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Carl Vital Moor auch bekannt als Karl Moor 11 Dezember 1852 in Freiburg im Uechtland 14 Juni 1932 in Berlin war ein Schweizer Journalist und sozialdemokratischer Politiker sowie ein Geheimagent fur die Mittelmachte im Ersten Weltkrieg Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Geheimdienstliche Aktivitat 3 Politische Funktionen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenCarl Vital Moor wurde 1852 in Freiburg Schweiz als unehelicher Sohn von Maria Anna Moor geboren Sein Vater stammte aus dem Kanton Freiburg er wandte sich nach der Geburt von der Familie ab Der deutsche Baron Theodor Freiherr Buirette von Oehlefeldt den Maria Anna Moor spater heiratete wird oft falschlicherweise als der leibliche Vater von Moor angegeben was aber auf Moors eigenen Aussagen beruht 1 Der junge Carl Moor wuchs in Aarau Graz und Nurnberg auf Er studierte von 1871 bis 1874 an verschiedenen deutschen Universitaten und anschliessend bis 1876 in Bern Zwischen 1876 und 1881 war er wieder an deutschen Universitaten immatrikuliert Er besuchte Veranstaltungen in den Fachern Jura Staatswissenschaften Geschichte Philosophie Philologie und Anthropologie schloss sein Studium aber nie ab Schon wahrend seiner Studienzeit war er als Journalist fur die Zurcher Tagwacht tatig 1881 wurde er mit Verweis auf das Sozialistengesetz aus Deutschland ausgewiesen woraufhin er nach Basel zog Dort arbeitete er zwischen 1881 und 1885 als Stationsgehilfe im Bahnhof Basel als Angestellter der Schweizerischen Centralbahn Wahrend dieser Zeit trat er der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz SP bei 1885 war er fur kurze Zeit nichtzeichnender Redaktor der sozialpolitisch ausgerichteten Schweizer Grenzpost in Basel Anfang der 1890er Jahre zog er nach Bern und war dort wohnhaft bis 1917 1894 wurde er Redaktor der Berner Tagwacht nachdem er zuvor schon Vorsitzender der Berner Arbeiterunion geworden war die diese Zeitung herausgab Diese Position hatte er bis 1907 inne Wegen seiner radikalen Ansichten kam es zu einer Spaltung in der Berner Arbeiterbewegung Er stritt sich unter anderem mit Albert Steck der eine etwas gemassigtere Politik verfolgte Nach dessen Tod 1899 konnte Moor eine fuhrende Position unter den Berner Sozialdemokraten erlangen 1897 wurde er in den Berner Stadtrat gewahlt dem er bis 1920 angehorte Im Grossen Rat in den er ebenfalls 1897 eintrat blieb er bis 1922 Moor hatte seit seiner Jugend Kontakt zu Sozialisten aus verschiedenen Landern Er nahm unter anderem an Kongressen der Ersten und Zweiten Internationale teil und konnte so viele Kontakte knupfen So lernte er auf dem Internationalen Sozialistenkongress 1904 Lenin kennen 1908 wurde er Schweizer Vertreter im Internationalen Sozialistischen Buro ISB Im Jahre 1915 nahm er an der Zimmerwalder Konferenz teil Nachdem 1908 seine Mutter gestorben war erbte er einen Millionenbetrag Mit diesen finanziellen Mitteln unterstutzte er die Bolschewiki im Schweizer Exil Allgemein unterstutzte er verschiedene sozialistische Parteien im Laufe der Zeit mit mehreren hunderttausend Franken Um die Russische Revolution zu unterstutzen gab er den Bolschewiki ein Darlehen das nach der Revolution zuruckgezahlt werden sollte 2 Daher reiste er 1917 nach Moskau um sein Geld zuruckzufordern blieb zunachst aber erfolglos und zog deshalb 1919 zuruck nach Bern Da er mittlerweile in grossen finanziellen Schwierigkeiten steckte ging er 1920 wieder nach Moskau und versuchte mit allen Mitteln sein Geld zuruckzuerhalten Erst 1927 war es ihm gelungen den grossten Teil der Summe zuruckzubekommen Im selben Jahr begab er sich nach Berlin wo er die letzten Jahre seines Lebens in einem privaten Sanatorium verbrachte 1932 heiratete er die 1888 in Russland geborene Pflegerin Vera