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Intermezzo Eine burgerliche Komodie mit sinfonischen Zwischenspielen in zwei Aufzugen Opus 72 TrV 246 ist die achte Oper von Richard Strauss Das Libretto verfasste der Komponist selbst Die Urauffuhrung fand am 4 November 1924 im Schauspielhaus Dresden statt WerkdatenTitel IntermezzoOriginalsprache DeutschMusik Richard StraussLibretto Richard StraussUrauffuhrung 4 November 1924Ort der Urauffuhrung Schauspielhaus DresdenSpieldauer ca 2 StundenOrt und Zeit der Handlung Osterreich Anfang des 20 JahrhundertsPersonenHofkapellmeister Robert Storch Bariton Christine seine Frau Sopran Franzl ihr kleiner Sohn Kinderstimme Anna die Kammerjungfer Sopran Baron Lummer Tenor Kapellmeister Stroh Tenor Notar Bariton Frau des Notar Sopran Kommerzienrat Bass Justizrat Bariton Kammersanger Bass Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Erster Akt 1 2 Zweiter Akt 2 Entstehungsgeschichte 3 Gestaltung 3 1 Orchester 3 2 Musik 4 Interpretation 5 Diskographie Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenBuhne Die Villa des Hofkapellmeisters Storch Rodelbahn am Grundlsee Salon in Wien Prater in Wien Erster Akt Bearbeiten Der beruhmte Tondichter und Hofkapellmeister Storch muss zu einem Engagement nach Wien Die Reisevorbereitungen fuhren zu offensichtlich ublichen Reibereien mit seiner ihn fursorglich bedrangenden Frau Christine Nach seiner Abreise lernt Christine den Baron Lummer kennen den sie beim Rodeln uber den Haufen fahrt Sie will ihrem Mann einen Empfehlungsbrief fur den jungen Mann der gerne studieren mochte schreiben weist Lummer aber argerlich ab als er sie um Geld bittet Vollig in Rage gerat sie als die Post den schlupfrigen Brief einer gewissen Mieze Meier an ihren Mann bringt Christine will die Trennung und schickt ihrem Mann ein Telegramm nach Wien Wir sind fur immer geschieden Zweiter Akt Bearbeiten Wien Storch beim Skat Christines Telegramm trifft ein Storch der eben noch seine Frau in der Herrenrunde in Schutz genommen hat ist fassungslos ahnt aber nach einiger Zeit die Verwechslung Kapellmeister Stroh der Bekannte von Mieze Meier und eigentliche Empfanger des Briefs muss den Irrtum aufklaren Versohnung im Hause Storch die Eheleute lachen wieder uber ihre vorbildliche Ehe Entstehungsgeschichte BearbeitenWahrend der Arbeit an der Frau ohne Schatten bat Strauss seinen Librettisten Hugo von Hofmannsthal im Mai 1916 um eine ganz moderne absolut realistische Charakter und Nervenkomodie 1 als Gegenpol Hofmannsthal lehnte ab und empfahl den Dramatiker und Kritiker Hermann Bahr Da Strauss eine Oper mit autobiographischen Zugen im Sinn hatte riet Bahr dem Komponisten dazu das Libretto unter Anleitung selbst zu verfassen Strauss schuf einen gelungenen Komodientext die Hauptpersonen sind unschwer als das Ehepaar Strauss zu erkennen Er stellte der Partitur aber eine langere theoretische Einleitung voran in der er das Konzept der Oper erlauterte Strauss sah in ihr mehr als einen autobiographischen Reisser oder einen Luckenbusser bis zum nachsten Hofmannsthal obwohl er sich einmal dahingehend geaussert hatte Zu Beginn der Arbeit hatte die Oper den Arbeits Titel Das eheliche Gluck Anfang Juni 1918 schrieb Strauss an Hofmannsthal ihm gehe die Komposition der kleinen Eheoper ausgezeichnet von der Hand 2 Dennoch vollendete Strauss die Komposition erst am 21 August 1923 auf der zweiten Sudamerika Tournee mit den Wiener Philharmonikern Die Urauffuhrung fand am 4 November 1924 im Schauspielhaus Dresden statt die Leitung hatte Fritz Busch mit Lotte Lehmann als Christine Beim Publikum war die Oper aufgrund der autobiographischen Enthullungen ein grosser Erfolg von der