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Aimoin von Fleury um 965 in Ad Francos heute Francs Departement Gironde 1 nach 1008 in der Abtei Fleury in Saint Benoit sur Loire war ein Monch in Fleury und ein fruher franzosischer Historiograph und Hagiograph Er verfasste eine Geschichte der frankischen Konige sowie eine Biographie des Abtes Abbo von Fleury Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Geschichte der frankischen Konige 2 2 Predigt auf den heiligen Benedikt 2 3 Wunder des heiligen Benedikt 2 4 Biographie Abbos von Fleury 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenAimoin stammte aus der historischen sudwestfranzosischen Provinz Perigord und zwar aus einer adligen Familie dieser Landschaft da seine Mutter Aunenrudis einen Verwandten namens Girald Herrn von Aubeterre hatte der als nobilis vir bezeichnet wird Bereits in seiner Kindheit trat Aimoin als Oblate in das Kloster Fleury ein und wurde dort unter Abt Amalbert zwischen 979 und 985 Monch Zu seinen Lehrern gehorte der hoch gebildete nachmalige Abt Abbo von Fleury mit dem er sich eng befreundete Er betrieb ausgedehnte Studien aus seinen Schriften ist ersichtlich dass er gute Kenntnisse der antiken Literatur besass Ausser der Lekture historischer Werke studierte er Heiligenleben vor allem jenes des Benedikt von Nursia aber auch die Vita des Paulinus Aurelianus Als sich Abbo im Herbst 1004 in das von Fleury abhangige Priorat La Reole begab um dort die Klosterzucht wiederherzustellen begleitete Aimoin seinen Abt und wurde Augenzeuge wie Abbo von rebellischen Monchen des Priorats erschlagen wurde Nach diesem fur ihn schmerzlichen Erlebnis kehrte Aimoin nach Fleury zuruck wo er sich auch dem neuen Abt Gauzlin von Fleury eng anschloss und nach 1008 starb Sein Todesjahr ist nicht uberliefert 2 Werke BearbeitenUm 987 veranlasste Abbo von Fleury seinen Schuler Aimoin eine Frankengeschichte niederzuschreiben Danach feierte Aimoin den heiligen Benedikt in einer Predigt und verfasste 1005 auf Anregung Gauzlins von Fleury eine Schrift uber die von demselben Heiligen angeblich bewirkten Wunder Nach Aimoins eigenem Zeugnis und nach den Angaben des Andreas von Fleury behandelte Aimoin sodann in einem weiteren heute verlorenen Werk das Leben und die Taten der ersten dreissig Abte von Fleury Schliesslich ist er noch der Autor einer historisch wertvollen Biographie Abbos Geschichte der frankischen Konige Bearbeiten Im Auftrag Abbos von Fleury verfasste Aimoin eine als Historia Francorum betitelte vier Bucher umfassende bis zum 16 Regierungsjahr Chlodwigs II 654 reichende Geschichte der frankischen Konige In seinem Widmungsbrief an Abbo gibt er Auskunft uber die Hintergrunde der Entstehung sowie den Inhalt dieses Werks Demzufolge war ihm vom Abt die Aufgabe zugewiesen worden die nur verstreut in diversen Buchern und in ungebildeter Sprache zu findende Frankengeschichte einheitlich in einem in niveauvollem Latein geschriebenen Werk zusammenzustellen Auf Anregung Abbos brachte er zudem vor der eigentlichen Geschichtsdarstellung eine acht Kapitel umfassende Ubersicht uber die Topographie Germaniens und Galliens sowie uber die Sitten und Einrichtungen der Germanen und Gallier Als Quellen benutzte er hierfur hauptsachlich die Commentarii de bello Gallico von Caesar Buch 4 der Naturalis historia von Plinius dem Alteren und die Historia adversus paganos von Orosius Abgesehen von einer etwas modernisierten Beschreibung der Stadte und Landschaften Galliens stellte Aimoin somit langst vergangene Zustande zur Zeit des Caesar und Plinius dar 3 Das erste Buch begann Aimoin mit dem sagenhaften Auszug des Antenor auf den er den Ursprung der Franken zuruckfuhrte aus Troja Hierbei diente ihm Fredegar als Quelle Diesen Gewahrsmann verwendete er auch fur die weitere Erzahlung daneben auch die sieben ersten Bucher der Decem libri historiarum des Gregor von Tours die Gesta Dagoberti und einige Hagiographien Die eingelegten Reden behielt er als eine besondere Zierde der Erzahlung bei Entgegen seiner Ankundigung im Widmungsbrief an Abbo sein Werk bis in die Mitte des 8 Jahrhunderts namlich bis zum Regierungsantritt Pippins des Jungeren des Vaters Karls des Grossen fuhren zu wollen schloss er seine Geschichtsdarstellung der Franken am Ende des vierten Buchs bereits mit der Grundung des Klosters Fleury durch Leodebodus in der Mitte des 7 Jahrhunderts 4 Seit der Druckausgabe von Francois Duchesne s u wird von den Editoren der Werke