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Carl August von Steinheil 12 Oktober 1801 in Rappoltsweiler Elsass 12 September 1870 in Munchen war ein deutscher Physiker Astronom Optiker und Unternehmer Carl August von Steinheil Lichtdruck nach einem Portrat von Ludwig Thiersch Steinheils Schreibtelegraph 1837 Vergleich der Steinheilschrift mit dem Morse AlphabetFotografie der Munchner Frauenkirche nach dem Steinheil Verfahren 1839 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben und Wirken 3 Grabstatte 4 Sonstiges 5 Familie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenSeine Eltern waren Carl Philipp Steinheil 1747 1830 und dessen Ehefrau Christiane Maria Franziska von Biasowski Sein Vater war General Rentmeister des Pfalzgrafen Max Josef von Bayern in der Grafschaft Rappoltstein Die Familie gehorte zum Pfalzer Adel aber schon Carl Philipp Steinheil hatte den Adel nicht in Bayern eintragen lassen und das von selten verwendet Leben und Wirken BearbeitenSteinheil studierte ab 1821 an der Friedrich Alexander Universitat in Erlangen die Rechte anschliessend in Gottingen und bei Friedrich Wilhelm Bessel in Konigsberg Astronomie und Physik wo er mit der Schrift De specialibus coeli chartis elaborandis promoviert wurde 1 In Erlangen war Steinheil Mitglied der offiziell verbotenen Burschenschaft 2 Nach Abschluss des Studiums 1825 lebte er als Privatgelehrter auf dem vaterlichen Gut zu Perlachseck beschaftigt mit astronomischen physikalischen und mechanischen Arbeiten Entwicklung seines Prismenkreises 1833 wurde ein von Steinheil erstelltes Blatt des Sternkartenwerks der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin veroffentlicht 3 Er wurde 1835 zum Konservator der mathematisch physikalischen Sammlung des Staates ernannt und gleichzeitig als Professor fur Mathematik und Physik an die Universitat Munchen berufen Steinheil konstruierte und baute 1836 den ersten brauchbaren Schreibtelegrafen s Steinheilschrift Es war der erste Telegraf mit Magnetinduktor als Geber Aber unter den damaligen deutschen Verhaltnissen erregte das Gerat nur ein akademisches Interesse Im Jahr 1838 fuhrte er elektrische Versuche an den Gleisen der Ludwigseisenbahn in Furth durch Dabei kam es zu einer praxisbezogenen Wiederentdeckung der elektrischen Leitfahigkeit des Erdbodens Erdruckleitung Die prinzipielle Leitfahigkeit des Erdbodens wurde bereits im Jahr 1803 von Friedrich Heinrich Basse entdeckt Die Wiederentdeckung bedeutete fur die Telegrafie eine wesentliche Vereinfachung 4 1839 konstruierte er eine tubusformige Kamera aus verschiebbaren Papprohren und fotografierte damit gemeinsam mit seinem Kollegen Franz Ritter von Kobell in Munchen unter anderem die Glyptothek und die Turme der Frauenkirche Sie verwendeten dazu als lichtempfindliches Material Chlorsilberpapier Die aufgenommenen Negative fotografierten sie nochmals ab und erhielten dadurch Positive Diese runden Fotos hatten einen Durchmesser von etwa 4 cm Das Verfahren nannten sie Steinheil Verfahren 5 Sie veroffentlichten ihr neues Verfahren vier Monate vor Louis Jacques Mande Daguerre 6 Ebenfalls 1839 erfand und verwirklichte er das bis heute ubliche Prinzip einer Uhrenanlage mit Hauptuhr Normaluhr und mehreren Nebenuhren 7 8 1842 wurde er von der bayerischen Regierung beauftragt die bayerischen Masse und Gewichte zu regulieren Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten erwarb er sich Verdienste um die Verbesserung der Bier und Spirituswaagen Steinheil wurde 1846 von der neapolitanischen Regierung zur Regulierung des dortigen Mass und Gewichtssystems berufen Steinheil bemuhte sich immer wieder in Deutschland elektrische Telegrafenlinien anlegen zu lassen 1849 unternahm er im Auftrag der bayrischen Regierung eine Inspektionsreise durch die deutschen Lander Er gab einen Bericht mit Beschreibung der bestehenden elektrischen Telegrafenanlagen Aus nicht feststellbaren Grunden uberging man ihn jedoch bei der