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Die Alte Kirche ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude in Burgeln einem Ortsteil von Colbe im Landkreis Marburg Biedenkopf Hessen Der im Kern romanische Bau wurde in spatgotischer Zeit um einen schmalen Rechteckchor erweitert und 1688 in Fachwerkbauweise aufgestockt Alte Kirche Burgeln mit spatgotischem Fenster zum Chorraum im SudenAnsicht von Norden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorfahren der von Fleckenbuhl Fleckenbiel stifteten um 1100 eine Kapelle die dem Marienstift Wetzlar unterstand Im spaten Mittelalter gehorte Burgeln zum Sendbezirk Schonstadt des Dekanats Christenberg im Archidiakonat St Stephan in der Erzdiozese Mainz 1 In spatgotischer Zeit wurde die Kirche um einen Ostchor erweitert und erhielt ein Westportal aus Sandstein 2 Die lutherische Reformation wurde ab 1526 eingefuhrt Vermutlich im Jahr 1606 wechselte die Kirchengemeinde zum reformierten Bekenntnis um 1624 endgultig zum lutherischen Glauben zuruckzukehren Burgeln war bereits in vorreformatorischer Zeit und mindestens bis 1630 Filiale von Schonstadt Es wurde vor 1664 Filiale von Betziesdorf und 1664 1860 wieder Filiale von Schonstadt Anschliessend wurde der Ort wieder Filiale von Betziesdorf 3 Im Jahr 1688 erfuhr der Bau eine Fachwerkaufstockung und erhielt eine barocke Innenausstattung mit Emporen Dafur wurde das Dach erneuert und mit einem Dachreiter bekront Der Marburger Professor Johannes Tesmar finanzierte die Erweiterungsmassnahmen 4 1728 erhielt die Sudseite zwei neue Fenster 1733 entstanden umfangreiche Rankenmalereien am Chorbogen und an den Fensterlaibungen In den 1750er Jahren schaffte die Gemeinde eine Orgel an und um 1780 wurden die moralischen Bibelspruche an die Wande der Langseiten gemalt 5 Im Zuge eines Kirchenneubaus wurde die Alte Kirche 1970 entwidmet 1973 wurde der Forderkreis Alte Kirchen gegrundet der die Kirche in den 1970er Jahren vor dem Abriss rettete Nach einem mehrjahrigen Rechtsstreit zwischen der Kommune der das Gebaude inzwischen gehorte und dem Landkreis der den Abriss nicht genehmigte 2 wurde sie 1977 wieder Eigentum der Kirchengemeinde Das neue hessische Denkmalschutzgesetz von 1974 verpflichtete die Kirchengemeinde zur Ubernahme und zum Erhalt des Gebaudes Diese liess 1980 1981 eine Aussenrenovierung durchfuhren die sich auf das Fachwerk konzentrierte 6 Seit 1984 ist der Forderkreis Alte Kirchen Eigentumer der sie am 15 Juni 2017 an den Kulturverein Alte Kirche Burgeln ubergab 4 Im Jahr 1984 wurde der Dispersionsanstrich an der Decke und den Wanden entfernt der dazu gefuhrt hatte dass die Feuchtigkeit nicht austreten konnte Am Chorbogen und an den Fensterlaibungen traten die barocke Malereien wieder zutage Im Rahmen einer umfassenden Sanierung in den Jahren 2019 2020 wurde das Dachwerk saniert und marode Balken die durch Feuchtigkeit Schaden erlitten hatten wurden ersetzt 5 Bei der Renovierung der Fassade wurden Risse im Mauerwerk verfullt und das Gebaude mit einem neuen Aussenanstrich versehen Die Restauratorin Karoline Santowski konservierte die wiederentdeckten barocken Wandmalereien Zudem wurden die beiden Glocken saniert Die Kosten beliefen sich auf insgesamt 400 000 Euro 2 Die Alte Kirche wird als Kulturkirche genutzt und bietet in den Sommermonaten ein wechselndes Kulturprogramm mit Konzerten Lesungen und Ausstellungen 7 Zudem ist es seit Oktober 2020 moglich standesamtliche Trauungen in der Kirche durchzufuhren 8 Architektur Bearbeiten nbsp Blick auf den Chorbogen mit Rankenmalerei aus dem Jahr 1733 nbsp Westportal zwischen StrebepfeilernDie annahernd geostete weiss verputzte Kirche liegt inmitten eines ehemaligen Friedhofgelandes westlich des Ortszentrums und ist aus Bruchsteinmauerwerk errichtet das in Fachwerkbauweise aufgestockt ist Das unverputzte Fachwerk besteht