www.wikidata.de-de.nina.az
Bronislaw Wladislawowitsch Kaminski russisch Bronislav Vladislavovich Kaminskij 16 Juni 1899 in Witebsk 28 August 1944 in Litzmannstadt war der Befehlshaber eines von der deutschen 2 Panzerarmee um die Jahreswende 1941 42 eingerichteten Selbstverwaltungsbezirkes mit der russischen Stadt Lokot russisch Lokot als Zentrum und der Kommandeur der zu dessen Verteidigung aufgestellten Miliz aus kollaborationswilligen sowjetischen Staatsburgern Das im Zuge der Bekampfung der anwachsenden sowjetischen Partisanenbewegung gestartete deutsche Experiment erwies sich aus Sicht seiner Initiatoren als uberaus erfolgreich da Kaminski mit seiner Streitmacht die nach ihm Brigade Kaminski benannt wurde das ihm ubertragene Gebiet und damit das Hinterland der 2 Panzerarmee dauerhaft befrieden konnte Als Sohn eines Angehorigen eines laut NS Rassentheorie als Untermenschen klassifizierten Volkes stieg Kaminski zu einem der wichtigsten einheimischen Verbundeten der deutschen Wehrmacht in der Sowjetunion auf und vereinigte in seiner Hand eine wohl einmalige Machtfulle Bronislaw W Kaminski im Marz 1944 Auf der Brusttasche tragt er das EK I die Tapferkeits und Verdienstauszeichnung fur Angehorige der Ostvolker 1 Klasse links unten und das Verwundetenabzeichen in Schwarz rechts unten Als die Wehrmacht 1943 den Selbstverwaltungsbezirk Lokot vor der anruckenden Roten Armee zu raumen gezwungen war wurde Kaminskis Streitmacht mitsamt den Familienangehorigen nach Weissrussland evakuiert wo sie abermals zur Partisanenbekampfung eingesetzt wurde Wie zuvor bereits in Russland und danach im Rahmen ihres Einsatzes bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes war Kaminskis Brigade auch hier fur Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in einem Ausmass verantwortlich das nur von wenigen anderen Einheiten in deutschen Diensten erreicht wurde Noch wahrend des Warschauer Aufstandes wurde Kaminski schliesslich unter nicht genau bekannten Umstanden von den Deutschen hingerichtet Aus seiner bereits zuvor in die Waffen SS inkorporierten Brigade sollte nun die 29 Waffen Grenadier Division der SS RONA russische Nr 1 gebildet werden ein Vorhaben das aber nicht mehr realisiert wurde Die Reste von Kaminskis Brigade gingen schliesslich in der Armee des russischen Kollaborateurs Andrei Wlassow auf Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Jugendzeit und Verfolgung durch das stalinistische System 1 2 Tatigkeit wahrend des Zweiten Weltkriegs 1 2 1 Die Republik Lokot 1 2 1 1 Die Anfange 1 2 1 2 Kaminskis Machtbereich und seine Organisation 1 2 1 3 Die Brigade Kaminski 1 2 2 Partisanenbekampfung in Weissrussland 1 2 3 Warschauer Aufstand und Todesurteil 1 2 4 Mogliche Grunde fur Kaminskis Hinrichtung 1 3 Nachleben 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft Jugendzeit und Verfolgung durch das stalinistische System Bearbeiten Die Informationen uber Bronislaw Kaminskis Leben vor dem Zweiten Weltkrieg sind eher sparlich zum Teil auch widerspruchlich Fest steht dass Kaminskis Vater ein Pole seine Mutter hingegen eine Volksdeutsche war und dass Kaminski dreisprachig aufwuchs mit Deutsch Polnisch und Russisch Als relativ wohlhabende Gutsbesitzer konnten die Eltern ihrem 1899 geborenen 1 Sohn eine gute Erziehung angedeihen lassen und Kaminski soll bis 1917 1918 auf dem Gut seiner Eltern gelebt haben 2 Danach wurde die Familie in die Wirren