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Die evangelische Barfusserkirche in der Altstadt von Augsburg wurde im 13 Jahrhundert von den Franziskanern Barfussern erbaut Nach ihrer weitgehenden Zerstorung im Zweiten Weltkrieg wurde sie in Teilen vereinfacht wiederaufgebaut Der hauptsachlich noch aus dem ehemaligen Chor bestehende turmlose Kirchenbau ragt aus dem Gewirr der engen Gassen und einfachen Giebelhauser heraus und wirkt in seiner strengen Form gerade und akkurat Barfusserkirche Blick zum Chor aus NordostenDie Barfusserkirche ist die Taufkirche von Bertolt Brecht und ist heute ein Baudenkmal im Augsburger Stadtbezirk Lechviertel ostliches Ulrichsviertel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und Vorgangerbauten 1 2 Reformation und Barockzeit 1 3 19 und 20 Jahrhundert 1 4 Zerstorung und Wiederaufbau 2 Ausstattung 2 1 Orgel 3 Pastoren bis zum 19 Jahrhundert 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und Vorgangerbauten Bearbeiten nbsp Ein Teil des Kreuzgangs in der BarfusserkircheIm Jahr 1243 wurde die Barfusserkirche von Brudern des 1210 gegrundeten Franziskanerordens inmitten des Augsburger Lechviertels neben dem Barfussertor als kleine Kirche errichtet Die Franziskaner waren auf dem grossen Mattenkapitel des Ordens an Pfingsten 1221 an der Portiuncula Kapelle in Assisi von Franz von Assisi nach Deutschland gesandt worden und erreichten uber Trient Bozen und Brixen am 16 Oktober 1221 Augsburg wo sie das Franziskanerkloster Augsburg das erste Franziskanerkloster in Deutschland errichteten 1 1244 wurde der Kirche neben dem Patrozionium des heiligen Jakobus des Alteren das Patrozinium der heiligen Jungfrau Maria verliehen Fur einen Raum zur Erweiterung der Kirche verkaufte 1265 der Dompropst Ludwig Graf von Helfenstein mit Einwilligung des Domkapitels und des Magistrats den Franziskanern zwei Hauser bei der Stadtmauer Den romanischen Nachfolgebau aus dem Jahr 1265 vernichtete ein Brand im Jahr 1398 Von 1407 bis 1411 wurde die Barfusserkirche als dreischiffige Basilika mit einschiffigem Chor ohne Chorumgang im Stil der Gotik auf den alten Grundmauern wiederaufgebaut Einen Turm hatte die Kirche nie lediglich einen Dachreiter Die Alexiuskapelle wurde von Ulrich Rehlinger einem Augsburger Patrizier gestiftet Die Einweihung erfolgte am 23 August 1411 durch Bischof Friedrich Wilhelm Wiedenholzer Reformation und Barockzeit Bearbeiten nbsp Das Kircheninnere im 18 Jahrhundert nbsp Die fruhere Orgel seit 1757 in der Pfarrkirche St Martin in GabelbachIn der Reformationszeit traten die Barfusser Bruder ihr Kloster an den Magistrat ab und verliessen die Stadt 1524 wurde in der Barfusserkirche eine erste evangelische Predigt gehalten 1535 nach Auflosung des Franziskanerklosters wurde die Kirche zum ersten evangelischen Gotteshaus in Augsburg 2 Anstelle des Klosters liess der Magistrat ein Gebaude errichten in dem 1543 bis 1548 die St Jakobs Pfrunde verlegt wurde Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges war die Kirche in Besitz der Katholiken bis sie am 13 Februar 1649 formlich den Protestanten ubergeben wurde Am 17 Februar 1649 raumten die Barfusser endgultig das Kloster 3 Die erste urkundliche Erwahnung der Orgel von Marx Gunzer geht auf das Jahr 1609 zuruck Sie wurde fur 150 Jahre in der Barfusserkirche gespielt bevor man sie fur die 200 Jahr Feier des Augsburger Religionsfriedens 1755 durch eine neue ersetzen wollte und sie deshalb abgebaut und nach Gabelbach verkauft hat 4 wo sie 2016 restauriert erhalten geblieben ist 5 Sie gilt als die alteste bekannte Orgel im suddeutschen Raum 6 Von 1724 bis 1760 erfolgte die Umgestaltung nach spatbarockem Zeitgeschmack Im Zuge der Umgestaltung wurde 