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Die Sinfonie Nr 2 in H Dur op 14 An den Oktober ist eine Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch fur Chor und Orchester Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Analyse 2 1 Uberblick 2 2 1 Abschnitt Largo 2 3 2 Abschnitt Chorfinale 3 Deutung 4 Literatur 5 QuellenEntstehung BearbeitenDie 2 Sinfonie komponierte Schostakowitsch als Auftragsarbeit des staatlichen sowjetischen Musikverlages anlasslich des 10 Jahrestages der Oktoberrevolution im Sommer 1927 Leiter der Verlagsabteilung Agitotdjel fur Agitations und Aufklarungsmusik von der der Auftrag kam war damals der Komponist Nikolai Roslawetz Schostakowitsch stellte das Werk am 10 Oktober im Verlag vor und die Partitur ging noch im selben Monat in Druck Die Sinfonie wurde am 5 November 1927 von den Sankt Petersburger Philharmonikern und dem Academy Capella Choir unter Nikolai Malko gemeinsam mit der Kantate Oktober von Roslavetz uraufgefuhrt und einen Tag spater wiederholt Schostakowitsch erhielt fur diese Sinfonie einen 1 Preis innerhalb eines Wettbewerbes der die besten Stucke mit Bezug auf das Jubilaum der Oktoberrevolution pramierte In Moskau wurde das Stuck am 4 Dezember im Saulensaal des Hauses der Gewerkschaften unter der Leitung von Konstantin Saradschew zum ersten Mal aufgefuhrt Analyse BearbeitenUberblick Bearbeiten Die 2 Sinfonie ist ein kurzes experimentelles Werk unter 20 Minuten in einem Satz der aus zwei Abschnitten besteht Largo Chorfinale My schli my prossili raboty i chleba Wir kamen wir forderten Arbeit und Brot Das im zweiten Abschnitt Chorfinale vertonte Gedicht An den Oktober von Alexander Besymenski verherrlicht die Oktoberrevolution und stellt Lenin als Befreier dar der das russische Volk von den vorher herrschenden Qualen erlost 1 Abschnitt Largo Bearbeiten Schostakowitsch beginnt diese Sinfonie mit kreisenden Streicherfiguren zunachst mit Kontrabass und Violoncello ab Takt 5 auch mit der Bratsche ab Ziffer 2 mit der zweiten Violine und ab Ziffer 5 mit vollstandiger Streicherbesetzung Die Dynamik reicht von ppp bis pp und das Tempo ist ausserst langsam Mit jedem neu hinzutretenden Instrument werden kleinere Notenwerke gespielt und der Tonraum wird nach oben erweitert Dies wird von einem permanenten Wirbel der grossen Trommel begleitet Nach dem Musikwissenschaftler Krzysztof Meyer entsteht aus den gleichsam zufalligen Zusammenklangen der Schichtung rhythmisch metrischer Ebenen die eine sich standig steigernde Anschlagsdichte aufweisen der Eindruck eines allgemeinen Rauschens In Ziffer 6 erscheint uber diesem Rauschen ein Trompetenmotiv Das Trompetensolo zeigt einen deutlichen Kontrast zu den ubrigen Stimmen es weist eine klare Melodiebildung mit charakteristischen Sekundintervallen am Kopf des Themas auf und wirkt signalhaft Darin ist in den Takten 23 und 24 passend zum Anlass die erste Zeile des Geburtstagsliedes Happy Birthday eingearbeitet Dies wird erstmals erwahnt von Michael Koball in Pathos und Groteske Berlin 1997 S 70 Dennoch ist der ganze erste Abschnitt bis zum Choreinsatz als atonales Gebilde zu betrachten und zeigt sich keiner Tonart langer als wenige Takte oder Akkorde lang zugehorig Nachdem nach dem Trompetensolo weitere Blaser hinzugetreten sind beruhigt sich die Musik mit einem kurzen Solo der Tuba eine meditative Fortsetzung die Schostakowitsch als Tod eines Kindes beschrieb 