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Die Belagerung der Marienburg war eine kriegerische Auseinandersetzung um den Besitz der Ordensburg Marienburg im heutigen Malbork nach der vernichtenden Niederlage des Heeres des Deutschen Ordens gegen das vereinigte polnisch litauische Heer in der Schlacht bei Tannenberg Die Belagerung der Burg die von wenigen Teilkraften unter dem Komtur Heinrich von Plauen verteidigt wurde durch polnische und litauische Truppen dauerte vom 26 Juli 1410 bis zum 19 September 1410 Dem Deutschen Orden gelang es die Festung zu halten Die reprasentativ ausgebaute Marienburg war von 1309 bis 1454 Sitz der Hochmeister und war somit administratives Zentrum und galt als Symbol der Landesherrschaft des Deutschen Ordens Belagerung der Marienburg 1410 Teil von Litauerkriege des Deutschen OrdensDie Marienburg 2010 Datum 26 Juli 1410 bis 19 September 1410Ort Marienburg im heutigen Malbork Polen Ausgang Belagerung gescheitertKonfliktparteienGrossfurstentum Litauen Konigreich Polen Deutscher OrdenBefehlshaberWladyslaw II Jagiello Vytautas Heinrich der Altere von PlauenTruppenstarke26 000 Mann davon 15 000 Polen11 000 Litauer 4 000 5 000 Mann Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Belagerung der Marienburg 26 Juli 1410 19 September 1410 3 Folgen der Belagerung 4 Legenden 5 Zeitgenossische Chroniken 6 Literatur 7 Belletristik 8 Einzelnachweise 9 WeblinksVorgeschichte BearbeitenNach der Niederlage des Ordens bei Tannenberg 1410 gegen ein polnisch litauisches Heer in dessen Folge das Ordensheer fast vollstandig vernichtet wurde und zudem der Hochmeister Ulrich von Jungingen fiel flohen Teile des verbliebenen Restes des Ordensheeres in ihre Hauptfestung die Marienburg Die polnischen und litauischen Truppen unter Oberbefehl des polnischen Konigs Jagiello insgesamt 26 000 Mann 15 000 Polen und 11 000 Litauer verbrachten nach der Schlacht bei Tannenberg noch zwei Tage auf dem Schlachtfeld um die zerstreuten Truppen zu sammeln Erst am dritten Tag nach der Schlacht marschierte das polnisch litauische Heer schliesslich in Richtung Marienburg wobei es fur die 70 km lange Strecke zur Marienburg sechs Tage benotigte Diese unterdurchschnittliche Marschzeit ist umso erstaunlicher da sich die auf der Marschroute befindlichen Ordensburgen Hohenstein Osterode Mohrungen und Christburg ausnahmslos kampflos ergaben und das polnisch litauische Heer auf keinen nennenswerten Widerstand traf Heinrich von Plauen der Komtur von Schwetz vom gefallenen Hochmeister mit einer Reserve von 2 000 bis 3 000 Mann zur Verteidigung des Weichselubergangs bei Schwetz und zur militarischen Unterstutzung des Vogtes der Neumark Michael Kuchmeister von Sternberg betraut zog unterdessen unverzuglich zur Marienburg und erreichte sie noch vor dem polnisch litauischen Heer Zwar war Werner von Tettlingen als Grossspittler der letzte verbliebene Grossgebietiger des Ordens jedoch war er bereits sehr betagt und hatte sich nach der Schlacht bei Tannenberg in seine Residenz Elbing zuruckgezogen So wahlten die in der Ordensburg verbliebenen Ordensritter den tatkraftigen Heinrich von Plauen zum Statthalter des Hochmeisters Ungeachtet der Formalitaten begann er unverzuglich nach seinem Eintreffen mit den Vorbereitungen zur Verteidigung der Burg Die vor den Mauern der Festung gelegene Stadt Marienburg konnte nicht verteidigt werden und hatte den polnisch litauischen Truppen Unterkunft und einen hervorragend gedeckten Aufstellplatz fur ihre Belagerungsmaschinen geboten Um ein besseres Schussfeld auf sich nahernde Angreifer zu erhalten wurde die gesamte Stadt Marienburg kurzerhand niedergebrannt Die ortsansassige Bevolkerung wurde grosstenteils provisorisch im weitraumigen Vorhof der Burg untergebracht Es wurde versucht die Ressourcen des Umlandes an Vorraten und Vieh in die Mauern der Marienburg zu bringen Die Brucke uber die Nogat musste abgerissen werden weil der Bruckenkopf am anderen Ufer nicht verteidigt werden konnte Die mit Heinrich von Plauen bereits eingetroffenen Truppen wurden