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Die Abtei Jumieges lat Monasterium Gemeticensis in Jumieges im Departement Seine Maritime war eine Benediktinerabtei und bis zu den Religionskriegen eines der grossten Kloster Frankreichs Die wenigen bis heute erhaltenen Teile bestehen aus Ruinen die der Offentlichkeit zuganglich gemacht wurden Die ehemalige Abtei Jumieges heute Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Die Klosterkirchen 2 2 Der Kreuzgang 2 3 Kunsthistorische Bewertung 3 Filialen 4 Liste der Abte 5 Weitere Personlichkeiten 6 Anekdote 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Ansicht der Abtei vor der ZerstorungDie Abtei wurde vom heiligen Philibert dem Sohn eines frankischen Grafen aus der Gascogne um 654 auf einer von Chlodwig II und Balthild geschenkten koniglichen Domane gegrundet Die Grundung ist wohl auch im Zusammenhang mit dem Ausbau der Klosterstruktur in der Normandie durch Audoenus von Rouen zu sehen In der Folge konnte sich das Kloster Besitzungen vom Schelderaum bis an die Loire sichern Politisch verband sich die Abtei mit den aufsteigenden Karolingern und so geriet auch ihr Grunder in Gegensatz zu den neustrischen Grossen und musste bis zu seinem Lebensende im Exil leben Pragend fur die Entwicklung des Klosters war auch die Konkurrenz zum benachbarten Fontenelle was vor allem in einen langjahrigen Rechtsstreit um den Wald nordlich von Jumieges der wiederum sudlich an Fontenelle grenzt deutlich wird Wahrscheinlich 724 wird Hugo von Rouen der Neffe Karl Martells Abt von Jumieges und Fontenelle Im Jahre 788 wurde der von Karl dem Grossen abgesetzte Tassilo III Herzog von Bayern und einer seiner Sohne hier inhaftiert Am 24 Mai 841 wurde das Kloster von der Wikingern niedergebrannt woraufhin die Benediktinermonche die Abtei zehn Jahre lang aufgaben Einer der geflohenen Monche gelangte nach St Gallen und ein von ihm mitgebrachtes Antiphonar inspirierte Notker Balbulus zu seinen Sequenzen Der Wiederaufbau erfolgte auf Anstoss durch Herzog Wilhelm I der Normandie durch Monche aus der Abtei Saint Cyprien zu Poitiers Um 934 war sie so weit wiederhergestellt dass sie 12 Monche aufnehmen konnte Von Raoul Tourte der als karolingischer Gouverneur der Normandie regierte wurde die Abtei im Jahr 945 erneut zerstort als Baumaterial fur Festungen und die Mauern der Hauptstadt Rouen benotigt wurde 1 Der Abt Robert Champart liess das Kloster 1040 bis 1052 neu bauen am 1 Juli 1067 wurde die Abteikirche vom Erzbischof von Rouen in Anwesenheit von Wilhelm dem Eroberer geweiht Der Chor der Kirche wurde um 1267 bis 1270 restauriert 1431 war der Abt Nicolas Le Roux aktiv am Prozess gegen Jeanne d Arc beteiligt Wahrend der Religionskriege wurde die Abtei erneut geplundert Als die Hugenotten die bereits Rouen Dieppe Le Havre und Caudebec verwustet hatten vor der Abtei auftauchten hatten die Monche die von Caudebec wussten das Kloster verlassen Am 8 Mai 1562 wurde die Abtei Jumieges erneut geplundert Am 28 Juli 1563 nahm Konig Karl IX die Verwustungen in Augenschein Er erlaubte den Monchen Land zu verkaufen um ihre Grundbedurfnisse zu befriedigen woraufhin sie die Herrschaft Norville fur 10 220 Livres an Charles de Cosse Graf von Brissac verkauften Nur siebzehn Monche kehrten in die Abtei zuruck 1947 wurde das Kloster Eigentum des Staates Architektur BearbeitenDie