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Die Blaue Fichtenholzwespe Sirex noctilio ist ein Hautflugler aus der Familie der Holzwespen Siricidae Sie lebt in Symbiose mit dem Braunfilzigen Schichtpilz Amylostereum areolatum dessen Sporen sie in speziellen Hinterleibsorganen aufbewahrt Wahrend die Wespe fur die Verbreitung des Pilzes sorgt dient er ihr im Larvalstadium als Nahrung und erleichtert es ihr das Holz zu besiedeln Nach der Verpuppung gelangt er schliesslich wieder in den Korper der ausgewachsenen Wespe indem diese sein Myzel uber den Legestachel aufnimmt Blaue FichtenholzwespeBlaue Fichtenholzwespe Sirex noctilio SystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Hautflugler Hymenoptera Uberfamilie Holzwespenartige Siricoidea Familie Holzwespen Siricidae Gattung Sirexwespen Sirex Art Blaue FichtenholzwespeWissenschaftlicher NameSirex noctilioFabricius 1773In ihrem ursprunglichen Verbreitungsgebiet richtet die Art nur geringe Schaden in Wald und Forstbestanden an gemeinsam konnen Braunfilziger Schichtpilz und Blaue Fichtenholzwespe aber auch zu einer ernsten Bedrohung fur Nadelbaumbestande werden Vor allem in Nord und Sudamerika Australien und Sudafrika wo die Wespe eingeschleppt wurde richten Pilz und Wespe grosse Schaden in Holzplantagen an und bewirken eine Baumsterblichkeit von bis zu 80 Von der IUCN wird die Art als hochgradig invasiv eingestuft Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Imago 1 2 Larve 2 Verbreitung 3 Okologie 3 1 Phanologie 3 2 Larvalentwicklung 3 3 Symbiose 3 4 Wirtsspektrum 3 5 Befallssymptome 3 6 Fressfeinde und Parasiten 4 Systematik und Forschungsgeschichte 5 Bedeutung als Schadling 5 1 Auswirkung auf die Forstwirtschaft 5 2 Bekampfung 6 Belege und Verweise 6 1 Literatur 6 2 Weblinks 6 3 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenImago Bearbeiten nbsp Mannchen mit orangen Mittelsegmenten des Hinterleibs und weitgehend schwarzen Hinterbeinen nbsp Stahlblaues Weibchen bei der Eiablage tief ins Holz mit bereits teilweise eingefuhrtem feinen Legestachel mit seiner laubsageblatt ahnlichen Zahnelung Blaue Fichtenholzwespen besitzen einen stammigen zylindrischen Korper ohne Taille der am Hinterleib spitz zulauft Der Korper wird bei den Weibchen 15 36 mm bei den geringfugig kleineren Mannchen 9 32 mm lang Beide Geschlechter besitzen lange schwarze borstenformige Fuhler die nahe beieinander stehen Die Mannchen der Blauen Fichtenholzwespe haben einen schwarzen Korper mit Ausnahme der orangen mittleren Segmente des Abdomens Die Flugel sind gelblich durchscheinend die Antennen sind einheitlich schwarz Die beiden vorderen Beinpaare sind von gelblich oranger Farbe das hintere Beinpaar ist stark verdickt und an Hinterschiene und Tarsus schwarz gefarbt das Femur ist hingegen orange Weibchen sind stahlblau gefarbt und haben einheitlich orange gefarbte Beinpaare und einheitlich schwarze Antennen Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenuber der Gemeinen Holzwespe S juvencus die rote Fuhlerbasen hat Auch die Weibchen haben gelbliche Flugelpaare Auffallig ist vor allem die Scheide am Hinterleib des Weibchens in der sich der Legestachel verbirgt Der Stachel ist mit den Mycetangien verbunden speziellen Organen am Abdomen in denen das Weibchen zu Oidien asexuellen Pilzsporen aufgespaltene Hyphensegmente aufbewahrt Diese Sporen werden zusammen mit den Eiern im Holz des Wirtsbaumes deponiert wo sie keimen Larven und Imagines