durch Verstarkungen aus dem noch nicht besetzten Ordensland Uberlebende der Schlacht circa 1 500 Mann und 400 zuziehende Seeleute aus der Stadt Danzig mit Harnischen und Handwaffen ausgerustet verstarkt So befanden sich zu Beginn der Belagerung neben den gefluchteten Bewohnern des Umlandes etwa 4 000 bis 5 000 Mann kampfkraftiger Truppen in der Burg Die ursprunglich auf der Burg vorhandenen Steinbuchsen waren auf Befehl Ulrichs von Jungingen nachtraglich ins Feldlager bei Kauernick am Fluss Dwerenz gebracht worden Sie fielen bei Tannenberg in die Hande des polnisch litauischen Heeres Das Fehlen von Artillerie sollte sich als taktischer Nachteil fur die Verteidiger erweisen Belagerung der Marienburg 26 Juli 1410 19 September 1410 Bearbeiten nbsp Karte des Feldzugs 1410 mit dem entscheidenden Treffen bei Tannenberg sowie der Belagerung der MarienburgAm 26 Juli 1410 erschienen die ersten Vorausabteilungen des polnisch litauischen Heeres vor der Marienburg Nach der Ubergabe des Leichnams des bei Tannenberg gefallenen Hochmeisters Ulrich von Jungingen wurde die Burg eingeschlossen und beschossen Die Belagerer verwendeten unter anderem in der Schlacht erbeutete Steinbuchsen des Ordens Die Belagerten unternahmen jedoch haufige Ausfalle die den Belagerern schwere Verluste zufugten Dennoch verscharfte sich die Lage der Verteidiger und die Moral der bisher weitgehend auf sich gestellten und isolierten Burgbesatzung sank Als Heinrich von Plauen erfuhr dass der Orden nur noch im Besitz der Burgen Rheden Danzig Schwetz Schlochau Balga Brandenburg Konigsberg und der Burgen ostlich von Konigsberg war wollte er nicht zuletzt auf Druck der eigenen Ordensritter Friedensverhandlungen mit weitgehenden Zugestandnissen an seine Kontrahenten beginnen Jagiello forderte jedoch die Ubergabe der Burg als Hauptbedingung fur Friedensverhandlungen Eine Aufgabe des Haupthauses des Ordens war aber mit einer bedingungslosen Kapitulation gleichzusetzen was dem Statthalter inakzeptabel erschien Daraufhin brach Heinrich die Verhandlungen ab Taktisch wurde die Belagerung durch die Polen und Litauer ausgesprochen nachlassig gehandhabt und die Kommunikation des Ordens nach aussen nicht unterbunden So gelang es einem alteren Priester 30 000 ungarische Dukaten aus der Marienburg zu schmuggeln um Soldner anzuheuern Mit fortschreitender Dauer der Belagerungskampfe verschlechterte sich die Lage fur die Belagerer deutlich So breiteten sich in der druckenden Sommerhitze Seuchen und Ungeziefer aus Ausserdem wurden Lebensmittel und Futter knapp Mit dem Eingang eines Schreibens des livlandischen Ordensmarschalls anderte sich die strategische Lagebeurteilung zugunsten des Ordens was sich nachhaltig auf die Moral der Verteidiger auswirkte Ein livlandisches Heer zum Entsatz der Marienburg stand bereits bei Konigsberg Heinrich von Plauen erreichte eine weitere Depesche deren Absender Konig Sigismund von Ungarn spater Kaiser des Heiligen Romischen Reiches die Ordensleute zum Durchhalten aufforderte und zudem militarische Unterstutzung zusagte Heinrich von Plauen liess den Brief des Konigs unter Fanfarenklangen vor angetretener Mannschaft verlesen Der polnische Konig Jagiello befahl indes dem litauischen Grossfursten Vytautas dem livlandischen Heer mit seinen litauischen Truppen entgegenzuziehen Als dieser jedoch erkannte dass bereits das gesamte nordliche Preussen unter Waffen stunde kehrte seine Streitmacht zum Hauptheer der Polen vor der Marienburg zuruck Die Lage wurde fur die Belagerer nun kritisch Aufgrund von Fahnenflucht Krankheiten und der Kampfhandlungen lichteten sich die Reihen des polnisch litauischen Heeres Das livlandische Entsatzheer erreichte das Ermland und war damit nur noch wenige Tagesmarsche von der Marienburg entfernt Die Soldner im Belagerungsheer waren wegen des ausbleibenden Soldes unzufrieden und aus dem Westen ruckten Soldnerabteilungen des Ordens aus Pommern und der Mark in Richtung der Marienburg vor Wegen der unhaltbaren Zustande und der fortgeschrittenen Jahreszeit ruckte Vytautas