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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zur gleichnamigen Tierhaut siehe Barenfell Das Stifterbuch des Klosters Zwettl genannt Barenhaut lateinisch Liber fundatorum zwetlensis monasterii ist eine Handschrift die zu Beginn des 14 Jahrhunderts im Kloster Zwettl entstand Neben diversen literarischen und historischen Texten in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache enthalt sie hauptsachlich Abschriften von Urkunden die das Kloster Zwettl betreffen sowie ein Urbar des Klosters Sie ist eine der wichtigsten Quellen fur die Geschichte Niederosterreichs im 13 und 14 Jahrhundert Die Handschrift wird im Stift Zwettl aufbewahrt Signatur Hs 2 1 Ausschnitt aus fol 8v der Barenhaut Konig Konrad III Herzog Leopold von Bayern Hadmar I von Kuenring Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Entstehung 3 Beschreibung 3 1 Einband 3 2 Beschreibstoff und Schrift 4 Inhalt 4 1 Teil I 4 2 Teil II 4 3 Teil III 4 4 Teil IV 5 Buchschmuck 5 1 Kuenringer Stammbaum 5 2 Weitere Stammbaume 5 3 Zwettler Grundungssage 5 4 Portrat Medaillons und historisierte Initialen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Prolog auf fol 6r nennt den Namen des Buches als liber fundatorum et benefactorum Zwetlensis monasterii das Buch der Stifter und Wohltater des Klosters Zwettl Die populare Bezeichnung Barenhaut ruhrt vom Einband aus Schweinsleder her es handelt sich also um einen Saubaren Eber Sie findet sich erstmals in Aufzeichnungen des Zwettler Abts Bernhard Linck aus dem 17 Jahrhundert 1 Bereits fruher 1586 wurde dieser Name in Zwettl fur andere Handschriften verwendet 2 In seiner Textausgabe von 1851 verwendet Johann von Frast den Titel liber fundationum Zwetlensis monasterii bzw Stiftungen Buch des Klosters Entstehung BearbeitenEine Notiz auf fol 74r nach zwei Urkunden des Passauer Bischofs Wernhard vom 23 Dezember 1304 informiert uber den unmittelbaren Anlass der Sammlung Diese beiden Urkunden waren verloren gegangen und die Zwettler Bruder wandten sich an Bischof Wernhard mit der Bitte um Neuausstellung Dieser kam der Bitte nach regte aber gleichzeitig an von allen Zwettler Besitztumer betreffenden Urkunden eine Abschrift herzustellen und diese sorgfaltig aufzubewahren Der Hauptteil Teil II der Barenhaut wurde in den Jahren 1310 11 geschrieben 3 bereits am 8 Juni 1311 nimmt Abt Johann von Heiligenkreuz der in seiner Funktion als Abt des Mutterklosters das Kloster Zwettl visitierte in einer Urkunde darauf Bezug 4 Beschreibung BearbeitenEinband Bearbeiten nbsp Der namensgebende Einband der BarenhautDer ursprungliche gotische Einband bestehend aus mit Schweinsleder uberzogenen Eichenholzdeckeln ist erhalten Auf dem Vorder und Hinterdeckel befinden sich jeweils funf ziselierte und getriebene Messingbeschlage vier Eck und ein Mittelbeschlag Diese wurden wahrscheinlich gegen Ende des 15 Jahrhunderts gefertigt 5 Beschreibstoff und Schrift Bearbeiten Die grossformatige Handschrift 480 85 330 335 mm besteht aus 196 Pergamentblattern Der grosste Teil wurde von einem Schreiber Hauptschreiber in Gotischer Buchschrift Textualis in zwei Spalten bei schwankender Zeilenzahl meist 44 oder 45 geschrieben Inhalt BearbeitenTeil I Bearbeiten Der erste Teil fol 1 5 ist eine deutsche Reimchronik uber das Geschlecht der Kuenringer und die Grundung und Geschichte des Klosters Zwettl Trotz mehrfacher Hinweise auf den zweiten Teil gibt es Indizien dass die ersten funf Blatter nicht zum ursprunglichen Bestand der Handschrift gehoren Rossl nimmt an dass es sich dabei um ein Konzept handelt zu dessen endgultiger Ausarbeitung es nie kam In Ermangelung einer Reinschrift wurden die Blatter zu einem spateren Zeitpunkt vor den Hauptteil gebunden 6 Teil II Bearbeiten Der Hauptteil