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Das Pigment Thenards Blau Dumonts Blau Leithners Blau ist ein nach dem franzosischen Chemiker Louis Jacques Thenard benanntes Cobaltaluminat mit der Formel CoAl2O4 Es handelt sich demnach um ein Oxidpigment Die klassische Variante wird im Colour Index unter C I Pigment Blue 28 gelistet eine grunlichere Variante mit der Formel Co Al Cr 2O4 unter C I Pigment Blue 36 4 Kristallstruktur Al3 0 Co2 0 O2 AllgemeinesName Thenards BlauAndere Namen Dumonts Blau Leithners Blau Kobaltaluminat CI 77346 INCI 1 Verhaltnisformel CoAl2O4Kurzbeschreibung blaues Pulver 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 1345 16 0EG Nummer 310 193 6ECHA InfoCard 100 100 107PubChem 12888320Wikidata Q4063718EigenschaftenMolare Masse 176 894 g mol 1Aggregatzustand festDichte 4 5 g cm 3 2 Schmelzpunkt 1955 C 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 2 keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P Satze 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Weitere Namen und Abgrenzung zu anderen Farben 2 Geschichte 3 Herstellung 4 Chemie und Eigenschaften 5 Farblehre 6 Verwendung 6 1 Pigment 6 2 Nachweisreaktion 7 Giftigkeit 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 Einzelnachweise und AnmerkungenWeitere Namen und Abgrenzung zu anderen Farben BearbeitenThenards Blau wird auch Kobaltblau oder Cobaltblau genannt Selbst wenn man davon absieht dass kobaltblau auch eine reine Farbtonbezeichnung unabhangig vom Cobaltgehalt sein kann sind diese Bezeichnungen nicht eindeutig da auch die Farbe des Kobaltglases und das Pigment Smalte Kobaltblau genannt werden In allen drei genannten Substanzen kommt die blaue Farbe durch Co2 Ionen zustande die von vier Sauerstoffatomen tetraedrisch umgeben sind Allerdings sind Kobaltglas und das Kobaltglas Pigment Smalte amorphe Glaser die zumindest teilweise transparent sind und die in der Regel sehr wenig Aluminium enthalten Thenards Blau ist dagegen intransparent und hat eine definierte kristalline Struktur es ist ein Cobaltspinell und hat einen sehr hohen Al2O3 Anteil Weitere Bezeichnungen fur Thenards Blau sind Coelestinblau oder Coelinblau aus Himmelsblau von lateinisch coelestis himmlisch allerdings sind auch diese Namen nicht eindeutig da z B das Coelestinblau B C17H18ClN3O4 ein Oxazinfarbstoff ist Handelsnamen fur Thenards Blau sind z B 22 5091 Sicopal Blau 6310 Heucodur 552 Geschichte BearbeitenKobaltblau wurde im Laufe der Geschichte mehrfach entdeckt im Alten Agypten in China und durch Louis Jacques Thenard 5 Der erste kobaltblaue Farbstoff das Smalte wurde bereits in der Antike in Persien zur Dekoration von Tonwaren genutzt Cobaltaluminat wurde nach Analysen antiker Scherben im Alten Agypten wahrend der 18 bis 20 Dynastie von 1550 bis 1070 v Chr verwendet danach geriet es wieder in Vergessenheit 6 Fur die Herstellung des Cobaltaluminats wurden wahrscheinlich kobalthaltige Alaune in der Form von Magnesiumaluminiumsulfaten von den westagyptischen Oasen Dachla ad Dakhla und al Charga El Kharga als Rohmaterial verwendet 7 Diese wurden vermutlich in Wasser gelost und mit Natron als Hydroxide ausgefallt und dann oberhalb 900 C gegluht In China wurden ab der Zeit der Tang Dynastie 618 906 n Chr Cobaltpigmente in keramischen Glasuren genutzt 5 8 Im 16 bis 18 Jahrhundert waren Blaufarbenwerke im westlichen Erzgebirge europaisches Zentrum der Verhuttung von Cobalterzen und der Herstellung des blauen Farbpigments