Kritik wurde sie aus dem gleichen Grund sehr ungnadig behandelt Paul Hindemith bildete hier eine Ausnahme Nach dem Abklingen der Sensation wurde es zum grossen Bedauern des Komponisten schnell still um die Oper auch heute wird Intermezzo nur vereinzelt gespielt so etwa im Jahre 2008 am Opernhaus Zurich in einer Inszenierung von Jens Daniel Herzog unter der Leitung von Peter Schneider Gestaltung BearbeitenOrchester Bearbeiten Die Orchesterbesetzung der Oper enthalt die folgenden Instrumente 3 Holzblaser zwei Floten 2 auch Piccolo zwei Oboen 2 auch Englischhorn zwei Klarinetten in B 2 auch Bassklarinette in A und B zwei Fagotte Blechblaser drei Horner zwei Trompeten zwei Posaunen ein Paar Pauken Schlagzeug grosse Trommel kleine Trommel Triangel Becken ein Paar Schellen Harfe Klavier grosses Harmonium Streicher elf Violinen 1 neun Violinen 2 funf Bratschen funf Violoncelli drei KontrabasseMusik Bearbeiten Strauss erlauterte in seiner Einleitung zur Partitur das Ziel seines Werks Wortverstandlichkeit Die Singstimmen stehen im Vordergrund das Orchester assistiert nur Strauss wollte ein deutsches Parlando schaffen Die rasche Szenenfolge des Stucks wird durch zahlreiche Zwischenspiele verbunden in denen die Handlung musikalisch eingeleitet oder fortgefuhrt wird beispielsweise das Kartenmischen durch das Klavier vor der Skatszene Oper im grossen Stil gibt es nur im Finale Ulrich Schreiber halt die originelle Partitur fur eines der asthetisch interessantesten und fur eines der unterschatzten Werke des Tondichters 4 Interpretation BearbeitenIntermezzo gehort wie auch Die Frau ohne Schatten und Die agyptische Helena zu den Strauss Opern die sich mit dem Thema der Ehe auseinandersetzen Auch in Arabella bilden die Grundlagen der Lebensgemeinschaft von Mann und Frau die gedankliche Mitte des Werkes Schon im Kontext seiner Sinfonia domestica hatte Strauss geschrieben Die Heirat ist das ernsteste Ereignis im Leben 5 Die zunehmende Gefahrdung der burgerlichen Ehe war in den kunstlerischen Diskursen vor allem in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ein verbreitetes Thema Die genannten Opern behandeln die Ehe aus der Perspektive von Marchen Mythos und Geschichte Fur Hofmannsthal war die Ehe vor allem ein Wunder der Verwandlung in dem sich zwei autonome Personlichkeiten wechselseitig zur Hingabe des eigenen Selbst bereit finden Fur Strauss hingegen stellte die Ehe in erster Linie eine Lebensrealitat dar die als stabilisierende Kraft wirkt und Lebenssicherheit garantieren sollte 6 Der Realismus jedoch mit dem Strauss das Thema in Intermezzo behandelte war Hofmannsthal zutiefst fremd Strauss jedoch witterte darin die Spur zu einer neuen Opernform weg von der Literaturoper den grossen romantischen Stoffen den ubermenschlichen Helden dem hohlen Pathos der Sprache Ihm schwebte ein neues Genre von Spiel und Konversations Opern in der Struktur episodischer Szenenfolgen vor Strauss knupfte damit an Entwicklungen an die sich in der realistischen und naturalistischen Dramatik etwa bei Gerhart Hauptmann Frank Wedekind Ferdinand Bruckner und Hermann Bahr gleichzeitig vollzogen Wie sehr er sogar die Entwicklung der neuen Medien in diese Uberlegungen einbezog zeigt eine Bemerkung gegenuber Hermann Bahr dass ihm fast nur Kinobilder 7 als Dramaturgie dieses neuen Genres vor Augen stunden Hofmannsthal kritisierte die mangelnde Dramatik des Librettos Es sei ein blosses Charaktergemalde ohne rechte Handlung 8 Strauss konterte Was sind denn aber auch diese sog dramatischen Handlungen Seit 2000 Jahren immer das gleiche Mord und Totschlag Intrige des Subalternen gegen den Helden Verlobung mit uberwundenen Hindernissen oder Scheidung