umfasst 130 Blatter fol 6 135 Der Grossteil davon sind Abschriften von Urkunden Von zahlreichen Urkunden befinden sich die Originale noch heute im Stiftsarchiv Zwettl Die alteste Urkunde ist die Bestatigung der Stiftung Hadmars an das Kloster Zwettl durch Konig Konrad III vom Oktober 1139 7 die jungste stammt vom 15 Juni 1311 8 Die Anordnung ist im Wesentlichen chronologisch es gibt jedoch auch Abweichungen Die Urkunden sind teils in lateinischer und teils in mittelhochdeutscher Sprache abgefasst von wichtigen lateinischen Urkunden wird auch eine mittelhochdeutsche Ubersetzung angefuhrt Dazwischen eingestreut sind verschiedene literarische und historische Schriften oft mit moralisierender Tendenz bei der allerdings auch die wirtschaftlichen Interessen des Klosters eine Rolle spielen So wird von einem bitteren Streit mit dem Zisterzienserkloster Aldersbach um verschiedene Besitzungen vor allem um die Pfarrkirche Thaya berichtet der letztlich fur Zwettl ungunstig ausgegangen ist 9 Bedeutende Einschube sind unter anderem Fol 6r Prolog mit der Filiation des Klosters Zwettl Er endet mit dem Datum der Grundung Anno M C XXXV III II Id Ianuarii videlicet temporibus beati Bernhardi fundata est zwetlensis abbatia Im Jahr 1138 am 12 Januar also zu Zeiten des seligen Bernhard wurde das Kloster Zwettl gegrundet Fol 6r 7r Ein lateinisches Gedicht in leoninischen Hexametern dessen Inhalt weitgehend dem mittelhochdeutschen Gedicht in Teil I entspricht Fol 7r 7v Eine lateinische Prosa Paraphrase des vorherstehenden Gedichts Fol 25v 26r Bericht uber den Aufbruch Hadmar II zum Kreuzzug sein Abschied vom Kloster Zwettl die Ubergabe der Fursorge fur Zwettl an seine Sohne Heinrich I und Hadmar III sein Tod in Ubersee die Ruckfuhrung der Gebeine und die Bestattung im Kloster Zwettl Fol 33 u a Verschiedene Berichte uber die Untaten Heinrich I und Hadmar III der Hunde von Kuenring Stets wird der Gegensatz zwischen Hadmar II der dem Kloster wohlgesinnt war und seinen missratenen Sohnen betont Teil III Bearbeiten Der dritte Teil wurde 1311 14 geschrieben 10 und umfasst 30 Blatter fol 136 165 Auf fol 136 und 137 befindet sich ein alphabetisch geordnetes topographisches Verzeichnis tabula prediorum zwetlensis monasterii der Rest enthalt ein Urbar capitulum de redditibus zwetlensis monasterii das im Wesentlichen auf dem von Abt Ebro um 1280 erstellen Urbar 11 beruht Teil IV Bearbeiten Der vierte Teil umfasst 30 Blatter fol 166 195 und ist eine Fortsetzung des Hauptteils Er beginnt mit der Aufforderung qui hunc librum in descripcionibus privilegiorum vel prediorum zwetlensis monasterii augere desiderat ab anno domini M CCC XI incipiat et per ordinem sic procedat Wer dieses Buch der Privilegien und Guter des Klosters Zwettl fortsetzen mochte moge im Jahr 1311 beginnen und der Reihe nach fortfahren Die Urkunden des vierten Teils stammen hauptsachlich aus den Jahren 1311 13 etliche Nachtrage stammen aus den Jahren bis 1331 Buchschmuck BearbeitenDie Teile I III und IV sind einfach ausgestattet Als Zierelemente finden sich lediglich einfache Initialen Lombarden in roter Farbe Die geplante prunkvolle Ausstattung des Hauptteils blieb unvollendet Eine einzige ganzseitige Miniatur der Kuenringer Stammbaum auf fol 8r ist in Deckfarben und Gold ausgemalt von den zahlreichen weiteren Miniaturen wurden nur die grauen Federvorzeichnungen ausgefuhrt Einzelne dieser Federzeichnungen fol 6r 8v 10r 31r wurden erst spater koloriert moglicherweise erst im 19 Jahrhundert Die Zeichnungen zeigen Portrats in Form von Medaillons und historisierten Initialen Stammbaume sowie eine Darstellung der Grundungssage von Stift Zwettl Kuenringer Stammbaum Bearbeiten nbsp Kuenringer Stammbaum auf fol 8rDer prachtige Kuenringer Stammbaum ist die bekannteste Miniatur der Barenhaut