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Die Bellerophon Formation ist eine lithostratigraphische Formation des Oberen Perm in den Sudalpen Benannt ist sie nach der Schneckengattung Bellerophon Ihre uberwiegend flachmarinen Sedimente entstammen dem Lagunen und dem Innenschelfbereich Die Gesamtmachtigkeit der Formation unterliegt Schwankungen sie kann maximal bis zu 600 Meter erreichen Bellerophonschnecke aus dem Museum Gherdeina in St Ulrich in GrodenInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Stratigraphie 2 1 Lithologie und Fazies 2 2 Sequenzstratigraphie 3 Fossilien 4 Tektonik 5 Alter 6 Vorkommen 7 Verwendung 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Bezeichnung Bellerophonkalk verwendete zum ersten Mal Rudolf Hoernes in seiner Arbeit Zur Geologie von Sudtirol erschienen in der Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft Berlin 1 In Folge verwendete Guido Stache in seinen Arbeiten zu den permischen Fossilien im sudlichen Tirol den Ausdruck Bellerophonkalke so 1877 und 1878 in seinen Artikeln Beitrage zur Fauna der Bellerophonkalke Sudtirols erschienen jeweils in den Jahrbuchern der Geologischen Reichsanstalt 2 3 Der italienische Geologe Bruno Accordi verwendete 1958 als erster den Terminus Formazione a Bellerophon und unterteilte sie in zwei Member In eine Facies fiamazza benannt nach dem Fleimstal an der Basis die durch dolomitische Lagunensedimente und Evaporite gekennzeichnet ist und eine sie uberlagernde Facies badiota benannt nach dem Gadertal die durch fossilfuhrende Kalksteine reprasentiert wird 4 Stratigraphie BearbeitenDie durchschnittlich um 250 Meter machtige 5 Bellerophon Formation Italienisch Formazione a Bellerophon kann an der Basis mit der Groden Formation verzahnt sein von der sie im Allgemeinen auch unterlagert wird Uberlagert wird sie an einer deutlich erkennbaren Grenze jedoch nicht diskordant vom Tesero Member der Werfen Formation bzw von den Seiser Schichten Als zeitliches Aquivalent zur Bellerophon Formation fungiert der Verrucano beispielsweise der Graue Verrucano in den Engadiner Dolomiten Ein spurenhaftes Aquivalent zu der Bellerophon Formation sieht der osterreichische Geologe Alexander Tollmann in schwarzen geschichteten Dolomiten die im Gipsbergbau Wienern als Einschaltung im Haselgebirge am Grundlsee vorkommen 6 Lithologie und Fazies Bearbeiten nbsp Stark verfaltete evaporitische Fazies der Bellerophon Formation am Passo RolleBosellini und Hardie 1973 gliedern die Bellerophon Formation in zwei Faziesbereiche 7 eine untere Dolomit Gips Fazies die Fiamazza Fazies und eine obere mikritisch lochrigkarbonatische Fazies die Badiota Fazies Die knolligen gipsreichen Lagen der Fiamazza Fazies wechseln mit dunklen an organischer Materie reichen Karbonatbanken die wahrend einer recht kurzen Diagenese dolomitisiert wurden Die meist weniger als 100 ausnahmsweise bis zu 500 Meter machtige untere Fazies reprasentiert den Randbereich eines marinen Beckens am Innenschelf Salina Ihre Sedimente wurden in einer Lagune mit nur geringer Wassertiefe abgesetzt Unter dem herrschenden trockenheissen Klima in etwa vergleichbar mit dem heutigen Persischen Golf wurden die gelosten Salze zyklisch eingedampft Diese Fazies ist in den nordlichen westlichen und sudlichen Dolomiten aufgeschlossen Die 200 bis 300 Meter machtige obere Badiota Fazies ist nur in den zentralen und ostlichen Dolomiten zugegen Ihre Sedimente dunne gut gebankte fossilreiche Kalke zum Teil in Wechsellagerung mit Mergeln sind im Off shore Bereich im Zentralteil