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Technik und Wissenschaft als Ideologie ist ein Sammelband mit Aufsatzen von Jurgen Habermas der 1968 als Buch erschienen ist Er widmete es Herbert Marcuse zum 70 Geburtstag 19 Juli 1968 Voran ging das grossere Buch Erkenntnis und Interesse in dem Habermas die geistige Vorgeschichte des neuen Positivismus rekonstruierte und auf erkenntnisanthropologischem Weg eine Rechtfertigung kritischer Gesellschaftstheorie suchte Allerdings Die erkenntnisanthropologische Begrundung der kritischen Gesellschaftstheorie brachte allerdings eine Reihe von Problemen mit sich Wiggershaus 1 Darum eroffnete Habermas das Projekt einer kommunikationstheoretisch ansetzenden kritischen Gesellschaftstheorie Rolf Wiggershaus sieht in Wissenschaft und Technik als Ideologie die erste komplexe vielfaltige Motive bundelnde Analyse der Pathologie der Moderne der deformierenden Aufklarung 2 Habermas stellt danach abrupt die Alternative zur Dialektik der Aufklarung Adorno Horkheimer und zum eindimensionalen Menschen Marcuse gegenuber Helmut Dubiel erkennt einen Text der alle Elemente der entfalteten Theorie des kommunikativen Handelns d V schon keimhaft in sich enthalt 3 Im Ergebnis besteht in der Diagnose kein grosser Unterschied zu der Sorte von Zivilisationskritik wie sie in der Dialektik der Aufklarung und in Marcuses Eindimensionalen Menschen proklamiert wurde Aber Habermas beansprucht dass sein diagnostischer Apparat durch die Einfuhrung einer durch kommunikative Strukturen bestimmten lebensweltlichen Dimension und die Einfuhrung des zweidimensionalen Gesellschaftskonzepts differenzierter ist Denn Gesellschaft kommt fur Habermas nicht nur durch das blinde Wirken von Marktgesetzen und wissenschaftlich technischen Imperativen zustande sondern eben auch durch das tendenziell bewusste an Normen und soziokulturellen Traditionen orientierte kommunikative Handeln ihrer Mitglieder Anders als Habermas der Arbeit als instrumentelles Handeln festlegt definiert Gerd Spittler mit Verweis auf ethnographische Fallstudien Arbeit immer auch als Interaktion bzw kommunikatives Handeln Aus Sicht des Ethnologen spricht nichts fur die von Habermas postulierte instrumentelle Auffassung von Arbeit oder die Herrschaft der Technik Vielmehr erweist sich die Arbeit in Spittlers Fallstudien als Interaktion zwischen eigenstandigen Arbeitern Arbeitsmitteln und Arbeitsgegenstanden 4 Inhaltsverzeichnis 1 Arbeit und Interaktion Bemerkungen zu Hegels Jenenser Philosophie des Geistes 2 Technik und Wissenschaft als Ideologie 3 Staatsinterventionismus 4 Verwissenschaftlichung der Technik 5 Zwange der technisch operativen Verwaltung 6 Zweckrationales Handeln 7 Alternative Einstellung zur Natur 8 Zweidimensionaler gesellschaftstheoretischer Blick 9 Begrifflichkeit 10 Unterschiede traditioneller Gesellschaften 11 Zusammenfassung 12 Literatur 13 Weblinks 14 FussnotenArbeit und Interaktion Bemerkungen zu Hegels Jenenser Philosophie des Geistes BearbeitenArbeit und Interaktion der erste Aufsatz im Sammelband Technik und Wissenschaft als Ideologie reflektiert eine Hegellekture die die Frage nach dem Zusammenhang der beiden Kategorien Arbeit und Interaktion stellt Im ersten Abschnitt stellt Habermas die verschiedenen Begriffe des Ich von Kant Fichte und Hegel vor Von dort geht Habermas im zweiten Abschnitt uber zu einer Gegenuberstellung der moralischen Standpunkte Kants und Hegels die zugleich eine Kritik an Kants Moralbegriff und eine Erlauterung von Hegels Dialektik des Sittlichen ist Im dritten Abschnitt geht Habermas auf Hegels dialektische Muster der Arbeit und der Sprache ein stellt sie wieder Kant und dessen Verstandnis von Technik und Theorie gegenuber und betont einen Aspekt der Sprache den diese von den Kategorien der Arbeit und der Interaktion unterscheidet und zwar dass sie eine notwendige Voraussetzung fur die Identitat des Ichs ist Die drei Kategorien der Sprache