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Aelium Cetium war eine romische Stadt an der Stelle der Altstadt des heutigen St Polten in Osterreich Sie begann Ende des 1 Jahrhunderts n Chr zu entstehen wurde 122 auch offiziell zur Stadt ernannt und bestand bis etwa 450 Aelium Cetium war keine militarische sondern eine zivile Stadt und der Versorgungs und Verwaltungsmittelpunkt des Nordostens der romischen Provinz Noricum Lage der romischen Provinz NoricumUm 450 wurde die romische Stadt verlassen und verfiel anschliessend wahrend einer jahrhundertelangen Siedlungspause Erst im 8 Jahrhundert wurde im Nordosten Aelium Cetiums das Hippolytuskloster errichtet von dem aus das heutige St Polten zu entstehen begann Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Forschungsgeschichte Baureste und Fundverbleib 4 Geschichte 5 Stadtplan 6 Bauten und Funde 7 Amter 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Name durfte mit dem keltischen ketion opos zu tun haben das bewaldete Auslaufer der Ostalpen bezeichnet hat Das lateinische mons cetium Waldberg war die Bezeichnung eines Wienerwaldmassivs die antike Stadt war von Wald umgeben Lage Bearbeiten nbsp Lage Aelium Cetiums an der Grenze des Romischen ReichsAelium Cetium lag an der Stelle an der die romische Hauptstrasse die von Ovilava Wels nach Vindobona Wien fuhrte den Fluss Tragisamus heute Traisen uberquerte Es war zwar keine direkte Grenzstadt doch befand sich die Grenze des Romischen Reichs der Limes entlang der Donau nur einen Tagesmarsch nordlich So war der vermutliche Zweck der romischen Grundung die nahegelegenen sechs Hilfstruppenlager die die Grenze gegen die Germanen sicherten mit Nahrung und anderem Nachschub zu versorgen In den Schmiedewerkstatten Aelium Cetiums in dem nie Truppen stationiert waren wurde auch militarische Ausrustung hergestellt Forschungsgeschichte Baureste und Fundverbleib BearbeitenDie Anfange der Beschaftigung mit einer damals noch unbekannten romischen Stadt auf dem Gebiet St Poltens reichen bis ins 17 Jahrhundert zuruck und wurde von Priestern des St Poltner Klosters getragen Im 18 Jahrhundert weisen etwa Raimund Duellius 1 und Albert Maderna 2 auf Funde von romischen Munzen und Inschriften hin Seit ungefahr 1800 scheinen sich auch nicht geistliche Burger fur die romische Stadt interessiert zu haben wobei allerdings auch Texte entstanden deren Autoren in ihren Darstellungen und Annahmen uber ihr Ziel hinausschossen Zwischen 1850 und 1900 wurden im Zuge von Bauarbeiten etliche romische Graber Inschriften ein Weihaltar an Neptun Munzen und andere kleinere Funde getatigt und 1885 erschien eine erste Darstellung zum Romischen in St Polten Die ersten Ausgrabungen begannen im Jahr 1988 Zu den damit beschaftigten Archaologen zahlen vor allem Peter Scherrer und Ronald Risy Die Stadt St Polten bietet einen Themenweg an Grabungsfunde findet man in St Polten im Stadtmuseum im Diozesanmuseum und in vereinzelt aufgestellten Vitrinen Geschichte BearbeitenVor der romischen Siedlung gab es im ganzen heutigen Stadtgebiet zahlreiche Siedlungsplatze Eine direkte ortsgleiche Vorgangersiedlung Aelium Cetiums gab es aber mit Sicherheit nicht es handelt sich also um eine Neugrundung Nach romischem Recht zur Stadt municipium erhoben wurde Aelium Cetium wahrscheinlich im Jahr 121 oder 122 Man nimmt dieses Datum an da sich der Kaiser Hadrian zu dieser Zeit auf einer Inspektionsreise durch die gesamte Provinz Noricum befand auf der er moglicherweise auch den Stadten Carnuntum Ovilava und Vindobona das Stadtrecht verlieh Spuren eines Flachenbrandes an fast allen Grabungsstellen legen nahe dass die Stadt zerstort worden sein durfte Man datiert diesen Brand ins Jahr 170 in dem Rom im Gebiet Aelium Cetiums Krieg mit dem Germanenstamm der Markomannen fuhrte siehe Markomannenkriege Eine weitere grossraumige Zerstorung durfte um 240 stattgefunden haben an die sich ein genereller Ruckgang der Siedlungstatigkeit anschloss moglicherweise