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36 459361111111 36 852083333333Tell Ain Dara Eingangsseite des Tempels von Sudosten mit ausserem Wandelgang und der Haupthalle des Kernbaus ab den hinteren TreppenstufenTell Ain Dara arabisch تل عين دارة DMG Tall ʿAyn Dara ist ein Siedlungshugel einer antiken Residenzstadt im Nordwesten Syriens auf dem die Reste eines Tempels aus der spathethitischen Zeit freigelegt wurden dessen Bauphasen in das 13 bis 8 Jahrhundert v Chr datiert werden Die Bedeutung des der Gottin Istar geweihten Tempels ergibt sich durch die in einem eigenen Stil gestaltete Bauplastik aus schwarzem Basalt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Geschichte 4 Tempel 4 1 Datierung der Bildnisse 4 2 Bedeutungsvergleiche 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp In den 1990er Jahren aufgestellter Lowe am sudlichen Teil des Hugels wohin heute der Zugang fuhrtTell Ain Dara liegt nordwestlich von Aleppo in der fruchtbaren Talebene des Afrin Eine Strasse fuhrt von Aleppo uber die Kleinstadt Dar Taizzah am Simeonskloster vorbei nach Norden durch das Tal Vier Kilometer nach Basuta zweigt im Dorf Ain Dara eine zwei Kilometer lange Zufahrtsstrasse nach Westen zum Hugel ab Geradeaus bis zur Stadt Afrin sind es acht Kilometer Dieser Teil des Afrin Tals ist die einzige Ackerebene innerhalb des nordsyrischen Kalksteinmassivs auf der wahrend der Bronzezeit Regenfeldbau betrieben wurde 1 Die ovale Hugelkuppe erhebt sich 20 Meter aus der Ebene Forschungsgeschichte BearbeitenEin Hirte entdeckte 1954 in einem Fuchsbau auf dem Hugel von Ain Dara einen Basaltlowen und 1956 wurde diese Statue von Archaologinnen begutachtet Eine anfangs syrisch franzosische 2 und spater nur noch syrische Expedition begann in den 1960ern den Tempel und seine unmittelbare Umgebung zu untersuchen Diese Expedition dauerte mit einigen Pausen bis in die 80er Jahre an 3 und dokumentierte den kompletten Tempel Von 1981 bis 1984 wurde eine Begehung und eine kleine Ausgrabung in der Unterstadt von einem syrisch amerikanischen Team durchgefuhrt das auch fur die Unterstadt eine Chronologie etablieren konnte 4 In den 90ern wurde der Tempel von Ain Dara eine beliebte Touristenattraktion 5 Der Tempel wurde im Syrischen Burgerkrieg am 26 Januar 2018 zum Ziel turkischer Luftangriffe wahrend der Turkische Militaroffensive auf Afrin 60 der Anlage wurden dabei nach Einschatzungen der Syrischen Beobachtungsstelle fur Menschenrechte zerstort 6 Auch nach Angaben eines Beobachters und der syrischen Regierung wurde durch das turkische Bombardement die Anlage schwer beschadigt 7 Geschichte BearbeitenEnde des 13 Jahrhunderts v Chr brach das Grossreich der Hethiter zusammen Mit den grossen politischen Umwalzung dieser Zeit werden die Zerstorungsschichten der bronzezeitlichen Stadtstaaten Ugarit und Alalach die innerhalb des hethitischen Einflussbereichs lagen erklart Zu den spathethitischen Kleinstaaten die sich in der Folgezeit bildeten und deren Ruinen in Nordsyrien und Anatolien lokalisiert werden konnten gehoren Samʼal Karkemis Karatepe und Ain Dara Bei den drei genannten Machtzentren waren die Palaste mit Reliefs und Skulpturen ausgestattet bei Ain Dara war dagegen der Tempel besonders aufwendig gestaltet Im 9 Jahrhundert lag Ain Dara innerhalb des aramaischen Kleinreiches Bet Agusi assyrisch Unqi dessen Hauptort Kinalua Kunalua mit Tell Ta yinat am Orontes nahe Antiochia in Verbindung gebracht wird Mit dem Vordringen des Neuassyrischen Reiches nach Westen wurde der Tempel zerstort Der Assyrerkonig Salmanassar III reg 858 824 eroberte laut einer Inschrift die befestigte Stadt Mu u ru