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Bakterielle Infektionskrankheiten sind Erkrankungen die durch das Eindringen und Vermehren von Bakterien in einen Wirtsorganismus verursacht werden konnen wenn der Erreger uber besondere krankmachende Eigenschaften Pathogenitat verfugt oder die Abwehrmechanismen des Wirtes beeintrachtigt sind Die Wechselwirkung zwischen Bakterium und Wirtsorganismus bestimmt das Auftreten und die Schwere einer Infektionskrankheit So vielgestaltig die Gruppe der bakteriellen Erreger ist so zahlreich und unterschiedlich sind auch die hervorgerufenen Erkrankungen bei Tieren und Menschen Nur ein sehr kleiner Teil aller bekannten Bakterienspezies sind tier oder humanpathogen Der uberwiegende Teil der in der Umwelt vorkommenden Bakterien ist apathogen Bakterielle Infektionskrankheiten sind weltweit die haufigste Ursache fur Todesfalle Seit den bakteriologischen Entdeckungen des 19 Jahrhunderts dass Bakterien eine Vielzahl von Erkrankungen bei Menschen und Tieren hervorrufen ist die Vermeidung bakterieller Infektionen durch Hygiene und ihre Behandlung durch Antibiose ein zentrales Problem der Medizin Bis zur Entwicklung spezifischer antibakterieller Therapien und Hygienemassnahmen waren vor allem die klassischen bakteriellen Epidemien wie Pest Diphtherie Cholera oder Fleckfieber als todliche Seuchenzuge gefurchtet Gegenwartig stehen bakterielle Durchfallerkrankungen in Landern mit schlechten hygienischen Bedingungen und nosokomiale Infektionen mit hochresistenten Bakterien in Industrielandern im Vordergrund Behandlung von bakteriellen Geschwuren am Unterschenkel Gemalde von Giovanni Battista Crespi 1610 Bakterielle Infektionskrankheiten von Pflanzen sind bezuglich des Erregerspektrums der Infektionsstrategien Verbreitung und der Abwehrmechanismen von denen der animalen Infektionen sehr verschieden siehe hierzu Pflanzenkrankheit Gleiches gilt auch fur die spezifischen bakteriellen Infektionen bei Gliederfussern wie beispielsweise den Insekten Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung des Begriffes 2 Wechselwirkung zwischen Wirt und bakteriellem Erreger 2 1 Unspezifische Abwehrmechanismen gegen bakterielle Erreger 3 Diagnostik bakterieller Infektionen 3 1 Klinische Diagnostik 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksAbgrenzung des Begriffes BearbeitenDer Begriff der Infektion ist auf das Eindringen und die Vermehrung des Erregers beschrankt Als bakterielle Infektionskrankheit wird hingegen die direkte Schadigung des Wirtes durch den Erreger und die darauf folgenden Abwehrreaktionen des Wirtes bei einer Infektion definiert Eine krankhafte selbstschadigende Abwehrreaktionen des Wirtes nach einer bakteriellen Infektion also nach der Elimination des Erregers wird nicht als bakterielle Infektionskrankheit angesprochen obwohl die Ursache in der ursprunglichen Infektion liegt Diese Folgeerkrankungen bezeichnet man als post oder parainfektiose Syndrome Vermehrt sich das Bakterium dringt jedoch wie beispielsweise bei den meisten Bakterien auf der Haut oder in der Mundhohle nicht in das Gewebe ein so spricht man von bakterieller Besiedelung Dies gilt auch fur Bakterien die als Kommensalen oder Symbionten im Magen Darm Trakt als sogenannte Darmflora vorkommen da der Magen Darm Trakt anatomisch als aussen betrachtet wird Gelangen bei einer solchen Besiedelung schadigende bakterielle Stoffwechselprodukte Exotoxine in den Wirt so ist dies eine bakterielle Intoxikation Umgangssprachlich werden akute bakterielle Infektionskrankheiten der Atemwege auch verkurzt als bakterielle Infekte bezeichnet Wechselwirkung zwischen Wirt und bakteriellem Erreger Bearbeiten nbsp Das Bakterium Salmonella typhimurium auf einer humanen Zellkultur digital