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Der Bersarinplatz bɛʁˈzaːʁin ist ein Stadtplatz im Berliner Ortsteil Friedrichshain Bezirk Friedrichshain Kreuzberg Die Anlage des Platzes geht auf Hobrechtsche Bebauungsplane der Jahre 1862 und 1882 zuruck 1895 erhielt der reine Verkehrsplatz die amtliche Bezeichnung Baltenplatz die er bis 1947 behielt Seitdem tragt die kleine Anlage den Namen Bersarinplatz nach Nikolai Bersarin dem ersten russischen Stadtkommandanten 1945 Nach kontroversen Diskussionen in den 1990er Jahren uber die Rolle von Bersarin in der Geschichte beschloss der Senat von Berlin die Beibehaltung dieses Namens fur den Platz BersarinplatzPlatz in BerlinBersarinplatz im Herbst 2009 Blickrichtung Thaerstrasse hinten Mitte Linke Seite Petersburger Strasse Vordergrund der Kiesgarten BasisdatenOrt BerlinOrtsteil Berlin FriedrichshainAngelegt ab 1880Neugestaltet 20 Jh 21 Jh Einmundende Strassen Petersburger Strasse Weidenweg Rigaer Strasse ThaerstrasseBauwerke Wohnhauser mit Erdgeschoss Ladenzonen am RondellNutzungNutzergruppen Fussganger Strassenbahn Individualverkehr um das RondellTechnische DatenPlatzflache 10 500 m Inhaltsverzeichnis 1 Lage des Platzes 2 Entstehung und Geschichte des Platzes 2 1 19 Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 2 2 1945 bis 1989 2 3 Der Bersarinplatz ab 1990 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage des Platzes BearbeitenDer ovale Platz mit einer Gesamtflache von rund 10 500 m bildet einen Kreuzungspunkt zwischen der in Nord Sud Richtung verlaufenden Petersburger Strasse und dem diagonal in Nordost West Richtung verlaufenden Weidenweg Nach Osten fuhrt ausserdem die Rigaer Strasse nach Nordosten die Thaerstrasse deren Verlangerung uber den Platz hinaus nach 1975 eingezogen wurde Der nordostliche Teil des Weidenweges und die Thaerstrasse haben keine Verkehrsanbindung zum Platz Dagegen treffen sich hier am Bersarinplatz die Strassenbahnlinien M10 entlang der Petersburger Strasse und Linie 21 vom sudlichen Teil der Petersburger Strasse kommend und dann nach Nordosten in den Weidenweg fuhrend Die Gleise und die Strasse fuhren um den befestigten und begrunten heute ovalen Platz Entstehung und Geschichte des Platzes Bearbeiten19 Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Das hier betrachtete Gebiet gehorte im 19 Jahrhundert noch nicht komplett zu Berlin sondern lag auf der Berliner Feldmark auf der Grenze zwischen der Gemeinde Lichtenberg und dem Eigentum der Stadt Berlin als Magistrat bezeichnet James Hobrecht entwickelte im Jahr 1862 einen ersten Bebauungsplan fur eine zukunftige Stadtausdehnung Berlins Dem Platz an der ostlichen Stadtgrenze gab er die Arbeitsbezeichnung Platz N in der Abteilung XIII Sektion 2 Dieser Plan wurde 1882 noch einmal uberarbeitet und berucksichtigte nun an dieser Stelle bereits vorhandene Bebauungen Das waren einerseits die Knochenmuhle und Leimsiederei von Rentier Schulz und andererseits ein Wohnhaus von J G Moses der in der Nahe auf Lichtenberger Flur eine Hollanderwindmuhle betrieb Die Immobilie der Knochenmuhle kaufte die aus Heinrich Ferdinand Eckerts Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen und Eisengiesserei hervorgegangene Actien Gesellschaft fur den Bau landwirtschaftlicher Maschinen und Gerathe fur Wagenfabrikation auf 1 Als der zunachst viereckig geplante Platz N ab ca 1880 hergerichtet wurde siedelten hier inzwischen weitere Personen vor allem Handwerker 2 Im End Ausbaustadium liefen sieben Strassenzuge auf den Platz zu der dadurch eine unregelmassige Gestalt in Form eines Funfecks erhielt 3 Er gehorte nicht zu den