verfugen uber starke Mundwerkzeuge und sind damit in der Lage sogar Bleiplatten zu durchdringen 1 2 nbsp Hinterleib einer Larve mit charakteristischem ZapfenLarve Bearbeiten Die Larven der Blauen Fichtenholzwespe sind fast ganzlich pigmentlos und verfugen nur uber drei stummelformig ausgebildete Brustbeinpaare Deutlich zu erkennen sind die kraftvollen Mundwerkzeuge mit denen sich die Larven durch das Wirtsholz fressen An ihrem hinteren Ende haben sie einen spitz zulaufenden dunklen Zapfen der dazu dient hinter sich das Bohrmehl im Frassgang und an dessen Wanden festzudrucken Ausserlich unterscheiden sie sich dadurch jedoch nicht von Larven anderer Holzwespenarten 3 4 Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet der Blauen Fichtenholzwespe Ursprungliche VerbreitungEingefuhrtVermutete zukunftige AusbreitungDas Verbreitungsgebiet der Blauen Fichtenholzwespe liegt ursprunglich in der gemassigten Palaarktis und reicht vom Maghreb uber Europa Sibirien und die Mongolei bis nach Kamtschatka Dort kommt sie meist in tieferen Lagen vor in denen Kiefern vorherrschen Durch den Export von Brenn und Bauholz von Europa in den Rest der Welt erreichte sie aber auch Australien Sudafrika und den amerikanischen Doppelkontinent Wahrend in Nordamerika Invasionen lange Zeit verhindert werden konnten fasste die Blaue Fichtenholzwespe bereits um 1900 Fuss in Neuseeland Dort fuhrte sie in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts zu einem massiven Kiefernsterben bevor sie von Neuseeland aus in den 1950ern nach Tasmanien und ein Jahrzehnt spater auf das australische Festland ubersprang Ab 1980 breitete sich die Blaue Fichtenholzwespe in Kiefernplantagen Uruguays spater auch Argentiniens Brasiliens und Chiles aus in Sudafrika wurde sie schliesslich 1994 nachgewiesen Nachdem die Forstbehorden der USA und Kanadas lange eine dauerhafte Ausbreitung der Wespe verhindern konnten mehrten sich ab 2004 Funde im Gebiet der Grossen Seen bis 2009 hatte sich die Wespe in Vermont New York Pennsylvania Ohio und Michigan sowie im kanadischen Ontario ausgebreitet 5 6 Die Wespen konnen zwischen 20 und 50 km weit schwarmen und wurden bei der derzeitigen Ausbreitungsgeschwindigkeit nur rund 55 Jahre benotigen um sich bis in den aussersten Sudosten der Vereinigten Staaten auszubreiten 7 8 In der Folge intensivierten die Forstbehorden ihre Schadlingsbekampfungsmassnahmen und starteten zusatzlich Aufklarungskampagnen um die Bevolkerung zu sensibilisieren So warnen die Behorden davor Feuerholz uber grosse Strecken zu transportieren oder lange zu lagern Durch Holzexporte konnten jedoch auch andere Teile der Welt von der Blauen Fichtenholzwespe besiedelt werden Neben dem Grossteil Nord und Sudamerikas sind auch Ostasien Westaustralien und Teile Afrikas betroffen Abgelegene Gebiete etwa am Horn von Afrika haben bei sorgfaltiger Kontrolle jedoch gute Chancen von der Blauen Fichtenholzwespe verschont zu bleiben 5 Von der Invasive Species Specialist Group ISSG der IUCN wird die Blaue Fichtenholzwespe als stark invasiv eingestuft 9 Okologie BearbeitenPhanologie Bearbeiten Die Flugzeit der Imagines beginnt Ende Sommer bis Anfang Herbst wobei der Zeitpunkt je nach Region und Klima variiert Die Mannchen schlupfen fruher als die Weibchen und bilden Schwarme die sich rund um Baumwipfel versammeln Die Weibchen suchen diese Leks auf und paaren sich auf den obersten Trieben mit den Mannchen Anschliessend suchen die Weibchen