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Ein Gravitationswellendetektor auch Gravitationswellen Observatorium ist ein experimenteller Aufbau mit dem geringe Storungen der Raumzeit Gravitationswellen gemessen werden welche von Albert Einsteins allgemeiner Relativitatstheorie vorhergesagt wurden Am 11 Februar 2016 gab das LIGO Observatorium bekannt im September 2015 erstmals Gravitationswellen von zwei kollidierenden Schwarzen Lochern direkt gemessen und damit nachgewiesen zu haben 1 2 Fur entscheidende Beitrage zum LIGO Detektor und der Beobachtung von Gravitationswellen wurden 2017 die Wissenschaftler Rainer Weiss USA 50 Barry C Barish und Kip S Thorne USA je 25 mit dem Nobelpreis fur Physik geehrt 3 Bei der Signalverarbeitung von Gravitationswellendetektoren werden haufig Optimalfilter eingesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Grossenverhaltnisse 2 Resonanzdetektor 3 Interferometrischer Detektor 4 Hochfrequenz Detektoren 5 Pulsar Timing Methode 6 Einstein Home 7 Liste von Gravitationswellendetektoren 8 EinzelnachweiseGrossenverhaltnisse BearbeitenDer lokale Nachweis von Gravitationswellen wird durch den ausserordentlich kleinen Effekt der Wellen auf den Detektor erschwert Die Amplitude einer Gravitationswelle ist umgekehrt proportional zur Entfernung von der Quelle 4 Dadurch klingen sogar Wellen von Extremsystemen wie zwei verschmelzenden Schwarzen Lochern auf dem Weg zur Erde zu einer kleinen Amplitude ab Astrophysiker erwarten dass einige der Wellen eine relative Langenanderung von etwa h 10 20 haben aber normalerweise nicht grosser Resonanzdetektor BearbeitenEin einfaches Gerat zum Nachweis von Wellenbewegungen ist der Resonanzdetektor eine grosse feste Metallstange die gegen aussere Erschutterungen isoliert ist Dieser Instrumententyp war die erste Art von Gravitationswellendetektoren Der Pionier dieser Entwicklung war Joseph Weber Verformungen des Raumes die von einer Gravitationswelle herruhren regen die Resonanzfrequenz der Stange an und konnen dadurch uber die Nachweisgrenze verstarkt werden Es ist auch vorstellbar dass eine nahegelegene Supernova stark genug ist um ohne die Resonanzverstarkung gesehen zu werden Resonanzdetektoren konnen nur extrem starke Gravitationswellen nachweisen 5 Moderne Formen von Resonanzdetektoren werden inzwischen mit Kryotechnik gekuhlt und durch SQUID Sensoren ausgelesen MiniGRAIL ist eine kugelformige Gravitationswellen Antenne die dieses Prinzip nutzt Sie befindet sich an der Universitat Leiden und besteht aus einer 1150 kg schweren prazise hergestellten Kugel die kryotechnisch auf 20 mK abgekuhlt wurde 6 Die Kugelform ergibt gleiche Empfindlichkeit in alle Richtungen und ist experimentell etwas einfacher als die grosseren linearen Gerate die ein Hochvakuum benotigen Der Nachweis erfolgt durch die Messung der Multipolmomente MiniGRAIL ist im 2 bis 4 kHz Bereich sehr empfindlich und damit fur den Nachweis der Gravitationswellen geeignet die von rotierenden Neutronensternen ausgehen oder beim Verschmelzen von kleinen Schwarzen Lochern entstehen 7 Bislang konnte mit Resonanzdetektoren kein Gravitationswellen Ereignis nachgewiesen werden 8 Interferometrischer Detektor Bearbeiten nbsp Schematisches Diagram eines Laser Interferometers Ein empfindlicherer Detektor verwendet Laser Interferometrie um die Bewegung von freien Massen zu messen die durch Gravitationswellen ausgelost wurden 9 Das erlaubt einen grossen Abstand der Massen Um die von den Massen bei der ausgelosten Bewegung zuruckgelegte Strecke zu messen wird die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in Vakuum ausgenutzt Das Licht lauft durchgangig in einer Vakuumrohre Die zwei Arme des Detektors stehen in rechtem Winkel zueinander Ein weiterer Vorteil ist die Empfindlichkeit