des Russischen Burgerkrieges verstrickt an dem Kaminski auf Seiten der Roten Armee teilgenommen haben soll Diese Angabe erscheint insofern plausibel als es ihm in den 1920er Jahren moglich war am Staatlichen Polytechnischen Institut in Sankt Petersburg Chemie zu studieren und anschliessend als Chemieingenieur in der Farbenindustrie zu arbeiten Im Juli 1935 wurde Kaminski verhaftet und als angebliches Mitglied der Bucharingruppe zu einer zehnjahrigen Freiheitsstrafe verurteilt die er in einem sowjetischen Arbeitslager verbrachte 3 Bereits nach funf Jahren wurde er jedoch entlassen und im Gebiet von Lokot zwangsangesiedelt wo er fortan in einer Schnapsbrennerei arbeitete Warum Kaminski freigelassen wurde bleibt im Dunkeln moglich ist aber dass seine Freilassung in einem Zusammenhang mit seiner Anwerbung durch den NKWD stand von der russische Quellen berichten 4 Welche Aufgabe Kaminski als Agent oder Informant des NKWD zu erfullen hatte ist jedoch nicht bekannt Tatigkeit wahrend des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Die Republik Lokot Bearbeiten nbsp Das Territorium des Selbstverwaltungsbezirkes Lokot Die hier dargestellten Grenzen des Gebiets entsprechen den heutigen Rayonsgrenzen Die Anfange Bearbeiten Im Spatherbst 1941 nachdem die 2 Panzerarmee das Gebiet um Lokot erreicht hatte begann hier jenes deutsche Experiment das Kaminski zu einem der wohl bekanntesten gleichzeitig aber auch beruchtigtsten Kollaborateure Sowjetrusslands werden liess Welche Umstande und Entscheidungen im Einzelnen zur Einrichtung des Selbstverwaltungsbezirkes Lokot fuhrten der dem Jargon der Zeit entsprechend oft auch als Republik Lokot russisch Lo kotskaya Respu blika bezeichnet wurde ist unbekannt Als gesichert gilt dass diese im Zusammenhang mit der Rekrutierung einheimischer Krafte zur Bekampfung der stark anwachsenden Partisanenbewegung im Ruckwartigen Armeegebiet der 2 Panzerarmee stand zu dem auch das abgelegene Gebiet um Lokot gehorte Aus eigener Machtvollkommenheit und unter Ausserachtlassung aller sonst ublichen rassenideologischen Pramissen wurde dem Bezirksburgermeister von Lokot Konstantin Woskobojnikow auch Woskobojnik Voskoboinikov oder Voskoboinik geschrieben vom neuen Oberbefehlshaber der 2 Panzerarmee Generaloberst Rudolf Schmidt die Einrichtung einer weitgehend selbststandigen russischen Verwaltung und die Aufstellung eigener Polizeikrafte gestattet 5 Als Woskobojnikow am 8 Januar 1942 getotet wurde beerbte ihn Bronislaw Kaminski der offenbar schon bisher als seine rechte Hand zumindest aber als einer seiner wichtigsten Untergebenen fungiert hatte in seinem Amt 6 Kaminskis Machtbereich und seine Organisation Bearbeiten Kaminskis Herrschaftsgebiet dessen Sitz die 41 000 Einwohner Stadt Lokot war umfasste schliesslich acht Rajons der heutigen Oblaste Brjansk Orjol damalige Schreibweise Orel und Kursk Das Gebiet das in etwa von den Stadten Nawlja Sewsk Dmitrijew und Dmitrowsk samt ihrem Umland begrenzt wurde umfasste rund 1 7 Millionen Einwohner und war damit durchaus einem der baltischen Staaten vergleichbar 7 In seinem Machtbereich konnte Kaminski nahezu vollig autonom schalten und walten und vereinte politische militarische und wirtschaftliche Befugnisse in seiner Hand Eine Massnahme die ihn besonders popular machte war die Abschaffung des Kolchossystems und die Ubereignung von Landbesitz und Vieh an die lokalen Bauern sowie an