geeignete Wirtsbaume wobei sie nach Moglichkeit schwache und unter Trockenheit leidende Baume auswahlen Dabei orientieren sie sich an monoterpenen Kohlenwasserstoff Verbindungen die von den Baumen produziert werden Bei Stress aufgrund von Trockenheit oder ausseren Verletzungen durchdringen diese Verbindungen osmotische Barrieren und treten an der Borke aus Die Weibchen bohren mehrere Locher durch die Borke bis ins Xylem in die sie je ein Ei zusammen mit den Sporen des Braunfilzigen Schichtpilzes Amylostereum areolatum und einem phytotoxischen Sekret ablegen Die Locher verzweigen sich in mehrere Rohren die strahlenformig in verschiedene Richtungen fuhren Die Eier sind weiss wurstformig und 1 0 1 5 mm 0 2 0 3 mm gross Kleinere Weibchen konnen 20 sehr grosse bis zu 500 Eier ablegen Nicht in jede Rohre wird ein Ei gelegt meist entfallt auf jedes Bohrloch nur ein Ei In das zuletzt gebohrte Loch injizieren die Weibchen nur ihr Sekret und die Pilzsporen Gesunde Baume werden zunachst nur uber eine Einzelbohrung durch das Sekret geschwacht bevor die Wespe spater zuruckkehrt und ihre Eier ablegt Da den Imagines die Fahigkeit zur Nahrungsaufnahme fehlt sind sie auf im Korper eingelagerte Fettreserven angewiesen In der Regel werden sie nur etwa zwolf Tage alt Weibchen sterben durch die Anstrengungen der Eiablage oft schon nach drei oder vier Tagen manchmal inmitten der Eiablage 10 11 12 Larvalentwicklung Bearbeiten Die Nachkommen der Blauen Fichtenholzwespe unterliegen einer Arrhenotokie Mannliche Larven entwickeln sich ausschliesslich aus unbefruchteten weibliche nur aus befruchteten Eiern Dadurch kommt es in der Regel zu einer Uberproduktion von Mannchen und einem durchschnittlichen Verhaltnis von 10 Mannchen pro Weibchen Dieses Verhaltnis kann jedoch stark zwischen 20 1 und 1 1 schwanken Die Larven schlupfen nach fruhestens acht Tagen abhangig von den ausseren Bedingungen konnen sie aber auch mehrere Monate in den Eiern verharren Die optimalen Bedingungen liegen um 25 C bei diesen Umgebungstemperaturen schlupfen die Larven nach zehn bis zwolf Tagen Zwar schlupfen die Larven bei 30 C zwei bis vier Tage fruher unterliegen aber einer sehr hohen Mortalitatsrate von rund 20 Bei Temperaturen unterhalb des Optimums verzogert sich die Entwicklung entsprechend bei weniger als 6 2 C stirbt die Larve Ausschlaggebend fur das Schlupfen ist eine ausreichende Durchsetzung des umgebenden Holzes mit dem Myzel des Braunfilzigen Schichtpilzes dem eine Austrocknung des Holzes vorausgeht Ohne diese Vorbedingung kommt es nicht zum Schlupf Der Baum kann den Befall nur abwehren indem er die Frassgange mit Harz flutet oder den Pilz mit einer Barriere aus Polyphenolen aufhalt 11 13 nbsp Ausschlupfloch einer Blauen FichtenholzwespeDie Zahl der Larvenstadien bewegt sich zwischen einem Minimum von sechs und einem Maximum von zwolf Wahrend der ersten beiden Stadien ernahren sich die Larven zunachst nur vom umliegenden Pilzgewebe bevor sie ins Holz vordringen Bis zum vierten Stadium fressen sie sich entlang der Tracheiden durch das letzte Sommerholz anschliessend in Richtung Kernholz Nach dem siebten Stadium haben sie in der Regel die Maximalgrosse erreicht Im Verlauf des Frasses biegen sie dann nach oben oder unten ab was durch verschiedene Faktoren ausgelost werden kann So veranlassen etwa das Anschneiden eines fremden Frassgangs Harzblasen oder Trockenheit die Larve zur Umkehr Die Larven ernahren sich ausschliesslich vom