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Die Adbreviatio de gestis Langobardorum auch Historia Kurze Geschichte der Langobarden ist eine Weltchronik aus der Feder des Andreas Bergomas Andrea da Bergamo Das von ihm selbst als hystoriola bezeichnete Werk ahnlich wie dies Paulus Diaconus tat dessen Werk er fortsetzt reicht bis zum Jahr 877 und entstand vor 900 Im alteren Teil den beiden ersten von 19 Abschnitten schopft der Autor aus der Historia Langobardorum des besagten Paulus Diaconus dessen Darstellung bis zum Jahr 744 reicht Andrea setzt dieses Werk bis 876 fort Dabei gilt das Werk erst ab Mitte des 9 Jahrhunderts als zuverlassig In St Gallen erhielt der Text eine Erganzung uber weitere Ereignisse im Jahr 877 genauer bis in die Zeit unmittelbar nach dem Tod Karls des Kahlen 6 Oktober 877 Inhaltsverzeichnis 1 Uberlegungen zum Autor 2 Bewertungen 3 Fruhe Zuweisungen 4 Handschriften 5 Editionen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenUberlegungen zum Autor BearbeitenUber den Verfasser ist nur wenig bekannt Er entstammte wohl einerseits dem Klerus der Stadt Bergamo nennt sich selbst einen dort tatigen presbyter da diese Stadt in seinem Werk eine besondere Rolle spielte explizit lasst sich diese Herkunft jedoch nicht belegen Andreas wurde mit einem der Presbyter in Bergamo identifiziert der namentlich in zwei Pergamenten im Archivio Capitolare di Bergamo mit dem Presbyterzusatz erscheint Zum anderen begleitete er im August 875 wie er selbst schildert den Leichnam Kaiser Ludwigs II von Brescia nach Mailand Luigi Andrea Berto weist darauf hin dass Andrea da Bergamo sich am umfassendsten mit der Expedition des Kaisers nach Suditalien befasst habe Auch er kommt zu dem Schluss Andrea habe einen grossen Teil seines Lebens im Gebiet von Bergamo verbracht auch schliesst er aus dass er sich am Hof Kaiser Ludwigs aufgehalten habe Jedoch habe er wohl Kontakt zum Hof Ansberts des Erzbischofs von Mailand gehabt Als erster berichtete Giammaria Mazzuchelli Autor eines sechsbandigen alphabetisch geordneten Repertoriums der italienischen Verfasser 1 von Dokumenten im Archiv der Kathedrale von Bergamo Darauf hatte ihn il chiarissimo Sig D Piero Antonio Serassi aufmerksam gemacht wie Gabriella La Placa herausfand 2 Auch diese beiden Dokumente liessen sich identifizieren La Placa erkannte dass das von Mario Lupo im Jahr 1784 edierte Pergament 3 das den Tausch von Besitztumern zwischen dem Bischof von Bergamo Garibaldo mit Sighefro di Castegnate ausgestellt in Bonate am 1 Dezember 870 rechtlich absicherte eines der beiden von Serassi erwahnten Dokumente war Mit diesem Garibaldo begleitete Andrea presbiter den Kaiser auf seinem letzten Weg Daraus folgerte schon Mario Lupo dass es sich um dieselbe Person handelte Das zweite Dokument in dem Andrea erwahnt wird edierte Lupo ebenfalls in seinem Codex diplomaticus Darin werden Besitztumer der Bergamasker Kirche durch denselben Bischof in Prekarie an einen gewissen Leone und seinen Sohn einen Kleriker uberlassen Diese Urkunde stammt vom Mai 881 Wieder erscheint die Unterschrift eines Andrea presbiter Die Historikerin Gabriella La Placa warnt allerdings vor einer voreiligen Gleichsetzung der Unterzeichnenden denn die Hande seien dafur zu unterschiedlich Dies sei umso bedenklicher als der Index der Edition fur die Zeit zwischen 740 und 950 allein 83 Individuen mit der Namensform Andrea oder Andreas aufweise So bleibt die Herkunft aus Bergamo letztlich nicht mit wunschenswerter Sicherheit nachweisbar Einen Hinweis auf das ungefahre Geburtsjahr Andreas konnte die ungemein prazise Angabe uber den Zeitpunkt und den Verlauf der Sonnenfinsternis bieten die sich kurz vor dem Tod Kaiser Ludwigs I am Mittwoch den 5 Mai 840 in der 9 Stunde ereignet hatte und die in Oberitalien sichtbar war 4 Da der Autor der das Ereignis genau beschreibt zu dieser Zeit wohl erwachsen gewesen sein mag konnte er zwischen 810 und 820 zur Welt gekommen