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Evaporit lateinisch evaporo ausdampfen ausdunsten bezeichnet ein chemisches Sedimentgestein das sich in aridem Klima in Meeres oder Seebecken durch Ausfallung aufgrund einer verdunstungsbedingten Ubersattigung des Wassers an gelosten Mineralen bildet Sedimentabfolgen die entweder einen hohen Anteil an Evaporiten besitzen oder fast ausschliesslich aus Evaporiten bestehen werden auch als Salinar bezeichnet Ein salzumkrustetes Geroll vom Toten Meer Israel einem kleinen rezenten EvaporitbeckenEvaporitgesteine bestehen aus den sogenannten Evaporitmineralen bei denen es sich um relativ leicht losliche Verbindungen aus den Mineralklassen der Halogenide und Sulfate handelt Die haufigsten Evaporitminerale sind Gips bzw Anhydrit beides Kalziumsulfat und Halit Natriumchlorid Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Vorkommen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntstehung Bearbeiten nbsp Schichten aus Fasergips in oberpermischen terrestrischen Rotsedimenten Panhandle Texas nbsp Sylvinitprobe aus blauem Halit mit weisslichen und rotlichen Halit und oder Sylvin Einsprenglingen aus dem Uralkali Bergwerk SKRU 2 in Solikamsk Region Perm Russland Bei fortschreitender Eindampfung eines Meeres oder Seebeckens werden die Minerale in Reihenfolge ihrer Loslichkeit beginnend mit den am schwersten loslichen Mineralen ausgefallt Sie bilden dann eine Abfolge die als Eindampfungs oder Salinarzyklus bezeichnet wird Das Gestein aus dem am schwersten loslichen Mineral bildet dabei im Idealfall die Basis eines Zyklus und das Gestein aus den am leichtesten loslichen Mineralen bildet den oberen Abschluss engl Top eines Zyklus Bei noch relativ geringer Konzentration fallen die Karbonate aus und bilden Kalkstein der nachtraglich oft in Dolomit umgewandelt worden ist Da jedoch uber die jungere Erdgeschichte hinweg und weltweit gesehen die meisten Kalksteine nicht durch Ausfallung aus ubersattigter Losung entstehen sondern direkt oder indirekt biogenen Ursprunges sind zahlt Kalkstein bzw Dolomit nicht zu den Evaporiten im eigentlichen Sinn sondern bildet innerhalb der chemischen Sedimente eine eigene Gesteinsfamilie In einem am Beginn eines Eindampfungszyklus stehenden Evaporitbecken ist die Karbonatbildung vermutlich zunachst noch vorwiegend biogen und wird dann durch die zunehmend lebensfeindlicher werdenden Bedingungen von abiogener Ausfallung verdrangt Das erste richtige Evaporitgestein das sich bei zunehmender Konzentration auf das ca 3 5 fache normalsalzigen Meerwassers konzentriert in rund 25 der ursprunglichen Wassermenge bildet ist Gips Werden diese Gipsablagerungen spater in grossere Tiefe versenkt verliert der Gips sein Kristallwasser und wird in Anhydrit umgewandelt Unter extremen klimatischen Bedingungen kann Anhydrit aber auch direkt ausgefallt werden Das weitgehend monomineralische Sedimentgestein wird Gipsgestein oder Gipsit bzw Anhydritgestein oder Anhydritit genannt Als nachstes fallt Halit aus Konzentration auf das ca 10 fache konzentriert in rund 10 der ursprunglichen Wassermenge Das entsprechende weitgehend monomineralische Sedimentgestein wird Halitit genannt Zuletzt ab einer Konzentration auf mehr als das 100 fache konzentriert in weniger als 1 der ursprunglichen Wassermenge fallen die Kalium und Magnesiumsalze aus u a Carnallit Sylvin Kainit Diese werden auch Kalisalze Edelsalze oder weil sie vor der Entdeckung dass sie hervorragend fur die Dungemittelherstellung geeignet sind nicht gefordert sondern auf die Abraumhalde gekippt wurden Abraumsalze genannt 1 Die entsprechenden Gesteine heissen je nach dominierendem Edelsalzmineral u a Sylvinit oder Carnallitit und werden bergmannisch unter der Bezeichnung Kalisalz zusammengefasst Im Regelfall ist ein Eindampfungszyklus aber nicht ideal aufgebaut sondern weist neben progressiven Schichtenfolgen auch rezessive Schichtenfolgen auf d h dass Evaporite aus schwerer loslichen Mineralen bisweilen Evaporite aus leichter loslichen Mineralen uberlagern Oft sind die Eindampfungszyklen nicht vollstandig sondern enden bereits in der Halit oder Gipsphase weil das Meer bzw der See durch periodische Zufuhr von normalsalzigem Wasser oder Susswasser nie ein Konzentrationsniveau erreichte das zur Ausfallung von Edelsalzen notwendig ist Da die Loslichkeitsprodukte von Kalzit Gips Halit und Edelsalzen relativ weit auseinander liegen fallen diese Minerale nur in jeweils einem engen Konzentrationsfenster zusammen aus wobei nur Kalkstein und Gips Gips und Halit sowie Halit und Edelsalze zusammen ausfallen nie aber Kalkstein und Halit oder Gips und Edelsalze da bereits alles Karbonat bzw Gips gefallt ist bevor Natriumchlorid bzw die Edelsalze beginnen auszufallen Dass Evaporite aus ubersattigtem Meerwasser ausfallen macht man sich in Meerwassersalinen zur Gewinnung von Meersalz zunutze indem man das Wasser dort in flache Becken pumpt und mit Hilfe der Sonneneinstrahlung verdunsten lasst Vorkommen BearbeitenEvaporitserien sind im Vergleich zu Kalksteinserien oder siliziklastischen Abfolgen eher selten in der geologischen Uberlieferung Die bedeutendste Salinarserie in Mitteleuropa ist die Zechsteinserie des oberen Perms Weitere Salinarserien in Mitteleuropa finden sich im Oberen Buntsandstein Rot Salinar im Mittleren Muschelkalk im mittleren Keuper Gipskeuper und im Eozan und Oligozan des Oberrheingrabens Auch das Oberperm von Oklahoma und Texas sowie des westlichen Ural Vorlandbeckens Pra Ural in Russland fuhrt machtige Evaporitfolgen Im Untergrund des Mittelmeeres liegen relativ junge Vorkommen die auf die sogenannte Messinische Salinitatskrise MSC im jungsten Miozan zuruckgehen Messinische Evaporite Literatur BearbeitenRudolf Hohl Hrsg Die Entwicklungsgeschichte der Erde 6 Auflage Werner Dausien Verlag Hanau 1985 ISBN 3 7684 6526 8 S 483 ff Wolf von Engelhardt Hans Fuchtbauer German Muller Sediment Petrologie Band 2 Hans Fuchtbauer Hrsg Sedimente und Sedimentgesteine 4 ganzlich neubearbeitete Auflage Schweizerbart Stuttgart 1988 ISBN 3 510 65138 3 John K Warren Evaporites Sediments Resources and Hydrocarbons Springer Berlin Heidelberg New York 2006 ISBN 3 540 26011 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evaporite Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Niels Bjerrum Kurzes Lehrbuch der Anorganischen Chemie Springer Berlin Heidelberg 1933 ISBN 978 3 642 89291 2 Nachdruck doi 10 1007 978 3 642 91147 7 4 Kap Die Leichtmetalle S 249 Normdaten Sachbegriff GND 4153272 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evaporit amp oldid 228047338