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Christian von Preussen auch Christian von Lekno oder Christian von Oliva um 1180 moglicherweise in der slawischen Vorlaufersiedlung des 1250 gegrundeten Freienwalde in Hinterpommern heute Chociwel 1 4 Dezember 1245 in Marburg Hessen 2 oder evtl in Sulejow Polen war der erste Bischof von Preussen Die Beinamen von Preussen von Lekno und von Oliva ruhren von seinem hauptsachlichen Missionierungsgebiet her beziehungsweise von seinen Aufenthalten als Monch 1209 1210 im Kloster Oliva und als Abt im Kloster Lekno das spater nach Wagrowiec Wongrowiec verlegt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Christian Chronik 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Jugendlicher trat Christian angeblich zunachst in das Zisterzienserkloster Kolbatz bei Neumark in Hinterpommern ein 3 das von dem Stettiner Kastellan Wartislaw II gestiftet worden war 1209 1210 war er als gewohnlicher Monch dem 1185 86 gegrundeten Kloster Oliva im christlichen Herzogtum Pomerellen zugeordnet Von dieser Zeit an bemuhte er sich um die Bekehrung der heidnischen Prussen zum christlichen Glauben 4 5 6 Auf Wunsch Konrads von Masowien genehmigte der Papst im Jahre 1209 einen Kreuzzug gegen die Prussen In diesem Zusammenhang wirkte der Monch Christian ab 1209 mit einigem Erfolg unter den Prussen als Bekehrer Um 1215 war er Abt des mit deutschen Zisterziensern besetzten Klosters Lekno bei Gnesen 7 Christian wurde von Innozenz III 1215 auf dem Laterankonzil schliesslich zum Missionsbischof von Preussen ernannt sein fester Stutzpunkt war offenbar das ausserhalb des Missionsgebiets gelegene Kloster Oliva Im Zuge der Mission gewannen zunachst die pommerellischen und dann die masowischen Fursten an politischem Einfluss Seit 1217 fuhrte diese Ungleichbehandlung unter den Stammesverbanden der Prussen zu heftigen Reaktionen die sich in Uberfallen auf masowisches Gebiet und gelegentlich auch auf Kujawien und Grosspolen entluden Das Kulmerland war von den Prussen besetzt worden Um das Gebiet wieder zu erobern bat Christian den Papst Honorius III um Bewilligung eines Kreuzzugs Dieser genehmigte den Kreuzzug und erteilte ihm 1217 daruber hinaus die Vollmacht Bistumer zu grunden und Kathedralen erbauen zu lassen 8 Mit papstlicher Genehmigung wurden 1212 1222 und 1223 von Konrad von Masowien Leszek von Kleinpolen und Heinrich dem Bartigen von Schlesien mit deutscher Unterstutzung zwei Kreuzzuge gegen die Prussen gefuhrt Zwar konnten so das Kulmerland auf der rechten Seite der Weichsel zuruckgewonnen und ein Verteidigungssystem verwirklicht werden doch nahmen die Uberfalle kein Ende Christian benutzte die Gelegenheit zur Grundung des Bistums Kulm im Jahr 1222 Der Bischof von Plock zu dessen Diozese das Kulmerland bis dahin gerechnet worden war trat ihm zu diesem Zweck alle seine geistlichen und weltlichen Rechte in demselben ab Die polnischen Fursten die sich als rechtmassige Herrscher in dem Land betrachteten ubereigneten ihm 1222 eine betrachtliche Anzahl von Ortschaften samt den herrschaftlichen Rechten und in dem Teil den sie sich vorbehielten den Zehnten und die Halfte der Einkunfte Papst Honorius III bestatigte diese Schenkung 1223 9 1224 erreichten die Uberfalle auch auf das benachbarte masowische Gebiet einen neuen Hohepunkt Dies veranlasste den Herzog Konrad von Masowien dazu den Deutschen Orden um Hilfe zu bitten der damals unter Hermann von Salza seine Machtposition betrachtlich ausgebaut hatte Als sich die Verhandlungen mit dem Orden in die Lange zogen grundete Konrad 1228 einen eigenen Ritterorden die Fratres militiae Christi nach ihrem Stutzpunkt in Dobrin auch Dobriner Bruder genannt Dieser ebenfalls uberwiegend aus Deutschen bestehende Orden begann 1230 mit Hilfe von Kreuzfahrern den Kampf gegen die Heiden hatte aber nur bescheidene Erfolge 1230 ubergab Christian seinen gesamten Territorialbesitz im Kulmerland dem Deutschen Ritterorden 10 1231 wurde Christian Bischof des Bistums Kulm 11 Christian beabsichtigte seine Missionstatigkeit im Samland fortzusetzen geriet aber 1233 fur funf Jahre in die Gefangenschaft der Prussen 1234 verlieh Papst Gregor IX Preussen dem Deutschen Orden als Besitztum Der 1228 von Christian gegrundete Orden der Ritterbruder von Dobrin ging im selben Jahr im Deutschen Orden auf Nach seiner Befreiung 1238 aus prussischer Gefangenschaft opponierte Christian beim Papst gegen den Deutschen Orden wegen Verletzung seiner Rechte als Bischof 1243 teilte der papstliche Legat Wilhelm von Modena das Land zwischen Weichsel und Memel in die vier Bistumer Kulm Ermland Pomesanien und Samland auf Dabei sollte der Besitzstand so geregelt werden dass von der weltlichen