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Die Sequenzstratigraphie ist eine geowissenschaftliche Methode der stratigraphischen Korrelation von Sedimentgesteinen Grundlage der Korrelation sind abrupte Anderungen der sedimentaren Fazies oder markante Schichtflachen die jeweils Umschwunge in der Sedimentationsdynamik innerhalb der verglichenen Sedimentabfolgen widerspiegeln Diese sind wiederum das Ergebnis zyklischer Schwankungen des relativen Meeresspiegels auch Accommodation Space genannt im Verlauf geologischer Zeitraume die sowohl durch globale Meeresspiegelzyklen als auch durch regionale Tektonik Uplift und Subsidenz gesteuert sind Zwar aussern sich Schwankungen des relativen Meeresspiegels unter anderem anhand der Anderung lithologischer Merkmale jedoch werden bei der Sequenzstratigraphie im Unterschied zur Lithostratigraphie nicht Schichten mit denselben lithologischen Merkmalen miteinander korreliert sondern nur solche die wahrscheinlich wahrend derselben Phase eines Zyklus des relativen Meeresspiegels zur Ablagerung kamen Dies erlaubt eine Korrelation auch von Schichten die relativ stark unterschiedlichen Ablagerungsmilieus entstammen z B neritische und pelagische Sedimente Da die Sequenzstratigraphie von nordamerikanischen Geologen entwickelt wurde verfugt sie uber eine englischsprachige Terminologie die auch im deutschen Sprachraum weitgehend angewendet wird Prinzip BearbeitenTraditionell betrachtet die Sequenzstratigraphie vor allem passive Kontinentalrander und Epikontinentalmeere Bei einem Anstieg des relativen Meeresspiegels Transgression verandert sich solch ein Ablagerungssystem in einer Weise dass Sedimente mit denselben faziellen Eigenschaften z B Korngrosse Sedimentstrukturen Fossilfuhrung spiegeln das Ablagerungsmilieu wider weiter landeinwarts d h naher dem Ursprungsort bzw dem Rand des Sedimentbeckens abgelagert werden als zuvor Bei einem Abfall des relativen Meeresspiegels Regression werden Sedimente derselben Fazies weiter seewarts d h naher am Zentrum des Sedimentbeckens abgelagert als zuvor und vormals landwartiger abgelagerte Sedimente werden abgetragen Da Sedimente bzw bestimmte sedimentare Fazies die zu einem bestimmten Zeitpunkt nebeneinander in lateraler Abfolge vorkommen in geologischen Zeitraumen auch ubereinander in vertikaler Abfolge vorkommen Walther sche Faziesregel konnen in einem beliebigen vertikalen Profil Sedimentationstrends bzw die Bewegungen des relativen Meeresspiegels regressiv oder transgressiv in der geologischen Vergangenheit bestimmt werden Diese Trends weisen zyklische Muster auf die das Grundgerust der Sequenzstratigraphie bilden Die kleinste Einheit der Sequenzstratigraphie ist die Parasequenz Sie entspricht einem regressiven Kleinzyklus einem sogenannten Zyklus 4 oder 5 Ordnung reprasentiert durch einen Schichtenstapel mit regressiver Tendenz Begrenzt wird eine Parasequenz durch sogenannte Flooding Surfaces Eine Flooding Surface ist definiert als Schichtflache oberhalb derer sich stets Ablagerungen befinden die einer seewartigeren in tieferem Wasser abgelagerten Fazies entsprechen als die Ablagerungen unterhalb wobei die Walther sche Faziesregel nicht angewendet werden kann d h die Ablagerungen ober und unterhalb der Flooding Surface entstammen keinen unmittelbar lateral benachbarten Ablagerungsmilieus Abfolgen von Parasequenzen bilden Parasequenz Sets Letztere weisen ein bestimmtes Stapelungsmuster stacking pattern auf wobei Progradation entspricht einem regressiven Trend Retrogradation entspricht einem transgressiven Trend und Aggradation entspricht einem konstanten relativen Meeresspiegel unterschieden werden Eine Sequenz die namensgebende Einheit der Sequenzstratigraphie entspricht einem grosseren