in einem grossen Frequenzbereich nicht nur in der Nahe der Resonanzfrequenz wie im Fall des Resonanzdetektors Mittlerweile sind bodengestutzte Interferometer in Betrieb Gegenwartig ist das empfindlichste LIGO das Laser Interferometer Gravitationsobservatorium LIGO hat drei Detektoren Einer befindet sich in Livingston Louisiana die anderen beiden in derselben Vakuumrohre in Hanford Site in Richland Washington Jeder besteht aus zwei Fabry Perot Interferometern die fruher zwei heute vier Kilometer lang sind Da eine Gravitationswelle eine Transversalwelle ist streckt und staucht sie den Raum geringfugig wenn sie ihn durchlauft Somit ergibt die gleichzeitige Betrachtung der Langenanderung der beiden Arme unterschiedliche Vorzeichen Die Richtung aus der die Welle kam kann durch Lateration eingegrenzt werden Selbst mit solchen langen Armen andern die starksten Gravitationswellen den Abstand zwischen den Enden der Arme hochstens um ca 10 18 Meter LIGO sollte in der Lage sein kleine Gravitationswellen von h 5 10 22 zu messen Verbesserungen an LIGO und anderen Detektoren wie z B Virgo GEO600 und TAMA 300 sollten die Empfindlichkeit weiter erhohen Die nachste Generation Advanced LIGO Advanced Virgo und KAGRA sollte zehn Mal so empfindlich sein Ein wichtiger Punkt ist dass die Steigerung der Empfindlichkeit um den Faktor zehn das Volumen des beobachtbaren Raums um den Faktor 1000 erhoht Damit erhoht sich die Rate der nachweisbaren Signale von einem innerhalb von Jahrzehnten auf Dutzende pro Jahr Interferometrische Detektoren werden bei hohen Frequenzen durch Schrotrauschen begrenzt das dadurch entsteht dass Laser Photonen auch zufallig ausstrahlen Das fuhrt zu Rauschen am Ausgangssignal des Detektors Zusatzlich wird bei genugend starker Laserstrahlung ein zufalliger Impuls durch die Photonen auf die Testmassen ubertragen Dadurch werden niedrige Frequenzen uberdeckt Schliesslich hat die Detektion selbst Rauschen analog zum Schrotrauschen der Quelle Thermisches Rauschen z B Brownsche Bewegung ist eine andere Begrenzung der Empfindlichkeit Daruber hinaus sind alle bodengestutzten Detektoren durch seismisches Rauschen und andere umweltbedingte Vibrationen bei niedrigen Frequenzen begrenzt Dazu gehoren das Knarren von mechanischen Strukturen Blitzschlag oder anderen elektrischen Storungen die Rauschen erzeugen und die ein Ereignis uberdecken oder vortauschen Alle diese Faktoren mussen bei der Analyse berucksichtigt und ausgeschlossen werden bevor ein Ereignis als Gravitationswellennachweis betrachtet werden kann 10 Weltraumgestutzte Interferometer wie die Laser Interferometer Space Antenna LISA und DECIGO befinden sich in der Entwicklung LISA soll aus drei Testmassen bestehen die ein gleichseitiges Dreieck bilden Mit Lasern zwischen je zwei Raumsonden werden zwei unabhangige Interferometer gebildet Der Detektor soll der Erde in ihrem solaren Orbit folgen Jeder Arm des Dreiecks soll funf Millionen Kilometer Kantenlange haben Damit befindet sich der Detektor weit von Rauschquellen auf der Erde entfernt Er ist jedoch noch empfanglich fur Schrotrauschen sowie Artefakte die durch kosmische Strahlung und Sonnenwind verursacht werden siehe auch Interferometrischer DetektorHochfrequenz Detektoren BearbeitenEs gibt derzeit zwei Detektoren die sich auf den Nachweis von hochfrequenten Gravitationswellen von 0 1 bis 10 MHz konzentrieren Einer an der University of Birmingham England und der andere am Istituto Nazionale di Fisica Nucleare Genua Italien Ein dritter wird an der Chongqing Universitat China entwickelt 11 Der englische Detektor misst die Anderung des Polarisationszustandes eines Mikrowellen Strahls der in einer geschlossenen Schleife von etwa einem Meter kreist Es wurden zwei Ringe gebaut und es wird erwartet dass sie