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Astrospektroskopie ist die Bezeichnung fur die wellenlangenabhangige Analyse der Strahlung astronomischer Objekte In der Astronomie werden fast ausschliesslich die elektromagnetischen Wellen spektroskopisch untersucht d h Radiowellen Infrarot Licht UV Rontgen und Gammastrahlung Lediglich Gravitationswellendetektoren und die Astroteilchenphysik die beispielsweise die Neutrinos untersucht stellen eine Ausnahme dar Inhaltsverzeichnis 1 Kontinuierliche Spektren 2 Spektrallinien 3 Technik 4 Geschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKontinuierliche Spektren BearbeitenDas kontinuierliche Spektrum eines Sterns gehorcht mit Ausnahme der kurzwelligen Ultraviolett und Rontgenbereiche fast genau dem Planckschen Strahlungsgesetz so dass man jedem Stern eine Effektivtemperatur zuordnen kann bei der die emittierte Gesamtenergie des Sterns gleich der eines schwarzen Korpers mit dieser Temperatur ist Die Wellenlange des Strahlungsmaximums die bei den meisten Sternen im sichtbaren Licht liegt hangt linear mit der Photospharen Temperatur zusammen Wiensches Verschiebungsgesetz entdeckt 1896 Diese Oberflachentemperatur bzw die sichtbare Farbe des Sterns entspricht im Wesentlichen seiner Spektralklasse In der Infrarot und Radioastronomie wird diese Korrelation auch auf kuhlere Objekte wie interstellare Staub oder Gaswolken angewendet Spektrallinien BearbeitenAus dem Linienspektrum das Objekte wie Sterne Gasnebel oder das interstellare Gas aussenden gewinnt man Informationen uber chemische Stoffe und Elemente die in den jeweiligen Objekten vorliegen sowie uber deren Haufigkeit Da sich die Starke der Spektrallinien auch mit der Temperatur und dem Druck andern kann man aus dem Linienspektrum Temperatur und Schwerebeschleunigung von der der Druck auf einer Sternoberflache abhangt bestimmen Aus der Breite der Spektrallinien im Licht eines Sternes lassen sich Ruckschlusse auf die Tangentialgeschwindigkeit und somit die Rotation des Sterns ziehen Denn wenn sich der eine Rand des Sterns infolge seiner Eigenrotation auf den Beobachter zu und der gegenuberliegende Rand wegbewegt wird jede Spektrallinie durch den Dopplereffekt zu kurzeren Blauverschiebung bzw langeren Wellenlangen Rotverschiebung hin verschoben Da man wegen der grossen Entfernung der Sterne nur das Licht der gesamten strahlenden Oberflache beobachten kann verbreitern sich dadurch die Spektrallinien Die maximale Verbreiterung einer Spektrallinie f 0 displaystyle f 0 nbsp ergibt sich aus der Differenz der beiden Dopplerverschiebungen der Rotationsgeschwindigkeit b v c displaystyle beta v c nbsp und dem Lorentzfaktor g displaystyle gamma nbsp D f f 0 1 b g f 0 1 b g 2 f 0 b g displaystyle Delta f f 0 1 beta gamma f 0 1 beta gamma 2f 0 beta gamma nbsp Bei Doppelsternen wiederum ermoglicht der Dopplereffekt die Bahngeschwindigkeit beider Sterne zu bestimmen sofern sie grosseren Winkelabstand haben visuelle Doppelsterne Ein sehr enger spektroskopischer Doppelstern verrat sich durch periodische Verdoppelung oder Verbreiterung der Spektrallinien Bei Einzelsternen erlaubt der Zeeman Effekt Ruckschlusse auf das herrschende Magnetfeld Eine sehr wichtige Methode ist die spektroskopische Bestimmung der Radialgeschwindigkeit von Sternen Zusammen mit ihrer astrometrisch feststellbaren Eigenbewegung ergibt sie die raumliche Bewegung woraus z B der Sonnenapex und die Rotation unseres Milchstrassensystems