schliesslich eigenmachtig mit seinen Truppen nach Litauen ab wenige Tage spater folgte der Herzog von Masowien seinem Beispiel Als die Nachricht vom Einfall von Streifscharen des ungarischen Konigs ins sudliche Polen eintraf hob der polnische Konig die Belagerung auf Am 19 September 1410 zogen sich die Belagerer zuruck Die durch den Beschuss schwer beschadigte Burg hatte standgehalten Folgen der Belagerung BearbeitenDie erfolgreiche Verteidigung der Marienburg war kurz und mittelfristig betrachtet ein Sieg fur den Orden doch auf lange Sicht hatte die schwere Niederlage bei Tannenberg bereits das Ende des Ordensstaates eingeleitet Innerhalb von 14 Tagen gelang es dem Ordensheer fast das gesamte Ordensland erneut zu besetzen und die von Polen und Litauern eingenommenen Burgen schnell wiederzuerobern Am 9 November 1410 wurde der erfolgreiche Verteidiger des Haupthauses Heinrich von Plauen zum Hochmeister gewahlt Am 1 Februar 1411 beendete Heinrich von Plauen im Ersten Frieden von Thorn den Krieg mit Polen Der Orden musste dabei Gebiete abtreten Gewichtiger waren jedoch die hohen Kriegsentschadigungen Diese zwangen Heinrich zu Steuererhohungen Durch die neuen Lasten und wegen des Risikos eines weiteren von Heinrich angestrebten Krieges wuchs die Opposition sowohl der Landstande als auch innerhalb der Korporation des Ordens 1413 wurde er als Hochmeister abgesetzt des Hochverrats beschuldigt und mit seinem Bruder dem Komtur von Danzig inhaftiert wo er ein Jahrzehnt in Haft blieb Nach einer weiteren Belagerung der Marienburg im Verlauf des Dreizehnjahrigen Krieges im Jahre 1454 musste der Hochmeister Ludwig von Erlichshausen da er sich in eklatanten finanziellen Schwierigkeiten befand die Burg 1455 an seine unbezahlten Soldner verpfanden Diese verkauften sie dann direkt an den polnischen Konig womit die Prasenz des Deutschen Ordens in seinem ehemaligen Haupthaus endete nbsp Die Ordensburg Marienburg in der GegenwartLegenden Bearbeiten nbsp Fiktive Darstellung der Beschiessung durch polnisch litauische ArtillerieWahrend der Belagerung soll eine Steinbuchse der Belagerer auf den Remter des Hochschlosses abgeschossen worden sein wo sich die Ordensritter zu diesem Zeitpunkt zur Beratung versammelten Das Projektil auf den einzig tragenden Pfeiler gezielt verfehlte ihn und blieb in der Ziegelkonstruktion der Wand stecken wo es sich noch heute befindet Eine auf das acht Meter grosse Marienbild in der Sudfassade gerichtete Steinbuchse soll beim Abfeuern explodiert sein und der Frevel an der Mutter Gottes an dem dabei schwer verletzten Stuckmeister mit Blindheit bestraft worden sein Zeitgenossische Chroniken BearbeitenJan Dlugosz Annales seu Cronicae incliti Regni Poloniae Chronik Polens um 1445 1480 Johann von Posilge Chronik des Landes Preussen fertiggestellt um 1418 Unbekannter Verfasser Cronica conflictus Wladislai regis Poloniae cum cruciferis Anno Christi 1410 Link Z Celichowski Poznan 1911Literatur BearbeitenSven Ekdahl Die Schlacht bei Tannenberg 1410 Band 1 Berliner Historische Studien Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 05243 9 Stephen Turnbull Tannenberg 1410 Campaign 122 Osprey Publishing Oxford 2003 ISBN 1 84176 561 9 Wolfgang Sonthofen Der Deutsche Orden Weltbild Augsburg 1995 ISBN 3 89350 713 2 Dieter Zimmerling Der Deutsche Ritterorden Econ Munchen 1998 ISBN 3 430 19959 X William Urban Teutonic Knights A Military History Greenhill Books London 2003 ISBN 1 85367 535 0 Rezension Belletristik BearbeitenErnst Wichert Heinrich von Plauen Historischer Roman aus dem deutschen Osten Schild Verlag Munchen 1959 2 Bde Nachdruck der Ausgabe der Deutschen Buch Gemeinschaft Berlin 1881 1 Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Wichert Heinrich von Plauen im Projekt Gutenberg DEWeblinks Bearbeitenalljahrliche Schlachtnachstellung durch Historiendarsteller internationale re enactment Veranstaltung Darstellung einer Lanze des Deutschen Ordens gegen 1410 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung der Marienburg 1410 amp oldid 209872881