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Die Berger Kirche ist eine kleine romisch katholische romanische Kirche im Gebiet des Ortes Werschau in der Gemeinde Brechen in Westhessen Das 910 erstmals erwahnte Bauwerk ist eine der altesten erhaltenen Kirchen der Region Sie ist das letzte Uberbleibsel des wust gefallenen Ortes Bergen und dient heute als Friedhofs und Wallfahrtskirche Die Berger KircheDie Kirche tragt das Patrozinium des heiligen Georg und ist eine der Kirchen in der Pfarrei Heilig Geist Goldener Grund Lahn im Bistum Limburg zu der die Kommunen Brechen Hunfelden Villmar Runkel Selters und Weinbach gehoren Im Ort Werschau steht eine grossere Kirche deren Wurzeln ins 15 Jahrhundert zuruckreichen und die ebenfalls nach dem heiligen Georg benannt ist 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baukorper 3 Geschichte der Kirche 4 Baugeschichte der Kirche 5 Der Ort Bergen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Berger Kirche erhebt sich auf einem markanten Felssporn westlich von Niederbrechen und nordwestlich von Werschau Die Kirche befindet sich heute unmittelbar an der Bundesstrasse 8 die auf die Via Publica von Koln nach Frankfurt zuruckgeht Von der wenige hundert Meter sudwestlich vorbeifuhrenden Autobahn 3 ist die Berger Kirche gut zu erkennen Markant wird sie auch dadurch dass ihr Felssporn am Westrand des deutlich tiefer gelegenen Emsbachtals liegt Ein bis heute genutzter und von einer Mauer eingefriedeter Kirchhof umgibt den Bau Baukorper Bearbeiten nbsp Blick in den Chorraum mit der Kopie des Georgsstandbilds einem Rest der mittelalterlichen Wandmalerei dem barocken Altaraufsatz und der modernen Schutzmantelmadonna von links Die Berger Kirche ist in ihrer ursprunglichen Baufassung eine geostete einfache romanische Saalkirche Der damalige Kirchenbau entspricht in etwa dem heutigen Hauptschiff Ihm wurde im Norden ein Seitenschiff zugegeben Beide Schiffe sind im Westen von einem wuchtigen Turm mit einem gotischen Spitzhelm uberbaut Auch der schmale rechteckige Chor stammt aus einer spateren Bauphase Die flache Decke des Kircheninneren wird von drei unregelmassigen Pfeilerarkaden getragen Ausmalungen aus dem 15 Jahrhundert sind noch zu erkennen Sie zeigen unter anderem den Heiligen Martin Jesus und Maria eine Kreuzigungsgruppe an der Wand des Chorraums sowie an der Nordwand uber den Arkadenbogen den Heiligen Georg zu Pferde im Kampf gegen den Drachen Wichtige Ausstattungsstucke sind ein kleiner aber kunstvoll gearbeiteter barocker Altaraufsatz aus der Zeit um 1670 und eine Marienstatue in der Machart der Maria Immaculata aus der Zeit um 1700 Eine geschnitzte Figur des Heiligen Georg zu Pferde im Kampf mit dem Drachen ist die Kopie einer um 1420 entstandenen Schnitzarbeit aus Eichenholz die sich heute im Diozesanmuseum Limburg befindet Eine Schutzmantelmadonna aus Sandstein stammt aus den 1980er Jahren Geschichte der Kirche BearbeitenDie Berger Kirche wird erstmals gesichert 910 in einer Schenkungsurkunde erwahnt Darin schenkt Ludwig das Kind dem Grafen Konrad Kurzbold zusammen mit dem Konigshof Oberbrechen auch die Berger Kirche zur Errichtung von dessen Georgsstift dem heutigen Limburger Dom Fur 1193 ist die Besetzung der Pfarrstelle durch den Propst des Georgsstifts verburgt 1476 ist das Georgspatrozinium erstmals nachgewiesen Auch eine Erwahnung im Jahr 752 ist uberliefert allerdings relativ ungesichert in einer Urkunde von 1652 Ursprunglich war die Kirche dem Heiligen Martin geweiht Regelmassige Prozessionen umliegender Gemeinden zur Berger Kirche sind erstmals 1586 verburgt Diese Prozessionstradition am Georgstag die bis zum 4 5 Kilometer nordostlich gelegenen Ort Villmar reichen deuten darauf hin dass die Berger Kirche ursprunglich Mutterkirche fur einen sehr grossen Sprengel war Andererseits spricht z B das Petruspatrozinium fur eine fruhe direkte bischofliche Trierer Grundung der Villmarer Kirche 2 Nachweislich gehorte das rund zwolf Kilometer sudlich gelegene Dorf Panrod zum Berger Kirchensprengel Da sich in Niederbrechen das ebenfalls zu den Prozessionsgemeinden gehorte kurz nach 893 eine eigene Kirchengemeinde etablierte hat die Berger Kirche diese Mittelpunktfunktion vermutlich bereits vor diesem Zeitpunkt gehabt Moglicherweise handelt es sich gemeinsam mit der Blasiuskapelle bei Frickhofen