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Die Confirmatio Ludovici Pii Bestatigung Ludwigs des Frommen ist eine fruhmittelalterliche Urkunde die dem Bistum Passau nach dem Abzug der Awaren bestimmte Besitzungen im heutigen Niederosterreich und Oberosterreich bestatigte Das alteste erhaltene Exemplar der Urkunde wird im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in Munchen aufbewahrt Die ins Jahr 823 datierte Urkunde wurde wahrend der Amtszeit von Bischof Pilgrim von Passau 971 991 uberarbeitet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Dokument 1 1 Fassungen 1 2 Inhalt 1 3 Geschichtliches Umfeld zur Kurzfassung 1 4 Geschichtliches Umfeld zur Langfassung 2 Nachwirkungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDokument BearbeitenFassungen Bearbeiten Die auf den 28 Juni 823 datierte Urkunde ist in zwei Fassungen vorhanden Das echte kurzere Dokument 2 ist als Abschrift im Codex Lonsdorfianus aus dem 13 Jahrhundert erhalten und befindet sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv HL Passau 3 fol 65 3 Diese Urkunde wurde teils als Falschung aus der Zeit Bischof Pilgrims betrachtet sie hat sie aber sowohl der Form als auch dem Inhalt nach mit Ausnahme der im 13 Jahrhundert eingefugten Erwahnung von St Florian und Linz als echt erwiesen Der angefuhrte Besitz wird daher unter Karl dem Grossen an das Bistum Passau gekommen sein 4 Das ruckdatierte langere Dokument 5 liegt in einem besiegelten und einem unbesiegelten Original ebenfalls im Bayerischen Hauptstaatsarchiv vor Kaiserselekt 830 I und 830 II 3 Die um den Ort Zeizzinmurum erweiterte Urkunde durfte anlasslich eines nach 984 von Herzog Heinrich dem Zanker in der bayrischen Ostmark abgehaltenen Gerichtstags entstanden sein um auch die Besitzverhaltnisse von Zeiselmauer zu fixieren Die Urkunde konnte Heinrich nach dessen Wiedereinsetzung als Herzog von Bayern vorgelegt worden sein 6 Diese lange Fassung wurde bis zum 14 Jahrhundert in alle passauischen Kopialbucher ubernommen Inhalt Bearbeiten Wahrend der Reichsversammlung in Frankfurt im Fruhling 823 restituiert Kaiser Ludwig der Fromme dem Hochstift Passau gewisse Schenkungen seines Vaters welche dem Stift mittlerweile durch verschiedene Markgrafen entzogen worden waren Der Urkundentext bestatigt dem Bischof von Passau dabei die Besitzungen von Treismam Wachowam Pelagum Nardinum Reoda Aspach Wolffeswanch Erlawam et in Artagrum Basilicas duas et in Saxinum Basilicas duas Die Schreibweise im langeren Dokument lautet litaha et in terra hunorum Zeizzinmurum Treismam Vuachouuam Pelagum Nardinum Reode Asbac Vuoluesvuanc Erlafam et in artagrum basilicas duas et in saxina basilicas duas Bei den genannten Orten bzw Gebieten handelt es sich um die Leitha Region 7 Zeiselmauer Traismauer Wachau Pielach Naarn im Machlande Ried in der Riedmark Aschbach Wolfsbach 8 Erlauf Pochlarn Ardagger und Saxen letztere mit jeweils zwei Kirchen im Siedlungsgebiet Die meisten dieser Orte werden in dieser Urkunde erstmals geschichtlich erwahnt Bei der zweiten Kirche in Saxen konnte es sich um die ehemalige Nikolauskirche der Schiffsanlegestelle Hofkirchen handeln 9 angesichts das damals riesigen Gebietes der Mutterpfarre Saxen kommen aber ebenso die Andreaskirche in Mitterkirchen oder die Taufkirche in