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Der Zwergkrug Cephalotus follicularis selten auch Westaustralische Kannenpflanze genannt ist die einzige Pflanzenart der Familie der Zwergkruggewachse Cephalotaceae innerhalb der Ordnung der Sauerkleeartigen Oxalidales Er kommt ausschliesslich in einem kleinen Areal im aussersten Sudwesten Australiens unter feuchten Bedingungen vor und ist eine fleischfressende Pflanze Ahnlich wie die nicht naher verwandten Kannenpflanzen fangt er seine Beute mit Fallgrubenfallen ZwergkrugZwergkrug Cephalotus follicularis SystematikRosidenEurosiden IOrdnung Sauerkleeartige Oxalidales Familie ZwergkruggewachseGattung ZwergkrugeArt ZwergkrugWissenschaftlicher Name der FamilieCephalotaceaeDumort Wissenschaftlicher Name der GattungCephalotusLabill Wissenschaftlicher Name der ArtCephalotus follicularisLabill Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Habitus 1 2 Blatter 1 2 1 Fallenblatter 1 3 Bluten Frucht und Samen 1 4 Cytologie und Inhaltsstoffe 2 Okologie 2 1 Karnivorie 2 2 Fallen als Biotope 3 Verbreitung und Gefahrdung 4 Systematik 5 Botanische Geschichte 6 Verwendung 7 Nachweise 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenHabitus Bearbeiten Der Zwergkrug ist eine immergrune ausdauernde krautige Pflanze die in bodenstandigen Rosetten mit einer Wuchshohe von bis zu 10 Zentimetern wachst 1 Das Rhizom ist dick knotig mit zahlreichen Schuppenblattern bedeckt und verzweigt sich stark An seinen Auslaufern bildet es neue Rosetten so dass mit zunehmendem Alter grosse Horste entstehen Aus dem Rhizom bilden sich zahlreiche faserige Wurzeln junge Pflanzen haben noch eine Pfahlwurzel die jedoch bald abstirbt 2 nbsp Einfache LaubblatterBlatter Bearbeiten Der Zwergkrug bildet im saisonalen Wechsel zwei Arten von Blattern aus einfache flachige Laubblatter sowie stark modifizierte Fallenblatter Gelegentlich finden sich auch Zwischenformen mit nur halb ausgebildeten Fallen denen der vordere Teil fehlt 1 Alle Blatter aber wachsen wechselstandig sind gestielt und mit einzelligen feinen Harchen sowie zahlreichen ungestielten Nektardrusen besetzt 2 Die flachigen Blatter sind spatel bis umgekehrt eiformig spitz zulaufend und bis zu 15 Zentimeter lang Rund die Halfte der Blattlange entfallt auf den Blattstiel Sie sind dick und ledrig und die Rander sind bewimpert die Oberflache ist glatt und glanzend 1 Fallenblatter Bearbeiten Die Fallenblatter sind bis zu 5 Zentimeter lange eiformige flussigkeitsgefullte und oben offene Fallgrubenfallen Sie liegen in einem Winkel von 45 auf dem Untergrund auf oder sind bei moosigen Untergrunden in ihn eingesenkt Der Blattstiel ist zylindrisch und mit der Ruckseite des oberen Fallenrandes verwachsen 3 Vier stark behaarte Leisten an der Aussenseite der Fallen erleichtern es kriechenden Tieren die Fallenoffnung zu erreichen Die Aussenhaut ist vollstandig besetzt mit Drusen die eine Flussigkeit ausscheiden vermutlich Nektar 2 Ein Deckel uber der Offnung ein Auswuchs des Blattstiels uberspannt das Innere und schutzt es vor Regen der die Kannenflussigkeit uberlaufen lassen und tote Beutetiere herauswaschen konnte 3 Er ist gebogen eingekerbt und am Rand bewimpert eine Mittelrippe fehlt Die Innenseite ist mit kurzen abwartsweisenden Haaren besetzt 1 Der Deckel ist wechselnd in weiss durchscheinende und dunkelrote chlorophylllose Abschnitte gegliedert Die durchscheinenden Partien wirken fensterahnlich gefangene Fluginsekten versuchen hier durch zu entkommen nur um anschliessend wieder in die Kannen zuruck zu sturzen 4 Der nach innen uberhangend verdickte Fallenrand ist umlaufend besetzt mit grossen nach innen weisenden krallenartigen Zahnen