verdiente Kampfer gegen das Sowjetsystem Als private Produzenten waren sie nunmehr sowohl vor Ubergriffen und Zwangsrequisitionen durch sowjetische Partisanen oder deutsche Einheiten geschutzt und erwirtschafteten deutliche Uberschusse die es Kaminski ermoglichten seine Ablieferungsquoten an landwirtschaftlichen Produkten und Gutern gegenuber seinen deutschen Partnern zu erfullen Kaminskis Massnahmen zu denen auch die Aufrechterhaltung des Schulwesens und kultureller Einrichtungen zahlten liessen ihn in den Augen seiner Untertanen zweifellos als einen mit den Deutschen auf gleicher Hohe stehenden Machttrager erscheinen Auf diese Weise war er bei der Ausubung seiner Herrschaft nicht nur auf brutale Gewalt angewiesen die er ohnehin jederzeit rucksichtslos einzusetzen bereit war sondern konnte sich anfangs auch eines gewissen Masses an echter Sympathie und bereitwilliger Unterstutzung seitens der von ihm Beherrschten erfreuen 8 Obwohl vonseiten deutscher Offiziere und Dienststellen sowie den von ihnen mit Besatzungsaufgaben betrauten verbundeten Nationen stets Vorbehalte gegen Kaminski bestehen blieben die durch dessen Arroganz und Unverschamtheit zusatzlich genahrt wurden galt Kaminskis Selbstverwaltungsgebiet deutscherseits als mustergultig und wurde im Vergleich zum sonst ublichen System der Besatzungsverwaltung als weit uberlegen angesehen wie aus einem Bericht vom August 1942 hervorgeht 9 Die Deutschen tolerierten auch die Grundung einer russischen NS Partei durch Kaminski die als eine Art Ersatz fur die KPdSU gedacht war und die von ihm beherrschte Bevolkerung auch politisch ideologisch zusammenfuhren sollte Zwar vertrat er russisch volkische Anschauungen an ideologischen Fragen hatte Kaminski aber kein wirkliches Interesse weswegen seine Parteigrundung letztlich ein Phantom und ohne politische Auswirkungen blieb 10 Die Brigade Kaminski Bearbeiten Wichtigstes Machtinstrument Kaminskis war und blieb seine Selbstverteidigungsmiliz bei deren Rekrutierung ihm deutscherseits betrachtliche Freiheiten gelassen wurden sodass er sogar in den deutschen Gefangenenlagern geeignete Manner anwerben durfte Ob den Kern dieser Truppe tatsachlich jene schwer bewaffneten Kampfer bildeten auf die mit der Reparatur der Schienenstrange beauftragte deutsche Einheiten gestossen waren muss offenbleiben 11 Diesen Darstellungen zufolge hatte eine von Kaminski kommandierte Streitmacht schon in den Wochen vor dem Eintreffen der 2 Panzerarmee im Raum Brjansk den Kampf gegen die Rote Armee und die roten Partisanen aufgenommen Ein Emissar Kaminskis sei dann in das Hauptquartier der 2 Panzerarmee nach Orel eskortiert worden und habe den Deutschen dort versichert dass dessen Truppe die im Fruhjahr 1942 bereits 1 400 Mann umfasst haben soll in der Lage sei die sowjetischen Partisanen sowohl militarisch als auch propagandistisch zu bekampfen 12 Problematisch erscheinen Darstellungen wie diese insofern als sie die Rolle Woskobojnikows mit keinem Wort erwahnen auch lassen sie unbeantwortet wie Kaminskis Truppe in dieser kurzen Zeit in der Lage gewesen sein soll einen derartigen Organisationsgrad zu erreichen und warum die Deutschen einem ihnen Unbekannten der uber eine gut bewaffnete Streitmacht verfugte die angesichts des akut werdenden Partisanenproblems aus deutscher Sicht nahezu zwangslaufig als gefahrlich einzustufen gewesen ware von Anfang an ein solches Vertrauen geschenkt