Regierung den vier Bistumern insgesamt nur ein Drittel zufallen sollte wahrend der Deutsche Orden zwei Drittel zugeteilt erhielt 12 Weil er sich ubervorteilt wahnte wollte Christian diese Machtaufteilung nicht anerkennen Als er der Weisung des Papstes Gregor IX sich fur eins der vier Bistumer zu entscheiden nicht nachkam fiel er schliesslich sogar beim apostolischen Stuhl in Ungnade Er zog sich schliesslich in das polnische Kloster Sulejow zuruck wo er 1245 starb Er hat bei der Christianisierung Altpreussens entscheidend mitgewirkt 13 Christian Chronik BearbeitenIn der fruhhumanistischen Landeshistoriographie des 16 Jahrhunderts wurde Christian eine Chronik zugeschrieben deren Initium nach Simon Grunau Liber filiorum Belial cum suis superstitionibus Bruticae factionis incipit cum moestitia cordis gelautet haben soll Hier wurden angeblich die Entdeckung Preussens und seiner Ureinwohner im ersten Jahrhundert durch Astronomen aus Bithynien und die Eroberung Preussens durch die von den Goten vertriebenen Ureinwohner Gotlands beschrieben Wahrend die Historiographie des 16 Jahrhunderts daran kaum Anstoss nahm kamen bei Lucas David und Caspar Schutz erste Zweifel an der Echtheit dieser Chronik auf Ihre Existenz wurde von der modernen Geschichtswissenschaft vor allem durch Max Toeppen widerlegt 14 Literatur BearbeitenKarl Lohmeyer Christian I Bischof von Preussen In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 175 f Anneliese Triller Christian Bischof der Preussen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 230 Digitalisat Friedrich Wilhelm Bautz Christian von Preussen In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1003 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Christian von Preussen In Wetzer und Welte s Kirchenlexikon Bd 3 Sp 225 228Einzelnachweise Bearbeiten Johannes Voigt Geschichte Preussens von den altesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens 1 Band Die Zeit des Heidentums Konigsberg 1827 S 430 ff Die Angabe des Geburtsorts Freienwalde wurde von dem Historiker Max Toeppen allerdings als erdichtet bezeichnet vergleiche Scriptores rerum Prussicarum I Leipzig 1861 Fussnote 1 auf S 33 Der Chronist Franz Winter ging davon aus dass Christians nahere Verwandtschaft ihren Sitz in Pommern hatte vergl seinen Exkurs uber Bischof Christian von Preussen im Anhang seines Werks Die Zisterzienser des nordlichen Deutschlands bis zum Auftreten der Bettelorden Ein Beitrag zur Kirchen und Kulturgeschichte des Mittelalters Gotha 1868 S 304 305 Christoph Hartknoch Preussische Kirchen Chronik Buch 1 Der angebliche Aufenthalt Christians im Kloster Kolbatz wurde von dem Historiker Max Toeppen als erdichtet bezeichnet vergleiche Scriptores rerum Prussicarum I Leipzig 1861 Fussnote 1 auf S 33 Johann Adam Mohler Kirchengeschichte 2 Band Regensburg 1867 S 340 ff Ludwig Hahn Geschichte des preussischen Vaterlandes 4 Auflage Berlin 1858 S 114 ff Franz Winter Die Zisterzienser des nordlichen Deutschlands bis zum Auftreten der Bettelorden Ein Beitrag zur Kirchen und Kulturgeschichte des deutschen Mittelalters Gotha 1868 S 263 294 und S 304 305 Gotthold Rhode Kleine Geschichte Polens 1 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 S 49 ff Enzyklopadie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften Heinrich Joseph Wetzer Hrsg 2 Band Freiburg i Br 1848 S 139 Max Toeppen Historisch komparative Geographie von Preussen Gotha 1858 S 111 ff Neue Deutsche Biographie Historische Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Hrsg 3 Band Duncker amp Humblot Berlin 1957 S 230 Ernst Friedrich Mooyer Verzeichnisse der deutschen Bischofe seit den Jahr 800 nach Chr Geb Minden 1854 Episcopatus Culmensis S 32 Christian W Niedner Lehrbuch der christlichen Kirchengeschichte Berlin 1866 S 386 Absatz b Johannes Voigt Geschichte Preussens von den altesten zeiten bis zum Untergangh der Herrschaft des Deutschen Ordens Bd 1 9 Konigsberg 1827 1839 hier Bd 9 S 587 f immer noch nicht vollstandig ersetzt Arno Mentzel Reuters Von der Ordenschronik zur Landesgeschichte Die Herausbildung der altpreussischen Landeshistoriographie im 16 Jahrhundert in Klaus Garber Manfred Komorowski Axel E Walter Hrsg Kulturgeschichte Ostpreussens in der Fruhen Neuzeit Fruhe Neuzeit 56 Berlin 2001 S 581 638 bes 623 625 632 Normdaten Person GND 122363965 lobid OGND AKS LCCN n2006014736 VIAF 18103412 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Christian von PreussenALTERNATIVNAMEN Christian von Lekno Christian von OlivaKURZBESCHREIBUNG Bischof von PreussenGEBURTSDATUM um 1180STERBEDATUM 4 Dezember 1245STERBEORT Sulejow Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian von Preussen amp oldid 237825094