungen zuruck 32 Uber ein Kind und seine Mutter eine mythische Gestalt auf der Seite des Bosen hort man beispielsweise Eine seiner Mutter muss Inaenka gewesen sein Hinken alle Teufel So scheint es Kientibakori auch heisst es 33 Haufig sind auch Phanomene wie Gluck Schuld oder Bosheit und Gemutszustande wie Freude oder Arger auf diese Weise relativiert Wenn in den Erzahlungen Tasurinchi auf Abwege gerat bewirkt dies nicht nur Reaktionen der Natur sondern es wird auch immer wieder mit dem Tanz der Teufel im Wald illustriert Da erfasste ihn die Wut Es regnete es blitzte Gewiss gingen alle Teufel in den Wald hinaus um zu tanzen 34 Oder bei seinem Festschmaus mit verbotenem Fleisch Im Wald trank Kientibakori Masato und tanzte auf dem Fest Seine Furze klangen wie Donnerschlage und sein Rulpsen wie das Gebrull des Jaguars 35 Manchmal erfreut den Leser die uberraschende Bildersprache im Roman Zum Beispiel Der Himmel war ein Dickicht aus Sternen 36 Oder der Geschichtenerzahler hat sich einen Dorn eingezogen und will den Schmerz durch Brullen erschrecken 37 Rezeption BearbeitenIn dem Vielvolkerstaat Peru setzt sich der Spanisch sprechende einheimische Ich Erzahler und somit der Autor selbst 38 mit einer Indio Sprache dieses Landes auseinander die er gar nicht sprache ein Vorhaben das von vornherein zum Scheitern verurteilt ware und das scheitere Der Ich Erzahler verzage schliesslich und zelebriere elegisches Selbstmitleid 39 Immerhin habe der Wahrheitsforscher Vargas Llosa einen ermutigenden Versuch des Eindringens in die fremde Kultur unternommen 40 Der vorgetragene Mythos eines nomadisierenden Volkes wie hier dem der Machiguengas sei ein Uberlebensinstrument Das unablassige Umherwandern auf der Suche nach jagdbarem Wild und bebaubaren Boden sowie das Ausweichen vor Feinden Der Tasurinchi dieses Volkes existiere in vielen Exemplaren Beinahe jeder Machiguenga konne Tasurinchi heissen Fur dieses Volk gibt es keine fixe Wahrheit Vielmehr entstehe diese erst durch den Auftritt des Geschichtenerzahlers In das oben angesprochene Scheitern des Ich Erzahlers und seiner Journalistenkollegen beim Eindringversuch in die Indio Kultur passe auch das Foto vom Geschichtenerzahler und seinen Zuhorern das in Florenz gezeigt worden ist Obwohl Edmund Schneil Zuruckhaltung bei der Kommunikation mit den Machiguengas geubt habe sei eben doch spater jenes desavouierende Malfatti Foto entstanden 41 Lentzen 42 weist auf eine Formschwache des Romans hin Spannung im ersten Kapitel aufgebaut verpuffe Zudem sei das Extrahieren der Fakten von der Fiktion schwierig und die Figur uber die gerade gesprochen werde konne nicht immer identifiziert werden Die Sprache Vargas Llosas in den Geschichtenerzahler Kapiteln drei funf und sieben werde von der Kritik eigentlich durchgangig lobend erwahnt Der Troubadour als Vorbild seines Geschichtenerzahlers habe Vargas Llosa fasziniert Es entstunde der Eindruck der Geschichtenerzahler sprache die Sprache der Machiguenga Diese fiktive Spezialsprache habe der Autor eigens fur seinen Roman unter Verwendung von Quechua wie auch peruanischem Spanisch konstruiert und mit denen den drei Geschichtenerzahler Kapiteln vorangestellten Kapiteln verwoben Der Text ist entsprechend dem oralen Sprachvorbild weder zeitlich noch inhaltlich geordnet Demzufolge mache der Roman beim ersten Durchlesen einen chaotischen Eindruck Eine Wurzel fur die Schwierigkeit des Eindringens in eine orale Sprache durch den Sprecher einer Schriftsprache in dem Fall Vargas Llosa als Sprecher des Spanischen sei die den Sprachtypen oral und literarisiert innewohnende zu unterschiedliche Denkstruktur Weil Saul die Kultur der Machiguengas enthusiastisch bewahren mochte verheimlicht er seinen Geschichtenerzahler Beruf vor den Fremdlingen 43 Die im Roman beschriebene Besonderheit dass die Machiguengas keine Eigennamen besitzen 44 wird in der ethnographischen Literatur bestatigt so bei Allan W Johnson 45 der auf Wayne W Snell Vorbild fur die Romanfigur Edwin Schneil 46 verweist und es durch eigene Erfahrung bestatigt 47 Dass allerdings