aus einer Aussen und einer Innenwand mit einem Hohlraum dazwischen 6 Ein Querriegel gliedert in zwei Gefache die an den Gebaudeecken eine Schwertung aufweisen Unter dem Ostgiebel findet sich das Mann Motiv Der Chor ist gegenuber dem Schiff etwas eingezogen und mit dem Saal unter einem gemeinsamen Schopfwalmdach vereint Das Dach ist an den Langseiten mit je einer kleinen Gaube bestuckt Im Westen ist ein kleiner Dachreiter aufgesetzt der vollstandig verschiefert ist Der quaderformige Schaft des Dachreiters tragt einen oktogonalen Spitzhelm der von Turmknauf Kreuz und Wetterhahn bekront wird Die Glockenstube beherbergt zwei Glocken die der Marburger Glockengiesser Georg Schernbein in den Jahren 1652 und 1653 gegossen hat Die grossere Glocke auf dem Schlagton h2 tragt die Inschrift GIRGE SCHERNBEIN VON MARPVRG GOS MICH ANNO 165Z und die kleinere Glocke auf cis3 die Inschrift ANNO 1653 4 Die Langseiten des Schiffes werden durch Rundbogenfenster gegliedert Die zwei kleinen schmalen Fenster an der Nordseite stammen noch aus romanischer Zeit wahrend die zwei mittelgrossen Sudfenster mit Sandsteingewanden 1728 eingebrochen wurden Ein kleines romanisches Fenster am westlichen Ende der Sudseite ist sekundar vermauert In die Fachwerkaufstockung sind im Norden und Suden je drei quadratische Fenster eingelassen und im Chor je eins Die Sudseite des Chors hat ein zweibahniges Masswerkfenster aus rotem Sandstein die Schmalseiten sind fensterlos Die Kirche wird durch ein spatgotisches Westportal erschlossen dessen spitzbogiges Gewande aus rotem Sandstein Uberstabungen aufweist Es wird von zwei machtigen niedrigen Strebepfeilern aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk flankiert Diese wurden vermutlich bereits im Mittelalter errichtet und 1666 neu aufgefuhrt 4 Eine hochrechteckige Tur an der Ostseite ist uber eine Aussentreppe zuganglich Sie diente ursprunglich als separater Patronatseingang und ermoglicht den Zugang zur Chorempore Ausstattung Bearbeiten nbsp Im Zuge einer umfassenden Erweiterung der Kirche kamen im spaten 16 Jahrhundert die Fenster in die Kirche nbsp Pfarrstuhl im Bild rechts von den Burgelnern liebevoll Pfarrstallchen genanntDer Innenraum wird von einer Flachdecke abgeschlossen die von einem Langsunterzug und einzelnen Konsolen gestutzt wird Ein grosser Spitzbogen offnet den Chor zum Saal Der Chorbogen ist mit roter Diamantquaderung bemalt Uber ihm sind musizierende Engel Rankenwerk und eine Bauinschrift zu sehen 2 Drei Ausstattungsstucke wurden 1971 in die neue Kirche ubernommen ein Grabstein der einen Herrn von Fleckenbiel 1562 in Ritterrustung zeigt der Taufstein aus dem Jahr 1592 und eine Kreuzigungsgruppe die 1694 von Philipp Otto von Fleckenbiel gen Burgeln gestiftet wurde 9 Nicht erhalten ist das Kirchengestuhl Im Westen und Norden ist die holzerne Winkelempore von 1688 eingebaut die auf viereckigen Pfosten mit Wurfelkapitellen steht Die Schwellbalken haben einen Fries mit einem Rautenband Die Brustung wird durch flachgeschnitzte Latten gebildet Die Brustung der Chorempore von 1586 die bis 1970 den privilegierten Familien vorbehalten war hat kassettierte Fullungen 5 Die polygonale holzsichtige Kanzel aus der Renaissance ist am sudlichen Chorbogen aufgestellt Sie hat einen achteckigen Schalldeckel Die Kanzelfelder mit hochrechteckigen Fullungen werden durch gedrehte Freisaulen auf vorkragenden Konsolen gegliedert Der umlaufende obere Fries ist mit geschnitzten Kopfen und der untere mit Rankenornamenten bestuckt Die Kanzel wurde 2008 wieder aufgestellt 4 Kleine Dorfkirchen hatten haufig keine Sakristei Als Ersatz diente ein Pfarrstuhl der an die Kanzel angeschlossen ist und im oberen Teil durchbrochenes Rautenwerk aufweist Im Zuge einer umfassenden Erweiterung der Kirche kamen im spaten 16 Jahrhundert die Fenster in die Kirche Im Jahr 1733 wurden