errechnet werden kann siehe auch Oortsche Rotationsformeln Betrachtet man die Spektren des Lichtes das von fernen Galaxien ausgesendet wird stellt man fest dass die Verschiebung der Spektrallinien von der Entfernung der Galaxien abhangt Je weiter entfernt eine Galaxie ist desto starker sind die Linien ins Rote verschoben Dieser Effekt wird nach seinem Entdecker Hubble Effekt genannt Daraus schliesst man dass sich das Weltall ausdehnt und indirekt auf seinen Beginn den sogenannten Urknall Bei den entferntesten Galaxien bei denen andere Entfernungsmessmethoden scheitern wird umgekehrt aus der Rotverschiebung die Entfernung bestimmt Auch fur die Analyse von exoplanetaren Atmospharen kann die Astrospektroskopie eingesetzt werden um Aussagen uber Habitabilitat und Biomarker machen zu konnen 1 Technik BearbeitenVor Einfuhrung der Fotografie wurden Spektroskope zur visuellen Betrachtung und Messung der Spektrallinien benutzt Sie bestanden meist aus einem Prisma und einem im Winkel dazu veranderlichen Okular zur hochauflosenden Sonnenspektroskopie oder einem im Okular fest angebrachten Prisma zur Stern und Nebelspektroskopie Spater wurden auch Beugungsgitter verwendet siehe Gitterspektroskop Mit der Fotografie ersetzte diese Methoden zunehmend der Spektrograf mit dem auch lichtschwache Spektren messbar sind Geschichte BearbeitenDie astronomische Spektroskopie begann mit Josef Fraunhofer der 1814 dunkle Linien im Sonnenspektrum entdeckte sie aber noch nicht erklaren konnte Die Deutung dieser Fraunhofer Linien gelang erst als Folge der Versuche von Kirchhoff und Bunsen die 1859 bei leuchtenden Gasen jeweils typische Farben feststellten Ab den 1860er Jahren fuhrten unerklarliche Linien wiederholt zum Postulieren hypothetischer Elemente wie des Nebuliums die sich erst spater auf aus dem Labor unbekannte Ubergange bekannter Elemente zuruckfuhren liessen 1868 lieferte jedoch das Sonnenspektrum erste Hinweise auf das damals noch unbekannte Element Helium Um die Jahrhundertwende konnte man bereits die grossen Planeten und ferne galaktische Emissionsnebel spektroskopieren Unter anderem wurden die 1877 entdeckten Marskanale Anfang des 20 Jahrhunderts durch vermeintliche Spektren von Moosen und Flechten gedeutet was erst in den 1960ern durch die Mariner Raumsonden widerlegt wurde Literatur BearbeitenThomas Eversberg Klaus Vollmann Spectroscopic Instrumentation Fundamentals and Guidelines for Astronomers Springer Heidelberg 2014 ISBN 3662445344 John B Hearnshaw The analysis of starlight two centuries of astronomical spectroscopy Cambridge Univ Press New York 2014 ISBN 1 10 703174 5 James B Kaler Stars and their spectra an introduction to the spectral sequence Cambridge Univ Press Cambridge 1997 ISBN 0 521 30494 6 Gunter D Roth Astronomiegeschichte Kosmos Verlag Stuttgart 1987 J Bennett M Donahue N Schneider M Voith Astronomie Kapitel 5 Licht und Materie Lehrbuch Hrsg Harald Lesch 5 Auflage 1170 S Pearson Studienverlag Munchen Boston Harlow Sydney Madrid 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Astrospektroskopie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien VdS Fachgruppe SpektroskopieEinzelnachweise Bearbeiten Lisa Kaltenegger et al Deciphering Spectral Fingerprints of Habitable Exoplanets Astrobiology Vol 10 Issue 1 S 89 102 2010 abstract adsabs harvard edu pdf arxiv org abgerufen am 16 Oktober 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astrospektroskopie amp oldid 230128087