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Hermann Alfred Reucker 30 Marz 1868 in Runderoth 14 Dezember 1958 in Dresden war ein deutscher Inspizient Schauspieler Regisseur und Generalintendant Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugendzeit und erste Engagements 1 2 Ara Zurich 1901 bis 1921 1 3 Ara Dresden 1921 bis 1933 1 4 Die Zeit nach 1933 2 Ur und Erstauffuhrungen unter der Intendanz von Alfred Reucker 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugendzeit und erste Engagements Bearbeiten Nach den Vorstellungen seines Vaters eines Hoteliers sollte Reucker Jurist werden Bereits auf der Schulbank entschied er sich fur das Theater Man fand ihn als erstes in Wien wo er unter anderem eine private Schauspielausbildung absolvierte Es folgte 1885 sein Debut als Schauspieler am Sulkowskitheater 1 am gleichen Ort Im selben Jahr noch wirkte er am Sommertheater Zoppot heute Sopot als Schauspieler Sanger Inspizient und Burohilfe Weitere Stationen sind 1885 1895 das Stadttheater Danzig als Inspizient Schauspieler sowie ab 1893 auch als Regisseur wo er das Theater mit allen Zweigen kennenlernt sowie 1895 1901 auf Empfehlung der Schauspielerin Agnes Sorma das Koniglich Deutsche Landestheater Prag unter dem Intendanten Angelo Neumann als Schauspieler und Oberregisseur Oberspielleiter Hier boten sich ihm vielfaltige Moglichkeiten zu seiner Entwicklung und er konnte bedeutende Schauspieler Sanger wie Dirigenten kennenlernen Angelo Neumann wurde seine Leitfigur Reucker ubernahm von ihm viele Ideen insbesondere seine Wagnerkonzeptionen Ara Zurich 1901 bis 1921 Bearbeiten 1901 empfahl ihn Angelo Neumann als Direktor an die Vereinigten Theater in Zurich Stadttheater und Pfauentheater als Intendanten Die sogenannte Ara Reucker in Zurich 2 zeichnete sich unter anderem durch eine exzellente Ensemblezusammensetzung eine vielseitige Repertoiregestaltung auch von Ur und Erstauffuhrungen sowie eine bis dahin nicht gekannte Aufwertung der Regie und Ausstattung aus Mit seinem Amtsantritt verzichtete er auf darstellerische Buhnentatigkeit Durch ihn wurde Zurich zum Sprungbrett fur Nachwuchskunstler wie Alexander Moissi Gertrud Eysoldt Elisabeth Bergner und Paul Hartmann Sein Arbeitseifer und seine Besessenheit verbunden mit einem strengen Probenbetrieb brachte Reucker durch seinen damaligen Kapellmeister Max Conrad den in der Theaterwelt bekannten Spitznamen Probenalfred ein 3 In Zurich heiratete er 1903 die Sangerin Bertha Trebess Reucker wird auf Grund seiner Verdienste fur die Zurcher Theater aus Anlass der Einweihung des neuen Hauptgebaudes der Universitat Zurich am 18 April 1914 die Ehrendoktorwurde der philosophischen Fakultat verliehen 4 5 6 Die Kurzfassung der Begrundung lautet Der mit nie versagender Arbeitslust und tiefem Empfinden fur wahre dramatische Kunst die beiden Zurcher Theater zu einer anerkannten Pflegestatte und Schule des Schauspiels und der Oper gemacht hat Mit seiner Inszenierung von Shakespeares Wie es euch gefallt und anschliessenden Gastspielen in Suddeutschland und Wien hatte Reucker 1917 auf sich und seine Hauptdarstellerin Elisabeth Bergner aufmerksam gemacht und sich fur weitreichende Aufgaben empfohlen Reucker hat bei der Gestaltung des Buhnenraumes eine Losung gefunden die einen schnellen Schauplatzwechsel ermoglichte wobei er die Shakespeare und die Illusionsbuhne verknupfte Ein Entschluss des Verwaltungsrats des Pfauentheaters dieses auf die Saison 1921 1922 aus finanziellen Grunden in Pacht abzugeben war entscheidend fur Reuckers Rucktritt Ara