empfanglich fur Raumzeitverzerrungen mit einer spektralen Leistungsdichte von h 2 10 13 H z displaystyle h sim 2 cdot 10 13 sqrt mathrm Hz nbsp sind Der INFN Detektor in Genua ist eine Resonanzantenne die aus zwei gekoppelten kugelformigen Supraleitern mit wenigen Zentimetern Durchmessern besteht Die Resonatoren sollen wenn sie entkoppelt sind fast die gleiche Resonanzfrequenz haben Das System soll eine Empfindlichkeit fur Raumzeitverzerrungen mit einer spektralen Leistungsdichte von h 2 10 20 H z displaystyle h sim 2 cdot 10 20 sqrt mathrm Hz nbsp haben Der chinesische Detektor soll in der Lage sein hochfrequente Gravitationswellen mit den vorhergesagten typischen Parametern fg 10 GHz und h 10 30 bis 10 31 nachzuweisen Pulsar Timing Methode Bearbeiten nbsp Die Pulsare P1 Pn senden periodisch Signale Eine durchlaufende Gravitationswelle verandert den Abstand Erde E Pulsar und damit wahrend der Veranderung den Abstand der Pulse Durch Erfassung dieser Anderungen mehrerer Pulsare kann nach Herausrechnen anderer Effekte eine Gravitationswelle erkannt werden Ein anderer Ansatz zum Nachweis von Gravitationswellen wird von Pulsar Timing Arrays wie zum Beispiel dem Europaischen Pulsar Timing Array EPTA 12 dem North American Nanohertz Observatory for Gravitational Waves 13 und dem Parkes Pulsar Timing Array 14 benutzt Der Zweck dieser Projekte ist der Nachweis von Gravitationswellen durch Beobachtung der Signale von 20 bis 50 wohlbekannten Millisekunden Pulsaren Wahrend die Gravitationswelle die Erde passiert zieht sich der Raum in einer Richtung zusammen und dehnt sich in die andere Die Ankunftszeiten der Pulsarsignale werden dadurch entsprechend verschoben Durch Beobachtung einer festen Menge von uber den Himmel verteilten Pulsaren wurden 2023 Hinweise auf Gravitationswellen im Nanohertzbereich publiziert Es wird erwartet dass sich bis 2025 durch Kombination der Ergebnisse verschiedener Forschungsvorhaben die Signifikanz auf 5 s displaystyle 5 sigma nbsp erhoht und dann von einer Entdeckung gesprochen werden kann 15 16 17 18 Vergleichbare Ergebnisse wurden von North American Nanohertz Observatory for Gravitational Waves ebenfalls im Juni 2023 veroffentlicht 19 Ein solches Signal konnte seinen Ursprung in einer Reihe physikalischer Prozesse haben wie spiralisierende supermassive Schwarzen Locher SMBHBs Inflation Phasenubergange kosmische Strings und Tensormodenerzeugung durch nichtlineare Entwicklung skalarer Storungen im fruhen Universum sowie Schwankungen des galaktischen Potenzials in Gegenwart ultraleichter dunkler Materie ULDM In der aktuellen Entwicklungsphase ist es nicht moglich zwischen den verschiedenen Ursprungen zu unterscheiden 20 Einstein Home BearbeitenDie am einfachsten nachweisbaren Signale sollten von konstanten Quellen stammen Supernovae und Verschmelzungen von Neutronensternen und Schwarzen Lochern sollten grossere Amplituden haben und interessanter sein Die erzeugten Wellen sind aber komplizierter Die Wellen eines rotierenden deformierten Neutronensterns waren monochromatisch wie ein Sinuston in der Akustik Das Signal wurde sich in der Amplitude oder Frequenz kaum andern Einstein home ist ein Projekt fur Verteiltes Rechnen mit dem Zweck diese einfachen Gravitationswellen nachzuweisen Daten von LIGO und GEO600 werden in kleine Pakete zerlegt und an tausende Computer von Freiwilligen verteilt welche die Analyse vornehmen Einstein Home kann die Daten sehr viel schneller sieben als anders moglich 21 Liste von Gravitationswellendetektoren BearbeitenCryogenic Laser Interferometer Observatory CLIO GEO600 KAGRA LIGO Laser Interferometer Space Antenna LISA MiniGrail TAMA 300 Virgo Gravitationswellendetektor Einstein TeleskopEinzelnachweise Bearbeiten Max Planck Institut fur Gravitationsphysik Gravitationswellen 