haben sollten nbsp Das im oberen Teil des linken Armels der Uniformjacke aufgenahte Abzeichen von Kaminkis Russischer Volksbefreiungsarmee Demgegenuber erscheint es wesentlich plausibler von einem quasi organischen Wachstum von Kaminskis Streitmacht auszugehen deren Nukleus sich noch unter seinem Vorganger Woskobojnikow bildete Fest steht dass diese im Laufe des Jahres 1942 eine rasante personelle Aufstockung erfuhr Diese stand vor allem mit der zunehmenden Tatigkeit der Partisanen im Zusammenhang die nicht nur das Hinterland der 2 Panzerarmee zu destabilisieren drohten sondern auch eine existentielle Bedrohung fur Kaminskis soeben errungene Machtstellung darstellten Kaminskis Truppe wurde schliesslich dem im Februar 1942 eingesetzten Kommandanten des Ruckwartigen Armeegebiets Koruck der 2 Panzerarmee unterstellt der im April dieses Jahres die Bezeichnung Koruck 532 Generalleutnant Friedrich Gustav Bernhard erhielt und der Heeresgruppe Mitte unterstand Bereits Mitte 1942 zahlte die Brigade Kaminski die sich selbst als Russische Volksbefreiungsarmee russisch Russkaya Osvoboditelnaya Narodnaya Armiya Russkaja Oswoboditelnaja Narodnaja Armija abgekurzt POHA bzw RONA bezeichnete und als Abzeichen ein Georgskreuz auf weissem Grund mit den Initialen POHA trug rund 5 000 Mann und im Fruhjahr 1943 erreichte sie mit ungefahr 10 000 Mann ihre Hochststarke Die Uniformierung der 15 Bataillone der Brigade war ein buntes Sammelsurium die Ausrustung bestand uberwiegend aus sowjetischen Beutewaffen Als Unterstutzung der Truppe kamen ferner eine Artillerieabteilung und sowjetische T 34 Beutepanzer hinzu 13 Kaminskis Kombination von befestigten Dorfern als defensives und der eigenen Streitmacht Sturm Brigade Kaminski als offensives Element diente zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit in seinem Machtbereich bzw zur Bandenbekampfung Nach einer deutschen Einschatzung der Bandenlage war Ende 1941 nahezu das gesamte ruckwartige Gebiet der 2 Panzerarmee Bandengebiet und geschatzte 7 000 Partisanen bedrohten die Bahnverbindung von Brjansk nach Kursk Ein Jahr spater galt die Bahnlinie ebenso wie das gesamte Lokoter Gebiet als bandenfrei 14 Kaminskis Truppe soll den Partisanen Verluste von uber 2 000 Mann beigebracht und insgesamt 12 531 als unzuverlassig geltende Zivilisten aus dem betreffenden Gebiet entfernt haben 15 Demgemass konnte sich die deutsche Prasenz im Selbstverwaltungsgebiet Lokot auf einige wenige Angehorige der Wehrmacht darunter einen Verbindungsoffizier des Koruck und einen taktischen Berater sowie gelegentlich anreisende Inspektionsoffiziere beschranken Eigenen Angaben zufolge wurde die Wehrmacht bei ihren Sicherungsaufgaben durch Kaminski im Umfang von mindestens einer Division entlastet 16 Dank der Sicherheitslage im Gebiet Lokot konnte schliesslich Kaminskis Streitmacht ausserhalb ihres angestammten Bereiches operieren Zwischen Mai und Juli 1943 nahm die Brigade im Zusammenwirken mit deutschen Sicherungseinheiten und anderen einheimischen Kontingenten an mehreren Grossunternehmen zur Bandenbekampfung teil Ihrem ublen Ruf wurden Kaminskis Kampfer bei diesen Unternehmen denen vor allem die Zivilbevolkerung zum Opfer fiel einmal mehr gerecht Bei den Angehorigen der Brigade waren Plunderungen Vergewaltigungen die Erpressung von Aussagen durch Folter sowie die unterschiedslose Ermordung aller die der Zusammenarbeit mit den Partisanen