In vier horizontalen Streifen befinden sich 11 Medaillons auf Goldgrund mit roten und blauen Rahmen Im obersten Streifen befinden sich zwei grosse Rundmedaillons Das linke zeigt Azzo den Stammvater der Kuenringer gemeinsam mit drei Knappen Das rechte zeigt die beiden Babenberger Erzbischof Poppo von Trier und Markgraf Leopold von Osterreich gemeint ist vermutlich Leopold II falschlicherweise als Bruder bezeichnet Poppo archepiscopus Treverensis Leopoldus marchio Austrie Duo fratres Poppo weist auf ein Spruchband das kopfuber die Inschrift enthalt Ich enphfilich dier Atzen den lieben Oheim mein Der schol dier enphfolhen sein Der zweite Streifen enthalt drei Medaillons mit Portrats der drei Sohne Azzos Anshalm Nizzo und Albero In den vier Medaillons im dritten Streifen befinden sich links Hadmar I der Sohn Nizzos und seine Gattin Gertrud Gemeinsam halten sie ein Modell der Klosterkirche Zwettl Hadmar wird als frommer Stifter bezeichnet pius fundator monasterii zwetlensis Die beiden rechten Medaillons zeigen einen weiteren Sohn Nizzos den Zwettler Pfarrer Pilgrim und Alberos Sohn Albero III Der vierte Streifen enthalt links zwei Wappenschilde Das erste ist von Schwarz und Gold geteilt und von Sahsen beschriftet das rechte von dem Achkswald freischwebende Axt uber Dreibergen Rechts befinden sich zwei Medaillons mit Portrats der Kinder Albero III Hadmar II und Gisela von Sonnberg Weitere Stammbaume Bearbeiten nbsp Kuenringer Stammbaum auf fol 27rFol 17v Stammbaum der Herren von Sonnberg 7 Medaillons Fortsetzung von fol 8r Gisela Tochter Albero III von Kuenring mit ihrem Gatten Leutwin von Sonnberg und ihren Nachfahren Fol 18r Kuenringer Stammbaum ganzseitig 5 Medaillons 2 Wappenschilde Fortsetzung von fol 8r Darstellung von Hadmar II und seiner Gattin Eufemia von Mistelbach die ein Modell der Zwettler Klosterkirche halten Uber ihnen schweben Christus und Maria unter ihnen ihre Kinder Hadmar III und Heinrich I jeweils als canis Hund bezeichnet sowie Gisela von Falkenberg Fol 26v Kuenringer Stammbaum 4 Medaillons Fortsetzung von fol 18r Hadmar III canis und seine Kinder Gisela von Budweis Heinrich II von Weitra und Albero V von Durnstein Fol 27r Kuenringer Stammbaum ganzseitig 10 Medaillons Fortsetzung von fol 18r Heinrich I canis und seine Nachfahren Hadmar IV gypposus der Bucklige Heinrich III catulus junger Hund und Eufemia von Pottendorf mit ihren Kindern Fol 37v Pottendorfer Stammbaum 11 Medaillons Fortsetzung von fol 27r die Bruder Heinrich Siboto und Konrad von Pottendorf mit ihren Kindern Fol 44r Falkenberger Stammbaum fast ganzseitig 15 Medaillons Fortsetzung von fol 18r Gisela von Falkenberg mit ihrem Gatten Ulrich ihren Kindern Rapoto von Falkenberg Albero von Buchberg und Hadmar von Mistelbach sowie deren Kindern Fol 47v Buchberger Stammbaum fast ganzseitig 11 Medaillons und ein Wappenschild Fortsetzung von fol 44r Die Sohne Alberos Konrad und Irnfried von Buchberg mit ihren Kindern Fol 51r Falkenberger Stammbaum Fortsetzung von fol 44r 8 Medaillons Hadmar II Rapoto V und ihre Schwester Margarete mit ihren Nachkommen Fol 55r Habsburger Stammbaum 6 Medaillons und zwei Wappenschilde Rudolf I sein Sohn Albrecht I mit seiner Gattin Elisabeth und drei nicht bezeichneten Sohnen und einer Tochter Fol 62r Kuenring Durnsteiner Stammbaum Fortsetzung von fol 26r 6 Medaillons und Zeichnungen der Burg Durnstein und der Pfarrkirche Zistersdorf Albero V von Kuenring Durnstein mit seiner Gattin Gertrude und ihren Kindern Fol 64v Kuenring Durnsteiner Stammbaum Fortsetzung von fol 62r 6 Medaillons und eine Zeichnungen der Klosterkirche Zwettl Leutold I von Kuenring Durnstein Sohn Albero V mit seiner Gattin Agnes von Asberg und ihren Kindern Fol 69r Kuenringer Stammbaum Fortsetzung von fol 26v ganzseitig 23 Medaillons und