100 Jahre nach Einsteins Vorhersage entdeckt 11 Februar 2016 abgerufen am 11 Februar 2016 B P Abbott R Abbott u a Observation of Gravitational Waves from a Binary Black Hole Merger PDF In Physical Review Letters 116 2016 doi 10 1103 PhysRevLett 116 061102 Nobelpreis Stiftung Stockholm 2017 Nobel Prize in Physics 3 Oktober 2017 abgerufen am 8 Oktober 2017 englisch Janka Hans Thomas Supernovae und kosmische Gammablitze Ursachen und Folgen von Sternexplosionen Heidelberg Spektrum Akademischer Verlag 2011 S 170 Fur eine Besprechung von fruhen Resonanzdetektoren siehe J Levine Early Gravity Wave Detection Experiments 1960 1975 In Physics in Perspective Birkhauser Basel 6 Jahrgang Nr 1 April 2004 S 42 75 doi 10 1007 s00016 003 0179 6 Gravitational Radiation Antenna In Leiden englisch Arlette de Waard Luciano Gottardi Giorgio Frossati Spherical Gravitational Wave Detectors cooling and quality factor of a small CuAl6 sphere In Marcel Grossman meeting on General Relativity 2000 Nancy Aggarwal Odylio D Aguiar Andreas Bauswein et al Challenges and opportunities of gravitational wave searches at MHz to GHz frequencies In Living Reviews in Relativity 24 4 2021 abgerufen am 1 Februar 2022 doi 10 1007 s41114 021 00032 5 arxiv 2011 12414 Die Idee Laser Interferometrie fur den Nachweis von Gravitationswellen zu verwenden wurde zuerst von M E Gertsenshtein und V Pustovoit 1963 erwahnt Sov Phys JETP Band 16 S 433 Joseph Weber erwahnte es in einem unveroffentlichten Laborbuch Mitte der 1960er Jahre Rainer Weiss beschrieb zuerst detailliert eine praktische Losung mit der Analyse von realistischen Grenzen der Technik in R Weiss 1972 Electromagetically Coupled Broadband Gravitational Antenna Quarterly Progress Report Research Laboratory of Electronics MIT 105 54 Elektromagnetisch gekoppelte Breitband Gravitations Antenne Zur Geschichte siehe Kip Thorne Gravitational Radiation in Hawking Israel Herausgeber 300 years of gravitation Cambridge University Press 1987 S 413 Dort wird auch auf einen fruhen Aufsatz von Felix Pirani On the physical significance of the Riemann Tensor Acta Physica Polonica Band 15 1956 S 389 405 verwiesen Matthew Pitkin Stuart Reid Sheila Rowan Jim Hough Gravitational Wave Detection by Interferometry Ground and Space Living Rev Relativity 14 2011 S 5 ff Andrew Walcott Beckwith und Robert M L Baker Value of High Frequency Relic Gravitational Wave HFRGW Detection to Astrophysics and Fabrication and Utilization of the Li Baker HFRGW Detector In scirp org 20 Januar 2020 abgerufen am 17 September 2020 englisch G H Janssen B W Stappers M Kramer M Purver A Jessner I Cognard European Pulsar Timing Array in 40 Years of Pulsars Millisecond Pulsars Magnetars and More AIP Conference Proceedings Band 983 2008 S 633 635 bibcode 2008AIPC 983 633J North American Nanohertz Observatory for Gravitational Waves NANOGrav homepage Parkes Pulsar Timing Array Homepage LIGO Congratulates Pulsar Timing Array Teams for New Gravitational Wave Discovery 28 Juni 2023 abgerufen am 1 Juli 2023 J Antoniadis P Arumugam S Arumugam The second data release from the European Pulsar Timing Array III Search for gravitational wave signals In Astronomy amp Astrophysics Juni 2023 mpg de Ein neuer Zugang zum Universum Abgerufen am 1 Juli 2023 Kai Durfeld Radioastronomie Wir horen praktisch ein Flustern Abgerufen am 1 Juli 2023 https www jpl nasa gov 15 Years of Radio Data Reveals Evidence of Space Time Murmur 28 Juni 2023 abgerufen am 2 Juli 2023 amerikanisches Englisch The second data release from the European Pulsar Timing Array V Implications for massive black holes dark matter and the early Universe 29 Juni 2023 arxiv 2306 16227 abs Einstein Home Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gravitationswellendetektor amp oldid 235127785