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Der Tordalk ˈtɔʁtʔalk Alca torda ist ein Vogel aus der Familie der Alkenvogel und der einzige Vertreter der Gattung Alca Zwei Unterarten werden unterschieden die sich geringfugig in der Grosse unterscheiden aber genetisch nur wenig differenziert sind 1 TordalkTordalk Alca torda SystematikKlasse Vogel Aves Unterklasse Neukiefervogel Neognathae Ordnung Regenpfeiferartige Charadriiformes Familie Alkenvogel Alcidae Gattung AlcaArt TordalkWissenschaftlicher Name der GattungAlcaLinnaeus 1758Wissenschaftlicher Name der ArtAlca tordaLinnaeus 1758Tordalk mit FischSchadel eines TordalksDer Tordalk ist ein kraftig gebauter Alkenvogel mit einem hohen und seitlich zusammengedruckten Schnabel sowie einem fur einen Alkenvogel ungewohnlich langen Schwanz Auf dem Wasser und im Flug erinnert er an Lummen von denen er sich jedoch durch seinen kraftigeren Schnabel und den langeren Schwanz unterscheidet An Land lauft und hockt der Tordalk in aufrechter Korperhaltung In Mitteleuropa ist der Tordalk ein lokaler Brut und Sommervogel Wintergaste halten sich ausserdem regelmassig an der Ost und Nordseekuste auf Der Tordalk wurde 2015 von der IUCN als potenziell gefahrdet near threatened eingeschatzt 2 2021 wurde er wieder als nicht gefahrdet least concern bewertet 3 Die Bestande unterliegen Schwankungen Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Nahrung und Nahrungsweise 4 Fortpflanzung 4 1 Sozialverhalten 4 2 Niststandort und Gelege 4 3 Jungvogel 5 Bestand und Gefahrdungsursachen 6 Unterarten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelbelegeBeschreibung Bearbeiten nbsp Schwimmender Tordalk im SchlichtkleidErwachsene Tiere sind 38 bis 43 cm lang und haben eine Flugelspannweite von 60 bis 69 cm Sie wiegen zwischen 600 und 800 Gramm und sind damit um etwa 22 leichter als die ihnen zumindest fur unerfahrene Vogelbeobachter ahnlich sehenden Trottellummen 4 Der Sexualdimorphismus ist nur geringfugig ausgepragt Im Prachtkleid sind Rucken und Kopf schwarz Bauch sowie die Unterseite der Flugel weiss Eine dunne weisse Linie verlauft vom Auge zum Oberschnabel Der Schnabel ist schwarz mit einem auffallenden weissen senkrechten Strich kurz vor den Nasenlochern Das Schlichtkleid gleicht weitgehend dem Prachtgefieder allerdings sind die Kehle die Nackenseiten und das Gesicht hinter den Augen weiss Die weissen Linien am Kopf und Schnabel sind weniger auffallig oder fehlen ganz Jungvogel haben ein Gefieder das dem Schlichtkleid gleicht Ihr Schnabel ist allerdings kurzer schmaler und rein schwarz Der Flug dieser tag und dammerungsaktiven Alkenvogel ist geradlinig mit raschem schwirrendem Flugelschlag Auf die Jagd gehen Tordalken einzeln Die Tauchtiefe betragt gewohnlich nur wenige Meter Ahnlich wie beim Papageitaucher werden Fische fur die Nestlinge quer im Schnabel transportiert Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDas Brutareal der Tordalken umfasst boreale und subarktische Kusten des Nordatlantiks zwischen 43 und 73 nordlicher Breite Das Verbreitungsgebiet uberlappt sich sehr stark mit dem der Trottellumme Anders als diese Art kommt der Tordalk aber ausschliesslich im Nordatlantik vor 5 Der Verbreitungsschwerpunkt liegt auf Island wo etwa 65 bis 70 des Weltbestandes bruten 4 Weitere zwanzig Prozent bruten auf den Britischen Inseln und zehn Prozent des globalen Bestandes verteilen sich auf kleine Kolonien hauptsachlich in Kanada und Norwegen 4 Die sudlichsten Vorkommen liegen in Europa vor der Kuste Nordfrankreichs und in Amerika beim Bundesstaat