dem Stift St Severus in Gemunden und dem Lubentiusstift bei Dietkirchen ein Zentrum der Christianisierung im sudlichen Niederlahngau Das ursprungliche Martinspatrozinium von Bergen kann als Hinweis auf eine Mainzer Grundung gedeutet werden Auch wurde in der Anfangszeit des Limburger Georgsstifts dessen Propst vom Mainzer Erzbischof eingesetzt In der Zeit nach der Schenkung der Berger Kirche an das Georgsstift wurde die Kirche moglicherweise bis maximal 940 mit Kanonikern des Stifts besetzt 1232 wurde die Kirche noch enger an das Georgsstift gebunden wodurch sie auch das Georgspatrozinium ubernahm Vermutlich in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts mit dem Wustfallen des Orts Bergen wurde die Berger Kirche zur Pfarrkirche des Orts Werschau was sie bis 1571 blieb In diesem Jahr wurde Werschau und damit auch die Berger Kirche eine Filiale der Pfarrei Niederbrechen 3 Bis heute ist Pfingsten das wichtigste Wallfahrtsfest in und an der Berger Kirche Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Ziel von Pfingstritten mit mehreren hundert Pferden 1981 wurde der Freundeskreis Berger Kirche gegrundet der sich als eingetragener Verein der Pflege der Kirche annimmt Die Berger Kirche steht unter Denkmalschutz Zudem hat sie den Schutzstatus fur den Kriegsfall nach der Haager Konvention erhalten Baugeschichte der Kirche Bearbeiten nbsp Die Nordwand des Hauptschiffes von innen gesehen Gut sind die Wandmalereien mit dem Heiligen Georg zu Pferd und der Gottesmutter mit dem Jesuskind im Arkadenbogen zu sehen Ebenfalls gut erkennbar sind das deutlich niedrigere Seitenschiff hinter den Arkaden und die um 1700 herum zugemauerten Obergaden nbsp Rechteckchor aus dem 10 JahrhundertDie ursprungliche romanische Saalkirche entstand moglicherweise bereits im 8 Jahrhundert Dendrochronologische Untersuchungen datieren Balken aus den altesten erhaltenen Bauabschnitten auf das 10 oder 11 Jahrhundert Das Mauerwerk wurde im ahrenformigen Mauerverbund aus Steinen aus einem nahe gelegenen Steinbruch errichtet Einziger Zugang war eine kleine Tur mit Rundbogen in der nordlichen Seitenwand Die heute noch sichtbaren Einlagen fur einen Riegelbalken an dieser Tur deuten auf die Schutzfunktion der Berger Kirche als Wehrkirche fur die umliegende Bevolkerung hin Nach Osten bestand offenbar eine kleine halbrunde Apsis Sud und Nordwand trugen jeweils drei kleine Obergadenfenster eines auf der West und zwei auf der Ostseite Es gibt Hinweise auf einen Turm dieser fruhen Kirche Dass dieser Turm bereits fruher als Wartturm auf dem strategisch vorteilhaften Felssporn bestand lasst sich heute nicht mehr nachweisen Entgegengesetzt zum heutigen Zugang fuhrte der Weg zum vermutlich ummauerten Friedhofsareal und zur Kirche von Norden herbei und stiess unmittelbar auf die Kirchentur in der Nordwand Im 10 Jahrhundert wurde moglicherweise ein Gebaude neben der Kirche errichtet die den vom Georgsstift abgeordneten Kanonikern als Behausung gedient haben konnten Ebenfalls in dieser Zeit wurde die Apsis abgerissen und durch den heute noch bestehenden grosseren Rechteckchor ersetzt der die Kirchenflache um etwa ein Drittel vergrosserte vom Hauptschiff allerdings deutlich durch einen gemauerten Rundbogen und wohl auch durch ein Gitter abgesperrt war Auch der wuchtige Altar aus graugrunem Schalstein stammt aus dieser Bauphase Zudem entstand ein weiterer bis heute vorhandener Turdurchbruch in der Sudwand nahe am Chorraum der vermutlich als separater Zugang der Kanoniker diente nbsp Berger Kirche von Nordwesten aus gesehen Gut sind das niedrige Seitenschiff und die Wandverstarkungen im Zuge des Turmbaus zu erkennen Die nachste grossere Veranderung erfolgte im 12 Jahrhundert mit dem Anbau eines Seitenschiffs im Norden Erneut wurde die Zugangstur in der nun nach aussen versetzen Nordwand angelegt Die nordlichen Obergaden des Ursprungsbaus blieben bestehen da das neue Seitenschiff sehr flach ausgefuhrt war Im unteren Teil der alten Nordwand entstanden vier Arkadenbogen Der in dieser Zeit aufgebrachte Innenputz mit Fischgratenmuster ist bis heute erhalten Nachdem die Berger Kirche 1571 nicht mehr Werschauer Pfarrkirche war sondern hauptsachlich als Friedhofskirche fur die weiter dort stattfindenden Bestattungen genutzt wurde folgte ein weitgehender Verfall des Bauwerks Erst nach dem