eine Zeichnung der Burg Weitra Heinrich II von Kuenring Weitra mit seiner Gattin Kunigunde 5 Kindern Enkeln Ur und Ururenkeln Fol 70r Kuenringer Stammbaum Fortsetzung von fol 69r ganzseitig 5 Medaillons Ein grosses Medaillon mit Albero VII von Kuenring Weitra und seiner Gattin Agnes von Kapellen die ein Modell der Kirche von Windigsteig halten Die vier fur ihre Kinder vorgesehenen Medaillons sind leer Zwettler Grundungssage Bearbeiten nbsp F 12r der Barenhaut Die Zwettler GrundungssageDie Zeichnung auf fol 12r illustriert die Grundungssage des Klosters Zwettl links oben reiten Hadmar I von Kuenring und Hermann der erste Abt von Zwettl um das Gebiet das hinfort dem Kloster gehoren soll Dieser Rundritt wird durch einen grossen Kreis dargestellt innerhalb des Kreises befinden sich acht Medaillons mit Besitztumern von Zwettl Rund um die Klosterkirche Zwettl sind die Grangien Durnhof Gaisruck Potzles Edelhof und Ratschenhof angeordnet sowie die Stadt Zwettl und die Pfarrkirche St Johannes in Zwettl An der Aussenseite des Kreises befinden sich drei Medaillons mit Papst Innozenz II Konig Konrad III und Herzog Leopold von Bayern Auf der gegenuberliegenden Seite fol 11v weist eine Hand in einem Halbkreis auf Hadmar und Hermann Portrat Medaillons und historisierte Initialen Bearbeiten nbsp Vier Abte von Zwettl Historisierte L Initiale auf fol 73vFol 8v Konig Konrad III Herzog Leopold von Bayern Hadmar I von Kuenring Fol 10r Achtzeilige I Initiale mit Papst Innozenz II Fol 14r Herzog Heinrich Jasomirgott Hainricus dux Austrie Fol 19r Herzog Leopold V von Osterreich Leopoldus dux Austrie secundus Fol 22v Dreizehnzeilige I Initiale mit Papst Innozenz III Fol 28r Herzog Friedrich II von Osterreich Primus Fridericus Dux Austrie Fol 28v Sophia von Ernstbrunn Domina Sophia comitissa Fol 29r Zweizeilige D Initiale mit Bildnis der Alhaidis von Thunau Fol 31r Achtzeilige E Initiale mit Erzbischof Eberhard II von Salzburg Fol 31r Siebenzeilige E Initiale mit Bischof Rudiger von Passau Fol 31v Siebenzeilige O Initiale mit Herzog Otto II von Bayern Fol 32r Neunzeilige H Initiale mit Herzog Heinrich XIII von Bayern Fol 37r Siebenzeilige D Initiale mit Abt Bohuslaus von Zwettl 1248 1258 Fol 42r Konig Ottokar II von Bohmen Otakarus Rex Bohemie Fol 46v Zehnzeilige M Initiale mit Konigin Margarete von Babenberg Fol 73v Dreiundzwanzigzeilige L Initiale mit den Portrats von vier Zwettler Abten Bohuslaus Ebro Konrad Otto I Literatur BearbeitenJoachim Rossl Stift Zwettl Hrsg Liber fundatorum Zwetlensis monasterii Barenhaut Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz 1981 ISBN 3 201 01165 7 Vollstandige Faksimile Ausgabe im Originalformat der Handschrift 2 1 des Stiftsarchivs Zwettl Das Stiftungen Buch des Cistercienser Kloster Zwetl In Johann von Frast Hrsg Fontes rerum Austriacarum Osterreichische Geschichts Quellen Zweite Abtheilung Diplomata et acta III Band Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Wien 1851 Digitalisat im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Liber Fundatorum Zwetlensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Volldigitalisat auf dem Portal manuscripta at der Osterreichischen Akademie der WissenschaftenEinzelnachweise Bearbeiten Stiftsarchiv Zwettl Hs 3 16 S 38 Rossl S 11 Stiftsarchiv Zwettl Hs 4 1 S 38 Rossl S 11 Rossl S 24 Fol 166r Frast S 586 Rossl S 9 Rossl S 14 Fol 8vb Frast S 32 Siehe auch Urkunde Nr 36 in Friedrich Hausmann Hrsg Diplomata 21 Die Urkunden Konrads III und seines Sohnes Heinrich Conradi III et filii eius Heinrici Diplomata Wien 1969 S 58 60 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Fol 106v Frast S 387 390 Fol 92 94 Frast S 335 341 Rossl S 120 Stiftsarchiv Zwettl Hs 2 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Barenhaut amp oldid 233233409