Maine In Deutschland kommen auf Helgoland einige Brutpaare vor nachdem die Brutbestande zunachst in den 1960er Jahren dort erloschen waren Dort bruten seit Ende der 1980er Jahre wieder Tordalken die der Unterart Alca torda islandica angehoren Die im Winter zu beobachtenden Vogel gehoren dagegen zur Nominatform Alca torda torda Die Nominatform weist auf einer Insel in der Nahe von Bornholm eine sehr grosse Brutkolonie mit bis zu tausend Brutpaaren auf Im Winter ziehen europaische Vogel bis in das westliche Mittelmeer und amerikanische nach Neufundland und Neuengland Die Wanderbewegungen sind damit ausgepragter als bei anderen im Atlantik brutenden Alkenvogeln 6 Sie treffen ab Marz wieder in ihren Brutgebieten ein nbsp Nahrung und Nahrungsweise BearbeitenIhre Nahrung fangen die Tordalken beim Tauchen unter Wasser Dichte Schwarme von tauchenden Tordalken sind ausgesprochen selten Anders als die anderen grossen Alkenvogel suchen Tordalken auch in Flussmundungen mit einer reduzierten Salinitat nach Nahrung 7 Die Nahrung besteht hauptsachlich aus Fischen wie Heringen Sandaalen und Sprotten aber auch aus Krebstieren und Meereswurmern In der Nordsee liegen die meisten Nahrungsgebiete die die Tordalken wahrend der Brutzeit aufsuchen nahe der Brutkolonie Auf Skomer einer Insel vor der walisischen Kuste finden Tordalken ihre Nahrung dagegen bis zu 15 Kilometer entfernt von ihrem Brutplatz 8 Die Tauchtiefe kann bis zu 120 Meter betragen erreicht aber meistens nur 40 Meter Durchschnittlich tauchen Tordalken weniger als sechzig Sekunden 8 Wahrend der Nahrungssuche finden sich haufig Fluss Seeschwalben Silbermowen Zwergmowen und Dreizehenmowen in der Nahe der tauchenden Tordalken Insbesondere die Dreizehenmowe scheint von Beute zu profitieren die auf Grund der Tauchgange der Tordalken an die Oberflache getrieben werden 7 Fortpflanzung BearbeitenSozialverhalten Bearbeiten nbsp Tordalken in einer Kolonie mit Krahenscharben Phalacrocorax aristotelis und Trottellumme Uria aalge vor Sto Norwegen nbsp Tordalken auf Gull Island nbsp Tordalk vor StorstappenTordalken kehren je nach geografischer Breite zwischen Ende Februar und Mai in ihre Brutkolonien zuruck Die Brutplatztreue ist sehr hoch und betragt 91 5 9 Tordalken bilden oft grosse Kolonien zusammen mit anderen Arten der Alkenfamilie Erstbrutende Tordalken sind in der Regel zwischen vier und sechs Jahre alt Typischerweise erscheinen dreijahrige Tordalken am Ende der Brutzeit in der Nahe der Kolonie Vor dem Beginn der Belegezeit fluktuiert der Bestand an Vogeln innerhalb einer Kolonie sehr stark Alle vier bis sechs Tage sind fast alle Brutpaare der Kolonie anwesend dann sinkt die Zahl der anwesenden Brutvogel bis fast auf Null Ausgepragtes soziales Verhalten ist in dieser Zeit sowohl im Wasser als auch an Land zu beobachten 10 Zum Sozialverhalten gehort unter anderem ein ausgedehntes Kraulen des Partnervogels Niststandort und Gelege Bearbeiten nbsp Ei Sammlung Museum Wiesbaden Der Tordalk brutet an der Kuste an Klippen oder auf flachen mit Felsgeroll bedeckten Stranden Nur sehr selten errichten Tordalken ihre Nester frei auf Felssimsen Gewohnlich findet sich das Nest in einer Felshohlung oder nische Es wird gelegentlich auch zwischen oder unter Felsbrocken errichtet und mitunter nutzen Tordalken auch die Nisthohlen von Papageitauchern 11 Grundsatzlich ist jedoch der Bruterfolg in uberdachten und damit geschutzten Brutplatzen signifikant hoher als der an exponierten Stellen 12 Material wird gewohnlich nicht eingetragen es findet sich jedoch gelegentlich eine