Aimoins noch dessen 200 lateinische Hexameter umfassendes Gedicht uber die Uberfuhrung der sterblichen Uberreste des heiligen Benedikt von Monte Cassino nach Fleury Translatio Patris Benedicti am Ende der Frankengeschichte angehangt 5 Die Frankengeschichte Aimoins erfreute sich im Mittelalter und der Fruhen Neuzeit grosser Beliebtheit und machte ihren Verfasser beruhmt Sie wurde im 11 und 12 Jahrhundert zunachst von Monchen der Abtei Saint Pierre le Vif in Sens und spater von jenen der Abtei Saint Germain des Pres fortgesetzt und fand im 13 Jahrhundert Eingang in die Grandes Chroniques de France Von Aimoins Geschichtswerk blieben mehrere Handschriften in der Bibliotheque nationale de France und anderen Bibliotheken erhalten 6 Ein Exemplar aus Saint Germain des Pres enthalt einen stark interpolierten Text Aimoins und eine Fortsetzung bis zum Jahr 1165 Nach diesem Manuskript wurde die Frankengeschichte erstmals 1514 in Paris gedruckt Diese ziemlich fehlerhafte Edition in einem Band war Guillaume Parvi dem Beichtvater des Konigs gewidmet 1567 brachte Jean Nicot in Paris eine korrektere Ausgabe nach dem gleichen Exemplar heraus Eine dritte Edition in noch besserer Qualitat die ebenfalls den Text Aimoins samt dessen Interpolationen und Fortsetzung bietet veroffentlichte Jacques du Breul 1602 in Paris Den unverfalschten und alleinigen Text Aimoins publizierte erst Francois Duchesne 1641 im dritten Band seiner Sammlung franzosischer Geschichtsschreiber Diese Ausgabe wurde in Mignes Patrologia Latina Bd 139 1853 S 627 798 wiederabgedruckt Eine noch bessere Version lieferte Martin Bouquet fur den Recueil des Historiens des Gaules et de la France Bd 3 1741 S 21 143 7 Da Aimoin bei der Erstellung des Werks stets auch heute noch erhaltene Quellen verwendete wurde es von modernen Kritikern unterbewertet die geraume Zeit die sprachliche und historiographische Leistung namlich im 10 Jahrhundert Vergangenheitsgeschichte zu schreiben nicht voll wurdigten 8 Es wurde bemangelt dass Aimoin keine exakte Geschichtserzahlung geliefert seine Quellenautoren nicht genannt ihre Darstellung verandert und ihre Chronologie verwirrt habe so dass er bisweilen in Widerspruch zu ihren Berichten stehe Auch habe er die wichtigsten Ereignisse nur kurz ohne viele Details erwahnt und nicht ihren Ursachen und Konsequenzen nachgespurt 9 Predigt auf den heiligen Benedikt Bearbeiten Laut Andreas von Fleury verfasste Aimoin als nachstes Werk nach der Frankengeschichte einen Sermo in festivitatibus sancti patris Benedicti Hierbei handelt es sich nur am Anfang um eine Predigt danach um eine Sammlung von versifizierten und prosaischen Stucken aus anderen Werken die Elogen auf den heiligen Benedikt darstellen Zunachst schiebt Aimoin Abschnitte aus den Dialogen Gregors des Grossen ein danach den metrischen Prolog Gausberts von Fleury zur Vita Benedicti eine Stelle aus der vermeintlich vom sog Faustus verfassten Vita Mauri die zwolf Distichen des Marcus von Montecassino auf Benedikt Abschnitte aus der Historia Langobardum und Historia Romana des langobardischen Geschichtsschreibers Paulus Diaconus das Einleitungsgedicht Smaragds zu seinem Kommentar der Regel Benedikts sowie zwei Stucke aus Aldherlms De laudibus virginum 4 Wunder des heiligen Benedikt Bearbeiten Der Abt Gauzlin von Fleury und einige der dortigen Monche ersuchten Aimoin nachdem dieser durch seinen Sermo das Interesse fur Benedikt von Nursia im Kloster neu belebt hatte das von Adrevald von Fleury um 875 verfasste und von Adelerius um 880 erganzte Buch uber die von dem Heiligen angeblich bewirkten Wunder fortzusetzen Aimoin machte sich 1005 an die Ausarbeitung einer solchen Darstellung Miracula sancti Benedicti und widmete diese aus zwei Buchern bestehende Schrift dem Abt und seinen Mitbrudern Im Widmungsbrief fuhrt er aus dass er sowohl die sich am Grab des Heiligen abspielenden Wunder beschrieben habe als auch jene die sich an anderen dem Gedachtnis Benedikts geweihten Statten ereignet hatten Er berichtet dabei uber die Wunder Benedikts die von der Regierungszeit Odos bis zu jener von Roberts II aufgetreten seien In seine hagiographische Erzahlung baut der Autor in zwar loser aber ungefahr chronologischer Abfolge diverse mit dem Heiligen in Verbindung zu bringende historische Fakten ein Auch die Berucksichtigung der Geschichte Fleurys fehlt dabei nicht 10 Biographie Abbos von Fleury Bearbeiten Aimoin verfasste auch eine hohen geschichtlichen Wert aufweisende Vita