und baute sie zu einer Festung aus Der Ort wird mit Ain Dara aufgrund der Lage von Grabungsfunden und dem Namen Dara lokalisiert der eine semitische Form des hurritischen Ortsnamens Mudra u sein konnte 8 nbsp Stadtmauer aus hellenistischer Zeit am Sudrand des HugelsDie auf einem alteren Siedlungshugel in fruhhellenistischer Zeit im 3 und 2 Jahrhundert v Chr neu gegrundete Kleinstadt Gindaros wird nach Auswertung antiker Quellen drei verschiedenen Orten im Afrin Tal zugeordnet dem heutigen Djinderis der romischen Stadtanlage Kyrrhos oder moglicherweise Ain Dara 9 Jedenfalls enthielt eine Schicht von Ain Dara Reste aus seleukidischer bis hellenistischer Zeit Ende 4 bis 1 Jahrhundert v Chr In dieser Zeit war die Stadt von einer zwei Meter hohen Befestigungsmauer umgeben Aus romischer Zeit sind keine Fundstucke aufgetaucht Die daruber liegende einen Meter dicke Erdschicht lasst den Schluss zu dass Ain Dara bis zur islamischen Zeit unbesiedelt war Einige Kleinfunde folgen ab dem 7 Jahrhundert bis in die osmanische Zeit im 16 Jahrhundert war der Ort ununterbrochen besiedelt Eine breitere Schicht aus dem 9 bis 12 Jahrhundert beinhaltete Munzen Hausrat und landwirtschaftliches Gerat Abgesehen vom freigelegten Tempel sind wenige antike Reste weiterer Gebaude auf dem Siedlungshugel und der in der aramaischen Zeit umwallten Unterstadt in der Ebene im Osten erhalten Tempel BearbeitenAssaf gliederte die Entwicklung des Tempels in drei Bauphasen Der alteste hypothetische Tempel aus dem Ende der Bronzezeit entsprach in seiner Anlage dem folgenden Es war ein Anten Tempel auf einer Kalksteinplattform mit zwei Saulen am Eingang einem querrechteckigen Vorraum von dem drei Stufen zur Haupthalle fuhrten und einer nochmals durch ein Podium erhohten Cella In der zweiten Bauphase wurden dekorative Elemente aus Basalt eingefuhrt dazu gehoren die monumentalen figurlichen Stelen und an der Sockelzone vorgestellte Reliefplatten Es ergab sich ein Materialkontrast zwischen dem hellen Kalkstein der statischen Elemente und den dunklen vorgesetzten Blendverzierungen aus Basalt In der dritten Phase der fruhen Eisenzeit kamen ein saulengestutzter Wandelgang auf drei Seiten hinzu Lowen und Sphinx Orthostaten und Protomen Dekorationen aussen herum nbsp Treppenstufen am PortikusDer Tempel steht mit seiner Dreigliederung in der Tradition der in Syrien im 3 Jahrtausend v Chr entwickelten Langhaustempel Die Gliederung des Tempels entspricht dem hethitischen Haustyp des Bit Hilani mit einer hier quadratischen 16 7 16 8 Meter grossen Cella Der Tempel stand auf einer kunstlichen mit Sphingen und Lowen Reliefs verkleideten Terrasse von 32 38 Metern Eine 11 Meter breite Freitreppe fuhrte zum ausseren Hof dieser bis zu den Eingangsstufen an einem von Saulen getragenen Portikus In die beiden Stufen sind drei etwa einen Meter lange Fussspuren eingetieft als Zeichen fur den Zug der Gottin Istar in den Tempel und ihre Anwesenheit darin Solche Fussabdrucke sind vom Indischen Subkontinent bekannt aber im Nahen Osten ausserst selten Seitlich der Treppe grussten zwei Sphingen die Glaubigen Nach dem Vorraum flankierten zwei kolossale Basaltlowen den Eingang zur Haupthalle Wie die Fussstapfen war auch die dargestellte Gottheit in der Cella uberlebensgross Um die Cella fuhrte im Sockelbereich ein Reliefband das auf 58 Zentimetern Hohe Berggotter Mensch Tier Mischwesen und Wurdentrager zeigte die alle ihre Hande zur Verehrung erheben Sie sehen aus wie Atlanten die nichts zu tragen haben Nach dieser Vorstellung ubernahmen sie die Aufgabe die Cella als den Ort an dem sich die Gotter manifestieren uber den irdischen Bereich in den