eines Beckens zur Ablagerung gekommen Sie bezeugen die Retablierung offener Meereszirkulationen bzw einen Meeresspiegelanstieg und Transgression in westliche Richtung nbsp Die Bletterbachschlucht bei Aldein Die Perm Trias Grenze und somit der Ubergang von der Bellerophon zur Werfen Formation verlauft in etwa in Bildmitte In der Beschreibung der stratigraphischen Kommission Italiens werden drei lithologische Untereinheiten der Formation ausgeschieden 8 Die unteren beiden entsprechen der Facies fiamazza von Accordi die obere der Facies badiota Die unterste maximal mehrere Zehnermeter machtige lithologische Einheit baut sich aus Gesteinen auf die unter dem Einfluss von wiederholten Meeresuberflutungen uber die unterlagernden Sandsteine der Groden Formation entstanden sind Es sind dies helle mikritische Dolomite die im Zentimeter bis Dezimeterbereich geschichtet sind und von grauen millimeter bis zentimeterdicken Mergellagen unterbrochen werden Faziell handelt es sich hierbei um einen eingeschnurten Kustenabschnitt mit schlechter Wasserzirkulation Daruber legen sich zyklische Abfolgen von grauen mehr oder weniger mergeligen mikritischen Dolomiten an der Basis gefolgt von schwarzen kohlenstoffreichen Mergeln und schwarzen Schiefertonen bekunden anoxische Verhaltnisse sowie Gips und Anhydrit im Hangenden Die einzelnen Zyklen sind maximal nur drei Meter machtig und sind jeweils aus vier Sequenzen aufgebaut Die erste Sequenz besteht aus dunnen grauen erdigen Dolomiten Stellenweise sind auch dunne dunkle Tonlagen zwischengeschaltet Wurmbauten und spuren sind oft anzutreffen Die zweite Sequenz besteht aus massigen dunklen Dolomiten mit isolierten Gipsknollen Die dritte Sequenz setzt sich aus dicht gelagerten Gipsknollen zusammen wobei die Knollen in eine dunkle Quarz Dolomit Matrix eingebettet sind Massiver Huhnerdrahtgips und unregelmassig laminierter Gips bilden die letzte Sequenz Diese Zyklen konnen als Ablagerungen einer progradierenden flachen Lagune interpretiert werden und stellen einen Sabcha Zyklus dar Die tropische Lagune war vom offenen Meer durch einen tektonisch verursachten Rucken strukturelles Hoch von Comelico abgetrennt der aber dennoch periodische Uberflutungen des offenen Meeres zuliess In dieser eingeschnurten Lagune sedimentierten zuerst Kalkschlamme gefolgt von tonreichen Sedimenten Bedingt durch die hohe Evaporationsrate des heissen Klimas wurden sodann aber auch Gips und Anhydrit abgeschieden Die Evaporite gewinnen nach Osten zusehends an Bedeutung und werden dort letztlich sogar dominant Die zweite Einheit kann insgesamt zwischen 150 und 200 Meter an Machtigkeit erreichen Die dritte Einheit wird von Kalken dunklen Dolomiten und Mergeln aufgebaut Der obere Teil der Lithozone besteht grosstenteils aus Mikriten und bioklastischen Kalkareniten Packstones mit reicher Fossilfuhrung sowohl Mikro als auch Makrofossilien Sehr haufig sind Kalkalgen benthisch lebende Foraminiferen Muscheln Schnecken darunter Bellerophon Nautiloideen Brachiopoden und Ostrakoden Die uberwiegend karbonatischen Sedimente der dritten Lithozone sind im offenen Meer auf einer kontinentalen Plattform abgelagert worden Wahrscheinlich hatte die Meerestiefe aufgrund eines allmahlichen Meeresspiegelanstiegs zugenommen Die Machtigkeit dieser Einheit betragt zirka 200 Meter In den dunklen Kalken und Dolomiten finden sich ortlich Lagen von dolomitischen Brekzien und Zellendolomiten die als eigene Einheit ausgewiesen werden konnen Besonders erwahnenswert ist die zungenartige Verzahnung mit kontinentalen