sie mit Rankenmalerei verziert Im Jahr 1785 wurden in der gesamten Kirche aufklarerische Bibelzitate an die Wand gemalt Sie belegen dass die Burgelner damals in der Regel schon lesen konnten Auf dem anschliessenden Friedhof stehen ikonografisch bedeutsame Grabsteine des 17 und 18 Jahrhunderts 10 Orgel Bearbeiten nbsp Die Orgel wurde im Jahr 1755 von Irle vollendet Die Kirche erhielt 1752 1755 auf der Nordempore eine Orgel von Gabriel Irle 1705 in Hatzfeld Eder 1761 dem Schwiegersohn des Orgelbauers Johann Christian Rindt Er heiratete am 19 Oktober 1728 in Schonstadt Anna Maria Gertrud Rind t Vermutlich erlernte Irle den Orgelbau bei seinem spateren Schwiegervater und war langjahriger Mitarbeiter in dessen Werkstatt die er nach Rindts Tod ubernahm 11 Der barocke Prospekt hat einen uberhohten polygonalen Mittelturm und aussen zwei Spitzturme die durch niedrigere Pfeifenflachfelder verbunden werden Die drei Turme werden von profilierten Kranzgesimsen bekront und ruhen auf profilierten Konsolen die durch einen durchlaufenden Fries verbunden werden Das Untergehause mit hochrechteckigen Fullungen nimmt dieselbe Breite ein 1870 1872 setzte Peter Dickel das Instrument auf die erweiterte Westempore um 4 Im Jahr 1897 erneuerte Orgelbauer Emil Butz aus dem thuringischen Seligenthal das Innenwerk im romantischen Stil Der barocke Prospekt blieb erhalten Das neue Werk verfugt uber sieben Register auf einem Manual und Pedal Literatur BearbeitenIrmgard Bott u a Bearb Fachwerkkirchen in Hessen Hrsg Forderkreis Alte Kirchen e V Marburg 4 Auflage Langewiesche Konigstein im Taunus 1987 ISBN 3 7845 2442 7 S 65 66 Wilhelm Classen Die kirchliche Organisation Alt Hessens im Mittelalter samt einem Umriss der neuzeitlichen Entwicklung Elwert Marburg 1929 S 121 Georg Dehio Magnus Backes Bearb Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen Deutscher Kunstverlag Munchen 1982 DS 108 Christiane Rossner Risse und Rhythmen In Monumente Ausgabe Dezember 2018 S 22 27 Heinrich Seibel Chronik des Dorfes Burgeln Burgwald Verlag Burgeln 1978 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alte Kirche Burgeln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kulturverein Alte Kirche Burgeln e V Kirche auf Internetprasenz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Virtueller Rundgang durch die Alte Kirche Burgeln Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 28 August 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Classen Die kirchliche Organisation Alt Hessens im Mittelalter 1929 S 121 a b c d Ina Tannert Alte Kirche Die Wande konnen aufatmen In Oberhessische Presse vom 12 Januar 2020 abgerufen am 28 August 2020 Burgeln Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 28 August 2020 a b c d e f Kulturverein Alte Kirche Burgeln e V Die Geschichte der Alten Kirche Burgeln abgerufen am 28 August 2020 a b c Kirche auf Internetprasenz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abgerufen am 29 August 2020 a b Bott Bearb Fachwerkkirchen in Hessen 1987 S 66 Carina Becker Werner Der letzte Ausweg vor dem Verfall In Oberhessische Presse vom 7 Juni 2017 abgerufen am 28 August 2020 Kulturverein Alte Kirche Burgeln Heiraten in der Alten Kirche abgerufen am 28 August 2020 buergeln de Evangelischen Kirchengemeinde Burgeln Bauerbach abgerufen am 28 August 2020 Georg Dehio Magnus Backes Bearb Hessen In Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Erster Band Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1982 S 108 Axel Marburg Dieter Schneider Die Orgelbauer Rindt und Irle In Hinterlander Geschichtsblatter Jg 86 Nr 1 Marz 2007 S 1 2 7 und Nr 2 Juni 2007 S 10 13 Geschichtsbeilagen zum Hinterlander Anzeiger Biedenkopf 50 854682 8 820711 197 Koordinaten 50 51 16 86 N 8 49 14 56 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alte Kirche Burgeln amp oldid 223161558