der Burg von Arbing in Frage 10 Geschichtliches Umfeld zur Kurzfassung Bearbeiten Besonderes Augenmerk verdient der Satz den Otto von Lonsdorf im 13 Jahrhundert in den Originaltext der Urfassung einfugte insuper et Domnus et genitor noster eidem contulerat sedi cellulam S Floriani cum Linzea Das Stift St Florian unterstand bereits im 9 Jahrhundert dem Passauer Bistum und bot daher kaum Anlass fur eine Falschung Anders ist dies im Fall der Stadt Linz Hier besass das Bistum zwar die von Karl dem Grossen geschenkte Martinskirche jedoch nicht die Burg die zum Konigsgut gehorte Offenbar wollte der Verfasser gegenuber dem neuen Landesherrn von Osterreich Ottokar II Premysl von Bohmen Besitzanspruche auf Linz anmelden Es existierte zudem ein fingiertes Testament des letzten Babenbergers Friedrich II vom 14 Juni 1246 nach welchem Linz als Sicherheit fur zu zahlende 3000 Mark Silber an das Bistum gegeben werden sollte Beide Falschungen lassen das Passauer Interesse an Linz erkennen Die Stadt Linz wurde aber von Otokar II und danach von den Habsburgern unwiderruflich in Besitz genommen 11 Geschichtliches Umfeld zur Langfassung Bearbeiten Nach der Schlacht auf dem Lechfeld von 955 konnte das Bistum Passau seine Wirksamkeit erneut auf das Land unter der Enns ausuben Bischof Adalberts Nachfolger Pilgrim wurde 971 von Kaiser Otto I zum Bischof von Passau ernannt Er erhielt vom Kaiser Besitzungen in der Mark im Osten und sorgte dort fur den Wiederaufbau nach den Magyareneinfallen Moglicherweise erhielt Pilgrim die Bestatigungen auch als Gegenleistung und Entschadigung fur seine Kaisertreue beim Aufstand der Herzoge Heinrich II von Bayern und Heinrich I von Karnten welche Passau 977 belagert und verwustet hatten Die Langfassung der Confirmatio Ludovici Pii gehort auch in den Dunstkreis der Lorcher Falschungen Bischof Pilgrim wollte damit beweisen dass der erste Passauer Bischof Vivilo angesichts der anruckenden Awaren den Bischofssitz als letzter Bischof von Lorch im Jahr 739 nach Passau verlegt habe womit Passau die Rechtsnachfolge des grossten Bistums im Sudosten des deutschen Kulturraums zustunde Pilgrim beanspruchte allerdings vergeblich die Wurde eines Erzbischofs und die kirchenpolitische Gleichstellung mit dem Erzbistum Salzburg Nachwirkungen BearbeitenDie in der Urkunde genannten Orte waren Keimzellen fur die Kolonialisierung des Donauraums Die drei oberosterreichischen Orte waren die Ausgangspunkte fur die Besiedlung des gesamten unteren Muhlviertels Von Ried aus entwickelte sich die Riedmark mit ihrem spateren Zentrum Freistadt Aus der Pfarre Naarn entstanden insgesamt 20 Pfarren in den heutigen Bezirken Perg und Freistadt Im ehemaligen Gebiet von Saxen wurden die Kloster Baumgartenberg und Waldhausen gegrundet In Niederosterreich finden wir donauabwarts gereiht folgende Orte Auf dem Wolfsbacher Pfarrgebiet 8 erfolgte 1112 die Grundung von Stift Seitenstetten dem das nahegelegene Aschbach 1116 ubergeben wurde In Ardagger wurde 1049 das Stift Ardagger gegrundet Bei Erlauf stand bereits das romische Kastell Arelape und der Ort war Ausgangspunkt zur Kolonialisierung des Erlauftals Nahe Pielach wurde 1089 das Stift Melk gegrundet und von dort aus konnte das Pielachtal besiedelt werden Wachau entwickelte sich zu keinem Ortsnamen