sein Andererseits konnte diese Schilderung von einem Alteren stammen zumal Andrea gelegentlich Namen und Ereignisse durcheinanderbringt So glaubt er Leo III habe Karl den Grossen um Hilfe gegen die Langobarden ersucht wahrend es jedoch Papst Hadrian war der den Franken einlud und Stephan II uber die Alpen reiste um dessen Vater aufzusuchen La Placa sieht das Geburtsjahr des Andreas eher zwischen 830 und 840 sein Todesjahr vor 897 In einer entsprechenden Urkunde aus diesem Jahr tauche kein Andreas mehr auf Offenbar standen Andrea wesentliche Quellen wie etwa der Liber pontificalis nicht zur Verfugung So raumt er uber die beiden letzten Langobardenkonige ein nur von sehr alten Mannern Zeugnis zu haben Immer wieder kommt es zu Verwechslungen So nennt er Sophia die Frau Kaiser Justins II als Ehefrau seines Vorgangers Justinian dessen Ehefrau aber Theodora war Zur Eroberung des Langobardenreichs durch Karl den Grossen schreibt er bedauernd wenn nicht vorwurfsvoll ob seiner Undankbarkeit Karl habe oblitus tantorum benignitatis quod ei Desiderius rex tribuit Er habe also die Wohltaten die ihm Konig Desiderius erwiesen habe vergessen Andererseits erkannte er an dass die Franken von Gott selbst unterstutzt worden seien Wohl nicht zufallig lasst Andreas das Ende Konig Alboins aus genauer gesagt die Rache der Gepidin Rosemunda die mit Alboins Waffentrager und Milchbruder Helmichis ein Komplott schmiedete Alboin hatte sie nach Paulus Diaconus 2 28 30 der diesen Vorgang ausfuhrlich schildert gezwungen aus dem Schadel ihres Vaters zum Trinkgefass umgearbeitet zu trinken Nach dem Tod Alboins flohen die beiden ins ostromische Ravenna und nahmen dort ein tragisches Ende Seine Auswahl die er aus der Historia Langobardorum trifft begrundet er nicht naher schreibt aber Multa quidem eius historiole continent sed pauca in hac adbreviationem conscribam Er habe also von dem Vielen das Paulus biete nur wenig in seine Adbreviatio ubernommen Den langobardischen Widerstand nach 774 halt er keineswegs fur Verrat die Kronung Karls zum Kaiser im Jahr 800 berichtet er gar nicht Auch zeigt er eine gewisse Nahe zu Bernhard den Sohn Pippins und Enkel Karls Moglicherweise beschreibt er damit eine verbreitete Hoffnung Bernhard werde die Loslosung vom Frankenreich durchsetzen und Italien vereinen wie Carlo Guido Mor vermutete 5 Auf der anderen Seite zeichnet Andrea von Ludwig dem Frommen ein durchaus positives Bild imperator multae sapientiae consilio prudens misericors et pacis amator Eine weitere Haltung lasst sich bei Andreas ausmachen So nennt er beim Feldzug gegen die Sarazenen diese nur pagani Heiden wahrend bei ihm die Manner Kaiser Ludwigs II christiani genannt werden Wahrend erstere fur die Zerstorung vor allem von Kirchen und Klostern verantwortlich gemacht werden sind letztere Getreue Gottes Die anmassenden Heiden werden demzufolge bestraft Niederlage und Tod des Kaisers erfolgen erst in Benevent dessen Handeln Andreas rechtfertigt Mit dem Tod des Kaisers an dessen Beerdigung er selbst teilnimmt 875 magna tribulatio in Italia advenit Bewertungen BearbeitenTheo Kolzer glaubte seine Darstellung sei nur fur die Zeit Ludwigs II von Bedeutung da er diese als Zeitgenosse schildere Provinzielle Enge des Gesichtskreises und der deutl fuhlbare langobard Standpunkt seien die Kennzeichen seines Werkes Seine Darstellung halte weder in formaler noch in sprachlicher Hinsicht einen Vergleich mit der frankischen Geschichtsschreibung seiner Zeit aus Dennoch so wandte Asia Gentili ein spiegle sich in Andreas Werk die Perspektive der Besiegten also die der besiegten Langobarden wider 6 Zum anderen sei das Werk deshalb von grossem Interesse weil sich in den Unterschieden zwischen den zeitlich weit auseinanderliegenden Manuskripten auch die Entwicklung des Lateinischen wie der Volkssprache zu erkennen gebe So sehe man in der jungeren Handschrift die an das Werk des Paulus Diaconus angehangt wurde zahlreiche Korrekturen