1 und leitet in einen neuen Teilabschnitt uber wobei das Metrum in ein Allegro wechselt In diesem scherzando artigen Teil arbeitet Schostakowitsch mit vielen verschiedenen Themata wie beispielsweise plotzlich einfallende steigende und fallende chromatische Reihen der Floten Ziffer 14 Weitere interessante Elemente des zweiten Teils sind ein punktiertes Blaser Motiv Ziffer 16 und ein schmetterndes dissonantes Trompetenduett Ziffer 20 das von einer Triolenbewegung in den Geigen und einem Kontrapunkt in den Floten begleitet wird Dieses Scherzando endet mit einem ff Akkord in Ges Dur Ziffer 24 Nun folgt ab Ziffer 29 ein kurzer zweiteiliger Abschnitt Poco meno mosso uberschrieben Das bekannte Sekund Motiv erscheint nun in den tiefen Streichern und wird von einem weiteren Tuba Solo abgelost das die Musik beruhigt Aufsteigende Tonleiter Figuren leiten in ein kurzes Allegro molto uber das die Skalen umkehrt und eine Variante des tiefen Streichermotivs bringt Das folgende dreizehnstimmige Fugato erscheint nun in wenig langsamerem Tempo Durch die allmahliche Verdichtung der Faktur erweckt Schostakowitsch den vibrierenden Klangeindruck eines bewegten Clusters Von einem strengen Fugato kann indes nicht gesprochen werden da sich Imitationen meist nur auf einzelne markante Intervalle oder Skalenlaufe der vorherigen Takte beziehen Motivisch wird sowohl das Sekund Motiv aus Ziffer 6 als auch das Skalen Rauschen des Beginns aufgenommen Der erste Teil des Fugatos ist ein Trio mit Solovioline Klarinette und Fagott erst 35 Takte spater treten weitere Instrumente hinzu Der Abschnitt steigert sich bis zum Einsatz der Blechblaser Ziffer 48 die uber nun rasenden Streicher und Holzblaserfiguren dissonante Einwurfe spielen Nach einem Paukenwirbel vor Ziffer 53 ist der Hohepunkt dieser Passage erreicht der mit plotzlichem Dur in grossen Notenwerten den vorherigen stark dissonanten Abschnitt kontrastiert der Charakter wird durch eine grosse Horngeste hier nahezu pathetisch Der folgende Abschnitt von Ziffer 56 bis zum Choreinsatz ist von ruhigem Charakter das Tempo ist zuruckgenommen Repetitionsfiguren in Hornern und Streichern bilden die Begleitung zu kurzen thematischen Abschnitten die bereits fruhere Teile der Sinfonie zitieren Ein Klarinettensolo bringt eine weitere Variante des Sekundmotivs Flote und Geige beenden diesen moriendo ersterbend endenden Abschnitt 2 Abschnitt Chorfinale Bearbeiten In diesem Abschnitt nutzt Schostakowitsch eine sehr plakative Tonsprache mit der er den Inhalt des Gedichtes unterstreicht und in Form von Programmmusik ausgestaltet Das weitgehend tonal komponierte und damit zum 1 Teil deutlich im Gegensatz stehende Chorfinale eroffnet Schostakowitsch im fortissimo mit einer Fabriksirene als Symbol der Arbeiterschaft und mit einem Trommelwirbel Ziffer 69 Das moderate Tempo des Ubergangsteils wird beibehalten Zuerst singt nur der Chorbass eine lokrische Melodie die ab Ziffer 70 von den Holzblasern ubernommen wird wodurch sich die traurige Wirkung des Textes Die Herzen wurden zusammengedruckt durch hervordrangende Trauer entfaltet Vor Ziffer 73 treten die anderen Chorstimmen in kanonischer Veranderung des Themas hinzu wahrend die tiefen Streicher hierzu eine permanente Triolen und Achtelbegleitung spielen Markant fur das gesamte Chorfinale ist ein standiger Taktwechsel der das Metrum aufweicht und der sprachlichen Betonung nachgeht Den Vers Schrecklich