Arbeit und Interaktion als Bildungsmuster des Bewusstseins verstanden fuhren Habermas im vierten Abschnitt zur Frage nach ihrem Zusammenhang bzw ihrer Einheit die Frage fuhrt ihn auch zur titelgebenden Frage nach dem Zusammenhang von Arbeit und Interaktion Am Ende des vierten und im funften Abschnitt begrundet er warum die Bedeutung des Zusammenhangs von Arbeit und Interaktion und vor allem die Dialektik der Arbeit im spateren Werk Hegels abgenommen hat Den Zusammenhang von Arbeit und Interaktion und die Bedeutung der Arbeit so interpretiert Habermas im sechsten Abschnitt entdeckte Marx ohne Kenntnis der Jenenser Vorlesungen in seiner Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang von Produktivkraften und Produktionsverhaltnissen und der Arbeit als seinem theoretischen Ausgangspunkt wieder Allerdings lehnt Habermas Marx Konzeption mit dem Vorwurf ab dessen Produktionsparadigma reduziere Interaktion auf Arbeit Im Anschluss an seine Hegel Interpretation dass sich weder Arbeit auf Interaktion noch Interaktion auf Arbeit reduzieren lasse und in diesem Sinne Marx Theorie ablehnend schliesst Habermas mit einer Frage die er als nicht befriedigend aufgeklart festhalt der offenen Frage nach dem Verhaltnis von Arbeit und Interaktion Technik und Wissenschaft als Ideologie BearbeitenTechnik und Wissenschaft als Ideologie ist der zentrale Aufsatz des gleichnamigen Sammelbands Habermas behauptet darin dass die zwei Schlusselkategorien von Karl Marx namlich Klassenkampf und Ideologie nicht mehr umstandslos anzuwenden sondern neue Konfliktzonen innerhalb der burgerlichen spatkapitalistischen Gesellschaft entstanden seien Diese neuen Konfliktzonen konnen nach seiner Meinung nur im System der durch Massenmedien verwalteten Offentlichkeit 5 entstehen Aber es stellt sich das Problem wer diese neuen Konflikte beleben wird Er sieht in den Studenten und Schulern unter Umstanden eine Gruppe die dafur in Frage komme Auf Grund zweier Entwicklungstendenzen des Spatkapitalismus ist Habermas uberzeugt dass der Begriff des Klassenkampfs im Marxschen Sinn aus zwei Grunden uberholt sei 1 ein Anwachsen der interventionistischen Staatstatigkeit welche die Stabilitat des Systems sichern muss und 2 eine wachsende Interdependenz von Forschung und Technik die die Wissenschaft zur ersten Produktivkraft macht 6 Diese beiden Tendenzen waren zu Marx Zeit nicht vorhanden und damit entfallen relevante Anfangsbedingungen fur die Politische Okonomie in der Fassung die Marx ihr im Hinblick auf den liberalen Kapitalismus mit Recht gegeben hatte 6 Staatsinterventionismus BearbeitenDie erste Tendenz bewirkt dass Marx Basis Uberbau Theorie nicht mehr greift Der liberale Kapitalismus schien ohne Staatseingriffe zu funktionieren gebar aber tatsachlich Krisen und Massenarmut Daher versuchte der Staat den Kapitalismus zu bandigen eine Einbettung des freien Marktes in staatliche Regularien Der Zusammenbruch der burgerlichen Ideologie des freien gleichen und gerechten Tausches mundete in den Staatsinterventionismus Somit bestehe keine monokausale Determination des Uberbaus durch die Basis mehr Damit hat sich aber das Verhaltnis des Wirtschaftssystems zum Herrschaftsystem verandert Politik ist nicht mehrnurein Uberbauphanomen 7 Daher konne das Herrschaftssystem nicht mehr an den Produktionsverhaltnissenunmittelbarkritisiert werden 8 Wo keine Ideologie des freien und gerechten Tauschs mehr ist kann sich Kritik nicht auf Ideologiekritik beschranken Doch was tritt an die Stelle der alten Ideologie Eine Ersatzprogrammatik die das Moment der burgerlichen Leistungsideologie mit der Garantie von Wohlfahrtsminima der Aussicht auf Sicherheit des Arbeitsplatzes sowie der Stabilitat des Einkommens 9 verbindet Sie ist also orientiert an einer die Dysfunktionen des freien Tauschverkehrs kompensierenden Staatstatigkeit 10 Darin sieht Habermas einen eigentumlichen negativen Charakter der Politik denn die praktischen Fragen