verdachtigt wurden an der Tagesordnung Da Kaminski seinen Mannern bei ihren Einsatzen freie Hand liess war er bei ihnen ausserst beliebt und konnte auf ihre Loyalitat zahlen 17 Im Gegensatz zur militarischen Praxis liegen aber uber die soziale Zusammensetzung der Russischen Volksbefreiungsarmee und die Motivation ihr beizutreten keine verlasslichen Daten vor Fur die in der Literatur und diversen Internetquellen oft wiederholten Behauptungen dass sie sich uberwiegend aus russischen und ukrainischen Nationalisten einer Anzahl von Kalmucken und sogar Juden rekrutiert habe lassen sich keine entsprechenden Quellen finden Gesichert ist nur dass Kaminskis Manner grosstenteils Sowjetburger waren 18 Partisanenbekampfung in Weissrussland Bearbeiten nbsp Weissrussland Marz 1944 Kaminski unter seinen MannernAls die Wehrmacht das Gebiet von Lokot im Herbst 1943 raumen musste wurden Kaminskis Brigade und die ihr angehorenden Zivilisten insgesamt zwischen 30 000 und 50 000 Menschen nach Lepel in Weissrussland evakuiert wo sie bis zum Juni 1944 laut internen Berichten der SS und Wehrmacht sehr erfolgreich gegen Partisanengruppen im Generalbezirk Weissruthenien vorgingen Lepel und Umgebung waren dabei wie bereits die Gegend um Lokot Kaminski als Herrschaftsgebiet uberlassen worden Seine Einheit ging auch hier mit gnadenloser Brutalitat gegen Partisanen und ihre vermeintlichen Unterstutzer vor und erledigte vielfach die Drecksarbeit der deutschen Polizeieinheiten Je deutlicher sich die deutsche Niederlage abzeichnete umso mehr verrohte Kaminskis Einheit da ihre Mitglieder als Landesverrater in der Sowjetunion keine Gnade zu erwarten hatten Statt des ursprunglichen Widerstandes gegen das sowjetische Regime stand die Selbstbereicherung auf Kosten der weissrussischen Bevolkerung nun immer starker im Vordergrund Nach den empfindlichen Verlusten von Kaminskis Brigade im Januar 1944 bei Kampfen gegen brigadestarke Partisaneneinheiten entschied sich das Oberkommando der 3 Panzerarmee Generaloberst Georg Hans Reinhardt in deren Hinterland Kaminski wohl schon seit einiger Zeit zu ihrer Unzufriedenheit tatig war zu einer Intervention um Kaminski wieder besser unter Kontrolle zu bekommen Auf Kaminskis Entrustung uber diese Einmischung in seine Angelegenheiten reagierte Reinhardts Verbindungsoffizier nur mit Geringschatzung was Kaminskis Eitelkeit erheblich verletzte und letztlich dazu fuhrte dass sein Verhaltnis zur Wehrmacht immer mehr abkuhlte und er sich der SS anzubiedern begann Nachdem diese die Agenden der Partisanenbekampfung zunehmend starker an sich zu ziehen begonnen hatte war man dort bereits auf Kaminski aufmerksam geworden und sah nun eine Chance den eigenen Machtbereich auf Kosten der Wehrmacht auszuweiten Auf Geheiss des Reichsfuhrers SS Heinrich Himmler wurde Kaminski am 27 Januar 1944 mit dem Eisernen Kreuz I Klasse ausgezeichnet unter Uberspringung der II Klasse Im Marz dieses Jahres wurde seine Brigade in Volksheer Brigade Kaminski umbenannt und im folgenden Monat der Kampfgruppe von Gottberg unterstellt an deren Seite sie an einer Reihe von Bandenkampfunternehmen beteiligt war Dank der Protektion Kaminskis durch die SS wurde schliesslich seine Kampftruppe im Juni 1944 als Waffen Sturm Brigade RONA vollstandig in die Waffen SS eingegliedert Wie der Name ausdruckte galt sie aber noch nicht als vollwertige Kampfdivision der Waffen SS Dennoch wurde Kaminski