Sedimenten der Groden Formation an der Basis der dritten Einheit Diese alluviale Ingression belegt ein vorubergehendes Trockenfallen der Bellerophon Formation Sie macht sich aber nur in der westlichen Halfte des Ablagerungsraumes bemerkbar Sequenzstratigraphie Bearbeiten Laut Noe und Buggisch 1994 kann die Bellerophon Formation sequenzstratigraphisch in drei vollstandige Sequenzen dritter Ordnung untergliedert werden 9 Der Beginn einer vierten Sequenz leitet sodann zum Tesero Member der Werfen Formation uber Die erste und dritte Sequenz bilden zusatzlich Zyklen Parasequenzen vierter Ordnung aus Die erste und auch die zweite Sequenz sind als Transgressions Hochstandstrakt englisch Transgressive Systems Tract Highstand Systems Tract ausgebildet TST HST die dritte Sequenz als Tiefstands Transgressions Hochstandstrakt Lowstand Systems Tract Transgressive Systems Tract Highstand Systems Tract LST TST HST und der Beginn der vierten Sequenz nur als Transgressionstrakt Transgressive Systems Tract TST Die unterste lithologische Einheit reprasentiert ein Transgressionsstadium TST den Ubergang von der kontinentalen Groden Formation zu einer eingeschrankten Lagunenfazies und endet mit einer maximalen Flutung englisch Maximum Flooding Surface MFS Daran schliesst sich der Hochstandstrakt HST mit seinen zyklischen Parasequenzen der zweiten lithologischen Einheit an Kustensabchazyklen mit Dolomit Gips Wechselfolgen Die zweite Sequenz besteht aus der Abfolge TST HST die von einer MFS zweigeteilt wird Sie aussert sich lithologisch als Lagunenfazies mit Kalken und Dolomiten fur den TST und siltigen Dolomiten fur den HST der schliesslich in einer deutlichen Regression endet Die dritte Sequenz wird durch die Ingression der kontinentalen Groden Formation markiert die einen LST darstellt Nach Durchlaufen einer Transgressive Surface TS beginnen im anschliessenden TST die Kalk Dolomit Parasequenzen der dritten lithologischen Folge Die Kalk Dolomit Wechsellagen reichen nach einer erneuten MFS auch noch in den folgenden HST zeigen aber hierbei leicht regressive Tendenzen Sie enden in einem 2 Meter machtigen kalkhaltigen Biosparit mit stenohaliner Fauna und Flora Anzeiger fur ein offenes flachmarines Ablagerungsmilieu Der Biosparit eroffnet bereits die vierte Sequenz TST und leitet zu Oospariten des Tesero Members uber Fossilien Bearbeiten nbsp Die Rotalge SolenoporaWie bereits angesprochen finden sich als Fossilien im oberen Abschnitt der Bellerophon Formation neben der fur die Formation namensgebenden Schnecke Bellerophon erhalten als Steinkern verschiedene Bivalven wie Aviculopecten Permophorus Schizodus und Towapteria Brachiopoden wie Comelicania doriphora C haueri Comelicothyris Janiceps Ombonia Orthothetina und Nautiliden mit Germanonautilus Liroceras Paratirolites Tainoceras Tirolonautilus crux und T sebedinus Hinzu gesellen sich diverse Bryozoen Foraminiferen Glomospiriden Milioliden Nodosariiden und Textulariiden wie Agathammina Colaniella Dagmarita Earlandia Geinitzina Globivalvulina Glomospira Hemigordius Nankinella Pachyphloia Paraglobivalvulina gracilis P mira P septulifera und Stipulina Kalkalgen wie beispielsweise Atractyliopsis Gymnocodium Macroporella Mizzia Permocalculus Solenopora Tauridium und Vermiporella sowie Korallen Ophiuriden und Ostrakoden Tektonik BearbeitenDe Bellerophon Formation bildet innerhalb des sudalpinen Schichtpakets eine disharmonische Grenzflache da ihre Gipse diapirartig reagierten Ihr Reichtum an Evaporiten erleichterte uberdies Faltungsvorgange Gleichzeitig