geborene Eremeeff und starb noch im selben Jahr Geheimdienstliche Aktivitat BearbeitenObwohl Moor bis Anfang des 20 Jahrhunderts politisch gesehen klar nach links ausgerichtet war spionierte er wahrend des Ersten Weltkrieges die Bolschewiki fur die Mittelmachte aus Dabei arbeitete er sowohl fur das Deutsche Reich als auch fur Osterreich Ungarn wobei er keine der beiden kriegsfuhrenden Machte uber seine Anstellung bei der anderen informierte Sein Ziel war es einen separaten Frieden zwischen den Mittelmachten und den Bolschewiki herzustellen die er ja mit seinem Geld unterstutzt hatte Wem dabei seine Loyalitat gehorte ist nicht vollstandig abgeklart aber er schien weder den Mittelmachten noch den Bolschewiki oder der Zimmerwalder Konferenz schaden zu wollen Seine geheimdienstlichen Aktivitaten wurden der Offentlichkeit bekannt als 1945 die deutschen und osterreichischen Archive geoffnet wurden Zuvor galt er bloss als Unterstutzer der Bolschewiki und einer der letzten grossen Pioniere der Ersten Internationale 3 Er hatte aber durch seinen Stiefvater schon von fruher Kontakt mit verschiedenen einflussreichen Personen in der deutschen und osterreichischen Regierung so etwa mit dem bayrischen Kriegsminister und bayrischen Gesandten in Wien Dadurch fiel es ihm zu Beginn des Krieges leicht die Gesandten der Mittelmachte in Bern davon zu uberzeugen dass er auf ihrer Seite war Er versorgte sie mit Informationen zu den revolutionaren Gruppen der Sozialdemokraten und versuchte immer auch seine eigenen Ideen einzubringen Besonders interessiert waren seine Vorgesetzten uber die Geschehnisse an der Zimmerwalder Konferenz 1915 und auch der Stockholmer Konferenz 1917 Seine Aussagen und Informationen erreichten die hochsten Stellen so etwa den deutschen Verhandler in Versailles Ulrich von Brockdorff Rantzau 4 Politische Funktionen Bearbeiten1882 Beitritt zur Sozialdemokratischen Partei in Basel 1894 Vorsitzender der Arbeiterunion 1897 1920 Mitglied im Berner Stadtrat 1897 1922 Mitglied im Berner Grossen Rat 1908 Schweizer Vertreter im Internationalen Sozialistischen Buro 1909 Prasident Berner SPLiteratur BearbeitenArthur Schmid Karl Theophil Moor 1852 1932 In Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Bd 68 69 1958 S 547 548 Digitalisat Leonhard Haas Carl Vital Moor 1852 1932 Ein Leben fur Marx und Lenin Benziger Verlag Zurich Einsiedeln Koln 1970 OCLC 977441542 Bernard Degen Julia Richers Hrsg Zimmerwald und Kiental Weltgeschichte auf dem Dorfe Chronos Zurich 2015 ISBN 978 3 0340 1298 0 Otto Ernst Schuddekopf Deutschland zwischen Ost und West Karl Moor und die deutsch russischen Beziehungen in der ersten Halfte des Jahres 1919 In Archiv fur Sozialgeschichte 3 1963 S 223 263 Weblinks BearbeitenBrigitte Studer Moor Carl Vital In Historisches Lexikon der Schweiz 27 August 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Leonhard Haas Carl Vital Moor 1852 1932 Ein Leben fur Marx und Lenin Benziger Verlag Zurich Einsiedeln Koln 1970 S 12 15 Marina Rumjanzewa Ein Schweizer als Financier der russischen Revolution In Neue Zurcher Zeitung 26 Januar 1999 Heinz Schurer Karl Moor German Agent and Friend of Lenin In Journal of Contemporary History Nr 5 1970 S 131 152 Otto Ernst Schuddekopf Deutschland zwischen Ost und West Karl Moor und die deutsch russischen Beziehungen in der ersten Halfte des Jahres 1919 In Archiv fur Sozialgeschichte Nr 3 1963 S 223 263 Normdaten Person GND 122274490 lobid OGND AKS VIAF 64884819 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Moor Carl VitalALTERNATIVNAMEN Moor KarlKURZBESCHREIBUNG Schweizer Journalist sozialdemokratischer Politiker und GeheimagentGEBURTSDATUM 11 Dezember 1852GEBURTSORT Freiburg im UechtlandSTERBEDATUM 14 Juni 1932STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Vital Moor amp oldid 209627309