der nie eine militarische Ausbildung absolviert hatte am 1 August 1944 zum Waffen Brigadefuhrer der SS befordert und stand damit im Rang eines Generalmajors Warschauer Aufstand und Todesurteil Bearbeiten Wahrend der sowjetischen Sommeroffensive flohen Kaminski und seine Brigade samt Angehorigen im Juli 1944 vor der Roten Armee von Lepel nach Polen Dort fanden sie plotzlich wesentlich vermogendere Menschen vor als sie bisher auf dem Gebiet der Sowjetunion zu Gesicht bekommen hatten Der von Heinrich Himmler personlich erteilte Auftrag an der Niederschlagung des am 1 August ausgebrochenen Warschauer Aufstands teilzunehmen bot den dazu abkommandierten 1700 Mann der Kaminski Brigade unter Major Jurij Frolow ideale Moglichkeiten ihrem gewohnten Handwerk weiter nachzugehen Diese Truppe kampfte vom 3 bis 27 August in den Warschauer Distrikten Ochota und Wola und danach bis 4 September in der Umgebung Warschaus Die Kaminski Manner brachten vor allem im Rahmen des Massakers von Wola zahlreiche Bewohner der Stadt um vergewaltigten folterten und plunderten in einem Ausmass das den Deutschen als nicht mehr tolerierbar erschien weswegen die moglichst rasche Entfernung der Kaminski Brigadisten verlangt wurde Der anhaltende Protest deutscher Militars uber die Ubergriffe der Kaminski Manner speziell in einem Fall bei dem angeblich zwei dem BDM oder der Organisation KdF angehorende Madchen vergewaltigt und ermordet wurden andere Quellen sprechen auch von der Ermordung von Angehorigen der Wehrmacht brachte Kaminski letztlich vor ein deutsches Standgericht Am 28 August 1944 wurde er in dem zu dieser Zeit Litzmannstadt genannten Lodz zum Tode verurteilt und erschossen Gegenuber Kaminskis Untergebenen wurde indes behauptet ihr Kommandeur sei einem Partisanenattentat zum Opfer gefallen 19 20 Mogliche Grunde fur Kaminskis Hinrichtung Bearbeiten Die wahren Hintergrunde fur Kaminskis Erschiessung sind nicht restlos geklart die Verurteilung Kaminskis ist aber sicher nicht als eine Ahndung der von seiner Einheit begangenen Kriegsverbrechen zu werten Moglicherweise wurde Kaminski hingerichtet weil seine Plunderungsorgien Besitztumer betrafen die die SS fur sich beanspruchte oder weil man auf diese Weise einen lastigen Zeugen der im Raum Warschau begangenen Verbrechen beseitigen wollte Ausserdem hatte er nicht wie Oskar Dirlewanger der Kommandeur der nach ihm benannten beruhmt beruchtigten SS Sondereinheit der in Warschau die Verantwortung fur mindestens ebenso zahlreiche und grausame Verbrechen an der polnischen Zivilbevolkerung trug einen machtigen Fursprecher der sich stets fur ihn einsetzte Spekuliert wurde auch dass Kaminski als potentieller Rivale des mittlerweile von deutschen Dienststellen favorisierten Generals Wlassow und seiner Russischen Befreiungsarmee angesehen wurde 21 Gegen diese Annahme sprechen allerdings Kaminskis schlechter Ruf und die Tatsache dass Wlassow den Grossteil der Manner Kaminskis die er verachtlich als Soldner bezeichnete ablehnte als man sie ihm fur seine neu aufzustellende Befreiungsarmee anbot 22 Eine mogliche weitere Erklarung fur den Tod Kaminskis ware auch dass er quasi versehentlich als Plunderer erschossen wurde als er mit Uhren und Juwelen aus Warschau beladen auf dem Weg nach Litzmannstadt von der Gestapo gestoppt wurde Nachleben Bearbeiten In Kreisen der russischen extremen Rechten wurde Kaminski zu Beginn des 21 Jahrhunderts wegen