www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel beschaftigt sich mit einer Badanlage in Rom Fur die gleichnamige Anlage in Ankara siehe Caracalla Thermen Ankara fur die Caracalla Therme in Baden Baden siehe Caracalla Therme Die Caracalla Thermen lateinisch Thermae Antoninianae sind antike Badeanlagen in Rom Sie zahlen neben den Diokletiansthermen und den Trajansthermen zu den grossten Thermenanlagen der Stadt Rom Blick auf die Ruine des Caldariums von SudwestenFrigidarium Zeichnung aus dem Jahre 1899GrundrissAnsicht der Ruine aus dem vorgelagerten Park Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Thermen 2 Anlage 3 Ausstattung 4 Nutzung in der Neuzeit 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte der Thermen BearbeitenDer Bau der Caracalla Thermen wurde wahrscheinlich im Jahre 206 unter Septimius Severus begonnen und 216 unter Kaiser Caracalla fertiggestellt 1 2 Zur Versorgung der Thermen wurde Wasser durch einen Seitenarm der Aqua Marcia geleitet die sogenannte Aqua Marcia Antoniniana Sie lagen in der XII regio Piscina Publica einem Stadtteil von Rom der in dieser Zeit besonders mit prachtigen offentlichen Bauten geschmuckt wurde Weitere Anbauten wie Bogengange und Dekorationen sind unter den Kaisern Elagabal und Severus Alexander ausgefuhrt worden so dass die Anlage erst 235 n Chr wirklich vollendet war Da die Anlage am Stadtrand Roms in einer eher armlichen Gegend gelegen war kann angenommen werden dass sie erbaut wurde um die Popularitat der Kaiser bei der Plebs zu steigern Zusammen mit den Diokletiansthermen gehorte sie zu den offentlichen und eintrittsfreien Badepalasten Wahrend der Regierungszeit des Kaisers Aurelian kam es zu einem Brand in der Thermenanlage woraufhin diese renoviert wurde Diokletian liess den Aquadukt der den Namen Forma Iova trug und die Anlage mit Wasser speiste ausbauen Schliesslich liess Kaiser Konstantin eine Apsis in das Caldarium einbauen was durch eine Inschrift bezeugt ist Aus literarischen Quellen ist bekannt dass die Thermen noch im 5 Jahrhundert in Betrieb waren Theoderich der Grosse der von 493 bis 526 als ostgotischer Konig uber Rom herrschte liess sie erneut restaurieren Dies war die letzte bekannte Baumassnahme an den Caracalla Thermen 3 Polemius Silvius zahlte sie zu den sieben Wundern von Rom 4 537 zerstorten die Ostgoten bei der Belagerung Roms die Wasserleitung was den Badebetrieb beendete Im Jahre 847 gab es einige Zerstorungen aufgrund eines Erdbebens danach griffen Regen Hitze und Frost die Mauern und Inneneinrichtungen an Spatestens ab dem 12 Jahrhundert dienten die Thermen als Steinbruch Dennoch galten sie bis in die Renaissance als die am besten erhaltene Thermenanlage und wurden unter anderem von Andrea Palladio und Anonymus Destailleur mit detaillierten Bauplanen bedacht Im 16 Jahrhundert liess die Familie Farnese insbesondere der Papst Paul III Farnese einen Grossteil der Marmorausstattung und Skulpturen entfernen um damit den Palazzo Farnese und St Peter auszuschmucken Im Jahr 1824 begannen systematische Grabungen unter Graf Girolamo Egidio di Velo der vor allem den zentralen Baukorper untersuchte und das Mosaik mit den Athleten fand Anlage BearbeitenDie Thermen massen etwa 337 328 Meter Das ursprungliche Gelande auf dem die Thermen stehen war sehr uneben Fur den Bau der Thermen musste deshalb zuerst eine riesige Plattform geschaffen werden um die Hohenunterschiede zwischen dem Aventin Hugel auf der einen Seite und dem Camemae Tal auf der anderen Seite auszugleichen Dafur wurden drei Terrassen angelegt Zum Tal hin gibt es deshalb massive Ziegelbogen zum Aventin hin dagegen Mauern die die Plattform gegen den Aventin abstutzen Unter den Ziegelbogen sind Nebenraume angelegt worden Die Wasserversorgung wurde durch die Aqua Nova Antoniniana einen Abzweig von der Aqua Marcia gesichert Das Hauptgebaude im Zentrum des Komplexes ist 214 110 m gross An der sudlichen Langsseite ragt das runde Caldarium und an den Schmalseiten jeweils kleinere Exedren hervor Die Haupteingange zu den eigentlichen Thermen liegen im Norden und fuhren zur Natatio einem grossen Schwimmbecken Der Raum ist 50 22 m gross und war