das ist doch alles nicht interessant und so und so oft dagewesen 9 Schon fruher hatte er hervorgehoben so harmlos und unbedeutend die Anlasse zu diesem Stuck auch sein mogen so seien doch was durch sie hervorgerufen werde schliesslich immer noch die schwersten Seelenkonflikte die in einem Menschenherzen sich bewegen konnen 10 Strauss pladierte fur die Thematisierung individueller Charaktere und ihrer Konflikte in der Oper ebenso fur die Spiegelung der burgerlichen Alltagswelt im Libretto wie in der Komposition Damit schuf er wesentliche Grundlagen fur die weitere Entwicklung des realistischen Musiktheaters im 20 Jahrhundert Diskographie Auswahl BearbeitenGA 1963 live Joseph Keilberth Hanny Steffek Christine Hermann Prey Storch Anny Felbermayer Anna Ludwig Welter Kammersanger Ferry Gruber Lummer Alfred Poell Notar Orchester der Wiener Staatsoper Orfeo GA 1980 Wolfgang Sawallisch Lucia Popp Christine Dietrich Fischer Dieskau Storch Gabriele Fuchs Anna Kurt Moll Kammersanger Adolf Dallapozza Lummer Klaus Hirte Notar Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks EMI Literatur BearbeitenKatharina Hottmann Burgerliche Mentalitat und Gattungskonzept in Richard Strauss Zeitoper Intermezzo In Hanns Werner Heister Hrsg Die Ambivalenz der Moderne Bd 1 Berlin 2005 Musik Gesellschaft Geschichte 1 S 89 100 Kurt Wilhelm Richard Strauss personlich Henschel Berlin 1999 ISBN 3 89487 326 4 Ulrich Konrad Intermezzo Die Agyptische Helena Arabella In Richard Strauss Handbuch Metzler Barenreiter Stuttgart Weimar Kassel 2014 ISBN 978 3 476 02344 5 Bryan Gilliam Intermezzo und die Tradition der Zeitoper in den zwanziger Jahren In Richard Strauss Leben Werk Interpretation Rezeption Internationales Gewandhaus Symposium 1989 Frankfurt am Main Leipzig 1991 S 129 134Weblinks BearbeitenIntermezzo Op 72 Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Handlung und Libretto von Intermezzo in deutscher Sprache bei Opera Guide Diskografie zu Intermezzo bei OperadisEinzelnachweise Bearbeiten Willi Schuh Richard Strauss Hugo von Hofmannsthal Briefwechsel Zurich 1978 S 342 Willi Schuh Richard Strauss Hugo von Hofmannsthal Briefwechsel Zurich 1978 S 409 Ulrich Konrad Intermezzo Die Agyptische Helena Arabella In Walter Werbeck Hrsg Richard Strauss Handbuch Metzler Barenreiter Stuttgart Weimar Kassel 2014 ISBN 978 3 476 02344 5 S 214 Ulrich Schreiber Opernfuhrer fur Fortgeschrittene Band 3 Barenreiter Kassel 2000 ISBN 3 7618 1436 4 zitiert nach Ulrich Konrad Intermezzo Die Agyptische Helena Arabella In Walter Werbeck Hrsg Richard Strauss Handbuch Metzler Barenreiter Stuttgart Weimar Kassel 2014 ISBN 978 3 476 02344 5 S 217 zitiert nach Ulrich Konrad Intermezzo Die Agyptische Helena Arabella In Walter Werbeck Hrsg Richard Strauss Handbuch Metzler Barenreiter Stuttgart Weimar Kassel 2014 ISBN 978 3 476 02344 5 S 218 Willi Schuh Richard Strauss Hugo von Hofmannsthal Briefwechsel Zurich 1978 S 669 Willi Schuh Richard Strauss Hugo von Hofmannsthal Briefwechsel Zurich 1978 S 669 Willi Schuh Richard Strauss Hugo von Hofmannsthal Briefwechsel Zurich 1978 S 670 Willi Schuh Richard Strauss Hugo von Hofmannsthal Briefwechsel Zurich 1978 S 569 Opern von Richard Strauss Guntram 1894 Feuersnot 1901 Salome 1905 Elektra 1909 Der Rosenkavalier 1911 Ariadne auf Naxos 1912 16 Die Frau ohne Schatten 1919 Intermezzo 1924 Die agyptische Helena 1928 Arabella 1933 Die schweigsame Frau 1935 Friedenstag 1938 Daphne 1938 Die Liebe der Danae 1940 Capriccio 1942 Des Esels Schatten 1949 unvollendet Normdaten Werk GND 300220472 lobid OGND AKS LCCN no97070962 VIAF 180638003 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Intermezzo Strauss amp oldid 221122791