seines Kampfes gegen die Bolschewiken als Vorbild geruhmt 23 2005 wurden Kaminski und Woskobojnikow von der Russischen Katakombenkirche der wahren orthodoxen Christen Russkaya katakombnaya cerkov istinno pravoslavnyh hristian einer von der Kirchenfuhrung nicht anerkannten Sekte heiliggesprochen 24 Siehe auch BearbeitenRepublik LokotLiteratur BearbeitenAlexander Dallin The Kaminsky Brigade A Case Study of Soviet Disaffection In Revolution and Politics in Russia Russian and East European Series 41 Indiana University Press 1972 S 243 280 Zenon Rudny Kontrowersje wokol Brigadefuhrera Bronislawa Kaminskiego In Dzieje Najnowsze 38 1996 Heft 3 4 S 87 97 Franz W Seidler Die Kollaboration 1939 1945 Zeitgeschichtliche Dokumentation in Biographien 2 durchgesehene und erweiterte Auflage Herbig Verlag Munchen u a 1999 ISBN 3 7766 2139 7 S 280 284 Stichwort Kaminski Bronislaw Wladislawowitsch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bronislaw Kaminski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien RONA Russian National Liberation Army Russkaya Osvoboditelnaya Narodnaya Armiya Info auf Warsaw Uprising 1944 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Mitunter finden sich in der Literatur auch die Jahre 1901 oder 1903 als Geburtsjahre Kaminskis fast immer ohne entsprechende Quellennachweise In den allermeisten Fallen insbesondere bei Dallin The Kaminsky Brigade dem Standardwerk zu Kaminski und seiner Brigade wird aber 1899 als Geburtsjahr angegeben Seidler Die Kollaboration S 280 Hinsichtlich des Grundes seiner Verhaftung herrscht in der Literatur einige Unstimmigkeit Genannt werden u a auch Spionage Auflehnung gegen die stalinistische Agrarordnung bzw allgemein Zugehorigkeit zu einer konterrevolutionaren Gruppe Auch die Angaben uber den Ort an dem er seine Strafe verbusste genannt werden der Raum Brjansk ebenso wie das Ural Gebiet differieren von Autor zu Autor Nach Unterlagen des NKWD Brjansk sei er 1940 angeworben worden wie Dieter Pohl Die Herrschaft der Wehrmacht Deutsche Militarbesatzung und einheimische Bevolkerung in der Sowjetunion 1941 1944 R Oldenbourg Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58065 5 S 180 angibt Im Gegensatz dazu ist auch oft zu lesen dass Kaminski erst einige Monate vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion freigekommen sei Laut Rolf Dieter Muller An der Seite der Wehrmacht Hitlers auslandische Helfer beim Kreuzzug gegen den Bolschewismus 1941 1945 1 Aufl Ch Links Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 86153 448 8 S 212 wurde er sogar erst von den Deutschen aus der Lagerhaft befreit Muller An der Seite der Wehrmacht S 213 und Pohl Die Herrschaft der Wehrmacht S 180 Zum Tod Woskobojnikows gibt es zwei Varianten Eine besagt er sei im Kampf mit russischen Partisanen getotet worden die andere dass er einem gezielten Mordanschlag des NKWDs zum Opfer gefallen sei Unterschiedliche Angaben finden sich auch zum Verhaltnis von Woskobojnikow und Kaminski Manchen Darstellungen zufolge sollen die beiden Freunde gewesen sein und Kaminski quasi von Anfang an die Nummer Zwei in der Befehlshierarchie eingenommen haben nach Seidler Die Kollaboration S 281 habe sich Kaminski Burgermeister Woskobojnikow erst spater zur Verfugung gestellt womit wohl auch verbunden war dass er sich in der Hierarchie erst einmal hocharbeiten musste Seidler Die Kollaboration S 281 und Theo Schulte The