sogenannten Schmuckplatzen war also von vornherein ein Verkehrsknotenpunkt Nun setzte eine rege Bautatigkeit um den Platz herum ein und nacheinander entstanden das Hotel Mecklenburger Haus an der Ecke Petersburger Strasse und Thaerstrasse Sein Besitzer und Betreiber Albert Brauer hatte ein funfgeschossiges Gebaude mit Lichtturm Balustraden und einigen Fassadenschmuckelementen errichten lassen Weitere ebenfalls funfgeschossige Wohnbauten mit stumpfen Ecken im Grunderzeitstil erganzten bald die Bebauung Mit der Fertigstellung der Randgebaude erfolgte am 4 April 1895 die offizielle Namensvergabe des reinen Verkehrsplatzes Er hiess jetzt Baltenplatz nach den Volkern die im Baltikum an der Ostsee wohnten Rund um den Platz gab es in den Wohnhausern vor allem im Erdgeschossbereich zahlreiche Geschafte und Dienstleistungseinrichtungen wie die Gebruder Groh Butter die Butterhandlung Concordia ein Zahn Atelier das Foto Atelier von A Birkholz eine Fruhstucksstube 4 sowie kleine Gaststatten Strassenbahnschienen durchschnitten bald den Platz direkt im Zentrum gab es ein kleinteilig gepflastertes Trottoir mit Banken um ein paar Busche herum Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Baltenplatz rondellartig neu gestaltet 5 Er erhielt eine niedrig gehaltene Bepflanzung mit Blumenbeeten in einer Rasenflache Um die Grunflache herum wurde die Pflasterung dem Rund des Platzes angepasst Ab 1925 entwickelten die Berliner Stadtplaner die Idee auf dem Platz ein Denkmal fur den gerade verstorbenen Reichsprasidenten Friedrich Ebert aufstellen zu lassen Aufgrund politischer Meinungsverschiedenheiten mit den Bezirksverantwortlichen die in der Mehrzahl der KPD angehorten kam dieses Projekt nicht zur Ausfuhrung nbsp Stierbrunnen im Jahr 1937 ursprunglich fur den Baltenplatz vorgesehenBereits zwei Jahre spater sollte jedoch ein anderes Objekt eines Bildhauers den Platz dominieren Hugo Lederer hatte 1927 den Auftrag erhalten einen Fruchtbarkeitsbrunnen zu gestalten Das Auftragswerk wurde 1932 fertig wegen seiner eindrucksvollen Figuren erhielt es auch die Namen Ochsenbrunnen oder Stierbrunnen Lederer hatte sich durch den nahe gelegenen Zentralviehhof zu den Motiven inspirieren lassen Dieser Brunnen hatte mit allen seinen Teilen schliesslich ein Gewicht von rund zwolf Tonnen Nun stellten die Baufachleute fest dass der Baltenplatz aufgrund seiner Bauweise mit den unterirdisch verlegten gusseisernen Gas Wasser und Abwasserrohren fur die Aufstellung nicht geeignet ist Und eine Neuverlegung des Rohrleitungssystems ware viel zu teuer geworden die geschatzten Kosten lagen bei 120 000 Reichsmark So kam das fertige Kolossalwerk 1934 schliesslich auf den Arnswalder Platz wo es heute noch steht 2 nbsp Stolpersteine am BersarinplatzIn der Zeit des Nationalsozialismus wurden aus dem Wohnbezirk um den Baltenplatz auch zahlreiche Menschen zur Deportation abgeholt Im Rahmen der Aktion Stolpersteine konnte in den Jahren nach 1990 das Schicksal von Gustav und Hermann Wegener Vater und Sohn aufgeklart werden die in einem nicht mehr vorhandenen Haus direkt am Baltenplatz wohnten Sie waren Mitglieder der Saefkow Jacob Bastlein Organisation Die Bezirksverordnetenversammlung liess an der Westseite des Platzes Petersburger Strasse Ecke Weidenweg zwei Stolpersteine zum Gedenken einbringen 1945 bis 1989 Bearbeiten nbsp Gemuseanbau auf dem damaligen Baltenplatz 1946Die Luftangriffe und Kampfe am Ende des Zweiten Weltkriegs um das Berliner Stadtzentrum fuhrten schliesslich auch zur fast vollstandigen Vernichtung der Gebaude am Baltenplatz Die Wiederaufbauarbeiten ab Herbst 1945 sorgten fur die Enttrummerung