Organisation des bayrischen Telegrafenwesens Deshalb nahm er die Aufforderung der osterreichischen Regierung an das dortige Telegrafenwesen aufzubauen 9 Er trat als Vorstand des Departements fur Telegrafie im Handelsministerium in osterreichische Dienste ein und erneuerte und erweiterte das Telegraphensystem fur alle Kronlander Er beteiligte sich 1850 auch an der Grundung des Deutsch Osterreichischen Telegraphenvereins in Dresden 1851 folgte er einem Ruf der Schweizer Regierung zur Einrichtung des Telegraphenwesens in diesem Land 1852 kehrte er nach Munchen in seine alte Stellung als Konservator der mathematisch physikalischen Sammlungen des Staates Bayern zuruck Mit dieser Ruckkehr war eine Beforderung zum Ministerialrat im Handelsministerium bei entsprechender Gehaltserhohung verbunden Im Jahr seiner Ruckkehr nach Munchen erfand Steinheil zusammen mit Leon Foucault eine Methode zur Verspiegelung von Glasoberflachen mittels einer dunnen Silberschicht Damit war ein entscheidender Schritt fur die Entwicklung grosser Spiegelteleskope frei die bald die Refraktoren als leistungsfahigste astronomische Instrumente ablosen sollten Eine Grundlage fur diese Erfindung waren seine wissenschaftlichen Arbeiten zu den Gesetzen der Galvanoplastik Steinheil konstruierte ausserdem 1865 ein symmetrisches Doppelobjektiv Pyroskop und 1866 den praktisch vorzeichnungsfreien chromatischen Aplanat sowie ein Zentrifugalwurfgeschutz 1855 kam Steinheil einem personlichen Wunsch des bayrischen Konigs Maximilian II nach und grundete eine optische Werkstatte in Schwabing 10 die spatere Optisch astronomische Anstalt C A Steinheil amp Sohne Er wurde dabei von seinem Sohn Hugo Adolph Steinheil unterstutzt 1860 trat auch sein zweiter Sohn Eduard Steinheil in die Firma ein Die Firma wurde ab 1862 von Hugo Adolph Steinheil weitergefuhrt Der Betrieb war zeitweise im Schloss Suresnes beheimatet Aus dem Unternehmen gingen ausgezeichnete Teleskope Spektroskope und ein erstes Fotometer hervor das zur Helligkeitsmessung von Sternen taugte Das Interesse an der Fotometrie verband C A Steinheil mit Ludwig Seidel der auch nach dem Tode des Grunders als wissenschaftlicher Berater des Unternehmens fungierte Er wurde 1835 zum ausserordentlichen 1837 zum ordentlichen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewahlt Im Dezember 1835 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg aufgenommen 11 1837 wurde er auch zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 12 1846 wurde er Mitglied der Leopoldina 13 1866 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften gewahlt Grabstatte Bearbeiten nbsp Grab von Carl Steinheil auf dem Alten Sudlichen Friedhof in Munchen Standort 48 125861111111 11 563305555556Die Grabstatte von Carl Steinheil befindet sich auf dem Alten Sudlichen Friedhof in Munchen Graberfeld 34 Reihe 1 Platz 20 21 Standort 48 125861111111 11 563305555556 Sonstiges BearbeitenIn Berlin befinden sich am Postfuhramt an der Fassade des Erdgeschosses zwischen den Rundbogen der Fenster 25 Medaillons von Personlichkeiten die sich Verdienste um das Postwesen erworben haben Die Nr 24 ist Steinheil aufgrund seiner Begrundung der elektromagnetischen Telegraphie und Konstruktion des ersten Drucktelegraphen gewidmet Es gibt einen Asteroiden 30837 Steinheil sowie einen Mondkrater Steinheil der zusammen mit dem Krater Watt einen Doppelkrater am sudostlichen Rand des Mondes bildet Nach ihm benannt sind Strassen in der Maxvorstadt in Munchen in Erlangen Bruck Ingolstadt Wurzburg und Nurnberg die Steinheilgasse in Wien Floridsdorf sowie der Steinheilpfad in Berlin Lichterfelde Im Ortsteil Stottham der Gemeinde Chieming gibt es den Steinheilhof der der Familie als Sommersitz dient Familie BearbeitenEr heiratete am 2 September 1827 in Frankfurt am Main Magaretha Amalie Steinheil eine Tochter des Kaufmanns Friedrich Christian Jakob Steinheil Das Paar wohnte auf dem Gut Perlachseck bei Munchen und hatte mehrere