in den drei Erzahlerkapiteln des Romans stattdessen der einheitliche Name Tasurinchi benutzt wird der Name des Schopfers der Machiguengas ist eine Besonderheit die der Autor dem Geschichtenerzahler in den Mund gelegt hat Nach Sa unterstreicht er damit die schopferische Rolle des Geschichtenerzahlers Unter den Machiguengas sei der Name Tasurinchi der der blast dem Schopfer oder Halbgottern vorbehalten 48 Sa nennt weitere Details die von ethnographisch gesicherten Fakten beziehungsweise von der Kosmogonie der Machiguengas abweichen obgleich der Roman mit seinen zahlreichen Bezugen auf konkrete Quellen und den vielen Daten aus dem Leben Vargas Llosas den Eindruck erwarten liesse dass die Angaben uber die Machiguengas authentisch seien So spiele beispielsweise der Mond bei den Machiguengas eine bedeutendere Rolle als dies im Roman zum Ausdruck kommt wo er mit seinen Flecken ahnlich wie Mascarita eher im Abseits stunde Auch sei die Rolle der Frauen bei den Machiguengas keineswegs eine untergeordnete wie es die Darstellung im Roman suggeriere in dem nur Manner Tasurinchi benannt wurden Fur die im Roman dargestellte Rolle der Geschichtenerzahler gabe es in Texten uber die Machiguengas und in deren Erzahlungen keine Hinweise die einzige im Roman konkret genannte schriftliche Quelle das Buch des Forschers Paul Marcoy 49 werde unexakt wiedergegeben Die einzigen anderen Wissenschaftler die bezuglich der Existenz der Geschichtenerzahler genannt werden seien das Ehepaar Schneil es sei bezeichnend dass speziell bei ihnen der Name im Roman verandert wurde 50 Ungeachtet solcher Anmerkungen betrachtet Sa das Buch als lesenswert Die deutschsprachige Ausgabe des Romans wurde 2011 als zehntes Buch der Aktion Eine Stadt Ein Buch 51 sowohl in Wien als auch in Berlin in jeweils einer Auflage von 100 000 Stuck gratis an Leser abgegeben Dieses vom echomedia buchverlag Wien herausgegebene Buch hat die gleiche Seitenaufteilung wie die verwendete Ausgabe und enthalt zusatzlich die Nobelpreisrede von M Vargas Llosa Ein Lob auf das Lesen und die Fiktion Literatur BearbeitenVerwendete Ausgabe Bearbeiten Der Geschichtenerzahler Roman Aus dem Spanischen von Elke Wehr Suhrkamp Frankfurt am Main 1990 1 Aufl ohne ISBN A 7 Sekundarliteratur Bearbeiten Thomas M Scheerer Mario Vargas Llosa Leben und Werk Suhrkamp Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 518 38289 6 Norbert Lentzen Literatur und Gesellschaft Studien zum Verhaltnis zwischen Realitat und Fiktion in den Romanen Mario Vargas Llosas Romanistischer Verlag Bonn 1994 Diss RWTH Aachen 1994 ISBN 3 86143 053 3 Markus Klaus Schaffauer Die Paradoxie des postmodernen Mythos und die Gattung als topographisches Problem in El hablador und Lituma en los Andes in Morales Saravia Jose Hg Das literarische Werk von Mario Vargas Llosa Vervuert Frankfurt M 2000 S 233 258 Weblinks BearbeitenSusanne M Cadera A 8 Dargestellte Mundlichkeit in Romanen von Mario Vargas Llosa Romanisches Seminar der Universitat zu Koln Genf 2002 S 145 ff Kolner Romanistische Arbeiten neue Folge Heft 80 Andreas Hetzel A 8 Stimmen des Mythos Stimmen der Anteilslosen Zur nomadischen Poetik von Mario Vargas Llosa in Der Geschichtenerzahler in Gerhard Gamm Alfred Neumann Eva Schurmann Hrsg Philosophie im Spiegel der Literatur Felix Meiner Verlag 2007 S 105 124 Zeitschrift fur Asthetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Sonderheft 9 ISBN 978 3 7873 1849 0 Lucia Sa A 8 Rain Forest Literatures Amazonian Texts And Latin American Culture University of Minnesota Press Minneapolis 2004 ISBN 0 8166 4325 3 Aktion Eine STADT Ein BUCH 2011 Dort findet sich auch ein Interview mit Mario Vargas Llosa Ansprache von M Vargas Llosa bei der Eroffnung der Aktion Teil 1 Teil 2 Anmerkungen Bearbeiten Angesichts der Verquickung biographischer Daten mit erfundenen Teilen der Romanhandlung wird im Folgenden dieser Ich Erzahler Vargas Llosas fiktives Ich nicht mit dem Namen des Schriftstellers sondern gemass seiner Rolle im Roman als der Autor bezeichnet im Gegensatz zu dem Ich Erzahler anderer Kapitel dem