Dresden 1921 bis 1933 Bearbeiten nbsp Ehemaliges Alfred Reucker Haus Spitzwegstrasse 60 Dresden Ortsteil Leubnitz Neuostra 2015 Die Inschrift befindet sich auf dem Holzbalken zwischen Erdgeschoss und 1 Etage 7 1921 Berufung zum Generalintendanten der Sachsischen Staatstheater Dresden als Nachfolger von Nikolaus Graf von Seebach Reucker war sich klar daruber dass von ihm erwartet wurde namlich die ausserst unerfreulich gewordenen Verhaltnisse an den sachsischen Staatstheatern wieder zu alten Einordnung zu bringen Hervorzuheben ist Reuckers Regie von Ferruccio Busonis Oper Doktor Faust Die Urauffuhrung am 21 Mai 1925 konnte als internationales Musikereignis gelten Allen Mitwirkenden unter ihnen Fritz Busch als Generalmusikdirektor und der Regisseur wurde uneingeschranktes Lob zuteil So kann Hans Schnoor 1927 schreiben Man sieht sich von Dresden aus um in der Welt des deutschen Operntheaters und findet nichts was in gleicher Weise ein Streben nach bewusst neuartiger Spielplancharakteristik bewiese es ist uberall dasselbe fast ein Abklatsch des Dresdner Spielplanes 8 Und Reuckers Frankfurter Intendantenkollege Richard Weichert attestiert dass er Reucker das beste deutsche Ensemble und eine technisch herrliche Buhne besitzt 8 Weiterhin bedeutend sind seine Inszenierungen von Wagners Parsifal am 14 Februar 1930 und Bizets Carmen 1931 1932 33 bemuhte sich Reucker auch das Festspielhaus Hellerau wieder als musikalische Auffuhrungsstatte zu beleben Anlasslich der Neustadter Woche 1932 wurde die Iphigenia in Aulis von Christoph Willibald Gluck unter der Regie von Alexander Schum und der musikalischen Leitung von Fritz Busch mit grossem Erfolg aufgefuhrt Sein Wirken in Dresden von 1921 bis 1933 umfasst somit eine bedeutende Epoche des Dresdner Theaterlebens Auf musikalischem Gebiet sind es die Weiterentwicklung der Dresdner Richard Strauss Pflege die Hellerauer Festspiele und die Verpflichtung des genialen Dirigenten Fritz Busch gewesen die der Dresdner Oper Profil gegeben haben Im Schauspiel war es einmal seine personliche Freundschaft mit Gerhart Hauptmann zum anderen aber die Pflege der jungen Dramatiker Ernst Toller und Friedrich Wolf Die Zeit nach 1933 Bearbeiten nbsp Grab von Alfred Reucker seiner Mutter und seiner Frau neben dem Haus Die Inschriften lauten Emma Reucker 1843 1926 Bertha 1872 1949 Alfred 1868 1958 Unmittelbar rechts neben dem Grabstein befindet sich Reuckers Buste von Edmund Moeller Am 8 Marz 1933 nach der Machtergreifung Hitlers erfolgte die Amtsenthebung Reuckers zusammen mit Dramaturg Karl Wollf Generalmusikdirektor Fritz Busch musste bereits am Vorabend seinen Platz raumen 9 Allein die Amtsenthebung Reuckers wurde im Herbst 1933 in eine Pensionierung abgemildert Damit scheiterte auch die Fortfuhrung einer Bespielung des Festspielhauses in Dresden Hellerau Bis zum Kriegsende im Mai 1945 zog er sich ganz ins Privatleben zuruck und betrat in dieser Zeit keinen Dresdner Buhnenraum mehr Er lebte von schriftstellerischer Tatigkeit arbeitete vor allem an einem Manuskript in dem er die Erinnerungen aus 50 Jahren Theaterleben niederlegte 10 Ausserdem arbeitete er viele Stunden in seinem Garten Er sollte 1945 wieder zum Generalintendanten ernannt werden Seiner geschwachten Gesundheit wegen konnte er dem Rufe nicht nachkommen half aber dennoch beim Wiederaufbau der Dresdner Staatstheater mit Rat und Tat In den Jahren 1946 bis 1948 lud er wochentlich in sein Haus mit einer umfangreichen Bildergalerie 11 in Dresden Leubnitz Spitzwegstrasse 60 Theaterleute und Kulturinteressierte aller