Himmel und Wohnsitz der Gotter emporzuheben Unter Berggott wird hier keine Gottheit verstanden die auf einem Berg thront sondern ein heiliger verehrter Berg Der Berg wurde als menschliche Figur dargestellt die bis zur Hufte mit einem Schuppenrock bekleidet ist und deren Fusse zu sehen sind Am Sockelbereich treten diese Figuren in der Mitte einer Dreiergruppe auf Auf dem Kopf tragen sie eine konische Mutze mit drei bis funf Hornerpaaren 10 Der Tempel war wohl Istar als der Geliebten des nordsyrischen Berggottes geweiht Es wurde nur eine Darstellung entdeckt die die Gottin selbst zeigt Relief der kriegerischen Istar dafur sind ihre Attribute Sphinx und Lowe zahlreich vorhanden die des Berggottes Stiermenschen und adlerkopfige Menschen ebenfalls Die am besten erhaltenen Reliefs befinden sich heute im Nationalmuseum Aleppo Die monumentalen Basaltskulpturen vor Ort sind durch witterungsbedingte grossflachige Abplatzungen stark beschadigt Datierung der Bildnisse Bearbeiten Die Tempelanlage setzte hethitische Bautraditionen fort besonders in der Gestaltung des Zugangs mit flankierenden Tierfiguren und Tordurchgangen Dagegen bot die an diesem Ort eigenwillige und von den Nachfolgestaaten des hethitischen Reiches abweichende Formgebung der Bildwerke Anlass zu Spekulationen uber ihre Entstehungszeit nbsp Basaltlowen und sphingen an der ausseren Sockelzone NordostseiteAli Abou Assaf gliedert das Baudekor in drei Stilabschnitte einige Reliefs an der Sockelzone der Cella auf 1300 bis 1000 v Chr die Protomen und Reliefs der Eingangsfassade und an der Cella auf 1000 bis 900 und weitere Protomen Stelen und Relieffragmente zwischen 900 und 700 v Chr Das Istar Relief datiert er in das 8 Jahrhundert Fur Winfried Orthmann sind dagegen keine grosseren Stilunterschiede erkennbar weshalb er samtliche Bauplastik in die Zeit zwischen 1200 und 1000 v Chr datiert 11 Damit wurde ein Traditionszusammenhang hergestellt mit den etwas jungeren in der Zitadelle von Aleppo ausgegrabenen Reliefs vom Tempel des Wettergottes Haddu Tessub Tarhunza die aus dem Ende des 10 oder dem Anfang des 9 Jahrhunderts stammen Die Protomen an der Eingangsfront des Kernbaus stammen wohl aus der altesten Bauphase die Reliefs am Wandelgang durften im 11 Jahrhundert entstanden sein die Lowen und Sphingen vor dem Eingang die mit kantigen leistenartigen Lippen am meisten von hethitischen Vorbildern abweichen durften etwas junger sein In das 11 Jahrhundert wird auch der etwas oberhalb am Weg zum Tempel aufgestellte einzelne Lowe datiert 12 Bedeutungsvergleiche Bearbeiten Die Dreiteilung in Aufgang Vorraum und Cella entspricht dem alteren Tempel 2048 im palastinensischen Megiddo An den Orthostaten am Eingang zum Tempel und zur Cella zeigt sich der grosshethitische Stil der zentralanatolischen Zentren Ḫattusa und Alaca Hoyuk In ihrer Wirkung auf den Betrachter stellten die Skulpturen die architektonische Anlage des Tempels in den Hintergrund Der Tempel in Ain Dara vermittelt auch einen Eindruck vom bronzezeitlichen Tempel in Hazor der im 13 Jahrhundert zerstort wurde und dessen Orthostaten schlechter erhalten sind Als in diesem Zusammenhang ungewohnliches Architekturmerkmal erhielt der Wandelgang Aufmerksamkeit Er lasst sich mit dem Umgang des in der Bibel beschriebenen salomonischen Tempels in Jerusalem vergleichen Die Cella dieses Ersten Tempels der im 10 Jahrhundert v Chr gebaut wurde war mit 11 11 Meter ebenfalls quadratisch Der Bauplan als Antentempel mit Doppelsaulen am Eingang ist entsprechend Sein Umgang wird als dreistockig rekonstruiert und soll konstruktiv nicht mit dem Kernbau verbunden gewesen sein In Ain Dara war