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Die Ruine der Burg Thurant auch Thurandt steht auf einem breiten Bergsporn aus Schiefer hoch uber dem Ort Alken an der Mosel Sie liegt im Landkreis Mayen Koblenz Rheinland Pfalz und gehort zum Typus der Spornburgen Eine Besonderheit sind neben der Lage an der steilen Talschulter die Weingarten auf der Sonnenseite Burg Thurant von Nordwesten gesehenLuftbild der Burg aus ostlicher RichtungAb der Mitte des 13 Jahrhunderts waren die Erzbistumer von Koln und Trier gemeinsame Eigentumer der Anlage und liessen ihren jeweiligen Anteil von Burggrafen verwalten Jede Halfte besass deshalb einen eigenen Bergfried eigene Wohn und Wirtschaftsgebaude sowie einen separaten Eingang Seit Beginn des 16 Jahrhunderts verfiel die Doppelburg allmahlich und wurde durch Zerstorungen wahrend des Pfalzischen Erbfolgekriegs ganzlich zur Ruine Robert Allmers 1872 1951 aus Varel Mitbegrunder der dortigen Hansa Automobil Gesellschaft und ab 1914 Direktor der Bremer Hansa Lloyd Werke erwarb die Anlage im Jahr 1911 und liess sie zum Teil wieder aufbauen Die Burg befindet sich heute noch in privatem Besitz kann aber von Marz bis Mitte November gegen Entgelt besichtigt werden Nach dem Denkmalschutzgesetz von Rheinland Pfalz ist sie ein geschutztes Kulturdenkmal und in der Landes Denkmalliste eingetragen 1 Die Gesamtanlage ist als Denkmalzone ausgewiesen Ausserdem ist Burg Thurant ein geschutztes Kulturgut nach der Haager Konvention und mit dem blau weissen Schutzzeichen gekennzeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Trierer Burg 2 2 Kolner Burg 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKeramik und Munzfunde lassen auf eine romische Besiedelung des Bergsporns schliessen die erste urkundliche Erwahnung einer Anlage an diesem Ort datiert aber erst aus dem Jahr 1209 nbsp Ansicht der Burg vom Oberfeller BleidenbergVermutlich in der Zeit von 1198 bis 1206 liess Pfalzgraf Heinrich I der Lange aus dem Adelsgeschlecht der Welfen an der heutigen Stelle eine Wehranlage errichten um die Anspruche seines Bruders Kaiser Otto IV im Moselgebiet zu sichern Die Hohenburg benannte er gemass der Uberlieferung 2 nach der Burg Toron bei Tyros im heutigen Libanon die er mit einem Heer wahrend der Barbarossaschlacht im Dritten Kreuzzug vergeblich belagert hatte 3 Nachdem Pfalzgraf Heinrich II der Jungere ohne mannliche Nachkommen 1214 verstorben war vergab Kaiser Friedrich II die Burg und den Ort Alken als Reichslehen gemeinsam mit der Pfalz an die staufertreuen Wittelsbacher Durch ihre Lage im Trierer Land wurde Burg Thurant aber auch von den Kolner und Trierer Erzbischofen beansprucht 1216 gelang es Engelbert I von Koln die Anlage gewaltsam einzunehmen Obwohl Papst Honorius III gegen dieses Vorgehen protestierte behauptete Engelbert seine Eroberung bis zu seinem Tod im November 1225 ehe die Burg in den Besitz der Pfalzgrafen bei Rhein zuruckkehrte Otto II von Bayern setzte anschliessend den Ritter Berlewin genannt Zurn als Burggrafen ein Da sich Berlewin aber als Raubritter betatigte und von seiner Burg aus das Trierer Land uberfiel taten sich Arnold II von Isenburg und Konrad von Hochstaden zusammen und belagerten die Burg ab 1246 in der sogenannten Grossen Fehde 1248 wurde die Anlage durch sie eingenommen und am 17 November des Jahres ein Suhnevertrag unterzeichnet der heute noch erhalten ist und somit eines der altesten deutschen Schriftstucke darstellt In dem Dokument verzichtet die Kurpfalz auf die Burg Thurant und den dazugehorigen Ort Alken zugunsten der beiden Erzbistumer nbsp Westseite der Burg ThurantDie Erzbischofe teilten die Anlage in eine Trierer und eine Kolner Halfte die durch eine Mauer voneinander getrennt und jeweils durch einen eigenen Burggrafen verwaltet wurden Jede Halfte verfugte uber einen separaten Eingang eigene Wohn und Wirtschaftsgebaude und einen Bergfried heute Trierer Turm und Kolner Turm genannt Im 14 und 15 