zwischen diesen sitzen Nektardrusen Unmittelbar daran anschliessend beginnt ein Bereich kurzer abwarts gerichteter Papillen die das Zuruckklettern erschweren Die restliche Innenwand des Kessels ist glatt sodass die Beute in die Falle rutscht und nicht mehr aus ihr herausklettern kann 1 nbsp Blutenstand eines ZwergkrugsDas obere Drittel beziehungsweise die obere Halfte des Fallenblatts ist fein drusenbesetzt Im unteren Teil der Falle gibt es zwei nierenformige rot gefarbte Flecken die dicht mit grosseren Drusen besetzt sind Diese Drusen bilden hochstwahrscheinlich die Flussigkeit in der Kanne sowie die Verdauungsenzyme und nehmen auch die Nahrstoffe aus der Beute auf 4 Bluten Frucht und Samen Bearbeiten Nebenblatter fehlen Der einzeln stehende Blutenstangel erscheint zum australischen Sommeranfang Blutezeit Januar Februar und ist bis zu 60 Zentimeter lang an seinem Ende steht eine Rispe Jede der Nebenachsen tragt bis zu vier oder funf weisse aufrechte sechszahlige Bluten mit bis zu 7 Millimeter Durchmesser Kronblatter Petalen fehlen und die sechs Fruchtblatter sind nicht verwachsen Wenn die Bluten befruchtet sind senken sie sich Die kolbenformigen 3 ledrigen behaarten Fruchte sind Balgfruchte und enthalten ein oder zwei braune eiformige Samen mit hautiger Testa und reichhaltigem kornigem Endosperm 2 Die Samen sind 0 8 Millimeter lang und 0 4 Millimeter breit eine Keimung erfolgt nur wenn der Same in der Frucht verbleibt 3 Cytologie und Inhaltsstoffe Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 20 Tanninzellen sind ebenso vorhanden wie Myricetin Quercetin Ellagsaure und Gallussaure Iridoide fehlen 2 Okologie Bearbeiten nbsp FallenblattBestaubt werden die Bluten durch kleine Insekten genauere Angaben liegen nicht vor Gelegentlich vorkommende Buschbrande uberstehen die Pflanzen unterirdisch indem sie aus dem Rhizom erneut austreiben die Samen sind jedoch keine Feuerkeimer 2 Karnivorie Bearbeiten Nachdem der Krug ausgebildet wurde hebt sich der Deckel vom Peristom und der Krug ist fangbereit Verdauungsflussigkeit befindet sich bereits im Krug Die Beutetiere werden mittels Nektarabscheidungen an der Unterseite des Krugdeckels sowie zwischen den Rillen des Krugrandes angelockt sturzen hinein und ertrinken Die Flussigkeit enthalt Enzyme die die Nahrstoffe aufschliessen darunter Esterasen Phosphatasen und Proteasen In der Mehrzahl der Falle werden Ameisen gefangen 1 Fallen als Biotope Bearbeiten Wie bei allen anderen fleischfressenden Pflanzenarten mit Gleitfallen ist die Fallenflussigkeit zugleich ein Biotop fur andere Lebewesen Eine 1985 veroffentlichte Studie zahlte 166 verschiedene Arten darunter 82 Protozoen 4 Wenigborster und Nematoden 4 Gliederfusser Ruderfusskrebse Zweiflugler und Milben 2 Radertierchen 1 Bartierchen und 7 andere Bakterien Pilze Algen Insbesondere Bakterien und Pilze scheiden ebenfalls Verdauungsenzyme aus und unterstutzen so den Verdauungsprozess der Pflanze Besonders auffallig ist dass die Fallen die Kinderstube zweier Zweiflugler Arten sind Neben den Larven einer Dasyhelea Art leben auch die Larven der Stelzenfliege Badisis ambulans in den Kannen 5 nbsp Verbreitungsgebiet des Zwergkrugs in grun Verbreitung und Gefahrdung Bearbeiten nbsp Zwergkrug in situDie Pflanze ist endemisch im australischen Sudwesten in den Kustengebieten nordostlich von Albany in einer Zone von rund 400 Kilometern zwischen Augusta und Cape Riche Innerhalb seines Areals ist der Zwergkrug haufig Zu finden ist er vorzugsweise in Torfmoospolstern auf durchgangig feuchten jedoch gut drainierten sauren Torfboden uber Granit in Sickerwasserbereichen entlang von Flussufern oder unter sogenannten Tussock horstartig