das Fundament des Wandelgangs ebenfalls nicht mit dem Kernbau verbunden uber die Anzahl der Stockwerke werden hier keine Angaben gemacht Bei beiden Tempeln muss das Umschreiten des Tempels Bestandteil des Kultes gewesen sein 13 Vor der Entdeckung von Ain Dara wurde der zwischen 1935 und 1938 ausgegrabene Tempel vom Tell Ta yinat bereits wegen seiner Ahnlichkeit mit dem salomonischen Tempel gewurdigt Der dortige Tempel Gebaude 2 war jedoch kleiner und ist zeitlich weiter entfernt er wird in das 8 Jahrhundert datiert 14 Literatur BearbeitenAli Abou Assaf Der Tempel von Ain Dara Damaszener Forschungen 3 Verlag Philipp von Zabern Mainz 1990 ISBN 3 8053 1108 7 Ali Abou Assaf Der Tempel von Ain Dara in Nordsyrien Antike Welt 24 1993 S 155 171 Kay Kohlmeyer Zur Datierung der Skulpturen von Ain Dara In Dominik Bonatz Rainer M Czichon F Janoscha Kreppner Hrsg Fundstellen Gesammelte Schriften zur Archaologie und Geschichte Altvorderasiens ad honorem Hartmut Kuhne Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2008 S 119 130 ISBN 3 447 05770 X Mirko Novak The Temple of Ain Dara in the Context of Imperial and Neo Hittite Architecture and Art In Jens Kamlah Henrike Michelau Hrsg Temple Building and Temple Cult Architecture and Cultic Paraphernalia of Temples in the Levant Abhandlungen des Deutschen Palastina Vereins Bd 41 Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2012 S 40 54 ISBN 978 3 447 06784 3 Winfried Orthmann Zur Datierung des Istar Reliefs aus Tell Ain Dara Istanbuler Mitteilungen 43 1993 S 245 251 Elizabeth C Stone Paul E Zimanski The Iron Age Settlement at Ain Dara Syria Survey and Soundings BAR International Series 786 Oxford 1999 Manfred Weippert Berggotter Lowen Stier und Vogelmenschen Rekonstruktion des Sockels G 1 aus dem Tempel von Ain Dara in Nordsyrien In Cornelis G den Hertog u a Hrsg Saxa Loquentur Studien zur Archaologie Palastinas Israels Festschrift Volkmar Fritz Munster 2003 S 227 256 ISBN 3 934628 34 6 Paul Zimanski The Hittites at Ain Dara In K Aslihan Yener Harry A Hoffner u a Hrsg Recent developments in Hittite archaeology and history Papers in memory of Hans G Guterbock Eisenbrauns Winona Lake 2002 S 177 191Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ain Dara Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien John Monson The New Ain Dara Temple Closest Solomonic Parallel Biblical Archaeology Review 26 32 2000 S 20 35 PDF Datei 362 kB Einzelnachweise Bearbeiten Eugen Wirth Syrien eine geographische Landeskunde Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1971 Karte S 145 Seirafi Kirichian amp Dunand recherches archeologiques a Ayin Dara In Les annales archeologiques de Syrie Revue d archeologie et d histoire 1965 S 3 20 Abou Assaf Der Tempel von ʻAin Dara 1990 Stone amp Zimansky The Iron Age Settlement at Ain Dara Syria Survey and Soundings 1999 Stone amp Zimansky The Iron Age Settlement at Ain Dara Syria Survey and Soundings 1999 S 139 Syria war Turkish air strikes damage ancient Afrin temple BBC vom 29 Januar 2018 Syrian government says Turkish shelling damaged ancient temple Reuters 28 Januar 2018 Edward Lipinski The Aramaeans Their Ancient History Culture Religion Peeters Publishers Leuven 2000 S 202 285 Getzel M Cohen The Hellenistic Settlements in Syria the Red Sea Basin and North Africa University of California Press 2006 S 170 f Manfred Weippert 2003 S 234 f 238 Orthmann 1993 Kay Kohlmeyer 2008 John M Lundquist The Temple of Jerusalem Past Present and Future Frederick A Praeger New York 2007 S 57 59 John Monson 2000 weblink Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tell Ain Dara amp oldid 232410281