wurzeln viele Uberschiebungen in den gipsreichen Partien Alter BearbeitenAbsolute radiometrische Datierungen sind fur die Bellerophon Formation nicht vorhanden Mittlerweile ist jedoch bekannt dass die Perm Trias Grenze nur wenige Meter oberhalb der Bellerophon Formation im Tesero Member der Werfen Formation verlauft 10 Somit endet die Bellerophon Formation kurz vor Abschluss des Changhsingiums bei 251 Millionen Jahren BP Die Anwesenheit des Leitfossils Paratirolites im oberen Abschnitt der Formation deutet ebenfalls auf Changhsingium Vermutlich setzte die Formation bereits im Wuchiapingium ein diese Annahme ist aber nicht abgesichert Vorkommen BearbeitenDie Bellerophon Formation ist in ihrem Vorkommen auf die Sudlichen Kalkalpen des ostlichen Sudalpins beschrankt ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich ab dem ostlichen Etschtal im Westen bis hin nach Karnten Karnische Alpen und nordliche Karawanken und Slowenien Sudliche Karawanken im Osten Ausgewahlte Vorkommen im Einzelnen sind Auronzo Bletterbach Comeglians im Val Degano Dierico im Val Chiarso Fleimstal Gadertal Innichen San Candido Ligosullo im Val Pontaiba Lozzo di Cadore Passo Rolle Paularo Pontebba Val Pontebbana Predilpass Pufels Ravascletto im Valcalda Reppwand am Gartnerkofel Sauris Sutrio im Valcalda TeseroVerwendung Bearbeiten nbsp Gnadenbild der Madonna von Absam in Bellerophonstein an einer Hausfassade in St Ulrich in GrodenDer haufig in Groden vorkommende Bellerophonstein wird von einigen Kunstlern dort fur Steinplastiken verwendet Einzelnachweise Bearbeiten Hornes R Zur Geologie von Sudtirol In Zeitschrift d deutsch Geol Gesellschaft Berlin 1876 Stache G Beitrage zur Fauna der Bellerphonkalke Sudtirols P 1 Cephalopoden und Gastropoden In Jahrbuch K K Geol Reichsanst Band 27 3 Wien 1877 S 272 318 Stache G Beitrage zur Fauna der Bellerphonkalke Sudtirols P 2 Pelecypoden und Brachiopoden In Jahrbuch K K Geol Reichsanst Band 28 1 Wien 1878 S 93 168 Bruno Accordi Contributo alla conoscenza del Permiano medio superiore della zona di Redagno Bolzano In Ann Univ Ferrara Band 3 1958 S 37 47 Renato Posenato Herwig Prinoth Orizzonti a Nautiloidi e a Brachiopodi della Formazione a Bellerophon Permiano Superiore in Val Gardena Dolomiti Geo Alp vol 1 S 71 85 Innsbruck 2004 Seite 74 PDF File Alexander Tollmann Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums Stratigraphie Fauna und Fazies der Nordlichen Kalkalpen Teil II der Monographie der Nordlichen Kalkalpen Verlag Deuticke Wien 1976 ISBN 3 7005 4412 X Seiten 43 und 47 Bosellini A und Hardie L A Depositional theme of a marginal marine evaporite In Sedimentology Band 20 Blackwell Oxford 1973 S 5 27 Commissione Italiana di Stratigrafia Formazione a Bellerophon In Carta geologico d Italia 1 50000 Catalogo delle formazioni S 64 73 Sibylle Noe und Werner Buggisch Sequence Stratigraphy in Late Permian and Lowest Triassic of the Southern Alps Dolomites Northern Italy with Special Regard to the Permian Triassic Boundary In Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 137 Heft 2 Wien 194 S 297 318 Farabegoli E und Perri M C Permian Triassic boundary and Early Triassic of the Bulla section Southern Alps Italy lithostratigraphy facies and conodont biostratigraphy In Giornale di Geologia Ser 3ª 60 Spec Issue ECOS VII Southern Alps Field Trip Bologna 1998 S 292 311 Weblinks BearbeitenCommissione Italiana di Stratigrafia Formazione a Bellerophon PDF ital Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bellerophon Formation amp oldid 214393880