Klosterkirchen Bearbeiten nbsp Portal der Abteikirche Notre Dame nbsp Heutige Innenansicht der Ruine nbsp Grundriss der ehem Abteikirche Notre Dame 1040 1067Eng beieinander durch einen Kapitelsaal des 12 Jahrhunderts voneinander getrennt stehen auf dem ehemaligen Klostergelande die Ruinen zweier Kirchenbauten St Pierre und Notre Dame St Pierre ist der altere Bau und stammt aus vorromanischer bis spatgotischer Zeit doch die Abteikirche Notre Dame ist zweifellos bedeutender sie gilt als grundlegendes Werk der normannischen Baukunst 2 und zeugt von deren entwicklungsgeschichtlicher Tragweite fur die Vorgeschichte der gotischen Architektur Die Abteikirche Notre Dame1040 begann Abt Robert eine karolingische Kirche durch den heute als Ruine erhaltenen aber in wesentlichen Teilen noch erkennbaren Neubau zu ersetzen 1052 war der Chor fertiggestellt bei der Weihe 1067 in Gegenwart Wilhelms des Eroberers das Langhaus vollendet Es hatte im Mittelschiff einen offenen Dachstuhl die Seitenschiffe waren mit Kreuzgratgewolben geschlossen Der Grundriss zeigt eine planvolle Anlage Aus dem Quadrat der Vierung ist die Jochfolge des Mittelschiffs entwickelt Saulen und Pfeiler im Wechsel markieren die jeweils halbierten Dimensionen der Seitenschiffe Diese setzten sich im ehemaligen Chorumgang des Staffelchores fort der mit grossen Teilen von Querhaus und Vierung abgebrochen wurde Der ehemals machtige quadratische durchlichtete Vierungsturm ist ein haufiges Motiv der fruhen normannischen Baukunst Auch der Aufriss der Mittelschiffswand hat System Arkaden Emporen und Fenster sind axial aufeinander bezogen was in der Baukunst der Zeit noch keine Selbstverstandlichkeit ist Halbrunde Pfeilervorlagen betonen die Grenzen der Raumquadrate Dieses Denken in Raumkompartimenten begegnete uns schon in Speyer und wird sich weiterhin als ein wichtiges Element der Baukunst des 11 Jh erweisen das gerade in der Normandie besonders glucklich ausgebildet wird und eine der Wurzeln fur die Entstehung der Gotik bedeutet 3 Auf die Gotik voraus weist auch die betonte Vertikalitat die dem heutigen Besucher trotz des fehlenden Daches durch die schachtartige Steilheit des Raumes bewusst wird Neu in der Normandie ist auch die Doppelturmfassade Noch ist sie westwerkartig in ihrer blockhaften Geschlossenheit und Glatte In Caen wird das wenig spater um 1080 gliederhaft weiterentwickelt werden In diesen normannischen Bauten sieht man den wichtigsten Anstoss fur die Fassadengliederung der hochgotischen Kathedralen 4 1267 bis 1270 wurde der romanische Chor durch einen gotischen ersetzt gleichzeitig erfolgte eine Gotisierung des Querbaus Zwischen der Eleganz und Kuhnheit des ersten Baus und den sichtbaren Unsicherheiten des zweiten besteht ein auffallender Kontrast Offenbar hat man lange gezogert bevor man sich zur Gotisierung entschied Zwischen 1688 und 1692 erfolgte der Einbau unechter Rippengewolbe Bei dieser Gelegenheit ummantelte man auch die Stutzen Die Franzosische Revolution hatte fur das Kloster fatale Folgen 1795 begann man mit dem Abbruch der Konventsgebaude und der Zerstorung der Dacher 1802 liess der neue Eigentumer von Jumieges den Chor sprengen woraufhin die Kirche bis 1824 als Steinbruch diente Die Familie Lepel Cointet kaufte die Abtei 1852 und begann damit die Reste zu sichern Die Romantik und Victor Hugo der von der schonsten