des Gebietes und Einebnung der Flachen Jedes freie Fleckchen Erde nutzten die Bewohner dann zur Verbesserung der Versorgung beispielsweise durch Anbau von Gemuse Nach dem todlichen Unfall des sowjetischen Generaloberst und ersten Stadtkommandanten von Berlin Nikolai Erastowitsch Bersarin benannte die Stadtverwaltung den Baltenplatz am 31 Juli 1947 in Bersarinplatz um Die Petersburger Strasse erhielt gleichzeitig den Namen Bersarinstrasse Im Jahr 1964 kam als erster Neubau an der sudwestlichen Ecke des Platzes das Rathaus Friedrichshain hinzu Dieses reine Funktionsgebaude diente bis zur Wende als Sitz der Verwaltung des damaligen Stadtbezirks Friedrichshain Neben dem Haupteingang wurde 1975 eine Gedenktafel fur Nikolai Bersarin angebracht der in diesem Jahr zum Ehrenburger von Berlin ernannt worden war Die Bronzetafel mit einem Bersarin Portrat stammt von dem Bildhauer Fritz Georg Schulz 6 nbsp Gedenktafel fur BersarinEs sollte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch fast vierzig Jahre dauern bis eine neue Wohnbebauung um den Bersarinplatz durch den Magistrat geplant und realisiert werden konnte Nach Vorschlagen der Magdeburger Architekten Claus Dieter Feldmann 7 Helga Huller Georg Timme 8 und Fritz Ungewitter wurden in den Jahren 1985 bis 1987 funf neue Eckgebaude errichtet Als Basis diente der Plattenbau Wohngebaudetyp der Wohnungsbauserie 70 WBS 70 des Wohnungsbaukombinats Berlin WBK Berlin die dem Platzverlauf angepasst wurden Die einzelnen Bauten sind sechsgeschossig angelegt direkt am Platz weisen die Eckgebaude mit einer Erkervertikalen acht Stockwerke auf Alle Wohnhauser erhielten im Erdgeschoss Gewerberaume Die stadtgestalterischen Plane sahen eine geradlinige Verlegung der Fahrbahnen und Gleise uber den Platz vor der dafur jedoch in ostlicher Richtung als kleiner mehreckiger Platz neu gestaltet werden sollte Bei der Feinplanung wurde wieder festgestellt dass die unter dem Platz verlaufenden Ver und Entsorgungsleitungen die neue Belastung durch den immer starker werdenden Verkehr nicht ohne weitere Baumassnahmen ertragen konnen Es blieb bei dem kleinen Kreisverkehr 2 Der Bersarinplatz ab 1990 Bearbeiten nbsp Der Bersarinplatz mit einem sanierten Eckgebaude Geckohaus Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde um 1995 uber eine Ruck oder Neubenennung des Bersarinplatzes sehr kontrovers diskutiert Im Unterschied zur Bersarinstrasse die in Petersburger Strasse ruckbenannt wurde behielt der Platz jedoch seinen Namen 9 Das Rathaus wurde in den 1990er Jahren aufgegeben die Bezirksverwaltung zog in neue Raumlichkeiten am U Bahnhof Samariterstrasse um Nach der Zusammenlegung von Bezirken befinden sich nun in dem Burogebaude das Burgeramt 2 die Meldestelle 62 und das Sozialamt des Bezirks Friedrichshain Kreuzberg sowie die Verwaltung der Kindergarten City Eigenbetrieb des Senats von Berlin nbsp Blick auf den Bersarinplatz von der sudlichen Mittelpromenade der Petersburger Strasse Hauser vor der SanierungIm Jahr 2006 wurden die Gebaude am Platz saniert die Fassaden erhielten eine Warmedammung sowie einen einheitlichen Anstrich Die Putzflachen der Eckgebaude des Bersarinplatzes gestalteten die neuen Besitzer mit farbigen Gecko Silhouetten Vor dem Haus am Nordwestrand weist eine Mauerzeichnung auf den Vermarktungsnamen Geckohaus hin das die Immobilienbesitzer dem sanierten Plattenbau gegeben haben 10 Alle fruheren Gewerberaume sind neu vermietet Um den Platz herum gibt es Gaststatten einen Augenoptiker eine Bankfiliale und weitere Dienstleister nbsp Der Kiesgarten auf dem Bersarinplatz im Herbst 2009 Hintergrund das ehemalige Rathaus