seines Lehrers Abbo von Fleury nach dessen Ableben auf die Bitte seines alteren Zeitgenossen Herveus 1012 der ebenfalls ein Schuler Abbos und spater Schatzmeister von Saint Martin in Tours war Aimoin ubersandte Herveus diese in besonders gewahlter Sprache und klarem lebhaftem Stil niedergeschriebene 21 Kapitel umfassende Biographie Vita et martyrium S Abbonis abbatis zusammen mit einem hoflichen Schreiben Er war fur diese Arbeit besonders geeignet da er mit Abbo sehr eng verbunden gewesen war Seine Lebensbeschreibung wurde dann auch eine der besten des ganzen Mittelalters Sie ist obgleich hagiographischer Natur im Allgemeinen zuverlassig und lasst sich gut in die allgemeine Geschichte einordnen Die Darstellung erfolgte nicht nur nach dem eigenen Wissen Aimoins sondern auch auf urkundlicher Basis Jedoch verschwieg der Autor mancherlei Fakten die Abbo in ein schlechtes Licht geruckt hatten Ausfuhrlich beschreibt Aimoin die gelehrte Betatigung Abbos und dessen Aufenthalt in England wo der Abt in der Schule der neugegrundeten Ramsey Abbey lehrte Bezuglich der entschlossenen Kirchenpolitik Abbos fugte Aimoin in seine Vita des Abtes grossere Exzerpte aus dessen Apologeticus ein sowie einige von dessen Schreiben an westfrankische Pralaten Des Weiteren fuhrt Aimoin Abbos Beziehungen zum Heiligen Stuhl sowie Romreisen naher aus und lasst sich auch uber Briefe des Abtes an Otto III und Odilo von Cluny aus Schliesslich bringt er einen umfassenden teilnahmsvollen Bericht uber Abbos beide Reisen in das Priorat La Reole deren zweite fur den Abt todlich endete sowie einen kurzen Epilog uber vermeintliche Wunder Abbos Miracula S Abbonis Eine gute Ausgabe des Textes mit wertvollen Anmerkungen brachte Jean Mabillon Acta Sanctorum ordinis Sancti Benedicti Bd 6 1 S 37 58 heraus 11 Ausgaben BearbeitenJacques Paul Migne Patrologia Latina Bd 139 1853 Sp 387 414 und 627 870 Vita et martyrium S Abbonis abbatis Sp 387 414 Historia Francorum Sp 627 798 Translatio patris Benedicti Sp 798 802 Miracula sancti Benedicti Sp 802 851 Sermo in festivitatibus sancti patris Benedicti Sp 851 870Literatur BearbeitenPaul Fournier Aimoin 2 In Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 1912 Sp 1185 1187 Aimoin von Fleury In Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 1923 S 239 246 H Stein Aimoin 3 In Dictionnaire de Biographie francaise Bd 1 1932 Sp 1015 f Karl Ferdinand Werner Aimoin 2 In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 242 f Aimoin de Fleury In Dictionnaire des lettres francaises Le moyen age S 26 f Weblinks BearbeitenAimoin Fleury Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii Anmerkungen Bearbeiten So Karl Ferdinand Werner Aimoin 2 In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 242 Laut Paul Fournier Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 Sp 1185 sei Aimoin hingegen in Villefranche de Lonchat geboren worden Paul Fournier Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 Sp 1185 Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 S 239 f Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 S 240 f a b Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 S 241 Paul Fournier Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 Sp 1186 Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 S 241 H Stein Dictionnaire de Biographie francaise Bd 1 Sp 1015 f Aimoin in Louis Gabriel Michaud Hrsg Biographie universelle 2 Auflage 1843 ff Bd 1 S 278 Paul Fournier Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 Sp 1186 Karl Ferdinand Werner Aimoin 2 In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 243 Paul Fournier Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 Sp 1186 Paul Fournier Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 Sp 1186 f Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 S 242 Paul Fournier Dictionnaire d histoire et de geographie ecclesiastiques Bd 1 Sp 1187 Max Manitius Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters Bd 2 S 243 f Normdaten Person GND 100937101 lobid OGND AKS LCCN no2001027023 VIAF 264880813 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Aimoin von FleuryALTERNATIVNAMEN Aimoinus FloriacensisKURZBESCHREIBUNG franzosischer Historiograph und HagiographGEBURTSDATUM um 965GEBURTSORT Ad Francos heute Francs Departement Gironde STERBEDATUM nach 1008STERBEORT Abtei Fleury Saint Benoit sur Loire Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aimoin von Fleury amp oldid 217223508