Smalte das ein Siliciumglas ist und damit ein amorpher Feststoff der praktisch kein Aluminiumoxid enthalt Als Pigment wurde das kristalline Cobalt Aluminium Mischoxid Thenards Blau in der Neuzeit erstmals in der Wiener Porzellanmanufaktur von dem Chemiker und Porzellanmaler Josef Leithner erhalten weshalb es auch Leithners Blau genannt wird Es finden sich unterschiedliche Angaben uber den Zeitpunkt von Leithners Entdeckung vor allem die Jahre 1775 9 und 1795 10 werden genannt Da die Porzellanmanufaktur die Rezeptur seiner Farben geheim hielt ist es plausibel dass der Pariser Universitatsprofessor Louis Jacques Thenard das Pigment im Juni 1802 11 12 zumindest teilweise unabhangig von Leithner neu entdeckte allerdings suchte er im Auftrag des Innenministers Jean Antoine Chaptal in der Porzellanmanufaktur Sevres gezielt nach einem Ersatz fur das teure Ultramarin Er hatte dabei mit dem Chemiker und Maler Leonor Merimee zusammengearbeitet er veroffentlichte seine Entdeckung 1803 13 Er konnte seinen blauen Kobaltspinell durch Gluhen von Aluminiumsulfat und Cobalt II nitrat Co NO3 2 synthetisch erzeugen und veranlasste auch eine industrielle Erzeugung des tiefblauen Pigments die Produktion in Frankreich begann 1807 Der Chemiker Gabriel Dumont verbesserte das Herstellungsverfahren sein Neffe ein Fabrikant brachte die Farbe auf den Markt wobei der Cobaltspinell unter dem Namen Dumonts Blau Bleu Dumont verkauft wurde 14 Die Vermarktung von Thenards Blau trug dazu bei dass die altere Huttengewinnung von Smalte im 19 Jahrhundert zuruckgedrangt wurde Herstellung BearbeitenDas Cobaltaluminiumoxid CoAl2O4 kann aus Cobaltoxiden und Aluminiumoxid erhalten werden Dabei ist es bei ausreichenden Temperaturen nicht entscheidend ob man von Cobalt II oxid CoO Cobalt III oxid Co2O3 oder vom gemischten Oxid Co3O4 ausgeht da die Co III haltigen Oxide oberhalb 900 C Sauerstoff abgeben und dabei Co2 bilden Als Flussmittel kann Kaliumchlorid verwendet werden Bei niedrigeren Temperaturen ab 400 C kann man aus einem Hydroxidgemisch zwar Cobalt Aluminium Oxide mit Spinellstruktur erhalten diese sind aber dunkelgrun und enthalten auch Co3 15 Die fur ein schones Blau notwendigen Temperaturen von 1000 C oder mehr sind mit einem einfachen Bunsenbrenner nur schwer zu erreichen so dass man bevorzugt einen starken Teclubrenner nutzt ideal ist vierstundiges Erhitzen auf 1000 C im Gluhofen Geht man nicht von Oxiden aus sondern von Aluminiumalkoholaten z B von 2 Butanol und Cobaltnitrat aus so kann man mit einem Sol Gel Verfahren schon bei 700 C den blauen Spinell erhalten 16 Chemie und Eigenschaften BearbeitenCobaltaluminat ist ein Cobalt Aluminium Spinell mit folgender stochiometrischen Zusammensetzung CoO Al2O3 Cobalt II oxid und Aluminiumoxid CoAl2O4 ist ein normaler Spinell die Co2 Cobaltionen besetzen ein Achtel der Tetraederlucken zwischen den kubisch dichtest gepackten O2 Sauerstoffionen Die Al3 Aluminiumionen besetzen die Halfte der Oktaederlucken Die Entstehung von CoAl2O4 dient als Nachweisreaktion auf Aluminium in einer Schmelzprobe in der anorganischen analytischen Chemie Bei hohen Temperaturen 900 bis 1100 C hat CoAl2O4 eine elektrische Leitfahigkeit die bei hohen Sauerstoffpartialdrucken durch Defektelektronen entsteht und bei niedrigen Drucken durch Ionenleitung 17 Farblehre BearbeitenKobaltblau Farbe Farbcode 0047ABKobaltblau Pigment Farbcode 0082CE Kobaltblau als Farbe ist ein neutrales Blau von hoher Farbsattigung