kam gegen 275 auch noch eine Uberschwemmungskatastrophe dazu Erst seit dem Beginn des 4 Jahrhunderts entstanden wieder mehr Neubauten und nahm die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung der allerdings nur bis etwa 400 anhielt Ab dem Anfang des 5 Jahrhunderts ging es bergab ausgegrabene Graberfelder zeigen dass die romische Stadt immer kleiner wurde und noch bis etwa 450 bewohnt gewesen sein durfte Es war dies die Zeit der Volkerwanderung und die Romer zogen sich nach Italien zuruck Es folgte eine Siedlungsunterbrechung von wenigstens 300 Jahren das spatere St Polten war in dieser Zeit im Gegensatz zu nahegelegenen Orten wie Pottenbrunn oder Unterradlberg unbewohnt Uber den Beginn der mittelalterlichen Neugrundung St Poltens direkt uber den Resten der verlassenen Romerstadt herrscht noch Unklarheit Sicher ist dass er ins 9 Jahrhundert fallt Umstritten ist heute das genaue Datum und ob die mittelalterliche Siedlungsgeschichte St Poltens wie bisher angenommen mit der Grundung des Klosters des Heiligen Hippolyt beginnt oder ob die moglicherweise bereits vorher gegrundete Siedlung Treisma mit St Polten zu identifizieren ist Stadtplan BearbeitenAelium Cetium liegt fast flachengleich unter dem mittelalterlichen Stadtkern St Poltens und entsprach mit 25 ha Flache dem Umfang St Poltens im Hochmittelalter Wie viele von den Romern gegrundete Stadte hatte es einen genau quadratischen Grundriss mit 500 m Seitenlange also 25 ha der von genau parallelen Ost West Strassen decumani und dazu rechtwinkeligen Nord Sud Strassen cardines durchzogen war siehe Hippodamisches Schema Das bebaute Gebiet zwischen den Strassen nannten die Romer insulae Inseln Diese waren im Fall von Aelium Cetium gleichmassig etwa 66 m breit und zwischen 55 und 95 m lang Die Strassen waren durchschnittlich 6 m breit und bestanden aus Schotterfahrbahnen an denen entlang unbedeckte Abflussgraben verliefen Im Osten der Stadt befand sich vermutlich eine Gelandekante die die Stadt vom Uberschwemmungsgebiet der Traisen abgegrenzt haben durfte Auch im heutigen Stadtbild lassen sich einige romische Strassenverlaufe noch erkennen So verlauft die Wiener Strasse Hessstrasse exakt gleich wie der Hauptdecumanus der decumanus maximus Aelium Cetiums Die Kremser Gasse Schreinergasse entspricht dem Hauptcardo dem cardo maximus Der Hauptplatz der romischen Stadt forum befand sich am Schnittpunkt dieser beiden Hauptstrassen zwischen der heutigen Kremser Gasse und dem Herrenplatz hier befand sich spater auch der mittelalterliche Marktplatz St Poltens Sudlich des Forums lag der Tempelbezirk area sacra mit dem Haupttempel Aelium Cetiums Rund um die Stadt kann man eine Befestigung in Form von Grabenanlagen annehmen Bauten und Funde BearbeitenDie altesten Bauwerke sind aus Holz siehe Fachwerkhaus sie wurden vermutlich von den hier angesiedelten Veteranen errichtet Mit Stein baute man erst nach der Zerstorung der Stadt im Jahr 170 Anfangs unterschieden sich die einzelnen Hauser in Grosse und Bauart erst seit der Kaiserzeit gab es geschlossene insulae die nun auch von Mauern umgeben waren Generell sind die Steinbauten schlecht erhalten was auf darauf zuruckzufuhren ist dass in spateren Phasen der Stadtentwicklung die romischen Hauser abgetragen und die Steine fur Neubauten verwendet worden sind Ab dem 2 Jahrhundert baute man Fachwerkkonstruktionen auf etwa 1 m hohen gemauerten Sockeln Diese Hauser besassen ein Obergeschoss In einigen wenigen Hausern fand man einzelne beheizte Raume Bodenmosaike farbige Wandmalereien und Stuck Grundsatzlich bestanden die Boden in den Wohnraumen aus einem stabilen Terrazzo in Nebenraumen und Portiken aus Lehmschlag In den Hofen fand man einfache Erdkeller und mit Mauern umgebene Kleingartenbereiche ArbeitsstattenMan fand einige Werkstatten oder Arbeitshofe von Schmieden Schmelzofen und Topfern Topferofen sowie am Stadtrand einen Bauernhof weiters Gebaude von Textil und Lebensmittelhandlern sowie ein Keramikdepot