wachsenden Grasern z B aus Restionaceae 2 Der Zwergkrug wird aufgrund seines beschrankten Verbreitungsgebietes von der IUCN als Gefahrdet Vulnerable eingestuft 6 Eine akute Gefahrdung liegt jedoch nicht vor Da Teile seines Verbreitungsgebietes geschutzt sind und die Pflanzen innerhalb ihres Verbreitungsgebietes haufig sind wurden sie vom CITES Anhang II gestrichen 2 Systematik BearbeitenSowohl die Gattung als auch die Familie Zwergkruggewachse Cephalotaceae enthalten nur die eine Art sind also monotypisch bzw monogenerisch Die nachsten Verwandten sind die Cunoniaceae 2 Neben Brocchinia reducta ist der Zwergkrug die einzige fleischfressende Pflanze die nicht zu den Ordnungen der Lippenblutlerartigen Nelkenartigen oder Heidekrautartigen gehort und daher nicht einmal indirekt mit anderen karnivoren Pflanzenarten verwandt ist Botanische Geschichte BearbeitenDer Zwergkrug wurde moglicherweise bereits 1791 wahrend einer Expedition vom Botaniker Archibald Menzies entdeckt 1806 wurde die Pflanze durch Jacques Julien Houtton de La Billardiere erstbeschrieben Bereits 1800 hatte Robert Brown bei dieser Art den Fang von Insekten beobachtet Ab 1823 wurden die Pflanzen im Botanischen Garten Kew Gardens kultiviert 1829 stellte Dumortier die Art dann in eine eigene bis heute monotypische Familie 1 Aufgrund der Form der Staubbeutel verwendete La Billardiere den griechischen Begriff kefalotus einen Kopf aufweisend fur den Gattungsnamen Follicularis stammt von follicus bedeutet Sackchen und verweist auf die Form der Kruge Der Zwergkrug wird im Englischen als Albany Pitcher Plant oder als Western Australian Pitcher Plant bezeichnet 1 Verwendung BearbeitenUnter Liebhabern fleischfressender Pflanzen ist der Zwergkrug beliebt und wird weltweit kultiviert 2 seine Haltung gilt jedoch als anspruchsvoll 7 8 Nachweise BearbeitenFussnoten direkt hinter einer Aussage belegen die einzelne Aussage Fussnoten direkt hinter einem Satzzeichen den gesamten vorangehenden Satz Fussnoten hinter einer Leerstelle beziehen sich auf den kompletten vorangegangenen Text a b c d e f g h Wilhelm Barthlott Stefan Porembski Rudiger Seine Inge Theisen Karnivoren Biologie und Kultur fleischfressender Pflanzen Ulmer Stuttgart 2004 ISBN 3 8001 4144 2 S 87 90 a b c d e f g h i j John G Conran Cephalotaceae In Klaus Kubitzki Hrsg The Families and Genera of Vascular Plants Volume 6 Flowering Plants Dicotyledons Celastrales Oxalidales Rosales Cornales Ericales Springer Berlin u a 2004 ISBN 3 540 06512 1 S 65 69 a b c d Allen Lowrie Carnivorous Plants of Australia Band 3 University of Western Australia Press Nedlands 1998 ISBN 1 875560 59 9 S 128 131 a b Francis Ernest Lloyd The Carnivorous Plants A New Series of Plant Science Books 9 ZDB ID 415601 8 Chronica Botanica Company Waltham MA 1942 S 81 89 Nachdruck Dover New York NY 1976 ISBN 0 486 23321 9 David Yeates Immature stages of the apterous fly Badisis ambulans McAlpine Diptera Micropezidae In Journal of Natural History Bd 26 Nr 2 1992 ISSN 0022 2933 S 417 424 doi 10 1080 00222939200770241 Cephalotus follicularis in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2007 Eingestellt von Conran J G Lowrie A amp Leach G 2000 Abgerufen am 11 Mai 2008 Peter D Amato The savage garden Cultivating carnivorous plants Ten Speed Press Berkeley CA 1998 ISBN 0 89815 915 6 Jean Jacques Labat Fleischfressende Pflanzen Auswahlen und pflegen Ulmer Stuttgart 2003 ISBN 3 8001 3582 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zwergkrug Cephalotus follicularis Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel wurde am 30 November 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zwergkrug amp oldid 238269780