German Army and Nazi Policies in Occupied Russia St Martin s Press New York 1989 S 173 Schulte The German Army and Nazi Policies in Occupied Russia S 174 und Muller An der Seite der Wehrmacht S 212 Schulte The German Army and Nazi Policies in Occupied Russia S 175 Fussnote 95 Ruckubersetzung des Zitatteils aus dem Englischen Muller An der Seite der Wehrmacht S 212 Bezeichnend ist allein schon die Tatsache dass offenbar nicht einmal die genaue Eigenbezeichnung dieser Partei bekannt ist Muller spricht von der Nationalsozialistischen Russischen Arbeiterpartei wohingegen bei Seidler Die Kollaboration S 282 etwas allgemeiner von einer Russischen Nationalsozialistischen Partei die Rede ist Edgar Howell The Soviet Partisan Movement 1941 1944 Center for Military History Publication 104 19 U S Department of the Army Washington D C 1989 S 89 Alexander Pronin Guerilla Warfare in the German Occupied Soviet Territories 1941 1944 Phil Diss Georgetown University 1965 S 211 Ganz ahnlich auch die Darstellung bei Erich Hesse Der sowjetrussische Partisanenkrieg 1941 bis 1944 im Spiegel deutscher Kampfanweisungen und Befehle Studien und Dokumente zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges 9 2 uberarbeitete Aufl Verlag Muster Schmidt Gottingen u a 1992 ISBN 978 3788114107 S 190 wo davon die Rede ist dass d er Aufbau einer dauernden Verbindung zwischen Kaminski und den Fuhrungsstellen des deutschen Heeres schnell und fast reibungslos erfolgte Demnach hatte sich Kaminski eine Privatarmee von 1400 Mann geschaffen die in ununterbrochenem Kampf gegen Partisanen und versprengte Einheiten der Sowjetarmee stand und einen betrachtlichen Teil des Gebietes sudlich von Brjansk beherrschte Muller An der Seite der Wehrmacht S 212 f Pronin Guerilla Warfare in the German Occupied Soviet Territories S 208 Ronald M Smelser Edward J Davies II The Myth of the Eastern Front The Nazi Soviet War in American Popular Culture Cambridge University Press 2008 ISBN 978 0 521 71231 6 S 245 Muller An der Seite der Wehrmacht S 213 Seidler Die Kollaboration S 282 Vgl dazu Rudny Kontrowersje wokol Brigadefuhrera Bronislawa Kaminskiego S 87 97 RONA Russian National Liberation Army Russkaya Osvoboditelnaya Narodnaya Armiya abgerufen am 29 November 2012 Sven Steenberg Sie nannten mich Gospodin Erinnerungen eines Baltendeutschen 1941 1945 1991 ISBN 3 7844 2376 0 S 174f Von einem Komplott seiner Herren im Zusammenhang mit Kaminskis Hinrichtung spricht Muller An der Seite der Wehrmacht S 213 Mark Mazower Hitlers Imperium Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus C H Beck Munchen 2009 ISBN 9783406592713 S 426 http wyborcza pl alehistoria 1 132072 13813044 html Wodz RONA i kat warszawskiej Ochoty in Ale historia Beilage der Gazeta Wyborcza 29 April 2013 S 13 http www reakcia ru article 893 Pastva adolfa germanskogo vyhodit iz katakomb In Izobrazhenie poroka 5 16 Februar 2006 Normdaten Person GND 124427901 lobid OGND AKS LCCN no2011194880 VIAF 42771004 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaminski Bronislaw WladislawowitschALTERNATIVNAMEN Kaminski Mieczyslaw Kaminskij Bronislav Vladislavovich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer Waffen Brigadefuhrer der SSGEBURTSDATUM 16 Juni 1899GEBURTSORT WizebskSTERBEDATUM 28 August 1944STERBEORT Litzmannstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bronislaw Wladislawowitsch Kaminski amp oldid 235242174