einst uber 20 m hoch Die nordliche Fassade war durch monumentale Granitsaulen in drei Teile gegliedert In jedem dieser drei Segmente befanden sich sechs Nischen je drei im unteren und im oberen Teil der Wand Hier standen einst sicherlich Statuen In den unteren Nischen sind noch heute Wasserrohre zu sehen die das Becken mit Wasser speisten Links und rechts davon befinden sich die Umkleideraume Apodyterium Sie sind mit einfachen geometrischen schwarz weissen Mosaiken dekoriert Jeweils eine Palastra befindet sich an der Schmalseite der Thermen die man direkt von den Umkleideraumen erreichen kann Sie sind noch heute mit einfachen jedoch mehrfarbigen geometrischen Mosaiken dekoriert Rot grun und zwei helle Tone wechseln sich hier ab Die verwendeten Steine sind Serpentin und Giallo antico In seiner Art ist dieses Mosaik bisher einzigartig An den Seiten der Palastra findet sich jeweils eine Exedra Diese waren jeweils mit einem polychromen Athletenmosaik dekoriert In einem Obergeschoss der Palastren haben sich einst figurliche schwarz weisse Mosaiken befunden Das einst etwa 300 m lange Mosaik zeigt Nereiden Tritonen Delphine und andere Meereslebewesen Das Mosaik ist von einem Muster gerahmt das jeweils Paare von Delphinen zeigt Im Zentrum der Anlage liegt das Frigidarium Kaltbad Es handelt sich um einen 58 24 m grossen Saal der einst von drei Kreuzgewolben uberspannt wurde Die Gewolbe ruhten wiederum auf acht Saulen aus grauem agyptischem Granit die an den Wanden standen Der Fussboden war mit Marmorplatten in Opus sectile ausgelegt Auch die Wande hatten einen Marmorsockel von dem noch einige wenige Reste erhalten sind Auch hier gab es Wandnischen fur Statuen die vielleicht mit Mosaiken dekoriert waren Um das Frigidarium befinden sich vier Raume bei denen es sich wahrscheinlich um Saunen Sudatorium handelte Das Caldarium war von einer 35 08 m weiten Kuppel aus leichten Tonhohlkorpern gekront 5 die grosste Kuppel in dieser Bauweise in der damaligen Welt Bisher ist noch keine grossere Kuppel dieser Art erbaut worden Sie ruhte auf acht aufgemauerten Pilastern Der Fussboden des Caldariums war einst vollstandig mit Marmor ausgelegt die Wande zwischen den Pfeilern waren von Glasfenstern durchbrochen Neben einigen Schwimmbecken und Garten beherbergten die Thermen Gymnastik und Versammlungsraume Bibliotheken und diverse Dienstleistungsbetriebe wie Friseurgeschafte Die Thermen konnten taglich bis zu 2000 2 Badegaste aufnehmen Die Wasserversorgung und Entwasserung galten als technisch perfekt gelost Auch das Heizsystem der Anlage lateinisch hypocaustum war perfekt ausgeklugelt Uber Tonrohre wurde Heissluft in samtliche Raume sowie Fussboden und Beckenheizungen geleitet Unter der Thermenanlage waren hierfur mehr als hundert Sklaven mit der Befeuerung von riesigen Ofen beschaftigt Taglich mussten bis zu 10 Tonnen Holz angeliefert werden um alleine die 49 Ofen unter dem Caldarium zu beschicken Der Badebetrieb wurde durch ein System von unterirdischen Raumen Zugangstunneln und Kanalen aufrechterhalten die zusammen uber 6 km lang waren Sie verteilten sich auf drei getrennte Ebenen Auf der ersten standen die Feuerungsanlagen die die Hypokausten der Wande Fussboden und Wasserbecken erhitzten Auf der zweiten befanden sich die Wasserspeicher zur permanenten Zufuhr von Frischwasser uber die dritte Ebene wurde das Abwasser entsorgt nbsp Panorama der Caracalla Thermen 2014Ausstattung BearbeitenSchon antike Autoren beschrieben die Anlage als eximias et magnificentissimas Die Vita des Caracalla in der Historia Augusta 6 erwahnt vor allem den Warmbaderaum im Text als cella solaris bezeichnet gemeint ist das Caldarium dessen Kuppel die Bewunderung zeitgenossischer Architekten erlangte In diesem Zusammenhang wird zum ersten Mal in der Geschichte armierter Beton erwahnt 4 An Bauten hinterliess er in Rom die hervorragenden nach ihm benannten Thermen deren Warmbaderaum nach dem Urteil der Architekten durch keine Nachahmung in dieser Vollendung erreicht werden kann 5 Es soll namlich ein aus Bronze oder Kupfer gefertigtes Gerust unterlegt sein auf dem die gesamte Wolbung ruht wobei die Spannweite so gross ist dass