Jahrhundert dienten beide Burgteile nicht nur als Afterlehen sondern auch als Pfandobjekt Zu den Adelsgeschlechtern die seit Beginn des 14 Jahrhunderts uber Thurant geboten zahlten unter anderem die Familien von Schoneck von Winningen von Eltz und von der Reck Seit 1495 waren die Herren von Wiltberg einer der Lehnsnehmer Sie nutzten die bereits 1542 als baufallig bezeichnete Burg als Steinbruch um sich in Alken das Wiltberg sche Schloss auch Wiltburg genannt zu errichten Wahrend des Pfalzischen Erbfolgekriegs kamen 1689 weitere Zerstorungen durch franzosische Truppen hinzu und liessen die Anlage endgultig zu einer Ruine werden Nur noch die beiden Bergfriede und ein Wohnhaus aus dem 16 Jahrhundert waren weitgehend unversehrt Geheimrat Robert Allmers erwarb die Anlage 1911 und liess einige ihrer Teile 1915 16 wiederaufbauen Seit 1973 ist sie gemeinschaftlicher Privatbesitz der Familien Allmers und Wulf Beschreibung Bearbeiten nbsp Schematischer Grundriss der Burg wahrend des MittelaltersDer heutige noch erhaltene Original Baubestand datiert mehrheitlich in die Zeit nach 1248 Der Torbau entstand erst im Zuge eines teilweisen Wiederaufbaus der Burg zu Beginn des 20 Jahrhunderts wahrend ein Wohngebaude das sogenannte Herrenhaus nach seiner Zerstorung im Zweiten Weltkrieg 1960 bis 1962 wiedererrichtet wurde Die gesamte Anlage ist von einer Ringmauer umgeben und durch einen Halsgraben auf ihrer Sudseite geschutzt Trierer Burg Bearbeiten Der Trierer Teil der Burganlage ist uber einen Torbau erreichbar zu dem eine den Halsgraben uberspannende Holzbrucke fuhrt Ihm schliesst sich ein grosser Innenhof an der von Robert Allmers im 20 Jahrhundert zu einem Steingarten umgestaltet wurde Von dort ist der 20 Meter hohe Trierer Turm erreichbar der nordlich davon auf einem erhohten Plateau steht Mit seinen an der Basis drei Meter dicken Mauern dient er heute als Wasserreservoir und kann nicht besichtigt werden nbsp Das Gebaude mit der Burgkapelle dahinter der Trierer TurmAn der Westseite des Innenhofs befindet sich zur Moselseite gelegen das Herrenhaus ein noch heute genutztes Wohngebaude das in der Zeit zwischen 1960 und 1962 auf alten Fundamenten neu errichtet worden ist da es wahrend des Zweiten Weltkriegs durch amerikanischen Artilleriebeschuss und einen anschliessenden Brand zerstort worden war An der nordwestlichen Ecke des Gebaudes beginnt ein moselseitig gelegener Wehrgang auf der westlichen Ringmauer der sich bis in den Kolner Teil der Burg fortsetzt Ein zweites kleineres Tor fuhrt vom Innenhof in den nordwestlich gelegenen Ehrenhof in dem sich die einzige erhaltene von ehemals drei vorhandenen Zisternen der Burg befindet Ihr Schacht ist etwa 20 Meter tief Der Ehrenhof wurde fruher an seiner nordwestlichen Seite von einer dicken Mauer abgeschlossen von der heute nur noch ein Teilstuck in voller Hohe und Starke erhalten ist In der nordlichen Ecke des Ehrenhofs steht ein dreistockiges Gebaude dessen oberstes Geschoss in Fachwerkbauweise errichtet wurde und heute zusammen mit dem ersten Stock als Ferienwohnung dient Im Erdgeschoss befindet sich die Burgkapelle mit alten Wand und Deckenfresken zu deren Ausstattung ein Barockaltar von 1779 und ein Taufstein aus dem Jahr 1515 gehoren Dem Gebaude schliesst sich nordostlich das noch erhaltene Erdgeschoss des Trierer Palas an Kolner Burg Bearbeiten nbsp Die Ruine des Kolner Palas mit Fensteroffnungen im spatromanischen StilFruher war die Kolner Burghalfte nur uber eine schmale Holzbrucke und das sich daran anschliessende Pfalzgrafentor an der nordwestlichen Ecke der Anlage erreichbar Dem Tor schliesst sich ein Innenhof an an dessen sudostlichem Ende zwei Rundturme stehen die uber einen dazwischen liegenden uberdachten Wehrgang verbunden sind Im Inneren des sudlichen Turms sind Wandmalereien erhalten welche die Wappen aller Besitzer und Lehnsherren der Burg zeigen nbsp Jagdhaus mit AusstellungUber die einstige Grenzmauer zur Trierer