Myzel des Pilzes das sie mittels eines Sekrets aufschliessen Wenige Zentimeter unterhalb der Borke verpuppen sie sich Weibliche Larven sondern zuvor jedoch ein oidienhaltiges Sekret ab das sie als Imago uber den Legestachel wieder in ihre Mycetangien aufnehmen Die fertig ausgebildeten Imagines fressen sich bis zur Borke durch verharren aber abhangig von der Witterung oft noch einige Zeit bis zu drei Wochen im Ausschlupfloch bevor sie das Holz bei warmem und sonnigem Wetter verlassen 1 14 15 Insgesamt dauert die Entwicklung der Larven vom Schlupfen bis zur Verpuppung von zehn Monaten bis hin zu zwei Jahren in Ausnahmefallen bis zu sechs Jahre Dabei spielen neben dem Grad der Pilzdurchsetzung des Holzes vor allem die klimatischen Rahmenbedingungen eine Rolle die Entwicklung vollzieht sich in kalteren Regionen langsamer 1 10 11 Symbiose Bearbeiten Die Blaue Fichtenholzwespe und der Braunfilzige Schichtpilz stehen in einer sehr engen symbiotischen Beziehung zueinander Die Blaue Fichtenholzwespe ist neben der Gemeinen Holzwespe Sirex juvencus und S nitobei aus Ostasien einer von drei Symbionten des Pilzes der in erster Linie von ihrer Vektorfunktion profitiert Daneben schafft die Wespe optimale Bedingungen fur den Befall durch den Pilz indem sie in die tieferliegenden Holzschichten bohrt und den Wirtsbaum schwacht Der Braunfilzige Schichtpilz hat sich dieser Beziehung evolutionar angepasst und bildet Fruchtkorper nur noch in Ausnahmefallen oder in Kultur aus 16 Umgekehrt ist die Blaue Fichtenholzwespe vollstandig von ihrem Symbionten abhangig Ohne die Vorarbeit des Pilzes bei der Zersetzung des Wirtsholzes und der Schwachung des befallenen Baumes kommt die Entwicklung der Larven ins Stocken und bricht ab wenn sich der Baum von den Auswirkungen des Wespensekrets erholen kann verharzt er die Frassgange und totet so die Larven Zudem ermoglicht es erst die vom Pilz ausgeloste Weissfaule den Larven das Holz aufzuschliessen Dass die Blaue Fichtenholzwespe Mycetangien besitzt ist eine Konsequenz der starken Bindung aller Holzwespenarten an saprobiontische Pilze und findet sich in der gesamten Familie Siricidae 16 nbsp Zum Wirtsspektrum in Nordamerika zahlt unter anderem die gefahrdete Sumpf Kiefer Pinus palustris Wirtsspektrum Bearbeiten Zum Wirtsspektrum der Blauen Fichtenholzwespe zahlen ausschliesslich Nadelbaume vorrangig Kiefern Pinus In ihrem ursprunglichen Verbreitungsgebiet sind dies vor allem Waldkiefer P sylvestris See Kiefer P pinaster und Schwarzkiefer P nigra in naturlichen Bestanden In der sudlichen Hemisphare und in Nordamerika greift die Wespe sowohl exotische als auch einheimische Kiefernarten an bevorzugt in Holzplantagen In den Vereinigten Staaten zahlen dazu in erster Linie Monterey P radiata und Weihrauch Kiefern P taeda 10 Anders als alle anderen Siricidae Arten ist die Blaue Fichtenholzwespe in der Lage auch verhaltnismassig gesunde Baume so stark zu schadigen dass diese absterben In der Regel werden jedoch nur bereits geschwachte oder gefallte Baume befallen nur bei hohem Populationsdruck greifen die Tiere auch intakte und ungeschwachte Baume an 10 11 Weil nur lebendes Holz das Wachstum des Braunfilzigen Schichtpilzes und der Wespenlarven gewahrleistet befallt die Blaue Fichtenholzwespe kein trockenes oder abgestorbenes Holz sie ist daher ein sogenanntes Frischholzinsekt Dennoch konnen vereinzelt auch Wespen aus verarbeitetem Holz schlupfen wenn es erst geraume Zeit nach