1750 auch die Kanzel von Christoph Friedrich Rudolph geschaffen 1757 erfolgte der Einbau der von Johann Andreas Stein geschaffenen Prunkorgel 1777 spielte Wolfgang Amade Mozart bei seiner Stadtereise 1777 1781 an diesem Instrument das Stein ohne Kurze Oktave errichtet hatte und meinte 7 Auf dieser neuen Orgel von J A Stein spielte im Oktober 1777 Wolfgang Amadeus Mozart wie aus einem Brief an seinem Vater zu entnehmen ist 8 wir kamen auf den Chor ich fieng zu Praeludiren an da lachte er Johann Andreas Stein schon dann eine fuge das glaube ich sagte er dass sie gerne orgl spiellen wen man so spiellt vom anfang war mir das Pedal ein wenig fremd weill es nicht gebrochen war es fing c an dann d e in einer reihe Bey uns ist aber D und E oben wie hier Eb und f ich kam aber gleich drein 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Anfang des 19 Jahrhunderts war die Kirche der Anna Magdalena von Greif schen Wohltatigkeitsstiftung 700 Gulden Fundationskaptital schuldig Das damalige Kirchenvermogen bestand aus Aktivkapitalien einem Pfarrhaus neben funfzehn an die Kirche angebauten Kaufladen und einem Messnerhaus in einem Gesamtwert von 30 053 fl 1825 wurden das benachbarte Barfussertor und die Alexiuskapelle abgebrochen Im Zuge der Erneuerung erhielt die Kirche 1886 bunte Bleiglasfenster funf Fenster im Chor drei Fenster rechts und drei Fenster links der Kanzel Fur die Auswahl und Zusammenstellung war der damalige Pfarrer Doderlein zustandig 9 Die Stein Orgel wurde im Lauf der Zeit aufgrund des sich andernden Zeitgeschmacks mehrfach umgebaut Albert Schweitzer spielte am 31 Mai 1929 ebenfalls ein Konzert nachdem das Instrument durch den Orgelbauer Walcker zu jener Zeit wieder von dem Ideal der Barockmusik inspiriert abermals verandert worden war und dann uber 63 Register verfugte 10 Zerstorung und Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Blick in den Kirchenraum Richtung AltarIm Zweiten Weltkrieg wurde die Barfusserkirche bei den britischen Luftangriffen vom 25 auf den 26 Februar 1944 bis auf die Aussenmauern des Chors zerstort Die komplette Inneneinrichtung darunter die geschnitzte Kanzel und die Prunkorgel ging in den Flammen verloren Bis zum Jahr 1951 wurde die Kirche in vereinfachter Form wiederaufgebaut An der Stelle des hinteren Kirchenschiffs das nicht wieder aufgebaut wurde befindet sich heute ein Innenhof 2013 wurde durch Zufall ein Teil des verloren geglaubten Barfusser Archivs mit historischen Dokumenten in einem alten Schrank auf dem Dachboden wiederentdeckt Es galt seit 1944 als verschollen 11 Ausstattung Bearbeiten nbsp Die Taufe Christi von Johann Heiss nbsp Christkind von Georg Petel 1631 1632Das grossflachige Gemalde Die Taufe Christi von Johann Heiss stammt aus den Jahren zwischen 1680 und 1690 Zusammen mit dem Altarbild Das letzte Abendmahl von Gottfried Eichler aus dem Jahr 1730 schmuckt es noch heute das ansonsten schlichte Innere der Barfusserkirche Matthaus Gundelach Abraham Synacher und Andreas Loscher gestalteten die Emporenbilder Das Kruzifix und das Christkind wurden vom Augsburger Georg Petel in den Jahren 1631 und 1632 geschaffen 12 Das von Peter Laire geschenkte Chorgitter fertigte bis 1760 der Kunstschlosser Johann Samuel Birkenfeld Orgel Bearbeiten nbsp Rieger OrgelDie heutige Orgel wurde 1958 durch die osterreichische Werkstatt Rieger errichtet Sie hat 35 Register auf drei Manualen und Pedal Die Disposition lautet 10 I KronwerkRohrgedackt 8 Salicional 8 Principal 4 Koppelflote 4 Blockflote 2 Quintlein 1 1 3 None 8 9 Sesquialter IIScharf IV 1 Tremulant II HauptwerkQuintade 16 Principal 8 Spitzflote 8 Weitoctav 4 Nasat 2 2 3 Superoctav 2 Mixtur VI 1 1 3 Trompete 8 Clairon 4 Cymbelstern