Geschichtenerzahler Die Ansicht dass der Name Tasurinchi wie ein Pronomen gebraucht wird findet man im englischen Wikipedia Beitrag zum Roman siehe The Storyteller novel Nach Hetzel sind die Machiguengas in ihrer eigenen Sprache die die gehen Hetzel S 108 7 Z v u Dieser Begriff die Menschen die gehen wird im Roman wiederholt verwendet Der Anthropologe Johnson schreibt Matsigenka means people ubersetzt also den Namen mit Volk oder die Menschen Der Kafka Verehrer Saul kann Die Verwandlung auswendig hersagen Verwendete Ausgabe S 24 13 Z v o In Identifizierung mit der Hauptgestalt Gregor Samsa nach der er auch seinen Papagei benannt hat Verwendete Ausgabe S 22 16 Z v o nennt er sich nun Tasurinchi Gregor Alles wird in die Vorstellungswelt der Zuhorer umgesetzt das judische Volk bei Tapirjagd und Yuccaernte sein Gott mit dem Namen Tasurinchi Jehova Nicht nur die Verwandlung des Studienfreundes sondern auch dieser selbst ist eine Erfindung siehe Interview mit dem Autor in Wien 288 Seiten Druck May Co Darmstadt a b c Buchvorschau alternierend fehlen Seiten Einzelnachweise Bearbeiten Vargas Llosa als Ich Erzahler Scheerer S 153 18 Z v o eng Peruanisches Amazonien Markus Klaus Schaffauer Die Paradoxie des postmodernen Mythos und die Gattung als topographisches Problem in El hablador und Lituma en los Andes in Morales Saravia Jose Hg Das literarische Werk von Mario Vargas Llosa Vervuert Frankfurt M 2000 S 233 258 eng Quillabamba eng Viracocha Verwendete Ausgabe S 31 5 Z v o Verwendete Ausgabe S 96 4 Z v u eng ostliche Kordillere in Peru Siehe auch Nationalpark Manu Verwendete Ausgabe S 21 unten Verwendete Ausgabe S 100 5 Z v o siehe auch Cadera S 183 Mitte Vargas Llosa beschreibt im 6 Kp seines Romans Der Traum des Kelten 2010 in ahnlicher Weise wie Edwin Schneil im 6 Kp einen Seanchai genannten umherziehenden irischen Geschichtenerzahler Foto aus Urakusa in Peru Lentzen S 153 1 Z v u Cadera S 183 unten Verwendete Ausgabe S 145 16 Z v o Verwendete Ausgabe S 149 18 Z v o Verwendete Ausgabe S 74 2 Z v u Verwendete Ausgabe S 155 19 Z v o Verwendete Ausgabe S 248 13 Z v o vergleiche Cadera S 160 siehe zum Beispiel verwendete Ausgabe S 43 20 Z v o S 95 13 Z v u S 112 11 Z v u span Pater Jose Pio Aza span Dr Luis Valcarcel eng La Voragine vergleiche Scheerer S 160 161 vergleiche Scheerer S 160 3 Z v u siehe Sa S 271 15 Z v u und Cadera S 154 Fussnote 16 Verwendete Ausgabe S 109 5 Z v o Sa S 254 3 Z v o vergleiche auch Scheerer S 48 ff Ordnung im Chaos Aspekte der Erzahltechnik2 Verwendete Ausgabe S 126 Z 10 v o 127 Z 7 v o siehe zum Beispiel verwendete Ausgabe S 133 15 Z v u S 134 13 Z v o S 136 4 Z v u S 138 16 Z v o Verwendete Ausgabe S 232 8 Z v o und 14 Z v o Verwendete Ausgabe S 147 15 Z v o Verwendete Ausgabe S 227 7 Z v o weitere Beispiele S 233 1 Z v u S 147 7 Z v o Verwendete Ausgabe S 202 5 Z v u Verwendete Ausgabe S 267 2 Z v o Scheerer S 153 18 Z v o Scheerer S 161 17 Z v u Scheerer S 162 Scheerer S 159 162 Lentzen S 152 164 Cadera S 198 207 aus dem Jahr 1958 berichtet Im Roman ist auf S 184 14 Z v o Johnson Allan genannt siehe Sa S 271 17 Z v u Naheres siehe englischer Artikel zu den Personennamen erster Absatz und dort zitierte Quellen siehe Sa S 265 9 Z v u Verwendete Ausgabe S 185 13 Z v o siehe auch Paul Marcoy Travels in South America siehe Sa S 271 Mitte Eine STADT Ein BUCH echo event ges m b h abgerufen am 18 September 2018 V DWerke von Mario Vargas LlosaRomane und Erzahlungen Die Anfuhrer 1959 Die Stadt und die Hunde 1963 Das grune Haus 1966 Die jungen Hunde 1967 Gesprach in der Kathedrale 1969 Der Hauptmann und sein Frauenbataillon 1973 Flaubert und Madame Bovary Die ewige Orgie 1975 Tante Julia und der 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spanische Originaltitel ist angegeben falls keine deutsche Ubersetzung existiert oder deren Titel noch nicht herausgefunden wurde Jahresangaben beziehen sich auf die Originalausgabe Normdaten Werk GND 4713553 0 lobid OGND AKS VIAF 203111611 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Geschichtenerzahler amp oldid 228677337