und ein Turm vom Frankfurter TorDa dem Bezirk die Mittel zur Bepflanzung des Platzes fehlten startete er 1995 gemeinsam mit der Berliner Zeitung eine Spendenaktion um die 4000 m grosse Grunanlage inmitten des Bersarinplatzes neu zu gestalten wobei auch an die Aufstellung kleiner Kunstobjekte gedacht war 11 12 Es entstand eine Rasenflache die zur Strasse hin von Eibenhecken und Rosenstauden begrenzt wird Die Grunanlage wurde durch Beseitigung des Fussweges vor der Hecke auf einen Durchmesser zwischen 60 und 85 Meter vergrossert Im Jahr 2006 gestaltete der Landschaftsplaner Marc Rajan Koppler in ehrenamtlicher Arbeit mit finanzieller Unterstutzung des Bezirks im Zentrum des Platzes auf einer 500 m grossen Flache einen Kiesgarten Rund 1800 pflegearme Pflanzen wie Sommerflieder Schafgarbe Astern umgeben von einer niedrigen Eibenhecke erfreuen zusammen mit 20 Findlingen auf einer Kiesflache die Passanten 13 Siehe auch BearbeitenListe der Strassen und Platze in Berlin FriedrichshainLiteratur BearbeitenWanja Abramowski Das Denkmal auf dem Baltenplatz Ausfuhrliche Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des heutigen Bersarinplatzes In mont klamott Monatsschrift des Friedrichshainer Geschichtsverein Hans Kohlhase e V Ausgabe Marz 2008 S 1 19 Johanna Sanger Heldenkult und Heimatliebe Strassen und Ehrennamen im offiziellen Gedachtnis der DDR Chr Links Verlag Berlin 2006 ISBN 3 86153 398 7 Ralf Schmiedecke Berlin Friedrichshain Die Reihe Archivbilder Sutton Verlag Erfurt 2006 ISBN 3 86680 038 X Oliver Reschke Der Kampf der Nationalsozialisten um den roten Friedrichshain 1925 1933 Trafo Verlag Berlin 2004 ISBN 3 89626 145 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bersarinplatz Album mit Bildern nbsp Commons Bersarinplatz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bersarinplatz In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Baltenplatz In Luise Petersburger Strasse bei Luise Bersarinstrasse In Luise Kathrin Chod Bersarinplatz In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain Kreuzberg Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2002 ISBN 3 89542 122 7 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Abramowski Das Denkmal auf dem Baltenplatz S 2 a b c mont klamott Geschichtsverein alt berlin info Friedrichshain um 1895 Memento vom 17 Juli 2012 im Webarchiv archive today Heide Schlebeck Auf ne Molle zu August Nur Zille hat in der Fruhstucksstube am Baltenplatz noch gefehlt In Berliner Zeitung 21 Februar 2005 alt berlin info Friedrichshain um 1926 Memento vom 29 Juli 2012 im Webarchiv archive today Datenbank Bildhauerei in Berlin abgerufen am 11 Oktober 2009 architektur in zeitschriften de Architektur der DDR Fachzeitschrift von 1987 Memento vom 30 Juli 2012 im Webarchiv archive today architektur in zeitschriften de Architektur der DDR Fachzeitschrift 10 1988 Memento vom 20 Juli 2012 im Webarchiv archive today Kritische Darstellung der Bersarin Biografie im Russischen Museum Memento vom 31 Oktober 2009 im Internet Archive abgerufen am 11 Oktober 2009 Vom Plattenbau zum Geckohaus PDF 475 kB centacon com abgerufen am 3 Januar 2018 Heide Schlebeck Im Rondell ein Platzchen fur die Kunst Wenn viele mitmachen kann aus der jetzt tristen Verkehrsinsel wieder eine Zierde werden In Berliner Zeitung 18 Februar 1995 Sabine Deckwerth Burgerwille In Berliner Zeitung 3 Marz 1995 bersarin platz com Der Kiesgarten am Bersarinplatz Memento vom 30 Juli 2012 im Webarchiv archive today 52 518611111111 13 453055555556 Koordinaten 52 31 7 N 13 27 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bersarinplatz amp oldid 224909419