von Topferwarenhandlern Ebenfalls entdeckt wurden die Vereinshauser der Schmiede und der stadtischen Feuerwehr collegium fabrum sowie ein Geschaftstrakt mit Porticus und drei Geschaften siehe Taberna Therme und AntentempelIm Nordosten fand man einen Gebaudekomplex der moglicherweise eine offentliche Thermenanlage war Daran angebaut war ein nach Osten offener Antentempel mit Vorraum und Cella Man vermutet hier einen Kult orientalischer Gottheiten unter anderem fand man ein Schlangengefass EinzelfundeIm Bereich des Forums wurden Inschriften und ein Neptunaltar eines Statthalters um 270 gefunden im ganzen Stadtgebiet zahlreiche Alltagsgegenstande In der Pfarrkirche Karlstetten an der Nordwand ein romischer Weihestein des Marcus Ulpius Spectatus Burgermeister und Augur des Municipiums Aelium Cetium St Polten dem Gott Merkur zur Erinnerung an den Vater geweiht auf dem rechten Seitenfeld Darstellung eines Widders wohl des gegenstandlichen Opfertieres auf der linken Seite eine Schildkrote aus dem zweiten Viertel des 2 Jahrhunderts Amter Bearbeiten nbsp Diese lateinische Inschrift stammt aus dem 3 Jahrhundert und wurde von Orgetia Ursa u a fur ihren Sohn Publius Aelius Flavius gesetzt der in Aelium Cetium und in Colonia Ovilava Wels in hohe geistliche und weltliche Amter aufgestiegen war Familien Grabinschrift aus Wels heute im dortigen Stadtmuseum Minoritenkloster in der Romischen Abteilung Da sie auf Inschriften aufscheinen weiss man von etlichen fur die romischen Provinzen und Municipia ublichen Verwaltungsamtern namlich denen des duumvir iure dicundo des aedilis des quaestor sowie vom ordo decurionum sowie dem Priesteramt des flamen Literatur BearbeitenSonja Jilek Peter Scherrer Elisabeth Trinkl Leben in Aelium Cetium Wohnen und Arbeiten im romischen St Polten Sonder und Wechselausstellungen der NO Landesbibliothek Band 26 2005 Ronald Risy Peter Scherrer Elisabeth Trinkl Das antike Aelium Cetium Stadtarchaologie in St Polten In Forum Archaeologiae Band 34 III 2005 Ronald Risy Aelium Cetium St Polten Zur hochmittelalterlichen Stadtbildung auf romischen Ruinen In Zwischen Romersiedlung und mittelalterlicher Stadt Archaologische Aspekte zur Kontinuitatsfrage Beitrage zur Mittelalterarchaologie in Osterreich Band 17 2001 S 169 178 Ronald Risy Municipium Aelium Cetium 20 Jahre Stadtarchaologie 1988 2008 Dissertation Wien 2009 Peter Scherrer Aelium Cetium St Polten Ein Beitrag der Stadtarchaologie zum romischen Erbe in der mittelalterlichen Stadtentwicklung In Chr Rohr Hrsg Vom Ursprung der Stadte Jubilaumsschrift zur 1200 Wiederkehr der Erstnennung von Linz 1999 S 43 60 Peter Scherrer Cetium In M Sasel Kos P Scherrer Hrsg The Autonomous Towns in Noricum and Pannonia Die autonomen Stadte in Noricum und Pannonien Noricum Situla 40 2002 S 213 244 Peter Scherrer Systematische Stadtarchaologie Fallbeispiel Aelium Cetium In M Nemeth Hrsg The Roman Town in a Modern City Proceedings of the International Colloquium held on the occasion of the 100th Anniversary of the Aquincum Museum 1994 Budapest Aquincum Nostrum II 1998 S 29 34 Peter Scherrer Hrsg Landeshauptstadt St Polten Archaologische Bausteine 1991 Sonderschriften des Osterreichischen Archaologischen Institutes Band 22 mit ausfuhrlicher Bibliographie Peter Scherrer Hrsg Landeshauptstadt St Polten Archaologische Bausteine II 1994 Sonderschriften des Osterreichischen Archaologischen Institutes Band 23 Hansjorg Ubl Die Skulpturen des Stadtgebietes von Aelium Cetium Corpus Signorum Imperii Romani Osterreich I 6 1979Weblinks BearbeitenBefundplan Aelium Cetium Aelium Cetium auf der Homepage des Romisch Germanischen Zentralmuseums Stadtmuseum St PoltenEinzelnachweise Bearbeiten Raimund Duellius Excerptorum genealogico historicorum libri duo Leipzig 1725 ULB Dusseldorf Christoph Muller von Prankenheim Albert von Maderna Historia Canoniae Sand Hippolytanae Trattner Wien 1779 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aelium Cetium amp oldid 221858383