der Eiablage gefallt wurde Befallssymptome Bearbeiten nbsp Typische Schaden an Kiefern Braunfarbung und Abwerfen der Nadeln nbsp Frassgang einer LarveDie Schaden die der Befall durch die Blaue Fichtenholzwespe verursacht lassen sich in vier Kategorien beziehungsweise Phasen unterteilen je nachdem ob sie vom Imago dem assoziierten Braunfilzigen Schichtpilz den Larven oder sekundaren Parasiten hervorgerufen werden die auf die Wespe folgen Die ersten Reaktionen des Wirtsbaumes sind direkt auf die adulte Wespe zuruckzufuhren und treten nach 10 14 Tagen ein Ein phytotoxisches Sekret der Wespe behindert den Stoffwechsel in den Trieben und Nadeln des Baumes die daraufhin Wasserverluste nicht mehr ausgleichen konnen Das sichtbare Resultat ist eine Braunfarbung der Nadeln die zudem herabhangen oder abfallen Am mittleren Stamm konnen feine Harztropfen auf Bohrlocher der Wespe hindeuten dies ist allerdings ein sehr allgemeines Merkmal fur Holzschadlinge 17 Wahrenddessen keimen die Pilzsporen in den Bohrlochern der Wespe weil der Trockenstress des Baumes ein geeignetes Milieu schafft und sie durch die Offnungen in der Borke eine Luftzufuhr erhalten Der Braunfilzige Schichtpilz zersetzt das Lignin des Holzes und verursacht dadurch Weissfaule Da er sich entlang des vertikal verlaufenden Xylems bewegt entsteht eine sogenannte Rotstreifigkeit bei der sich im senkrechten Querschnitt rotliche und weisse Schlieren zeigen die entlang der Wuchsrichtung verlaufen 7 In einer dritten Phase beginnt die Larve damit in das Holz vorzudringen Dabei frisst sie Gange die zunachst in Richtung Stammmitte verlaufen bevor sie abbiegen und wieder zuruck zur Rinde fuhren Diese Gange sind im Querschnitt jedoch meist nicht zu erkennen da sie sehr kompakt mit Holzmehl verstopft sind Oft fallen sie deshalb nicht einmal bei der Holzverarbeitung auf Die Lange dieser Gange variiert je nach Zusammensetzung des Holzes zwischen 5 und 20 cm auch der Durchmesser schwankt durch unterschiedliche Larvengrossen stark Die Frassgange enden in kreisrunden Ausfluglochern von wenigen Millimetern Durchmesser 2 3 18 Der Stress des Wirtsbaumes und die Frassgange der Larve erleichtern in einer moglichen vierten Phase den Befall durch weitere Insekten oder Pilze die wiederum eine Vielzahl weiterer Symptome hervorrufen konnen Zusammen konnen die drei Faktoren Imago Pilz und Larve innerhalb von zwei Wochen bis acht Monaten zum Absterben des Baumes fuhren 11 19 Fressfeinde und Parasiten Bearbeiten nbsp Auf die Blaue Fichtenholzwespe und deren Verwandte spezialisiert ist die Holzschlupfwespe Rhyssa persuasoria die ihre Eier gezielt auf die Wespenlarven legtZu den Fressfeinden der Blauen Fichtenholzwespe zahlen vornehmlich Vogel Besonders erfolgreich sind bei Imagines Schwalben Hirundinidae und Segler Apodidae die vor allem die schwarmenden Mannchen jagen In Mitteleuropa zahlen wohl vornehmlich Schwarzspecht Dryocopius martius und Buntspecht Dendrocopus major zu den Fressfeinden der Larven Bei allen Vogeln handelt es sich aber eher um opportunistisches Jagdverhalten keine Vogelart scheint auf die Blaue Fichtenholzwespe spezialisiert zu sein 20 nbsp Der Stachelschwanzsegler Hirundapus caudacutus ist eine der australischen Vogelarten die die Wespe gelegentlich erbeutenGrossere Auswirkungen auf die Population der Wespen haben spezialisierte Parasiten wie die Gallwespe Ibalia leucospoides oder die Schlupfwespenarten Schletterius cinctipes Megarhyssa nortoni