also wie die Lebensverhaltnisse vernunftig gestaltet werden werden beseitigt und an ihre Stelle tritt eine an der Losung technischer Fragen orientierte Politik Verwissenschaftlichung der Technik BearbeitenDie zweite Tendenz die Habermas im Spatkapitalismus sieht bezeichnet er auch als die Verwissenschaftlichung der Technik 11 Wahrend fruher die Technik wissenschaftliche Forschungsergebnisse eher zufallig ubernahm gebe es in der Gegenwart in der Industrie selbst Forschungsabteilungen und vergaben die Industrie sowie der Staat Forschungsgelder Drittmittel an Forschungseinrichtungen u a Universitaten Die gesamte Forschung sei auf technisch verwertbares Wissen hin orientiert ohne noch selbstbestimmt der Frage nach dem Sinn fahig zu sein Der Fortschritt rase zusehends aber auf ein Ziel zu das niemanden mehr zuganglich sei Im selben Masse wird die Politik zur blossen Sozialtechnologie die zu von aussen herbeigefuhrten Zielen nur die rechten Mittel bereitzustellen gewillt ist eine Politik die wie heute nur aus Sachzwangen zu bestehen scheint Wirtschaftswachstum und Arbeit als Allheilmittel an das insgeheim keiner mehr wirklich glaube Wenn sich dieser Schein aber wirksam festgesetzt hat dann kann der propagandistische Hinweis auf die Rolle von Technik und Wissenschaft erklaren und legitimieren warum in modernen Gesellschaften ein demokratischer Willensbildungsprozess uber praktische Fragen seine Funktionen verlieren und durch plebiszitare Entscheidungen uber alternative Fuhrungsgarnituren des Verwaltungspersonalsersetzt werden muss 12 Kommunikativ vermittelte Wertrationalitat verliert in solcher Technokratie ihre Legitimitat ware aber die einzige Moglichkeit dem Ganzen uberhaupt zu Legitimitat zu verhelfen Zwange der technisch operativen Verwaltung BearbeitenEin zentrales Problem moderner Gesellschaften ist die scheinbare Alternativlosigkeit von technischen Losungen und politischen Sachzwangen Die manifeste Herrschaft des autorativen Staates weicht den manipulativen Zwangen der technisch operativen Verwaltung Die moralische Durchsetzung einer sanktionierten Ordnung und damit kommunikatives Handeln das an sprachlich artikuliertem Sinn orientiert ist und die Verinnerlichung von Normen voraussetzt wird in zunehmenden Umfang durch konditionierte Verhaltensweisen abgelost wahrend die grossen Organisationen als solche immer mehr unter die Struktur zweckrationalen Handelns treten Die industriell fortgeschrittenen Gesellschaften scheinen sich dem Modell einer eher durch externe Reize gesteuerten als durch Normen geleiteten Verhaltenskontrolle anzunahern Die indirekte Lenkung durch gesetzte Stimuli hat vor allem in Bereichen scheinbar subjektiver Freiheit Wahl Konsum Freizeitverhalten zugenommen Die sozialpsychologische Signatur des Zeitalters wird weniger durch die autoritare Personlichkeit als durch Entstrukturierung des Uber Ich charakterisiert Jurgen Habermas Technik und Wissenschaft als Ideologie 13 Zweckrationales Handeln BearbeitenDie Zunahme des adaptiven Verhaltens die sich in den oben genannten Entwicklungstendenzen zeigt ist nur eine Seite der sich ausbreitenden Struktur des zweckrationalen Handelns auf Kosten des durch Sprache vermittelnden Handelns Die andere besteht darin dass die Individuen die Differenz zwischen den beiden Handlungsmoglichkeiten nicht mehr erkennen Hier sieht Habermas die ideologische Kraft des technokratischen Bewusstseins die diese Differenz verschleiert 14 Wenn aber diese beiden Entwicklungstendenzen bestehen muss der Ansatz von Marx revidiert werden Der Zusammenhang von Produktivkraften und Produktionsverhaltnissen musste durch den abstrakteren von Arbeit und Interaktion ersetzt werden 15 Diesen neuen Ansatz gewinnt Habermas aus der Kritik an Max Weber und Herbert Marcuse Habermas unterstellt Marcuse dass er von einer Technik ausgeht die nur eine historische Epoche kennzeichne also veranderbar sei Habermas geht aber davon aus dass Technik