sachkundige Ingenieure diese Art der Konstruktion fur unausfuhrbar erklaren Das Bad war reich mit Marmor Mosaiken und Statuen ausgestattet Die Anlage hatte mindestens 252 Saulen Sechzehn von ihnen waren hoher als zwolf Meter 7 Es ist errechnet worden dass in den Thermen mindestens 120 Statuen standen Diese waren in den Nischen aufgestellt die es in den Wanden fast aller Raume gab Ebenso reich muss der Bauschmuck gewesen sein der sich jedoch auch meist nur noch in Fragmenten fand Dazu gehoren figurliche Kapitelle und dekorierte Friese Es sind verschiedene Marmorsorten benutzt worden wie solcher von der griechischen Insel Marmara aber auch parischer thasicher und lunesicher Marmor Daneben kamen aber auch andere Steinsorten wie Granit Porphyr oder Serpentin zum Einsatz 8 Aus den Caracalla Thermen sind die meisten Skulpturen aller Thermen uberhaupt erhalten obwohl sicherlich ein Grossteil der einstigen Ausstattung in Kalkofen landete Wahrscheinlich aus der ostlichen Palastra stammt der Farnesische Stier Die Statuengruppe aus einem einzigen Block wurde um 1546 47 bei Grabungen von Papst Paul III entdeckt Sie zeigt die Bestrafung der Dirke Eine weitere wichtige Statue die aus dem Frigidarium stammt zeigt den ruhenden Herkules nbsp Badewanne aus den Caracalla Thermen Vatikanische Museen nbsp Mosaik Fries aus den Caracalla Thermen Vatikanische Museen nbsp Mosaik Fries aus den Caracalla Thermen nbsp Der Farnesische Stier nbsp Die Statue des Herkules Farnese befand sich ursprunglich in den ThermenNutzung in der Neuzeit BearbeitenAuf der Freiflache wurden Geratturnen Wettbewerbe der Olympischen Sommerspiele 1960 ausgetragen 9 Die Motorradverfolgungsjagd im Film Dealer Connection Die Strasse des Heroins des Regisseurs Enzo G Castellari wurde 1977 in den Thermen gedreht Heutzutage veranstaltet die Oper Rom hier Freiluft Opernauffuhrungen Die Proben zu einer solchen Opernauffuhrung in den Caracalla Thermen zeigt die Schlussszene des Films La Luna des Regisseurs Bernardo Bertolucci Siehe auch BearbeitenListe romischer Kuppeln Liste der grossten Kuppeln ihrer Zeit Liste antiker WendeltreppenLiteratur BearbeitenChristian Hulsen Antoninianaethermae In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 2 Stuttgart 1894 Sp 2567 f Erika Brodner Untersuchungen an den Caracallathermen De Gruyter Berlin 1951 Janet DeLaine The baths of Caracalla A study in the design construction and economics of large scale building projects in Imperial Rome Journal of Roman Archaeology Supplementary Series Band 25 JRA Portsmouth 1997 ISBN 1 887829 25 3 Anton Henze Kunstfuhrer Rom Reclam Stuttgart 1994 ISBN 3 15 010402 5 S 131 133 Heinz Joachim Fischer Rom Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte Kunst und Kultur der Ewigen Stadt DuMont Koln 2001 ISBN 3 7701 5607 2 S 318 320 Marina Piranomonte Die Caracalla Thermen Fuhrer Rom 2008 ISBN 978 88 370 6303 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Caracalla Thermen Album mit Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Seite italienisch Thermen des Caracalla in der archaologischen Datenbank Arachne Artikel in Platner Ashby A Topographical Dictionary of Ancient Rome 1929 Einzelnachweise Bearbeiten Marina Piranomonte Die Caracalla Thermen Fuhrer Rom 2008 ISBN 978 88 370 6303 0 S 7 a b Stadtfuhrer Rom engl Memento vom 17 Juni 2016 im Internet Archive Erika Brodner Die romischen Thermen und das antike Badewesen Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1983 S 222 Marina Piranomonte Die Caracalla Thermen Fuhrer Rom 2008 ISBN 978 88 370 6303 0 S 8 Erwin Heinle Jorg Schlaich Kuppeln aller Zeiten aller Kulturen Stuttgart 1996 ISBN 3 421 03062 6 S 27 Historia Augusta Caracalla 9 4f Marina Piranomonte Die Caracalla Thermen Fuhrer Rom 2008 ISBN 978 88 370 6303 0 S 19 Marina Piranomonte Die Caracalla Thermen Fuhrer Rom 2008 ISBN 978 88 370 6303 0 S 51 Terme di Caracalla Roma Olympedia abgerufen am 30 Marz 2021 englisch 41 879166666667 12 492777777778 Koordinaten 41 52 45 N 12 29 34 O Normdaten Geografikum GND 4131683 6 lobid OGND AKS VIAF 236408507 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Caracalla Thermen amp oldid 235997483