war der Name unserer Schatten beschliesst Schostakowitsch mit einer betonenden Geste des Horns vor Ziffer 74 Die darauf folgende sprachliche Klimax Schweigen Leiden Unterdruckung erfolgt erst als C Dur Akkord dann als e Moll Quartsextakkord wobei die Oberstimme um eine Oktave abfallt und schliesst als Fis Basston Durch diese Harmonien entsteht eine Stimmungstrubung die die Textaussage nachzeichnet Der e Moll Abschnitt der uber die Worte der Qual berichtet schliesst im Takt vor Ziffer 78 in a Moll wahrend der Ausruf O Lenin im darauffolgenden Takt als Des Dur B Moll und C Dur Sextakkorde gesungen werden wodurch zwischen den beiden Worten auf der harmonischen Ebene ein grosstmoglicher Kontrast erzeugt wird Wir verstanden Lenin unser Schicksal tragt den Namen Kampf Kampf wird von Sopranen und Tenoren gesungen Ziffer 80 wobei Kampf zunachst punktiert rhythmisiert ist und dann vom ganzen Chor als Ausruf auf dem Ton H gesungen wird Den Ausruf Oktober Ziffer 87 mit Auftakt glorifiziert Schostakowitsch mit einem Fis Dur Akkord uber mehr als zwei Takte Der letzte Vers Das ist das Banner das ist der Name der lebenden Generation Oktober Kommune Lenin ab Ziffer 94 ist als Sprechgesang begleitet vom Schlagzeug komponiert Durch diese Technik betont Schostakowitsch die Aussage des letzten Verses Eine letzte Klimax des Orchesters wird in C Dur komponiert schwenkt dann aber nach H Dur um Ziffer 96 in dieser Tonart endet das Werk im fortissimo Deutung BearbeitenDer Chor steht in keinerlei Verbindung mit den vorherigen Teilen und zeigt so Meyer eine schon fast primitive Tonsprache wodurch die Symphonie durch ihre Programmatik als Propagandawerk zu sehen ist Der Komponist selbst schien mit dem Werk unzufrieden gewesen zu sein er schrieb dass er uberdrussig gewesen sei es zu schreiben und betrachtete den Text von Besymenski als scheusslich 2 Nichtsdestoweniger gilt das Werk als wichtige Reprasentation der sowjetischen Musik der 1920er Jahre Im Besonderen beabsichtigte die Idee industrieller Sinfonien das Proletariat zu inspirieren weswegen der Chorteil des Werkes in der Partitur durch eine Fabriksirene eroffnet wird die in Auffuhrungen zumeist durch ein Signal von Hornern Trompeten und Posaunen ersetzt wird In der CD Aufnahme von Mariss Jansons mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wird eine originale Sirene benutzt Das Werk wurde ursprunglich als Kantate geschrieben der Komponist kennzeichnete es spater als seine zweite Sinfonie Literatur BearbeitenBernd Feuchtner Dimitri Schostakowitsch Und Kunst geknebelt von der groben Macht Kunstlerische Identitat und staatliche Repression Barenreiter Kassel 2002 ISBN 3 7618 2027 5 Krzysztof Meyer Schostakowitsch Gustav Lubbe Bergisch Gladbach 1995 ISBN 3 7857 0772 X Solomon Wolkow Stalin und Schostakowitsch Der Diktator und der Kunstler Propylaen Berlin 2004 ISBN 3 549 07211 2 Jakob Knaus Ein Happy Birthday fur die Revolution In Neue Zurcher Zeitung 14 Oktober 2017 S 47 nzz ch Quellen Bearbeiten Brief an Boleslaw Jaworski Brief an Tatjana Gliwenko 28 Mai 1927 Sinfonien von Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch Nr 1 f Moll Nr 2 H Dur Nr 3 Es Dur Nr 4 c Moll Nr 5 d Moll Nr 6 h Moll Nr 7 C Dur Nr 8 c Moll Nr 9 Es Dur Nr 10 e Moll Nr 11 g Moll Nr 12 d Moll Nr 13 b Moll Nr 14 g Moll Nr 15 A Dur Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 2 Sinfonie Schostakowitsch amp oldid 193965843