eingefarbte TEM Aufnahme Eine Infektionskrankheit entsteht durch die krankheitsauslosenden Eigenschaften eines Erregers und den Reaktionen des Wirtes auf das Eindringen und Vermehren des Erregers Dabei verursacht ein Erreger nicht in jedem Fall eine Erkrankung vielmehr sind Verlauf und Symptome einer bakteriellen Infektionskrankheit das Ergebnis eines sehr komplexen und dynamischen Zusammenspiels zwischen Wirt und Erreger Im Verlauf der Jahrmillionen andauernden Koevolution von beiden entwickelten Wirtsorganismen immer spezifischere Abwehrmechanismen beginnend mit der einfachen Phagozytose des Erregers Aufnahme in die Zelle und Zerstorung durch intrazellularen Verdau mechanische und enzymatische Barrieren Entwicklung eines unspezifischen Abwehrsystems mithilfe von Plasmaproteinen Komplementsystem bis hin zum spezifischen zellularen System der T Lymphozyten und nicht zellularer humoraler spezifischer Antikorper Die bakteriellen Erreger ihrerseits entwickelten immer neue molekulare und biochemische Mechanismen um diese einzelnen Abwehrbarrieren zu unterlaufen Aufgrund der sehr kurzen Generationszeit von Bakterien im Vergleich zu den Wirtsorganismen 20 Minuten bis wenige Stunden im Vergleich zu mehreren Jahren konnen bakterielle Erreger sehr viel schneller Varianten hervorbringen und auf neue Abwehrmechanismen reagieren Diese evolutionaren Mechanismen spielen nicht nur in der stammesgeschichtlichen Evolution eine Rolle sondern auch im Einzelnen Wirtsorganismus im Verlauf einer Infektion Solch eine schnelle Mikroevolution der Bakterienpopulation ist auch ein Grund fur die Entstehung von Resistenzen gegen antibakterielle Therapien Unspezifische Abwehrmechanismen gegen bakterielle Erreger Bearbeiten nbsp Ein peripherer Venenkatheter ist eine haufige Eintrittspforte fur nosokomiale bakterielle InfektionenDie ersten Schritte zur Infektion sind das Anhaften und der Eintritt der bakteriellen Erreger in den Wirtsorganismus Der Eintritt wird durch anatomische Barrieren wie die intakte Haut verhindert daher konnen Verletzungen der Haut beispielsweise durch Schnittwunden Verbrennungen oder medizinische Eingriffe zu Eintrittspforten werden Hautanhangsgebilde wie Haarfollikel Talgdrusen oder Schweissdrusen sind Orte die bereits anatomisch Einsenkungen in die Haut bilden und damit Stellen mit geringerer Abwehr bilden Locus minoris resistentiae und dadurch bevorzugte Eintrittstellen darstellen Die Anhaftung von Bakterien an Oberflachengewebe des Wirtes wird sehr effektiv durch die Abschilferung der obersten Schichten Haut Schleimhaut und durch Wegschwemmen erschwert Letzteres wird beispielsweise durch einen korrekten Urinabfluss im Harnleiter intakten Tranenfluss und Lidschlag ausreichenden Schleimtransport durch das Flimmerepithel der Luftrohre oder eine regelrechte Darmbewegung ermoglicht Neben diesen unspezifischen physikalischen Barrieren existieren auch unspezifische chemische und enzymatische Abwehrmechanismen gegen Bakterien Als chemische Barrieren gelten der saure pH Wert des Magensaftes oder der antibakteriell wirkende Harnstoff im Urin Zahlreiche antimikrobielle Lipide und Peptide verhindern auf der Haut und den Schleimhauten das Wachstum bestimmter Bakterien oder toten diese ab 1 Hier spielen besonders die sogenannten b Defensine eine wichtige Rolle 2 In verschiedenen Korpersekreten wie Speichel Nasensekret Tranenflussigkeit Schweiss Ohrenschmalz und Muttermilch liegt das Enzym Lysozym vor das Zellwandbestandteile von Bakterien spalten und die Erreger dadurch abtoten kann Diagnostik bakterieller Infektionen BearbeitenKlinische Diagnostik Bearbeiten Die spezifischen bakteriellen Infektionskrankheiten sind oft an ihren jeweils typischen Symptomen Verlaufen und Organmanifestationen zu