Kinder darunter Wilhelm Eduard 1830 1878 1863 Charlotte Johanna Muller Hugo Adolph 1832 1893 1858 Ida Erdinger Sophie Luise Marie 20 Oktober 1833 10 Februar 1859 Karl Friedrich 3 Juli 1836 Sophie Caroline Eugenie 1 Juli 1838 Charlotte Klara Amalie 26 April 1841 1860 Herman Schultz 1823 1890 Professor fur Astronomie in Uppsala Amalie Franziska Monika 17 April 1843 Literatur BearbeitenC A Steinheil und der erste Schreibtelegraph In Die Gartenlaube 1887 Volltext Wikisource Constantin von Wurzbach Steinheil Karl August In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 38 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1879 S 97 99 Digitalisat Wilhelm Fussl Steinheil Carl Ritter von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 195 Digitalisat Robert Knott Steinheil Karl August In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 720 724 Handworterbuch des elektrischen Fernmeldewesens 2 Auflage 3 Band S 1594 E E von Georgii Georgenau Biographisch genealogische Blatter aus und uber Schwaben S 970 f Johann Adolf Repsold bibcode 1916AN 203 165R Carl August Steinheil In Astronomische Nachrichten Band 203 1916 Sp 165 192 Konigliche Akademien der Wissenschaften zu Berlin und Munchen Hrsg Briefwechsel zwischen Bessel und Steinheil Leipzig Berlin 1913 Bernd Rohr Herbert Wiele Lexikon der Technik Bibliographisches Institut Leipzig 1986 Verlagslizenz Nr 433 130 203 86 Steinheil Carl August S 539Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl August von Steinheil Sammlung von Bildern Literatur von und uber Carl August von Steinheil im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Artikel von uber Karl August Steinheil im Polytechnischen Journal Veroffentlichungen von C A von Steinheil im Astrophysics Data System Cornelia Meyer Stoll Die Regulierung der bayerischen Landesmasse PDF 294 kB Akademie Aktuell 3 2005Einzelnachweise Bearbeiten Carl August von Steinheil im Mathematics Genealogy Project englisch Vorlage MathGenealogyProject Wartung id verwendet Friedrich Reuter Die Erlanger Burschenschaft 1816 1833 Ein Beitrag zur inneren Geschichte der Restaurationszeit Erlangen 1896 Jurgen Hamel Bessels Projekt der Berliner Akademischen Sternkarten In Die Sterne 1989 Band 65 S 11 19 Carl August von Steinheil Benutzung der Eisenbahn bey Anlage galvanischer Telegraphie Bericht an das Kgl General Conservatorium in Munchen 1838 Archiv fur Post und Telegraphie Zum Andenken Steinheils Berlin Juli 1888 No 13 Abdruck beider Schriften in Rundfunk und Museum Zeitschrift des Rundfunkmuseums der Stadt Furth Heft 72 Marz 2010 S 25 ff Agon S Buchholz Papier als fotografischer Bildspeicher Memento vom 26 August 2014 im Internet Archive Fotonexus Kurt Wilhelm Wo Gott auf Erden leben wurde Paul Neff Verlag Wien 1987 ISBN 3 7014 0247 7 Chronik der Elektrotechnik Stichwort Steinheil Memento vom 7 Januar 2017 im Internet Archive VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik vde com abgerufen am 8 Mai 2016 J E Bosschieter Die Entwicklungsgeschichte der elektrischen Uhren B Die ersten Erfinder electric clocks nl abgerufen am 8 Mai 2016 Alfons Kauffeldt Deutsche Techniker aus sechs Jahrhunderten Verlag Enzyklopadie Leipzig 1963 S 66 E Voigt 1906 S 183 ff Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften Carl August Steinheil Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 9 November 2015 russisch Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 232 Mitgliedseintrag von Carl August von Steinheil bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 18 September 2017 Normdaten Person GND 11900755X lobid OGND AKS LCCN nb2007017507 VIAF 50026194 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Steinheil Carl August vonKURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikerGEBURTSDATUM 12 Oktober 1801GEBURTSORT Rappoltsweiler ElsassSTERBEDATUM 12 September 1870STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl August von Steinheil amp oldid 235904472