Ruine Frankreich sprach sorgten dafur dass die Kirche eine grosse Bekanntheit erlangte Die Kirche war 88 m lang und 25 m hoch die Westturme erreichen 46 m in der Hohe Die Petruskirche Saint Pierre ist ein Bau des 10 Jahrhunderts Erhalten blieben von ihm die Westfassade die anschliessenden Arkaden und Emporenoffnungen des Langhauses Von den gotischen Umbauten des 14 Jahrhunderts sind nur noch Reste im Gelande zu erkennen Der Kreuzgang Bearbeiten Der im spatgotischen Stil erbaute Kreuzgang wurde teilweise zerstort und teilweise erhalten weil der britische Botschafter Lord Stuart de Rothesay einen Flugel kaufte und ihn in seinem Schloss Highcliffe bei Christchurch wiederaufbauen liess In der Mitte konnen wir noch die 500 jahrige Eibe wie im Kloster Muckross in Irland sehen Kunsthistorische Bewertung Bearbeiten Ernst Adam betont dass man seit der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts in Frankreich von Bauschulen sprechen kann Als fruhester selbstandiger Kunstbereich tritt die Normandie hervor durch die Ausbildung eines Baustils der zuerst nur dieser Landschaft eigen war sich aber dann durch die normannischen Eroberungen auf Suditalien und Sizilien und vor allem auf England auswirkte Um die Jahrtausendwende tritt in der Normandie die intensive Bautatigkeit ein Die Herzoge und der Adel wetteifern in der Stiftung von Klostern In allen Bischofsstadten entstehen Kathedralneubauten von meist riesigen Dimensionen Davon ist nur wenig erhalten Der alteste noch stehende Grossbau die Abteikirche zu Bernay unterscheidet sich im Grundsatzlichen nicht von Vignory oder St Remi in Reims Erst in der Abteikirche zu Jumieges tritt das Eigenstandig Normannische voll ausgepragt in Erscheinung nbsp Das PfortnerhausDie auffalligsten architektonischen Elemente des Baus sind die Doppelturmfassade ein machtiger quadratischer Vierungsturm Rechteckvorlagen als Verstarkung der Aussenmauern Wandgliederung durch halbrunde Dienste Schwibbogen und offener Dachstuhl im Mittelschiff von Halbsaulen gestutzte Unterzuge in den Arkadenbogen und Kreuzgratgewolbe zwischen Gurtbogen in den Seitenschiffen Das sind die Elemente die von Jumieges an fur die normannische Architektur bezeichnend werden Einzelne Glieder bestimmen den Aufbau die Wande treten zuruck erscheinen fast als Fullung zwischen einem Gerust Darin unterscheidet sich Jumieges von allen fruheren franzosischen Bauten Das Pfortnerhaus stammt aus dem 14 Jahrhundert wurde im 19 Jahrhundert aber betrachtlich vergrossert nbsp nbsp nbsp nbsp Filialen BearbeitenPavilly Frauenkloster gegrundet um 660 Montivilliers Frauenkloster gegrundet um 684 Saint Evroult Restaurierung Saint Pierre sur DivesListe der Abte Bearbeiten1 654 682 Philibert Grunder der Abtei 2 682 687 Aycadre hl 3 687 724 Cochin 4 724 730 Hugo von Champagne Arnulfinger Bischof von Paris Rouen und Bayeux um 720 bis 730 und Abt von Jumieges und Fontenelle Abtei Saint Wandrille 5 730 um 750 Hildegard 6 um 750 um 787 Droctegand 7 um 787 um 814 Landry 8 um 814 um 820 Adam 9 um 820 Helisacar 10 Angilbert 11 Ansegisel 12 um 830 um 833 Fulko 849 866 Rudolf I Graf von Ponthieu Welfen Gauzlin 886 Erzkanzler 22 930 943 Martin 28 1037 1045 Robert Champart 1044 Bischof von London 1051 Erzbischof von Canterbury 31 1078 1097 Gontard 44 1247 1248 Wilhelm V genannt Wilhelm von Fors 45 1248 1258 Robert V genannt Robert