und die Holzschlupfwespe Rhyssa persuasoria Wahrend Ibalia leucospoides ihre Eier in das Ei der Blauen Fichtenholzwespe legt und die Schlupfzeit deshalb synchron mit dem Wirt ist legen die Schlupfwespen ihre Eier auf Schletterius cinctipes und Rhyssa persuasoria respektive in Megarhyssa nortoni die Larve oder Puppe der Fichtenholzwespe sie schlupfen dementsprechend zeitversetzt im Fruhjahr Die Wirtslarven werden uber die Antennen anhand des Geruchs von austretendem Bohrmehl beziehungsweise Pilzmyzel schwacher Vibrationen oder von Temperaturunterschieden zum Umgebungsholz geortet Die meisten dieser Hyperparasiten ernahren sich von Honigtau und Nektar wodurch die Anfalligkeit der Holzwespen auch vom Angebot dieser Stoffe abhangt 3 20 Ein weiterer Parasit ist der Fadenwurm Beddingia siricidicola syn Deladenus siricidicola der in den 1970er Jahren als moglicher Gegenspieler zur Bekampfung der Blauen Fichtenholzwespe in der Neuen Welt identifiziert wurde B siricidicola ruft bei weiblichen Wespen Unfruchtbarkeit hervor beeintrachtigt die Zeugungsfahigkeit der Mannchen jedoch nicht Im Holz des Baumes ernahren sich die Fadenwurmer vornehmlich vom Myzel des Braunfilzigen Schichtpilzes und bilden lediglich mycetophage Formen aus Gelangen sie jedoch in die Nahe einer Wespenlarve entwickeln sich infektiose Weibchen die sich mit Mannchen paaren und anschliessend die Wespenlarve befallen Diese verlassen anschliessend den Baum und tragen die Fadenwurmer weiter Neben der Unfruchtbarkeit der Weibchen entsteht auch eine Nahrungskonkurrenz zwischen B siricidicola und den Wespenlarven die dadurch langsamer wachsen und gegebenenfalls verhungern Die Populationen der Blauen Fichtenholzwespe sind ausserst anfallig fur den Befall durch B siricidicola und verzeichnen Infektionsraten von bis zu 90 Die Fadenwurmer werden deshalb bevorzugt zur Bekampfung des Sirex Amylostereum Komplexes eingesetzt Der nahe verwandte B wilsoni hat eine ahnliche Wirkung parasitiert allerdings auch Schlupfwespen der Gattung Rhyssa weshalb er nicht zur Schadlingsbekampfung eingesetzt wird 11 Systematik und Forschungsgeschichte BearbeitenDie Blaue Fichtenholzwespe wurde erstmals 1793 von Johan Christian Fabricius in seiner Entomologia Systematica Emendata Et Aucta beschrieben Synonyme sind Sirex melanocerus Thomson 1871 und Paururus noctilio 21 Wahrend die Wespe in Europa und Asien lange Zeit nicht im Mittelpunkt der Forschung stand setzten in Australien und Neuseeland Mitte des 20 Jahrhunderts Bestrebungen ein die Okologie und Schadwirkung des Wespe Pilz Komplexes umfassend zu erforschen und zu verstehen Die Blaue Fichtenholzwespe gilt infolgedessen als die bislang am besten erforschte Holzwespe Zur Systematik der Art und der Gattung Sirex liegen bisher dennoch keine umfassenden Studien vor Untersuchungen eines Genabschnitts der mitochondrialen DNA ergaben jedoch eine nahe Verwandtschaft zu nordamerikanischen Sirex Arten wie S edwardsii oder S cyaneus wobei diese sich nur in 8 11 der untersuchten Basenpaare unterschieden Der geringste Unterschied im Erbgut fand sich gegenuber der europaischen Gemeinen Holzwespe S juvencus mit 7 6 Diese Art ist in Europa sympatrisch mit der Blauen Fichtenholzwespe und ebenfalls mit dem Braunfilzigen Schichtpilz vergesellschaftet 4 Bedeutung als Schadling Bearbeiten nbsp Poster des United States Department of Agriculture das vor dem Transport von befallenem Feuerholz warntAuswirkung auf die