Bereiche zu Lese Abende ein Er war Ehrenvorsitzender der Kreisleitung Dresden Stadt der Deutschen Volksbuhne 12 Er starb am 14 Dezember 1958 in seiner Wahlheimat Dresden und wurde in aller Stille in seinem Garten beigesetzt Er gehort unstrittig zu den grossen Intendantenpersonlichkeiten des deutschen Theaters Ur und Erstauffuhrungen unter der Intendanz von Alfred Reucker BearbeitenSchauspiel Urauffuhrungen in Zurich Ernst Zahn Josepha 1901 Emanuel von Bodman Der Fremdling von Murten 1908 und Donatello 1919 Konrad Falke Caesar Imperator 1911 Robert Faesi Die offenen Turen 1911 und Odysseus und Nausikaa 1913 Frank Wedekind Schloss Wetterstein 1917 Stefan Zweig Jeremias 1918 Opern Urauffuhrungen in Zurich Georg Haeser Hadlaub 1903 Hans Jelmoli Sein Vermachtnis 1904 Othmar Schoeck Erwin und Elmire 1916 und Don Ranudo 1919 Ferruccio Busoni Arlecchino oder Die Fenster und Turandot beide 1917 unter der musikalischen Leitung des Komponisten Alexander Savine Ksenia 1919 Schweizer Erstauffuhrungen in Zurich Richard Strauss Salome 1907 Peter Tschaikowski Eugen Onegin 1909 Giacomo Puccini Madama Butterfly 1909 Giuseppe Verdi Don Carlo 1911 Richard Wagner Parsifal 1913 Opern Urauffuhrungen in Dresden Ferruccio Busoni Doktor Faust 1925 Paul Hindemith Cardillac 1926 Paul Graener Hanneles Himmelfahrt nach Gerhart Hauptmann 1927 13 Heinrich Kaminski Jurg Jenatsch 1929 Othmar Schoeck Penthesilea 1927 und Vom Fischer un syner Fru 1930 Richard Strauss Intermezzo 1924 Die agyptische Helena 1928 und Arabella 1 Juli 1933 Letztere Oper hat der Komponist Fritz Busch und Alfred Reucker gewidmet 14 Infolge ihrer Amtsenthebung am 7 Marz 1933 konnten sie nicht an der Premiere teilnehmen Auszeichnungen BearbeitenEhrendoktor Dr Phil h c der Universitat Zurich 1914 Ehrenmitglied der Staatstheater Dresden 1948 anlasslich seines 80 Geburtstages 15 Berufung zum Professor der Hochschule fur Musik Carl Maria von Weber Dresden aus gleichem Grunde 15 Literatur BearbeitenPaul Suter Reucker Alfred In Historisches Lexikon der Schweiz Paul Suter Alfred Reucker In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz Band 2 Chronos Zurich 2005 ISBN 3 0340 0715 9 S 1483 f Hans Bohm In memoriam Alfred Reucker In Musica Jahrgang 13 Barenreiter Basel Februar 1959 S 133 134 Hansjorg Schneider Hoffnung zwischen Trummern Dresdner Theater nach 1945 Hellerau Verlag Dresden Hellerau 1999 ISBN 3 910184 66 9 S 18 f Hansjorg Schneider Dresdner Theater 1933 1945 Spiel war die Lust und Spiel die Gefahr Henschel Berlin 2001 ISBN 3 89487 456 2 S 74 84 112 115 155 f Hansjorg Schneider Erich Ponto Ein Schauspielerleben Henschel Verlag 2000 S 40 65 70 Hansjorg Schneider Die Zeit danach Beitrage zum Nachkriegstheater in Dresden und Umgebung Eigenverlag Berlin 2008 ISBN 978 3 935194 24 2 S 20 99 Hansjorg Schneider Die Zeit ist aus den Fugen Dresdens Schauspiel in den zwanziger Jahren Verlags und Publizistikhaus 2007 ISBN 978 3 9810690 2 0 S 10 15 29 32 33 35 52 58 61 62 67 74 81 83 Paul Suter Alfred Reucker In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz Band 3 Chronos Zurich 2005 ISBN 3 0340 0715 9 S 1483 f Funfundsiebzig Jahre im Dienste der Buhne Aus den bisher unveroffentlichten Lebenserinnerungen Prof Dr h c Alfred Reuckers In Die Union Bezirk Dresden 19 Marz 1959 Der Weg von Zurich nach Dresden Aus den bisher unveroffentlichten Lebenserinnerungen Prof Dr h c Alfred Reuckers II In Die Union Bezirk Dresden 21 Mai 1959 Drei Jahrzehnte Dresdner Theaterleben Aus den bisher unveroffentlichten Lebenserinnerungen Prof Dr h c Alfred Reuckers III