HSV 215 100 67 RGB255 0 71 171 dezimal bzw 0047AB hexadezimal CMYK100 100 58 0 33 Verwendung BearbeitenPigmentpulver nbsp Cobaltblau C I PB 28 nbsp Cobaltblau grunlich C I PB 36Pigment Bearbeiten Das Besondere dieses Pigments ist eine extreme Farbtiefe Die Chrominanz von etwa 85 18 liegt weit ausserhalb des Farbraums der bei der fototechnischen Farbreproduktion oder drucktechnisch erreichbar ist Im Druck sind deshalb Sonderfarben notig da die Brillanz ausserhalb des CMYK Farbraumes des klassischen Vierfarbdrucks liegt Im RGB Farbraum von Bildschirmen liegt die Farbe ausserhalb des Gamuts und kann nicht wiedergegeben werden Das Pigment 18 zeigt als Pulver eine deutlich hellere Farbnuance als etwa Ausmischungen in Ol Ein charakteristisches Beispiel fur die Verwendung dieses Pigments ist das Gemalde des franzosischen Impressionisten Pierre Auguste Renoir La Yole 19 20 nbsp Im Lackbereich findet Kobaltblau dort Anwendung wo das Echtheitsniveau von Kupferphthalocyaninblau nicht ausreicht Dies gilt etwa fur die Bewitterungsstabilitat von Fassadenfarben Fur andere Bereiche wird das billigere und zugleich farbstarkere Phthalocyaninblau eingesetzt Nachweisreaktion Bearbeiten Beim Gluhen von Aluminiumsalzen mit Cobalt II nitrat entsteht das blaue Pigment Die Reaktion kann damit als Nachweisreaktion eingesetzt werden Giftigkeit BearbeitenCobaltoxide selbst werden als gesundheitsschadlich H Satze H302 Gesundheitsschadlich bei Verschlucken und H410 Sehr giftig fur Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung eingestuft Im Pigment jedoch ist das Cobalt in Spinellmischphase fest eingebaut und kann aufgrund der stabilen Kristallstruktur nicht ausgebaut werden Das konnte auch in danischen Untersuchungen an Porzellanmalerinnen bestatigt werden Hier wurden jedoch toxikologisch relevante Expositionen bei der Exposition gegenuber geringfugig loslichen Cobalt Zink Silikat Farben beobachtet 21 Siehe auch BearbeitenRinmans GrunLiteratur BearbeitenKurt Wehlte Werkstoffe und Techniken der Malerei Otto Maier Ravensburg 1967 ISBN 3 473 48359 1 Cobalt und seine Blaufarben In Neue Zurcher Zeitung 214 15 September 1993 S 67 Ashok Roy Cobalt blue In Barbara H Berrie Hrsg Artists Pigments A Handbook of Their History and Characteristics Band 4 National Gallery of Art Washington 2007 ISBN 978 1 904982 23 4 Weblinks BearbeitenCobalt blue ColourlexEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Eintrag zu CI 77346 in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 12 Dezember 2021 a b c d BASF Product Safety Data Sheet for SICOPAL Blue K 6310 abgerufen am 27 Dezember 2019 Veronica D Ippolito Giovanni B Andreozzi Ferdinando Bosi Ulf Halenius Blue spinel crystals in the MgAl2O4 CoAl2O4 series Part I Flux growth and chemical characterization In Mineralogical Society of America Hrsg American Mineralogist Band 97 Nr 11 12 November 2012 S 1828 1833 doi 10 2138 am 2012 4138 rruff info PDF abgerufen am 3 Februar 2018 Gunter Buxbaum Gerhard Pfaff Industrial Inorganic Pigments Wiley VCH a b Robert B Heimann Marino Maggetti Gabriele Heimann Jasmin Maggetti Ancient and Historical Ceramics Materials Technology Art and Culinary Traditions Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele und Obermiller Stuttgart 2014 ISBN 978 3 510 65290 7 Walter Noll Chemie vor unserer Zeit Antike Pigmente In Chemie in unserer Zeit Band 14 Nr 2 Verlag Chemie John Wiley amp Sons Weinheim April 1980 S 37 43 doi 10 1002 ciuz 19800140202 