Forstwirtschaft Bearbeiten Der Sirex Amylostereum Komplex hat in seinem ursprunglichen Verbreitungsgebiet keine herausragende Bedeutung in der Forstwirtschaft Hier tritt die Blaue Fichtenholzwespe meist nur als Sekundarparasit von bereits befallenen Baumen auf lediglich durch den Frass an bereits gefalltem Holz konnen geringe finanzielle Schaden entstehen Anders stellt sich die Lage in Gebieten dar wo die Art eingeschleppt wurde Hier bedroht sie vor allem Kiefernmonokulturen in warmen und trockenen Gegenden wo sie bis zu 80 der befallenen Baume absterben lasst Die Ursache dafur liegt zumeist in der mangelnden Standfestigkeit schnellwachsender Plantagenbaume die oft nur uber unzureichende Wasser und Nahrstoffversorgung verfugen Zusatzlich erhoht die Standdichte von Baumen der gleichen Art die Anfalligkeit fur den Befall Damit sind vor allem Anpflanzungen der Holzwirtschaft aber auch okologisch bedeutsame Kiefernbestande in ariden oder halbariden Regionen betroffen 10 Zu grosseren Epidemien kam es in der Vergangenheit vor allem wahrend langerer Trockenperioden wenn die Kiefernbestande grossraumig geschwacht waren 22 Eine Schatzung des United States Department of Agriculture fur die sudostlichen US Bundesstaaten ergab mogliche Ausfalle in Hohe von 1 9 Mrd US Dollar bei einer eher geringen Baumsterblichkeitsrate von 10 bei einer Rate von 50 lagen die Schaden im gleichen Gebiet bei rund 11 Mrd US Dollar Fur die gesamte infizierte Flache ergabe sich demnach eine Summe von 2 9 beziehungsweise 17 Mrd US Dollar 8 Fur die Provinzen Ontario und Quebec kam eine kanadische Studie auf Ausfalle zwischen 0 7 und 2 1 Mrd US Dollar innerhalb von 28 Jahren 23 Bekampfung Bearbeiten Wahrend von Waldbesitzern und Forstbehorden zunachst vor allem auf Insektizide zuruckgegriffen wurde um die Blaue Fichtenholzwespe zuruckzudrangen ist die Forstwirtschaft von dieser Methode mittlerweile abgekommen Die Grunde dafur liegen in der Schadigung einheimischer Holzwespenarten und anderer Insekten sowie der mangelnden Effizienz der insektiziden Wirkstoffe Da die Imagines nicht fressen und nur eine kurze Lebensspanne haben nehmen sie kaum Gift auf und zeigen sich sehr resistent gegen Insektenvernichtungsmittel Allerdings zeigten auch Versuche die Blaue Fichtenholzwespe mittels Schlupf oder Gallwespen zu bekampfen nicht die gewunschte Wirkung Erste Erfolge stellten sich erst mit der Entdeckung des Fadenwurms Beddingia siricidicola ein Durch den Einsatz von Kulturen dieses Nematoden konnten Forste in Schottland vollstandig von der Wespe befreit werden auch anderswo fuhrte die Methode zu starken Bestandsruckgangen der Blauen Fichtenholzwespe Bei dieser Methode werden potentielle Wirtsbaume angebohrt und mit B siricidicola Kulturen infiziert Zur Schlupfzeit der Wespe werden die Baume zusatzlich mit Herbiziden behandelt sodass die dadurch stark gestressten Baume attraktive Ziele fur die Holzwespen bieten In Australien und Neuseeland hat diese Art der Bekampfung bereits Erfolge gezeigt so ist der Bestand dort stark zuruckgegangen 10 11 Als eine Konsequenz der Forstschaden in Australien und Neuseeland muss fur dorthin eingefuhrtes Nadelholz uber ein Zertifikat nachgewiesen werden dass es frei von lebenden Sirex Larven ist 24 Dies wird beispielsweise durch die Behandlung mit Brommethan CH3Br Hitzebehandlung oder Entfernen der Rinde erreicht 25 Belege und Verweise BearbeitenLiteratur 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