des Schreibers der Gesamthandschrift Ausserdem bietet Andreas gegenuber Paulus gelegentlich deutliche Abweichungen Wahrend Paulus schreibt die Winniler Langobarden seien nach Golanda gegangen schreibt Andreas von Gotolanda Diese Version liefert keine einzige der uber 100 Abschriften von Paulus Werk Nur im Heidelberger Manuskript der Historia Langobardorum des 9 Jahrhunderts Universitatsbibliothek 912 erscheint eine ahnliche Form namlich Godolanda Tatsachlich sind Andreas Kenntnisse vom Verlauf der Ereignisse sehr ungenau So glaubt er Ludwig habe seinem Sohn Lothar das Konigreich Italien ubereignet was jedoch erst 844 geschah vier Jahre nach Ludwigs Tod Auch von den jahrelangen Kampfen zwischen Ludwig und seinen drei Sohnen weiss er offenbar nichts glaubt die Sohne hatten sich erst nach 840 zerstritten also nach dem Tod ihres Vaters Statt dass die tapferen Krieger die Heiden bekampften fielen so viele von ihnen dass die Aquitanier den Normannen Tribut zahlen mussten Nach dem Tod Lothars 855 befasst sich Andrea nur noch mit den Vorgangen in Italien Das Latein das Andreas gebraucht weicht tatsachlich an vielen Stellen von der als richtig bewerteten Grammatik ab So konstatierte Pitkaranta das Fehlen eines einheitlichen und logischen Kasusgebrauchs 7 auf die Syntax wird oftmals kaum Rucksicht genommen Zuweilen tauchen sowohl korrekte als auch nicht korrekte Formen auf was sich teils mit dem Mailander Dialekt erklaren lassen konnte Fruhe Zuweisungen BearbeitenJohann Burckhardt Mencke der das Werk 1728 als Erster edierte gibt an er verdanke den Hinweis auf die Handschrift und deren Transkription einem jungen hochgebildeten nur unter dem Pseudonym Hermannus Philomusos uberlieferten Autor dessen Identitat sich nie aufdecken liess 8 Dieser junge Wissenschaftler ubersah zwar dass das Manuskript unvollstandig war merkte aber an dass das Werk wegen des plotzlichen Todes des Verfassers mitten im Satz abbreche Mencke glaubte das Werk stamme von Andrea Agnello Ravennate dem Verfasser des Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis An dieser Autorschaft zweifelte jedoch bald Lodovico Antonio Muratori der als Erster einen Bergamasker hinter dem Werk vermutete Pertz wiederum ohne Kenntnis dieser Einschatzung kam 1839 zum gleichen Ergebnis Waitz seinerseits fuhrte diese Schlussfolgerung auf Pertz zuruck ebenfalls ohne Kenntnis der Vorarbeit Muratoris Handschriften Bearbeiten nbsp Abbildung der f 86v der letzten Seite des in St Gallens Kantonsbibliothek liegenden Manuskripts der Adbreviatio de gestis LangobardorumDie Adbreviatio ist in zwei Handschriften uberliefert die beide in St Gallen liegen Das altere der beiden Manuskripte befindet sich in der Kantonsbibliothek Vadianische Sammlung VadSlg Ms 317 f 78r 86v saec ix ex Es ist allerdings am Beginn unvollstandig 9 Ausserdem bricht die Handschrift mit dem unvollstandigen Satz Inter haec Hludovicus rex ab 10 Insgesamt lassen sich funf Hande erkennen eine von ihnen hat Textkorrekturen vorgenommen So wird angenommen dass es sich nicht um ein Autograph Andreas handelt wie lange vermutet sondern dass Andreas die Texte sukzessive niederschreiben liess und nur gelegentlich selbst korrigierend eingriff Wann die Handschrift nach St Gallen kam ist unbekannt Die zweite Handschrift stammt aus dem spaten 13 Jahrhundert 11 und liegt in der Stiftsbibliothek 620 p 255 272 saec xii Sie bietet den ansonsten fehlenden Anfang des Geschichtswerks bricht aber die Darstellung der Ereignisse etwas fruher ab in dem Moment in dem Engelberga die Kaiserwitwe Karl und Ludwig nach Italien ruft 12 Ausserdem hat der Schreiber eine Reihe von Veranderungen vorgenommen die auch fur die Sprachgeschichte von Bedeutung sind Editionen BearbeitenJohann Burckhardt Mencke Scriptores rerum Germanicarum praecipue Saxonicarum Bd 1 Leipzig 1728 S 89 102 Editio princeps Digitalisat Website der Universitat Jena Lodovico Antonio Muratori Antiquitates Italicae Medii Aevi 6 Bde