offenbar nur auf ein Projekt der Menschengattung insgesamt zuruckgefuhrt werden kann 16 Wenn man sich vergegenwartigt dass die technische Entwicklung einer Logik folgt die der Struktur zweckrationalen und am Erfolg kontrollierten Handelns und das heisst doch der Struktur der Arbeit entspricht dann ist nicht zu sehen wie wir je solange die Organisation der menschlichen Natur sich nicht andert solange wir mithin unser Leben durch gesellschaftliche Arbeit und mit Hilfe von Arbeit substituierenden Mitteln erhalten mussen auf Technik und zwar auf unsere Technik zugunsten einer qualitativ anderen sollten verzichten konnen Jurgen Habermas 17 Alternative Einstellung zur Natur BearbeitenHabermas kritisiert an Marcuse dass er eine alternative Einstellung zur Natur im Sinn hat aber aus ihr lasst sich nicht die Idee einer neuen Technik gewinnen 18 Er sieht die Alternative zur bestehenden Technik der Entwurf der Natur als des Gegenspielers statt des Gegenstandes in einer alternativen Handlungsstruktur auf symbolisch vermittelte Interaktion im Unterschied zum zweckrationalen Handeln 18 Mit Marcuse kann man nicht die eigentliche Rationalitat von Wissenschaft und Technik die einerseits ein wachsendes den institutionellen Rahmen nach wie vor bedrohendes Potential von uberschiessenden Produktivkraften kennzeichnet und andererseits auch den Massstab zur Legimitation der einschrankenden Produktionsverhaltnisse selber abgibt 19 kritisieren Es lasst sich also nicht bestimmen wie sich die rationelle Form von Wissenschaft und Technik also die in Systemen zweckrationalen Handelns verkorperte Rationalitat zur Lebensform zur gesellschaftlich Totalitat einer Lebenswelt erweitert 20 Weil dies weder Weber noch Marcuse nach Habermas Meinung gelingt versucht er Webers Begriff der Rationalisierung in einem anderen Bezugssystem neu zu formulieren Zweidimensionaler gesellschaftstheoretischer Blick BearbeitenAn anderer Stelle beschreibt Habermas expliziter die Probleme die sich durch Webers subjektiven Ansatz 21 stellen zum einen dass Weber die Rationalisierung der Handlungssysteme allein unter dem Aspekt der Zweckrationalitat untersucht Zum anderen weil Weber das kapitalistische System der Modernisierung mit gesellschaftlicher Rationalisierung uberhaupt gleichsetzt In Wissenschaft und Technik als Ideologie entwirft er ein neues Konzept welches Dubiel mit zweidimensionalen gesellschaftstheoretischen Blick beschreibt Begrifflichkeit BearbeitenIn Wissenschaft und Technik als Ideologie S 62 65 definiert Habermas seine Begriffe Unter Arbeit oder zweckrationalen Handeln versteht Habermas entweder instrumentelles Handeln richtet sich nach technischen Regeln die auf empirischem Wissen beruhen oder rationale Wahl richtet sich nach Strategien die auf analytischem Wissen beruhen Unter Interaktion bzw kommunikativen Handeln versteht Habermas eine symbolisch vermittelte Interaktion sie richtet sich nach obligatorisch geltenden Normen die reziproke Verhaltenserwartungen definieren und von zwei handelnden Subjekten verstanden und anerkannt werden mussen Zweckrationelles Handeln verwirklicht definierte Ziele unter gegebenen Bedingungen aber wahrend instrumentelles Handeln Mittel organisiert die angemessen oder unangemessen nach Kriterien einer wirksamen Kontrolle der Wirklichkeit sind hangt das strategische Handeln nur von einer korrekten Bewertung moglicher Verhaltensweisen ab die sich allein aus einer Deduktion unter Zuhilfenahme von Werten und Maximen ergibt Wahrend die Geltung technischer Regeln und Strategien von der Gultigkeit empirisch wahrer oder analytisch richtiger Satze abhangt ist die Geltung gesellschaftliche Normen allein in der Intersubjektivitat der Verstandigung uber Intentionen begrundet und durch die allgemeine Anerkennung von Obligationen gesichert In beiden Fallen hat Regelverletzung verschiedene Formen Ein inkompetentes Verhalten das bewahrte technische Regeln oder richtige Strategien