Burghalfte ist der sudliche Rundturm mit der Ruine des Kolner Palas aus dem 16 Jahrhundert an der Ostseite der Anlage verbunden Ehemals den Rittersaal beherbergend wurde der Bau 1812 13 durch napoleonische Truppen zerstort so dass heute neben dem Keller nur noch das Erdgeschoss vollstandig erhalten ist Von den hoher gelegenen Geschossen ist neben den Giebelmauern mit Kamineinschnitten teilweise auch die nordostliche Aussenwand erhalten Sie besitzt Fensteroffnungen im Stil der Spatromanik die jedoch nicht zur ursprunglichen Bausubstanz gehoren sondern erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts hinzugefugt wurden Am nordlichen Ende der Burg steht das sogenannte Jagdhaus mit zwei Tourellen das wie das Herrenhaus auf alten Grundmauern neu errichtet worden ist Sein Erdgeschoss wird durch einen einzigen Raum mit einer dunklen Holztafelung und Balkendecke eingenommen der als Ausstellungsraum fur Jagdtrophaen Rustungen alte Waffen und Fundstucke von Ausgrabungen dient Durch einen uberdachten Wehrgang ist der Bau mit dem Kolner Turm verbunden dessen erstes Geschoss fruher als Verlies diente Heute sind dort Folterwerkzeuge zu sehen Der Turm kann als Aussichtsturm bestiegen werden und bietet einen sehr guten Ausblick uber das Moseltal Literatur BearbeitenKlaus Freckmann Einfuhrung in die Geschichte der Burgen und Schlosser an der Mosel In Wartburg Gesellschaft zur Erforschung von Burgen und Schlossern Hrsg Forschungen zu Burgen und Schlossern Band 2 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1996 ISBN 3 422 06187 8 S 9 30 Martina Holdorf Burgen und Schlosser am Mittelrhein Wegweiser Mittelrhein Band 5 Gorres Koblenz 1999 ISBN 3 920388 71 2 S 69 72 Gustav Schellack Willi Wagner Burgen und Schlosser in Hunsruck Nahe und Moselland Henn Kastellaun 1976 ISBN 3 450 19912 9 S 240 243 Gunther Seifert Die Moselburgen Zwischen Trier und Koblenz Seifert Overath 1999 S 4 5 Stefan Ulrich Arras Beilstein Bernkastel Cochem und Thurandt Beobachtungen an einigen Moselburgen In Burgen und Schlosser Zeitschrift fur Burgenforschung und Denkmalpflege Jg 49 2008 Nr 3 ISSN 0007 6201 S 154 160 Burg Thurant und Umgebung Allmers Varel 1994 Quellensammlung OrtslexikonWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Thurant Album mit Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der Burg Thurant Infos und Bilder zur Burg Eintrag von Jens Friedhoff zur Burg Thurandt in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun Video Burg ThurantEinzelnachweise Bearbeiten Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Hrsg Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmaler Kreis Mayen Koblenz Mainz 2021 Version 2023 liegt vor S 3 PDF 5 8 MB Eine schriftliche Uberlieferung findet sich erst ab dem Ende des 19 Jahrhunderts in der Fremdenfuhrerliteratur z B bei C Rutsch Der Fuhrer an der Mosel Trier 1887 In den Klassikern der Moselliteratur von J A Klein 1831 K von Damitz 1838 oder Otto von Czarnowsky 1841 ist die Kreuzzugserinnerung als Namen der Burg nicht erwahnt Ein Hinweis von Ludwig Mathar um 1920 auf die Gesta Treverorum als Quelle ist nicht nachzuvollziehen Dort zum Namen nur Castrum aedificavit super Mosellam quod Thurunum apellavit Digitalisiertes Original J W v Goethe Universitat Frankfurt a M S 118 Paul Georg Custodis Die Entwicklung von Burg Thurant im 19 und fruhen 20 Jahrhundert bisher unbekannte Fakten zum Wiederaufbau In Jens Friedhoff Olaf Wagener Hrsg Romantik und Historismus an der Mosel Michael Imhoff Petersberg 2009 ISBN 978 3 86568 518 6 S 66 Moglich ware aber auch die Namensgebung durch das moselromanische Wort turun oder das vulgarlateinische turrAne fur Turm Siehe dazu Historisches Ortslexikon des Instituts fur Geschichtliche Landeskunde der Universitat Mainz 50 248236111111 7 4529111111111 Koordinaten 50 14 53 7 N 7 27 10 5 O Normdaten Geografikum GND 4755725 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Thurant amp oldid 230473345