Dreissigjahrigen Krieg folgten Instandsetzungsarbeiten die sich von 1657 bis 1701 hinzogen Zu diesem Zeitpunkt war der heute nicht mehr genau fassbare Turm im Nordosten des Bauwerks zusammengebrochen Darauf entstand der wuchtige Turm auf der Westseite mit unten rechteckig gestreckter oben quadratischer Form spitzem Helm und vier Gauben Aus statischen Grunden wurde die Westwand der Kirche im Verlauf dieser Arbeiten auf bis zu zwei Meter Dicke verstarkt und eine Zwischenwand im Westen des Hauptschiffes eingezogen die dieses erheblich verkleinerte Ebenfalls zur Verstarkung des Gesamtbauwerks wurde die flache romanische durch eine Gewolbedecke ersetzt Das Kirchendach wurde vollstandig erneuert und dabei auch die zuvor getrennten Dacher von Haupt und Nordschiff vereinigt Damit waren die nordlichen Obergadenfenster ihrer Beleuchtungsfunktion beraubt und deshalb zugemauert worden Bis heute bleiben sie aber erkennbar 1842 folgte auf personliche Initiative des Limburger Bischofs Peter Joseph Blum eine weitere Umbauphase Der alte Zugang im Norden wurde verschlossen und ein neuer zweiflugliger Zugang durch die Aussenwand des Turmes gebrochen Das Erdgeschoss des Turmes erhielt den Charakter eines Vorraums und wurde auch zum Kirchenraum hin mit einem zweiflugligen Tor abgeschlossen Die Vergrosserung der Fenster in der Sudwand und im Chorraum sollte die Lichtverhaltnisse in der Kirche verbessern 2011 erfolgte eine Restauration der Wandgemalde Die ursprunglich zwei Glocken wurden 1652 nach Niederbrechen und 1841 nach Werschau geschafft Eine zwischenzeitlich wieder beschaffte Glocke wurde 1942 fur die Rustungsproduktion eingeschmolzen 1984 erhielt die Berger Kirche die heute vorhandene Glocke Der Ort Bergen BearbeitenDer Ort Bergen wird erstmals 1129 als Fronhof des Mainzer Erzbischofs Adalbert I von Saarbrucken erwahnt Er befand sich vermutlich zwischen dem Kirchenhugel und dem Emsbach Die genaue Position ist heute nicht mehr erfassbar 1305 waren die Grafen von Diez Landesherren Im weiteren Verlauf war Bergen wohl Teils kurtrierisches Lehen teils Eigengut der Herren von Limburg spatestens Mitte des 15 Jahrhunderts aber eindeutig kurtrierisches Gebiet 1354 war Bergen noch bewohnt Spater sind sowohl die Lehnsnehmer und Pachter von Feldern in der Gemarkung als auch Pfarrer und Amtstrager der Berger Kirche nur noch mit Wohnsitzen in umliegenden Orten verburgt Vermutlich siedelten die Einwohner in das nahe gelegene Niederbrechen um nachdem dieses 1363 und 1376 Stadtrechte erhielt Acker Garten und auch ein Weinberg in der Gemarkung wurden vornehmlich von dort aus bewirtschaftet Wahrend die Berger Kirche zur Pfarrkirche des Orts Werschau wurde ging die Berger Feldgemarkung an Niederbrechen Eine eigene niederadlige Familie aus Bergen tritt moglicherweise erstmals 1285 auf sicher aber 1356 Ab 1422 ist die Bezeichnung Kessel von Bergen fur die Familie gelaufig Das Haus scheint weitlaufig mit den Familien von Bubenheim und Specht von Bubenheim verwandt gewesen zu sein Die Kessel von Bergen treten meist als Dienstmannen in Kirberg auf Besitzungen sind allerdings bis in die Eifel nach Dreieich und in die Wetterau nachgewiesen In Kirberg starb die Familie 1643 auch mit Philipp Wilhelm Kessel von Bergen aus Das Wappen der Familie zeigte in Gold einen schwarzen Balken oben von zwei unten von einem schwarzen Stern begleitet Literatur BearbeitenHellmuth Gensicke Aus der Geschichte von Werschau Broschure 44 Seiten 1985 Heinrich Eppstein Die Berger Kirche Ein Denkmal und Heiligtum im Nassauer Land Broschure 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Berger Kirche Werschau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Berger Kirche In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen St Georg Bergen auf der Website der Pfarrei Heilig Geist Goldener Grund LahnEinzelnachweise Bearbeiten www pfarrei heilig geist de Kirche St Georg Werschau abgerufen am 12 Dezember 2022 Matthias Kloft Grund Begrundung Vortrag anlasslich 950 Jahre Ersterwahnung Villmar Villmar 16 Marz 2003 unveroffentlichtes Transkript Geschichte von St Georg Bergen auf der Website der Pfarrei Heilig Geist Goldener Grund Lahn abgerufen am 7 Januar 2023 50 362355 8 147221 Koordinaten 50 21 44 5 N 8 8 50 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berger Kirche Werschau amp oldid 237051145