Ansammlung kleiner Steinchen rings um die Nistmulde Der Abstand zum nachsten Nest betragt in der Regel eine Vogellange 9 Die Eiablage ist innerhalb einer Kolonie stark synchronisiert 80 aller Eier werden in einem Zeitraum von zehn Tagen gelegt 13 Der Zeitpunkt der Eiablage ist Anfang Mai im Suden und Anfang Juni im Norden des Verbreitungsgebietes 11 Das Weibchen legt meist nur ein recht grosses Ei Es wiegt ca 90 Gramm und ist damit um etwa 17 leichter als das der Trottellumme 9 Das Ei ist spindelformig bis langlich oval die Grundfarbe gewohnlich weiss gelegentlich aber auch braunlich oder grunlich Die Eier haben eine fein gekornte aufgeraute Oberflache und weisen eine sehr variable Zeichnung aus braunen und schwarzen Sprenkeln Punkten Klecksen Kritzeln und Bandern auf Die Brutdauer ist sehr variabel und wahrt zwischen 28 und 43 Tagen was vermutlich sowohl auf die unterschiedliche Brutintensitat zu Beginn der Brutzeit als auch auf Wettereinflusse zuruckzufuhren ist 14 15 An der Bebrutung des Geleges und der Versorgung des Jungvogels sind beide Elternvogel beteiligt Die Brutablosung erfolgt nach 12 bis 24 Stunden Jungvogel Bearbeiten Jungvogel der Tordalken sind Platzhocker Sie weisen kurz nach dem Schlupf kurze und dichte Dunen mit seidigen Spitzen auf Der Kopf und der Bauch sind hell graulichweiss bis fahl zimtfarben Die Korperoberseite und die Flanken sind braunschwarz Die Halsseiten die Kropfregion und die Flugel wirken durch die helleren Dunenspitzen aufgehellt Auffallig ist bereits bei den Nestlingen der grosse schwarze und seitlich abgeflachte Schnabel Der Rachen ist blassgelb Sie werden von den adulten Vogeln zwischen zwei und funf Mal am Tag gefuttert Typischerweise bringen die Elternvogel gleichzeitig mehrere Fische quer im Schnabel heran 15 Die tagliche Nahrungsmenge die ein einzelnes Kuken erhalt betragt zwischen 20 und 22 Gramm 8 Unmittelbar nach dem Schlupf wiegen die Nestlinge durchschnittlich 63 Gramm sie nehmen bis zu ihrem 14 Lebenstag taglich etwa 8 3 Gramm zu und wiegen dann etwa 180 Gramm 8 Ihr Gewicht bleibt dann konstant oder ist sogar leicht rucklaufig Die Nestlinge sind mit einem Alter von neun bis zehn Lebenstagen in der Lage ihre Korpertemperatur selber zu regulieren An ungeschutzten Brutplatzen werden sie jedoch wahrend ihrer gesamten Nestlingszeit von einem Elternvogel bewacht und gehudert An geschutzten Niststandorten werden sie stundenweise von den Elternvogeln auch allein gelassen 16 Die Jungvogel verlassen das Nest bereits nach durchschnittlich 17 bis 18 Tagen Sie tragen dann ihr zweites Dunenkleid das sogenannte Mesoptil das aus Zwischenfedern mit starkerem Schaft und dunenartigen Strahlen gebildet wird Sie sind bereits schwarzweiss gefarbt und haben gewohnlich eine weisse Kehle Schwanz und Schwungfedern sind noch nicht entwickelt so dass sie zum Zeitpunkt des Fluggewerdens noch nicht flugfahig sind 16 Der sogenannte Alkensprung bei dem die Jungvogel vom Brutfelsen springen erfolgt meist ab Ende Juli Anfang August Sie landen entweder gleich auf dem Meer oder auf der Gras und Gerollhalde unterhalb des Brutplatzes Beim Sprung werden sie gewohnlich von einem der Elternvogel begleitet Meist ist es das Mannchen das mit ausgebreiteten Schwingen gefachertem Schwanz und gespreizten Schwimmhauten seinen Flug auf die Fallgeschwindigkeit des Jungvogels abzubremsen versucht Die adulten Vogel fuhren dann die Kuken aufs offene Meer Der Bruterfolg betragt in Grossbritannien 71 Jungvogel pro 100 Brutpaare Studien in anderen Regionen haben ahnliche Resultate erbracht 14 Zu