von Etelan 58 1391 1418 Simon du Bosc 59 1418 1432 Nicolas Le Roux 60 1432 1464 Jean V genannt Jean de la Chaussee 61 1464 1473 Antoine Crespin 62 1473 1474 Louis I d Amboise 63 1474 1504 Jacques d Amboise 64 1504 1510 Francois de Clermont 65 1510 1518 Philipp von Luxemburg 66 1518 1525 Jean Durand 69 1549 1574 Gabriel Le Veneur 70 1574 1590 Charles I de Bourbon 71 1590 1594 Charles II de Bourbon 73 1607 1614 Marian de Martinbos 80 1719 1760 Claude de Saint Simon 81 1760 1788 Francois Camille de Lorraine 82 1788 Pierre Francois Martial de LomenieWeitere Personlichkeiten BearbeitenIn der Zeit der Karolinger ab 788 war Tassilo III Herzog von Bayern in der Abtei eingesperrt Wilhelm von Jumieges Monch in Jumieges verfasste um 1070 hier seine Gesta Normannorum ducum Die Abtei hat daruber hinaus ihre eigenen Annalen Annales Gemmeticenses Annalen von Jumieges geschrieben zu Beginn des 12 Jahrhunderts Agnes Sorel starb in der Nahe ihr Herz wurde in der Abtei beigesetzt ihr Korper nach Loches gebracht Im 17 Jahrhundert war die Abtei erneut ein wichtiges intellektuelles Zentrum Unter den Monchen die hier wirkten waren Dom Thomas Dufour Kenner der orientalischen Sprachen Autor einer hebraischen Grammatik Dom Jean Garet Herausgeber der Werke Cassiodors Dom Massuet Herausgeber der Werke des Irenaus von Lyon Dom Boudier Schriftsteller und Ordensgeneral Dom Le Nourry Autor von Apparatus ad Bibliothecam Maximam Patrum mit einer Analyse der religiosen Schriftsteller des 2 bis 4 Jahrhunderts Anekdote BearbeitenDie Abtei Jumieges diente als Schauplatz fur Arsene Lupins Abenteuer Die Grafin von Cagliostro Literatur BearbeitenCharles Antoine Deshayes Histoire de l abbaye royale de Jumieges Rouen Baudry 1829 Henry Decaens Jumieges Deutsche Ausgabe Editions Ouest France 1989 Caisse nationale des monuments historiques Ministere de la Culture Reinhard Liess Der fruhromanische Kirchenbau des 11 Jahrhunderts in der Normandie Analysen und Monographien der Hauptbauten Munchen Wilhelm Fink Verlag 1967 Ernst Adam Vorromanik und Romanik Frankfurt 1968 S 103 Marcel Durliat Romanische Kunst Freiburg Basel Wien 1983 S 490 Alain Perceval Flugbild Frankreich Zurich Freiburg 1979 Abb 104 Werner Schafke Die Normandie Koln 1981 7 Auflage 1990 DuMont Kunst Reisefuhrer S 107 Abb 20 23 FT 21 Herve Kergall Gotische Kathedralen und Kunstschatze in Frankreich Eltville 1990 Abb 171 Unter dem Himmel von Frankreich Luftbilder einer einzigartigen Kulturlandschaft Fotografien von Daniel Philippe Text und Textauswahl von Claire Julliard 1991 Koln 1992 S 51Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Abtei Jumieges Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tabularia uber die mittelalterliche Normandie Die originale Charta der Abtei Jumieges bis 1120 Disparition ou conservation des sources et abandon de l acte ecrit quelques observations sur les actes de Jumieges Carmen de fundatione ruina et restauratione inclyti monasterii Gemmeticensis Die Schreibkunst in Jumieges zur Mitte des 10 Jahrhunderts Die Abtei Jumieges Richesheures net Artikel und Fotos zur Abtei JumiegesEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm von Jumieges IV 46 Adam S 108 Adam S 110 Adam S 110f 49 431863888889 0 81910833333333 Koordinaten 49 25 54 7 N 0 49 8 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abtei Jumieges amp oldid 238903533