Bd 1 Mailand 1738 S 41 52 Nachdruck der editio princeps Digitalisat Georg Heinrich Pertz Monumenta germaniae historica inde ab anno Christi quingentesimo usque ad annum millesimum et quingentesimum Bd 3 Hannover 1839 S 231 238 nach dem Vadianischen Manuskript daher unvollstandig Digitalisat Ludwig Konrad Bethmann Die Geschichtschreibung der Langobarden in Archiv der Gesellschaft fur altere deutsche Geschichtskunde 10 1851 335 414 hier S 367 370 Erstedition des Anfangs der Handschrift der Stiftsbibliothek Digitalisat Georg Waitz Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum saec VI IX Bd 1 Hannover 1878 S 221 230 MGH Digitalisat Luigi Andrea Berto Testi storici e poetici dell Italia carolingia Medioevo europeo 3 Padua 2002 S 22 65 kritische Edition mit italienischer Ubersetzung Luigi Andrea Berto Italian Carolingian Historical and Poetic Texts Pisa 2016 66 96 nach Edition Pertz daher unvollstandig Edition des Textes Literatur BearbeitenAsia Gentili Andrea da Bergamo e l Adbreviatio de gestis Langobardorum laurea magistrale in filologia moderna 2018 academia edu Luigi Andrea Berto Remembering Old and New Rulers Lombards and Carolingians in Carolingian Italian Memory in The Medieval History Journal 13 2010 23 53 academia edu Piera Molinelli Livelli di lingua e di cultura nel Chronicon di Andrea da Bergamo IX secolo in Sandor Kiss Luca Mondin Giampaolo Salvi Latin et langues romanes Etudes de linguistique offertes a Jozsef Herman a l occasion de son 80eme anniversaire Tubingen 2005 S 383 391 Piera Molinelli Riflessi di un mondo plurilingue e multiculturale nel Chronicon di Andrea di Bergamo IX secolo in Renato Oniga Hrsg Il plurilinguismo nella tradizione letteraria latina Rom 2003 S 255 272 Reijo Pitkaranta Zur Sprache des Andrea von Bergamo in Arctos 13 1979 129 149 Margherita Giuliana Bertolini Andrea da Bergamo in Dizionario Biografico degli Italiani III 1961 80 f Theo Kolzer Andreas 6 A v Bergamo in Lexikon des Mittelalters Bd I dtv Munchen 2002 Sp 603 Ludwig Conrad Bethmann Uber den Sprachgebrauch des Chronicon Casinense und des Andreas Presbyter von Bergamo in Archiv der Gesellschaft fur altere deutsche Geschichtskunde 9 1847 659 672 Digitalisat Weblinks BearbeitenAdbreviatio de gestis Langobardorum Kurze Geschichte der Langobarden Repertorium Fontium 2 225 Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Bearbeitungsstand 29 Oktober 2021 Anmerkungen Bearbeiten Giammaria Mazzuchelli Gli scrittori d Italia cioe Notizie storiche e critiche intorno alle vite e agli scritti dei letterati italiani Band I 2 Giambatista Bossini Brescia 1753 S 691 Google Books Gabriella La Placa Andrea di Bergamo e l Adbreviatio de gestis Langobardorum note biografiche e testuali in Maia XLVI 1994 61 72 Mario Lupo Codex diplomaticus civitatis et ecclesiae Bergomatis Bd I Bergamo 1784 Adriano Gaspani L eclisse solare osservata da Andrea da Bergamo nell 840 d C in Rivista di Bergamo 18 1999 36 41 online Carlo Guido Mor La storiografia italiana nel sec IX da Andrea da Bergamo ad Erchemperto in Atti del II Congresso Internazionale di Studi sull Alto Medioevo Grado Aquileia Gorizia Cividale Udine 7 11 settembre 1952 Spoleto 1953 S 241 247 Asia Gentili Andrea da Bergamo e l Adbreviatio de gestis Langobardorum laurea magistrale in filologia moderna 2018 S 3 Reijo Pitkaranta Zur Sprache des Andrea von Bergamo in Arctos 13 1979 129 149 hier S 137 Francesco Lo Monaco Andreas Bergomas Presbiter Adbreviatio historiae Langobardorum in Paolo Chiesa Lucia Castaldi Hrsg La trasmissione dei testi latini del Medioevo Bd 1 Edizioni del Galluzzo 2004 S 24 27 hier S 24 Digitalisat f 78r mit Basilius Caesariensis Admonitio ad filium spiritualem Notker Balbulus Hymni Vita Findani Acta Apostolorum Visio Pauli Cassiodorus De anima Andreas Bergamensis Chronicon Digitalisat f 86v Asia Gentili S 27 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adbreviatio de gestis Langobardorum amp oldid 239598522