www.wikidata.de-de.nina.az
Die Cella Maximiliana Maximilianszelle in Bischofshofen wurde 711 712 gegrundet und war der Vorgangerbau der heutigen Pfarrkirche Bischofshofen und des dortigen Kastenhofes Sie gilt als erste Bastion des Agilolfingerischen Herzogtums der Baiern und der Salzburger Kirche innergebirg zur Besiedelung und Slawenmissionierung in Richtung Karantanien Pfarrkirche St Maximilian mit Kastenturm in Bischofshofen Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Geschichte 2 Zur Heiligenlegende 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage und Geschichte BearbeitenDie Maximilianszelle auch als oratorium Kapelle bezeichnet wurde nach einer Rodung und Reinigung des Ortes stirpare et purgare damit ist die rituelle Inbesitznahme des Klostergrundes gemeint etwa im Jahre 711 712 von Bischof Rupert dem Kapellan Ursus aus dem Geschlecht der Albina durch den agilolfingischen Baiernherzog Theodbert ubergeben qui de illa genealogia erat supradictorum hominum de Albina quis Theodbertus dux tradidit et sancto Maximiliano ad Pongo 1 Der dafur bestimmte Ort musste nach den religiosen Uberzeugungen der fruhmittelalterlichen Menschen geeignet locus aptus und heilig locus sanctus sein damit an ihm das Transzendentale in die irdische Welt treten konnte Ublicherweise sollten solche Statten durch besondere Erscheinungen oder als fruhere Kultplatze herausgehoben und fur Hierophanie tauglich sein Die Klostergrunder nahmen dann von dem Ort rituell Besitz indem sie etwa ein Kreuz errichteten wie dies bei der Maximilianszelle der Fall war 2 Nach dem Libellus Virgilii einer Lebensbeschreibung des Bischofs Rupert durch seinen Nachfolger Virgil uberliefert in den Breves Notitiae war es sicher dass sich der Ort der Maximilanszelle als Grab des Hl Maximilians durch besondere Licht und Dufterscheinungen zu erkennen gegeben habe die erste Uberschrift im Libellus Virgilii lautet De visione luminis in loco ubi s Maximilianus sepultus esse dinoscitur et eccliesia ibidem constructa bzw einfacher De cella vero sancti Maximiliani ita contigit ut construetur ab initio Vielleicht haben die beiden Entdecker des Ortes Tonazan und Ledi auch nur einen spatantiken Maximilianskult wieder aufgefunden 3 nbsp Hl Rupert auf einer Glasscheibe von 1529Die Notitia Arnonis um 788 90 4 und die Breves Notitiae um 798 800 5 des Salzburger Bischofs Arn enthalten die legendenhafte Entstehungsgeschichte der Cella Maximiliana nbsp Kastenturm in BischofshofenNach den Breves Notitiae bzw in dem darin enthaltenen Libellus Virgilii sind es die zwei Bruder Tonazan oder Tonazanus und Ledi auch als Latinus bezeichnet aus dem Geschlecht der Albina die salzachaufwarts in die Wildnis auf Jagd und um Gold zu waschen gingen In der Gegend Pongawi die Bezeichnung Pongov bzw locus ad Pongo fur Pongau gab es allerdings erst in der Abfassungszeit der genannten Werke sahen sie drei Nachte lang brennende Kerzen und rochen einen herrlichen Duft Dies berichteten sie dann Bischof Rupert welcher die Angelegenheit durch seinen Priester Deoningus uberprufen liess Er ging mit Tonazan und Ledi zuruck an den Ort des wundersamen Geschehens und die Erscheinungen wiederholten sich in den nachsten drei Nachten Daraufhin errichtete Deoningus an dieser Stelle ein holzernes Kreuz das Rupert selbst geweiht hatte und das er mit einem Uberbau vor den Unbilden des Wetters schutzte Nach seiner Ruckkehr habe Bischof Rupert Deoningus zum Herzog Theodo nach Regensburg gesandt um ihn zu