sondern zur Gebietsbezeichnung fur die bekannte Weinbaugegend Ausserdem ist Wachau die einzige geographische Angabe die sich In Niederosterreich nordlich der Donau befindet Von Traismauer aus konnte das Traisental inklusive der ehemaligen Romerstadt Aelium Cetium St Polten kolonialisiert werden Das Bistum Passau konnte seine Vorrangstellung im Donauraum lange Zeit behaupten Vom Bistumsgebiet wurden erst hunderte Jahre spater die Diozesen Wien 1469 Linz und St Polten beide 1784 abgelost Im Jahr 2023 wurden anlasslich des 1200 Jahre Jubilaums einige Bucher herausgegeben 12 zwei neue Glocken fur die Pfarrkirche Aschbach Markt gegossen und einige Festlichkeiten organisiert Literatur BearbeitenTheo Kolzer Hrsg Ludovici Pii Diplomata Die Urkunden Ludwigs des Frommen In Diplomata Karolinorum Die Urkunden der Karolinger Band 2 Wiesbaden Munchen 2016 ISBN 978 3 447 10091 5 Erster Teil S 553 559 Nr 225 Franz Reiner Erkens Ludwigs des Frommen Urkunde vom 28 Juni 823 fur Passau BM2 778 In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Band 42 Koln 1986 S 86 117 Digitalisat auf digizeitschriften de Weblinks BearbeitenJohann Nepomuk Buchinger Geschichte des Furstenthums Passau aus archivalischen Quellen bearbeitet Munchen 1824 S 483 484 Abschrift der lateinischen Langfassung mit leichten Lesefehlern eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Mathia Fuhrmann Alt und Neues Wien Wien 1739 S 390 Auszug aus einer um Bierstling Tulln Trebensee und Wien erweiterten Langfassung mit deutscher Ubersetzung eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten Erkens S 111 Oberosterreichisches Urkundenbuch weltlicher Teil 540 1399 0823 VI 28 In Monasterium net ICARUS International Centre for Archival Research abgerufen am 1 Januar 1900 Digitalisat der kurzeren Urkunde a b Erkens S 86 Erkens S 110 f Oberosterreichisches Urkundenbuch weltlicher Teil 540 1399 0823 VI 08 In Monasterium net ICARUS International Centre for Archival Research abgerufen am 1 Januar 1900 Digitalisat der langeren Urkunde Erkens S 93 und 95 Laut Erkens S 87 lag Litaha wohl in der Umgebung von Deutsch Haslau a b Karl Lechner Die Anfange des Benediktinerinnenklosters Erla in Niederosterreich und sein angeblicher Stiftbrief In Jahrbuch fur Landeskunde von Niederosterreich Band 31 1954 S 20 zobodat at PDF Fur Erkens 1986 S 108 109 ist die Gleichsetzung von Wolfeswang mit Wolfsbach zwar durch nichts bewiesen bei der Innenrenovierung der Pfarrkirche Wolfsbach im Jahr 2011 wurden aber Fundamente einer turmlosen Saalkirche vermutlich aus dem 9 Jahrhundert ergraben Hans Krawarik Das Machland und seine Herren In Mitteilungen des Oberosterreichischen Landesarchivs Band 21 Linz 2008 S 74 gesamter Artikel S 31 106 S 31 48 ooegeschichte at PDF S 49 67 ooegeschichte at PDF S 68 86 ooegeschichte at PDF S 87 106 ooegeschichte at PDF Bilder ooegeschichte at PDF Benno Ulm Das Muhlviertel Seine Kunstwerke historischen Lebens und Siedlungsformen In Osterreichische Kunstmonographie Band V Salzburg 1971 S 20 Erkens S 102 107 Geschichtskreis Ardagger Hrsg Kunstjuwel Artagrum 823 2023 1200 Jahre Ardagger Bildband 2023 Jacobus Tisch Aus der Geschichte von Wolfsbach 2023 Karte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Confirmatio Ludovici Pii 823 amp oldid 236241169