verletzt ist per se durch Misserfolg zum Versagen verurteilt die Strafe ist sozusagen das Scheitern an der Realitat Ein abweichendes Verhalten das geltende Normen verletzt lost Sanktionen aus die nur ausserlich namlich durch Konventionen mit den Regeln verknupft sind Gelernte Regeln zweckrationalen Handelns statten uns mit der Disziplin von Fertigkeiten verinnerlichte Normen mit der von Personlichkeitsstrukturen aus Fertigkeiten setzen uns instand Probleme zu losen Motivationen erlauben uns Normenkonformitat zu uben Zu beachten ist auch folgende Tabelle auf der S 64 von Wissenschaft und Technik als Ideologie Institutioneller Rahmen symbolisch vermittelte Interaktion Systeme zweckrationalen instrumentalen und strategischen HandelnsHandlungsorientierende Regeln Gesellschaftliche Normen technische RegelnEbene der Definition intersubjektiv geteilte Umgangssprache kontextfreie SpracheArt der Definition reziproke Verhaltenserwartungen bedingte Prognose bedingte ImperativeMechanismen des Erwerbs Internalisierung von Rollen Lernen von Fertigkeiten und QualifikationenFunktion des Handlungstyps Aufrechterhaltung von Institutionen Normenkonformitat auf der Grundlage reziproker Verstarkung Problemlosung Zielerreichung definiert in Zweck Mittel Relationen Sanktionen bei Regel Verletzung Bestrafung aufgrund konventioneller Sanktionen Scheitern an Autoritat Erfolglosigkeit Scheitern an der Realitat Rationalisierung Emanzipation Individuierung Ausdehnung herrschaftsfreier Kommunikation Steigerung der Produktivkrafte Ausdehnung der technischen Verfugungsgewalt Unterschiede traditioneller Gesellschaften BearbeitenAuf der Grundlage des Instrumentariums differenziert Habermas in einem weiteren Schritt seine Argumentation sozialhistorisch und entwicklungslogisch weiter Danach unterscheiden sich traditionelle Gesellschaften so genannte Hochkulturen von primitiven Gesellschaften in drei Punkten 1 durch den Tatbestand einer zentralisierten Herrschaftsgewalt 2 durch die Spaltung der Gesellschaft in soziookonomische Klassen 3 durch die Tatsache dass irgendein zentrales Weltbild Mythos Hochreligion zum Zwecke einer wirksamen Legitimation der Herrschaft in Kraft ist 22 In den traditionellen Gesellschaften ist der institutionelle Rahmen uberlegen gegenuber den Sub Systemen zweckrationalen Handelns Traditionelle Herrschaft war also politische Herrschaft Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise die zwar kein krisenfreies aber ein stetiges Wachstum der Produktivitat hervorbrachte wird die Neuerung als solche institutionalisiert 23 Das heisst die Sub Systeme zweckrationalen Handelns weiten sich standig aus und untergraben damit die traditionelle Form der Legitimation von Herrschaft 24 Aber gleichzeitig bietet der Kapitalismus eine andere Legitimation an namlich das Herrschaftssystem kann vielmehr seinerseits an den legitimen Verhaltnissen der Produktion gerechtfertigt werden 25 okonomische Legitimation Der Beginn der Moderne soziokulturelle Schwelle kann mit dem Verlust der Unangreifbarkeit des institutionellen Rahmens durch die Sub Systemen zweckrationalen Handelns 26 bestimmt werden Hier sieht Habermas ein Missverhaltnis der soziokulturellen Entwicklung Zum einen wird die Umgebung die Natur aktiv an unsere Bedurfnisse angepasst zum anderen wird aber der institutionelle Rahmen passiv an die Bedurfnisse der Sub Systeme zweckrationalen Handelns angepasst Dies habe Marx schon gesehen und als Aufgabe einer praktischen Beherrschung bisher unkontrollierter Prozesse der gesellschaftlichen Entwicklung angesehen Andere haben es als eine technische Aufgabe verstanden 27 Die Folge sei nach Habermas die Enthumanisierung weil bei den Individuen die alten in umgangssprachlicher Kommunikation entfalteten Bewusstseinszonen vollends austrocknen die Menschen machen ihre Geschichte mit Willen aber nicht mit Bewusstsein 28 Daraus schlussfolgert Habermas dass zwei Begriffe von Rationalisierung