III BrustwerkHolzgedackt 8 Rohrflote 4 Principal 2 Sifflote 1 Cymbel III 1 2 Regal 16 Krummhorn 8 Tremulant PedalPrincipal 16 Subbass 16 Octavbass 8 Subbass 8 Pommer 4 Rohrpfeife 2 Choralbass III 4 Rauschwerk IV 2 2 3 Posaune 16 Trompete 8 Bemerkungen Schleifladen mechanische Spiel und elektrische RegistertrakturKoppeln I P II P III P III II III I II ISpielhilfen 6 Setzerkombinationen nbsp Die Tur im Chorgitter von Johann Samuel Birkenfeld nbsp Taufstein nbsp Grabstein nbsp Das letzte Abendmahl von Nicola GrassiPastoren bis zum 19 Jahrhundert Bearbeiten1522 Johann Schilling 1524 Michael Cellarius 1548 1551 Hieronymus Hartel 1552 Leonhard Beschel 1567 1560 Johannes Rein 1571 1571 Christoph Neuberger 1598 1586 Jakob Striem 1587 Johannes Rosslin 1580 Bartholomaus Reulich Senior 1626 1625 Wolfgang Jakob Christmann 1631 1632 Christoph Ehinger 1633 1634 Philipp Weber 1652 1649 Johann Mayer Senior 1656 1656 Philipp Heinrich Weber 1677 1678 Johann Jakob Muller 1706 1707 Johann Philipp Treuner 1722 1717 Gottfried Lomer Senior 1728 1729 Philipp Gottfried Harder 1743 1743 Johann Gottfried Essich 1751 1749 Johann Ulrich Hildebrand 1756 1757 Gottfried Holeissen 1758 1758 Kaspar Kretz 1760 1760 Marc Friedrich Krauss Senior 1772 1772 Karl Friedrich Brucker 1772 1772 Friedrich Daniel Geuder Senior 1805 1805 Johann Daniel Gotthilf Weiler 1805 1806 Gottlieb Tobias Wilhelm 1811 Literatur BearbeitenGerd Geier Red Tradition und Aufbruch Zu den Barfussern Augsburg ein Lesebuch Festschrift zum Barfusserjubilaum 1999 Wissner Augsburg 2005 ISBN 3 89639 509 2 Dorothea Band Markus Johanns Gott zu Lob und Ehren kostbares Altargerat der Barfusserkirche Augsburg Katalog zur Ausstellung im Schaezlerpalais in Kooperation mit den Stadtischen Kunstsammlungen Augsburg 17 April bis 27 Juni 1999 aus Anlass des Barfusserjubilaums Tradition und Aufbruch Wissner Augsburg 2005 ISBN 3 89639 510 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Barfusserkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Baugeschichte Evangelische Gemeinde Zu den Barfussern Augsburg Die Barfusserkirche im Augsburg Wiki Fotos des Kircheninneren vor und nach der ZerstorungEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 19 Das Franziskanerkloster zu den Barfussern PDF 46 kB auf den Webseiten des Hauses der Bayerischen Geschichte Franz Eugen Joseph Anton von Seida und Landensberg Historisch statistische Beschreibung aller Kirchen Schul Erziehungs und Wohlthatigkeitsanstalten in Augsburg Von ihrem Ursprunge an bis auf die neuesten Zeiten 1 Stage 1811 google de abgerufen am 25 April 2021 Die alteste Orgel Suddeutschlands Memento vom 10 Juni 2007 im Internet Archive Pressemitteilung Universitat Augsburg 15 Februar 2006 Franz Korndle Die Geschichte der Gunzer Orgel von 1609 in Gabelbach In Ars Organi Jg 64 2016 4 S 199 202 Manuela Bauer Das Mekka der Orgelfans Abgerufen am 21 Mai 2019 Salzburg Internationale Stiftung Mozarteum Brief Wolfgang Amade Mozarts an seinen Vater Augsburg am 17 Oktober 1777 In Mozart Briefe und Dokumente Online Edition Digitalisat Quelle Ausstellung im Kreuzgang der Kirche Christliches Kunstblatt fur Kirche Schule und Haus Ebner amp Seubert 1894 google de abgerufen am 25 April 2021 a b Orgeldatenbank Bayern online Sensationsfund in der Barfusserkirche Frau findet Jahrhunderte altes Archiv In Augsburger Allgemeine 4 Juni 2013 Andreas Link Augspurgisches Jerusalem Burger Kunstler Pfarrer Evangelische Barockmalerei Deutscher Kunstverlag 2009 ISBN 3 4220 6867 8 Seite 37Normdaten Geografikum GND 4222302 7 lobid OGND AKS 48 3695 10 9009 Koordinaten 48 22 10 2 N 10 54 3 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Barfusserkirche Augsburg amp oldid 238862144