Zyklus einem sogenannten Zyklus 3 Ordnung und besteht aus einer Abfolge von Parasequenz Sets die auf bis zu vier sogenannte Systems Tracts entfallen die jeweils aus wenigstens einem Parasequenz Set bestehen und fur die jeweils ein bestimmtes Stapelungsmuster kennzeichnend ist Begrenzt werden die Systems Tracts durch besonders markante Flooding Surfaces Die Sequenz selbst wird begrenzt durch sogenannte Sequence Boundarys Die Zugehorigkeit eines Parasequenz Sets zu einem der vier Systems Tracts hangt von dessen Stapelungsmuster ab das sowohl den Sedimentationstrend transgressiv vs regressiv als auch die Geschwindigkeit der Anderung des relativen Meeresspiegels wahrend ihrer Ablagerung widerspiegelt Beide Faktoren haben unmittelbaren Einfluss auf die Sedimentationsdynamik und sind daher von besonderer Bedeutung fur die Sequenzstratigraphie Die vier Systems Tracts die innerhalb einer Sequenz unterschieden werden konnen sind wie folgt charakterisiert Highstand Systems Tract HST reprasentiert einen allgemein hohen aber nur langsam ansteigenden oder stagnierenden relativen Meeresspiegel Stapelungsmuster aggradational progradational Entsprechende Ablagerungen treten beckenweit auf Hangendgrenze ist die Sequence Boundary die immer durch einen ausgepragten Fazieskontrast hin zu einer deutlich seewartigeren Fazies gekennzeichnet ist wobei die auflagernde von der unterlagernden Fazies entweder durch eine Schichtlucke getrennt ist oder aber in beckenwartigen Bereichen die Grenze als sogenannte correlative conformity ausgebildet ist Falling Stage Systems Tract FSST reprasentiert einen fallenden Meeresspiegel Stapelungsmuster progradational downstepping Entsprechende Ablagerungen treten ausschliesslich in beckenwartigen Bereichen auf oder konnen ganz fehlen Lowstand Systems Tract LST reprasentiert einen allgemein niedrigen aber langsam ansteigenden relativen Meeresspiegel Stapelungsmuster progradational aggradational Entsprechende Ablagerungen treten vorwiegend in beckenwartigen Bereichen auf Hangendgrenze ist die Transgressive Surface gekennzeichnet durch das Auflagern retrogradationaler Parasequenz Sets Transgressive Systems Tract TST reprasentiert einen schnell ansteigenden relativen Meeresspiegel Stapelungsmuster retrogradational Entsprechende Ablagerungen treten beckenweit auf Hangendgrenze ist die Maximum Flooding Surface eine durch die Effekte von Mangelsedimentation gekennzeichnete Schichtflache Alle Flooding Surfaces sind sogenannte isochrone Flachen das heisst sie sind zeitgleich entstanden und konnen daher zur stratigraphischen Korrelation genutzt werden auch wenn die Sedimentabfolge in der sie auftreten an verschiedenen Orten innerhalb des Sedimentbeckens lithologisch jeweils unterschiedlich aufgebaut ist Literatur BearbeitenOctavian Catuneanu Principles of Sequence Stratigraphy Elsevier Amsterdam u a 2006 ISBN 0 444 51568 2 Angela L Coe Hrsg The Sedimentary Record of Sea Level Change Cambridge University Press Cambridge 2003 ISBN 0 521 53842 4 Reprint with corrections ebenda 2005 Andreas Schafer Klastische Sedimente Fazies und Sequenzstratigraphie Elsevier Spektrum Akademischer Verlag Munchen u a 2004 ISBN 3 8274 1351 6 Weblinks BearbeitenAn Online Guide to Sequence Stratigraphy Arbeitsgruppe Stratigraphie des Geologie Instituts der University of Georgia englisch Sequence Stratigraphy SEPM Strata Stratigraphie Seiten der Society for Sedimentary Geology SEPM englisch Hartmut Seyfried und Reinhold Leinfelder Meeresspiegelschwankungen Ursachen Folgen Wechselwirkungen Teil 2 Memento vom 7 Dezember 2010 im Internet Archive Universitat StuttgartNormdaten Sachbegriff GND 4415907 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sequenzstratigraphie amp oldid 195546231