unterrichten und gleichzeitig um die Lizenz fur den Bau einer Kirche und von Wohngebauden fur die Gottesdiener zu bitten Theodo sei dem Wunsch Ruperts nachgekommen Diese Abfolge entspricht der ordo im baierischen Herzogtum Da Herzog Theodo damals erkrankt war uberliess er das weitere Vorgehen seinem Sohn Theodbert 6 Danach kam Rupert an diesen Ort liess ihn roden weihen und eine kleine Kirche cella oratorium und bescheidene Klostergebaude bauen In Anwesenheit von Theodbert und der Albinasippe weihte er die Anlage Theodbert scheint zu dieser Zeit in Salzburg in der Oberen Burg residiert zu haben und erteilte Rupertus die potestas Macht die neu erbaute Kirche zu Ehren des Hl Maximilians zu weihen zugleich habe Rupertus dem Ort der Klostergrundung den Namen Pongau Pongowe gegeben Die Klostergrundung wurde mit einer herzoglichen Tradition abgeschlossen denn Theodbert tradierte in der Bischofshofener Siedlungskammer Anteile eines abgemarkten herzoglichen Forstes drei Meilen im Umkreis solche Umkreisschenkungen sind typisch fur einen Klosterausbau in einem noch weitgehend unerschlossenen Land Zudem ubergab er den gesamten Besitz den Ledi und sein Bruder Ursus in der villa Albin Oberalm innehatten In beiden Fallen wird im Libellus Virgilii als erster Teil der Breves Notitiae nicht genau angegeben an wen diese Schenkungen gingen sie konnten an das neue Kloster an das Stift St Peter oder fur beide Institutionen gedacht gewesen sein 7 Der unbestimmte Charakter der Dotation fuhrte unter Bischof Virgil und dem Baiernherzog Odilo zu schweren Auseinandersetzungen nbsp Darstellung der Taufe des Baiernherzogs Theodo durch den hl Rupert von SalzburgNach der Notitia Arnonis sind es die Bruder Tonazan oder Tonazanus und Urso welche auf der Jagd und der Suche nach Gold die Lichtererscheinungen sahen Einer der beiden Albinas namens Ledi wird in dem Libellus Virgilii als Dienstmann servus des Baiernherzogs Theodo bezeichnet Tonazahn als servus von Bischof Rupert In den Notitia Arnonis werden sie ohne Standesbezeichnung genannt Um 720 725 wurde die Cella Maximiliana von Slawen den crudeles paganos zerstort und die dort wirkenden Fratres vertrieben Die neue Maximilianszelle wurde von Herzog Odilo nach seiner Ruckkehr aus dem frankischen Exil um 744 wieder errichtet und dem herzoglichen capellanus Kaplan Ursus Urso vermutlich aus der dritten Generation des Albina ubergeben 8 Der Herzog sorgte auch fur eine Wiederbesiedelung des Klosters ohne aktive Mitwirkung des Bischofs Dadurch kam es zu einem Affront mit dem Salzburger Bischof Dies ist dadurch zu erklaren dass sich die Baiernherzoge als Oberhaupt der christlichen Kirche in ihrem Herzogtum verstanden allerdings hatte sich durch die Einsetzung kanonisierter Bischofe durch Bonifatius die Situation in kirchenrechtlicher Hinsicht verandert und der Salzburger Bischof Virgil trat mit einem anderen Standesbewusstsein gegenuber dem Herzog auf Um seine Anspruche zu untermauern wurde von Virgil eine Reihe von edlen und wahrheitsliebenden Zeugen aufgefuhrt die angeblich bereits bei der Grundung der Maximilianszelle gelebt haben was aber wenig wahrscheinlich ist Auch die Widmung des ursprunglichen Besitzes der Albina in Oberalm als Benefizium fur die Nachfolger Wernharius und Dulcissimus des Ursus durch den Herzog wird als Unrecht angesehen Selbst ein Tauschangebot von Seiten des Herzogs an den Bischof Virgil Besitzungen bei Laufen wurde von diesem abgelehnt Unstrittig war dass die fruheren