In Die Union Bezirk Dresden 5 Juli 1959 Weblinks BearbeitenFotos von Alfred Reucker Deutsche Fotothek Dresden abgerufen am 1 Juli 2015 Alfred Reucker Archiv im Archiv der Akademie der Kunste BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Sulkowskitheater im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Textgrundlage ist das Standardwerk von Felix Czeike Guido Frei Das Zurcher Stadttheater unter der Direktion Alfred Reucker 1901 1921 Innsbruck 1951 Dissertation Zurich Hansjorg Schneider Die Zeit ist aus den Fugen Dresdens Schauspiel in den zwanziger Jahren Verlags und Publizistikhaus 2007 ISBN 978 3 9810690 2 0 S 63 Karteikarte fur Alfred Reucker im Universitatsarchiv der Universitat Zurich mit der Signatur UAZ AF 1 415 Rektoratsrede und Jahresbericht April 1914 bis Ende Marz 1915 Druck und Verlag Art Institut Orell Fussli Zurich S 35 uzh ch PDF abgerufen am 16 Dezember 2015 Geschichte der Universitat Zurich uzh ch abgerufen am 16 Dezember 2015 Das Gebaude wurde 1909 1913 als Backerei Konditorei erbaut 1929 ubernahm es Reucker nachdem er vorher in Dresden Johannstadt Furstenstrasse 60 heute Fetscherstrasse gewohnt hatte Nach Reuckers Gedanken sollte sein Haus nach seinem Tode ein Ort der Ruhe fur Mimen ahnlich dem Kunstlerhaus Dresden Loschwitz werden Stattdessen war es bis zur Wende 1989 Gastehaus der Dresdner Staatstheater danach wurde es privatisiert und musste grundlegend saniert werden Das Haus und ein Teil des Grundstuckes stehen unter Denkmalschutz siehe Liste der Kulturdenkmale in Leubnitz Neuostra Koordinaten des Reucker Hauses 51 0 56 38 N 13 45 59 59 O 51 0156611 13 76655278 a b Hansjorg Schneider Die Zeit ist aus den Fugen Dresdens Schauspiel in den zwanziger Jahren Verlags und Publizistikhaus 2007 ISBN 978 3 9810690 2 0 S 66 Wilfried Schulz Hrsg Staatsschauspiel Dresden 100 Jahre Schauspielhaus Berlin 2012 ISBN 978 3 943881 01 1 S 151 Alfred Reucker Mein Weg Alfred Reucker Archiv im Archiv Darstellende Kunst der Akademie der Kunste abgerufen am 1 Juli 2015 48 Klebebande mit Dokumenten seines kunstlerischen Werdegangs von 1885 bis 1933 Das bewegliche Mobiliar insbesondere die Bilder von Reuckers Galerie erbte gemass Testament seine Haushalterin Melanie Nacke die bis zu ihrem Tode Wohnrecht hatte Nach deren Tode verliert sich der Aufenthaltsort der Bilder Alfred Loscher Alfred Reucker 85 Jahre In Dresdner Vorschau April 1953 S 36 ff Portrats Generalintendant Dr Alfred Reucker Regisseur und Komponist Paul Graener Fotografie von Ursula Richter Februar 1927 anlasslich der Urauffuhrung seiner Oper Hanneles Himmelfahrt in der Staatsoper Dresden in der Deutschen Digitalen Bibliothek abgerufen am 2 Juli 2015 Ernst Krause Richard Strauss VEB Breitkopf amp Hartel Leipzig 1970 S 347 a b Staatsschauspiel Dresden Abgerufen am 9 Mai 2020 Intendanten der Semperoper Wolf Adolf August von Luttichau 1824 1862 Nikolaus Graf von Seebach 1894 1919 Alfred Reucker 1921 1933 Paul Adolph 1933 1935 Horst Seeger 1973 1983 Gerd Schonfelder 1984 1990 Christoph Albrecht 1991 2003 Gerd Uecker 2003 2010 Ulrike Hessler 2010 2012 Serge Dorny 2013 2014 Peter Theiler ab 2018 Normdaten Person GND 116450665 lobid OGND AKS VIAF 3222476 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reucker AlfredALTERNATIVNAMEN Reucker Hermann Alfred vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Inspizient Schauspieler Regisseur und GeneralintendantGEBURTSDATUM 30 Marz 1868GEBURTSORT RunderothSTERBEDATUM 14 Dezember 1958STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Reucker amp oldid 238239853