erkennen die beispielsweise mit bildgebenden Verfahren erkannt werden konnen Hierzu zahlt unter anderem die Rontgenuntersuchung der Lunge bei bakteriellen Pneumonien oder die Computertomographie bei Abszessen innerer Organe Daneben gibt es klassische klinische Anzeichen die bei der Mehrzahl auch der unspezifischen bakteriellen Infektionskrankheiten beobachtbar sind Zu diesen Symptomen gehoren umschriebene lokal begrenzte Veranderungen im Rahmen einer Entzundung also die sogenannten Kardinalsymptome einer Entzundung Rotung lokale Uberwarmung Schwellung Schmerz und eingeschrankte Funktion des betroffenen Gewebes Bei lokalen Infektionen ist das Auftreten von Eiter ein fast sicherer Hinweis auf eine bakterielle Infektion Neben den lokalen unspezifischen Symptomen treten auch Reaktionen des gesamten Organismus sogenannte systemische Reaktionen hinzu Dies sind neben den klinisch erkennbaren Zeichen des Fiebers einer Erhohung der Herzfrequenz und einem allgemeinen Krankheitsgefuhl auch klinisch chemische Laborparameter wie ein verandertes Blutbild mit einer Erhohung der Leukozytenzahl Leukozytose ein Anstieg des C reaktiven Proteins CRP im Blutserum beschleunigte Blutsenkungsreaktion und ein Anstieg des Procalcitonins Insbesondere hohe CRP Werte sind haufig richtungsweisend fur die Diagnostik einer akuten bakteriellen Infektion und einer Abgrenzung zu anderen Infektionskrankheiten oder Entzundungsursachen Als Parameter fur die Aktivitat einer Erkrankung dient es dabei unter anderem der Unterscheidung zwischen akuten oder chronischen Geschehen Akute Geschehen bedingen im Gegensatz zu chronischen Erkrankungen einen starkeren Anstieg des CRPs der in der Regel dem Ausmass der Entzundung entspricht Die CRP Konzentration im Serum entspricht Bei akuten bakteriellen Entzundungen 40 200 mg l ernsthaften bakteriellen Entzundungen und Verbrennungen gt 200 mg l uber 100 mg l schwere Erkrankungen bakterielle Infektionen Blutvergiftung systemische Reaktion uber ein Systemisches inflammatorisches Response Syndrom SIRS bis hin zur Sepsis bakterielle Hirnhautentzundung oder Lungenentzundung komplizierte Bauchspeicheldrusenentzundung Pankreatitis schwere Operationen schwere rheumatische Erkrankungen im aktiven Stadium aktiver Morbus Crohn manche ausgedehnte Tumoren schwere akute Osteomyelitis Auch bei leichteren entzundlichen Prozessen kann CRP leicht ansteigen Gegenuber einem anderen Akute Phase Protein dem Procalcitonin ist CRP empfindlicher CRP kann daher benutzt werden um den Verlauf einer Erkrankung zu verfolgen Literatur BearbeitenC Mims H M Dockrell et al Medizinische Mikrobiologie Infektiologie Elsevier Munchen 2006 ISBN 3 437 41272 8 N Suttorp M Mielke W Kiehl und B Stuck Infektionskrankheiten Stuttgart 2004 ISBN 313 131691 8 Betty A Forbes Daniel F Sahm und Alice S Weissfeld Hrsg Bailey amp Scott s Diagnostic Microbiology 12 Auflage ISBN 0 323 03065 3 J Hacker und J Heesemann Hrsg Molekulare Infektionsbiologie Interaktion zwischen Mikroorganismen und Zellen Heidelberg Berlin 2000 ISBN 3 86025 368 9 B B Finlay und S Falkow Common themes in microbial pathogenicity In Microbiological Reviews Band 53 Heft 2 1989 S 210 230 PMID 2569162 PMC 372728 freier Volltext Einzelnachweise Bearbeiten B Schittek M Paulmann et al The role of antimicrobial peptides in human skin and in skin infectious diseases In Infect Disord Drug Targets Band 8 Heft 3 2008 S 135 143 Review PMID 18782030 Y Abiko et al Role of beta defensins in oral epithelial health and disease In Med Mol Morphol Band 40 Heft 4 2007 S 179 184 Review PMID 18085375Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bakterielle Infektionskrankheit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bakterielle Infektionskrankheit amp oldid 237671544