Besitzungen des Tonazan als Dienstmann des Bischofs an das Bistum kamen Ein Helmuni der zu den Hahilinga gerechnet wird 9 tritt als Zeuge bei dem Streit um die Maximilianszelle auf Dieser Helmuni auch Helmo illustris genannt erscheint nach den Breves Notitiae mehrmals als Tradent fur das Salzburger Bistum so schenkt er Besitztumer zu Piding und in Grunbach bei Bachmanning zum Teil werden diese Guter an Bischof Virgil verkauft 10 Auch ein Adalunc vermutlich der Vater des Helmuni schenkt zur Zeit Herzog Odilos Besitz von Piding an die Maximilianszelle 11 Herzog Odilo tradiert grosse Guter an die Maximilianszelle und nicht an St Peter was zu der Interpretation fuhrte Odilo wollte die Ausdehnungsbestrebungen der Salzburger Bischofe eingrenzen 12 Zudem bewog er bedeutsame Salzburger Adelige sich an der Ausstattung der Maximilianszelle zu beteiligen Erst nach der Entmachtung von Tassilo III im Jahre 788 durch Karl den Grossen die auch von Bischof Arn stark unterstutzt wurde kam die Maximilianszelle in den Besitz des Salzburger Hochstifts Um 820 erfolgte eine zweite Zerstorung der Maximilanszelle durch Slawen Nach dieser Zerstorung kam es im Jahr 821 zu einem Neubau und der Weihe durch den Salzburger Erzbischof Adalram Fur das weitere 9 und 10 Jahrhundert gibt es keine Berichte Erzbischof Dietmar II 1025 1041 weihte hier einen Altar 1106 bis 1215 war die Maximilanszelle ein Augustinerstift Der erste Probst des Augustinerklosters war 1143 Diethalmus prepositus de Hove Man kann also annehmen dass die Umwandlung in ein Augustinertstuft unter Erzbischof Konrad I erfolgte 1156 bzw 1161 wird der Besitz des Rogerus eines Sohnes von Berthold von Hoven an den Probst Adalbert erstmals 1155 erwahnt des Klosters ubertragen Seine Bezeichnungen wechseln mehrmals prepositus de Houe prepositus de S Maximiliani Prepositus de Houe magister Adalbertus Zugleich 1162 war er auch Kaplan des Erzbischofs Eberhard I In einer Traditionsurkunde von 1161 wird von villicatio Houe und villa Hove gesprochen wobei villicatione als Umland gedeutet werden kann und somit eine Unterscheidung des fruheren Ortes loco Pogo und des Gaues Pongawi getroffen wird Unter den Zeugen einer Urkunde von 1179 befindet sich auch der Probst des Chorherrenstiftes zum hl Maximilian der als prepositus Houensis bezeichnet wird Ein weiterer Nachfolger war Gundakerus der von 1177 bis 1183 in den Urkunden erwahnt wird Der letzte Propst scheint ein Conradus gewesen zu sein der zweimal im Jahr 1209 genannt wird 1216 wurde die Niederlassung den Bischofen von Chiemsee ubergeben die das Kloster aufliessen und die Einrichtung als einen ihrer Salzburger Stammsitze neben dem Chiemseehof in Salzburg verwendeten Auf die Bischofe von Chiemsee geht uber die Zwischenbezeichnung Hofen bzw Hove fur den Wirtschaftshof der Bischofe der heutige Name Bischofshofen zuruck der 1439 erstmals schriftlich auftritt Bischolff Hof vielleicht aber schon fruher in Gebrauch war 13 Der ab dann Bischofshof genannte Klosterbau wurde in ein Wirtschaftsgut den Kastenhof umgewandelt Zur Heiligenlegende Bearbeiten nbsp Gemalde des hl Maximilian von Josef Anton Cusetti in der Pfarrkirche TreffenIm 24 Kapitel der von Eugippius verfassten Lebensbeschreibung des Hl Severin findet sich der Bericht uber das Martyrium des Priesters Maximianus Aufgrund einer gottlichen Eingabe habe er die Bewohner von Ioviaco 20 Meilen flussabwarts von Batavis gelegen vermutlich Schlogen oder Aschach an der Donau vor einem drohenden Uberfall