Andrew J Shortland Michael S Tite I Ewart Ancient Exploitation and Use of Cobalt Alums from the Western Oases of Egypt In Archaeometry Band 48 Nr 1 1 Februar 2006 S 153 168 doi 10 1111 j 1475 4754 2006 00248 x Michael S Tite Andrew J Shortland Production Technology for Copper and Cobalt Blue Vitreous Materials from the New Kingdom Site of Amarna A Reappraisal In Archaeometry Band 45 Nr 2 1 Mai 2003 S 285 312 doi 10 1111 1475 4754 00109 William Jervis Jones Historisches Lexikon deutscher Farbbezeichnungen Band 3 Fruhneuhochdeutsch Neuhochdeutsch F K Akad Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 05 005953 2 Leithner Joseph In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Gerard Emptoz Le binome Gay Lussac et Thenard une longue amitie In Societe des amis de la Bibliotheque de l Ecole polytechnique SABIX Hrsg Bulletin de la SABIX Band 50 2012 S 31 44 franzosisch openedition org Sehr haufig wird fur Thenards Entdeckung auch die Jahreszahl 1799 genannt z B in der Biografie Louis Jacques Thenard auf britannica com Wenn Chaptal Thenards Arbeiten beauftragt hat nachdem er Innenminister geworden war kann das fruhestens 1801 geschehen sein Louis Jacques Thenard Sur les Couleurs suives d un procede pour preparer une couleur bleue aussi belle que l outremer In conseil des mines Hrsg Journal des mines Band 15 Nr 1 1804 S 128 136 annales ensmp fr PDF Notice des products de l industrie francaise precedee d une historique des expositions anterieures 1834 S 157 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Minori Taguchi Takayuki Nakane Kenjiro Hashi Shinobu Ohki Tadashi Shimizu Reaction temperature variations on the crystallographic state of spinel cobalt aluminate In Dalton Transactions Band 42 Nr 19 24 April 2013 doi 10 1039 c3dt32828g U Lavrencic Stangar B Orel M Krajnc Preparation and Spectroscopic Characterization of Blue CoAl2O4 Coatings In Journal of Sol Gel Science and Technology Band 26 Nr 1 3 1 Januar 2003 S 771 775 doi 10 1023 a 1020770810027 Hermann Schmalzried Ionen und Elektronenfehlordnung in CoCr2O4 und CoAl2O4 In Berichte der Bunsengesellschaft fur physikalische Chemie Band 67 Nr 1 1 Januar 1963 S 93 96 doi 10 1002 bbpc 19630670117 a b Farbmuster Kobaltblau Pigment nach CIECAM ab plane In Bruce MacEvoy Handprint Watercolors A Roy The Palettes of three Impressionist Paintings In National Gallery Technical Bulletin Band 9 1985 S 12 20 Pierre Auguste Renoir La Yole Colourlex E Prescott B Netterstrom J Faber L Hegedus P Suadicani J M Christensen Effect of occupational exposure to cobalt blue dyes on the thyroid volume and function of female plate painters In Scandinavian Journal of Work Environment amp Health Band 18 Nr 2 April 1992 S 101 104 PMID 1604269 Die in diesem Artikel angezeigten Farben sind nicht farbverbindlich und konnen auf verschiedenen Anzeigegeraten unterschiedlich erscheinen Eine Moglichkeit die Darstellung mit rein visuellen Mitteln naherungsweise zu kalibrieren bietet das nebenstehende Testbild nur bei nativer Anzeigeauflosung und wenn die Seite nicht gezoomt dargestellt wird Das Anzeigegerat in den sRGB Modus setzen sofern vorhanden Tritt auf einer der drei grauen Flachen ein Buchstabe R fur Rot G fur Grun oder B fur Blau stark hervor sollte die Gammakorrektur des entsprechenden Farbkanals korrigiert werden Eine ausfuhrlichere Beschreibung dazu bietet Hilfe Farbdarstellung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thenards Blau amp oldid 237500701