auseinandergehalten werden mussen 29 Einmal Rationalisierung auf der Ebene zweckrationalen Handelns Diese Art von Rationalisierung kann jedoch nur dann ein Potential der Befreiung sein wenn es nicht die Ebene der Rationalisierung des institutionellen Rahmens verletzt Rationalisierung auf der Ebene des institutionellen Rahmens kann sich nur im Medium der sprachlich vermittelten Interaktion selber namlich durch eine Entschrankung der Kommunikation vollziehen Die offentliche uneingeschrankte und herrschaftsfreie Diskussion uber die Angemessenheit und Wunschbarkeit von handlungsorientierenden Grundsatzen und Normen im Lichte der soziokulturellen Ruckwirkungen von fortschreitenden Sub Systemen zweckrationalen Handelns eine Kommunikation dieser Art auf allen Ebenen der politischen und der wieder politisch gemachten Willensbildungsprozesse ist das einzige Medium in dem so etwas wie Rationalisierung moglich ist Jurgen Habermas 29 Zusammenfassung BearbeitenHabermas sieht dass jene entschrankte Kommunikation uber Ziele der Lebenspraxis sich im Spatkapitalismus schwierig entfaltet da diese doch auf eine entpolitisierte Offentlichkeit strukturell angewiesen 30 und resistent gegen die Thematisierung solcher Themen sei Aber wer soll oder kann die Themen in die Massenmedien bzw allgemeine Offentlichkeit tragen Habermas fallen dazu im Jahr 1968 nur die privilegierten Schuler und Studenten ein Von heute aus betrachtet kann man allerdings sagen dass er sich geirrt hat Die sogenannten 68er haben ihren Marsch durch die Institutionen langst beendet an den von Habermas diagnostizierten Strukturproblemen des Spatkapitalismus hat sich jedoch nichts geandert Literatur BearbeitenHelmut Dubiel Kritische Theorie der Gesellschaft Weinheim und Munchen 1988 Jurgen Habermas Technik und Wissenschaft als Ideologie Frankfurt am Main 1989 1968 Jurgen Habermas Theorie des kommunikativen Handelns 2 Bande Frankfurt am Main 1988 Thomas Kramer Badoni Zur Legitimitat der burgerlichen Gesellschaft Eine Untersuchung des Arbeitsbegriffs in den Theorien von Locke Smith Ricardo Hegel und Marx Frankfurt Main und New York 1978 Hans Lenk Technokratie In W Mickel Handlexikon zur Politikwissenschaft Munchen 1986 Herbert Marcuse Der eindimensionale Mensch Frankfurt a M 1990 Thomas McCarthy Kritik der Verstandigungsverhaltnisse Zur Theorie von Jurgen Habermas Ubersetzt von Max Looser Frankfurt Main 1980 Willem van Reijen Philosophie als Kritik Einfuhrung in die Kritische Theorie Konigstein Ts 1984 Goran Therborn Jurgen Habermas Ein neuer Eklektiker In Materialien zu Habermas Erkenntnis und Interesse Hrsg von Winfried Dallmayer Frankfurt Main 1974 S 244 267 Rolf Wiggershaus Die Frankfurter Schule Geschichte Theoretische Entwicklung Politische Bedeutung Munchen und Wien 1988 ISBN 3423301740 Weblinks BearbeitenEsfandiar Tabari Herbert Marcuse versus Jurgen Habermas PDF 49 kB Tubingen 1999 Lars Frers Arbeit und Interaktion Zur analytischen Trennung zweier Grundbegriffe bei Habermas 1998 Klaus Ottomeyer Kritik des Verhaltnisses von Arbeit und Interaktion bei Jurgen Habermas Berlin 1999 Dieter Wolf Jurgen Habermas und Alfred Schmidts Kritik am Marxschen Produktionsparadigma PDF mit Ausfuhrungen zur Einheit von Natur und Menschengeschichte Kritik der politischen Okonomie interdisziplinar Fussnoten Bearbeiten S 706 S 708 Helmut Dubiel Kritische Theorie der Gesellschaft S 95 Gerd Spittler Anthropologie der Arbeit Ein ethnographischer Vergleich Springer VS Wiesbaden 2016 S 66 ff ISBN 978 3 658 10433 7 Habermas 1989 S 100 a b S 74 S 75 S 76 S 77 S 76 S 79 S 81 S 83 S 84 S 92 S 55 S 56 f a b S 57 S 58 f S 59 f S 61 S 65 S 68 S 69 S 70 S 93 S 96 S 97 a b S 98 S 99 f Normdaten Werk GND 1131738063 lobid OGND AKS VIAF 585145424546086830942 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Technik und Wissenschaft als Ideologie amp oldid 233612883 Arbeit und Interaktion Bemerkungen zu Hegels Jenenser Philosophie des Geistes