der Heruler gewarnt Trotz dieser Warnung gaben die Einwohner ihre Siedlung nicht preis In der folgenden Nacht machten die Heruler unerwartet einen Uberfall verwusteten das Stadtchen fuhrten die meisten in Gefangenschaft ab und hangten den erwahnten Presbyter an den Galgen 14 Im 12 Jahrhundert wurde dieses Ioviaco mit Iuvavum gleichgesetzt und im 16 Jahrhundert war es der Abt Kilian Putticher 1525 1535 der die Maximianuslegende fur die Fruhgeschichte von Salzburg entdeckte Er machte aus dem Maximianus den Martyrer Maximus der von den Herulern angeblich von den Katakomben Salzburgs herabgesturzt worden sein soll Diese oft erzahlte Legende hat keine historische Substanz und steht in keinem Zusammenhang mit dem nachromischen Maximilianskult der Maximilianszelle Der hier verehrte Maximilianus war vielmehr ein Martyrer im fruheren Noricum Literatur BearbeitenJoachim Jahn Ducatus Baiuvariorum Das bairische Herzogtum der Agilolfinger Monographien zur Geschichte des Mittelalters Band 35 Hiersemann Stuttgart 1991 ISBN 3 7772 9108 0 Wilhelm Stormer Fruher Adel Studien zur politischen Fuhrungsschicht im frankisch deutschen Reich vom 8 bis 11 Jahrhundert Monographien zur Geschichte des Mittelalters Hiersemann Stuttgart 1973 ISBN 3777273074 Wilhelm Stormer Adelsgruppen im fruh und hochmittelalterlichen Bayern Studien zur bayerischen Verfassungs und Sozialgeschichte Kommission fur Bayerische Landesgeschichte Munchen 1972 ISBN 3 7696 9877 7 Fritz Losek Notitia Arnonis und Breves Notitiae Die Salzburger Guterverzeichnisse aus der Zeit um 800 Sprachlich historische Einleitung Text und Ubersetzung In Mitteilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde Band 130 1989 S 5 192 zobodat at PDF Weblinks Bearbeiten 1 2 Vorlage Toter Link homepage univie ac at Bischofshofen Sbg ehemaliges Kloster Maximilianszelle jetzt Pfarrkirche hl Maximilian Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Abgerufen am 11 Juni 2019 1 2 Vorlage Toter Link www kirchen fuehrer info Die Kirchen von Bischofshofen Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Abgerufen am 11 Juni 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Stormer 1973 S 50 Joachim Jahn 1991 S 60 Joachim Jahn 1991 S 244 Friedrich Keinz Hrsg Indiculus Arnonis und Breves Notitiae Salzburgenses nach den bekannten und nach bisher unbenutzten Handschriften neu herausgegeben und mit Erlauterungen versehen E A Fleischmann s Buchhandlung Munchen 1869 Digitalisat Fritz Losek Notitia Arnonis und Breves Notitiae Die Salzburger Guterverzeichnisse aus der Zeit um 800 Sprachlich historische Einleitung Text und Ubersetzung In Mitteilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde Band 130 1989 S 5 192 zobodat at PDF Joachim Jahn 1991 S 60ff Joachim Jahn 1993 S 80 Heinz Dopsch Robert Hoffmann Salzburg Die Geschichte einer Stadt 2 Auflage S 96 Universitatsverlag Anton Pustet Salzburg 2008 ISBN 978 3 7025 0598 1 Wilhelm Stormer 1973 S 58f Wilhelm Stormer 1972 S 49 Wilhelm Stormer 1972 S 70 Joachim Jahn 1991 S 205 Christine E Janotta Die Entwicklung von Kirche und Siedlung in Bischofshofen In Forschungen zu Bischofshofen Sonderdruck aus Mitteilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde Band 117 1977 Eugippius zitiert nachHeinz Dopsch Robert Hoffmann Salzburg Die Geschichte einer Stadt 2 Auflage Universitatsverlag Anton Pustet Salzburg 2008 ISBN 978 3 7025 0598 1 S 69 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cella Maximiliana amp oldid 230445554