den Pradatoren von Eiern und Jungvogeln zahlen Kolkraben Aaskrahen Dohlen und Mowen Von 100 Jungvogeln dieser Art erreichen nur etwa 11 bis 18 das funfte Lebensjahr 4 Die Mortalitatsrate ausgewachsener Tordalken liegt bei etwa 9 17 Bestand und Gefahrdungsursachen Bearbeiten nbsp Sich paarende Tordalke auf Lunga Treshnish Isles Innere Hebriden in einer gemischten Kolonie mit PapageitauchernDer globale Bestand wird zu Beginn des 21 Jahrhunderts auf 0 6 bis 1 0 Millionen Brutpaare geschatzt 1 Der europaische Brutbestand macht davon etwa 430 000 bis 770 000 Brutpaare aus Die grossten Populationen befinden sich in Island und in Grossbritannien Bestande die mehr als 10 000 Brutpaare umfassen gibt es ausserdem in Irland Norwegen und Schweden 1 Die auf Helgoland befindliche Brutkolonie erlosch in den 1950er Jahren fur einige Zeit Zu einer dauerhaften Wiederbesiedelung kam es ab 1975 Im Zeitraum 2001 bis 2003 bruteten dort zwischen 12 und 17 Brutpaare 18 Zu den Gefahrdungsursachen zahlten fruher wie bei vielen Alkenvogeln die direkte Bejagung durch den Menschen sowie das Sammeln der Eier Die Jagd hat jedoch derzeit nur noch eine lokale Bedeutung Zu hohen Verlusten kommt es derzeit vor allem durch eine zunehmende Olverschmutzung der Meeresgewasser Tordalken ertrinken ausserdem in Fischnetzen und leiden unter hohen Schadstoffbelastungen 18 Unterarten BearbeitenZwei Unterarten konnen aufgrund ihrer Korpergrosse unterschieden werden Alca torda islandica kommt in Island den Faroern den britischen Inseln und in der Nordsee vor Diese Unterart lebt damit in etwas warmeren Gewassern und weist eine etwas geringere Korpergrosse als die Nominatform auf Alca torda torda stellt die Nominatform dar Die Schwestergruppe des Tordalken ist der in historischer Zeit ausgerottete Riesenalk der ebenfalls im Nordatlantik verbreitet war Literatur BearbeitenHans Gunther Bauer Einhard Bezzel Wolfgang Fiedler Hrsg Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas Alles uber Biologie Gefahrdung und Schutz Band 1 Nonpasseriformes Nichtsperlingsvogel 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Aula Verlag Wiebelsheim 2005 ISBN 3 89104 647 2 Anthony J Gaston Ian L Jones The Auks Bird Families of the World Bd 4 recte 5 Oxford University Press Oxford u a 1998 ISBN 0 19 854032 9 Collin Harrison Peter Castell Jungvogel Eier und Nester der Vogel Europas Nordafrikas und des Mittleren Ostens 2 uberarbeitete Auflage deutsche Lizenzausgabe Aula Verlag Wiebelsheim 2004 ISBN 3 89104 685 5 Renate Kostrzewa Die Alken des Nordatlantiks Vergleichende Brutokologie einer Seevogelgruppe Aula Verlag Wiesbaden 1998 ISBN 3 89104 619 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tordalk Album mit Bildern Videos und Audiodateien Alca torda in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 31 Januar 2009 Tordalk Alca torda bei Avibase Tordalk Alca torda auf eBird org xeno canto Tonaufnahmen Tordalk Alca torda Federn des TordalksEinzelbelege Bearbeiten a b c Bauer et al S 563 IUCN Redlist zum Tordalk aufgerufen am 24 Marz 2017 IUCN Red List Abgerufen am 11 August 2023 a b c d Kostrzewa S 46 Gaston et al S 126 Gaston et al S 126 und S 127 a b Gaston et al S 129 a b c d Kostrzewa S 49 a b c Kostrzewa S 48 Gaston et al S 130 a b Harrison et al S 172 Kostrzewa S 51 Gaston et al S 131 a b Bauer et al S 565 a b Harrison et al S 173 a b Kostrzewa S 50 Gaston et al S 133 a b Bauer et al S 564Normdaten Sachbegriff GND 4185719 7 lobid OGND AKS LCCN sh85111613 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tordalk amp oldid 238611251