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Das Otztal Stubai Kristallin ist ein Grundgebirge dessen Gestein mehrere Umwandlungen Polymetamorphose erfuhr Es ist Teil des ostalpinen Deckensystems welches wahrend der alpidischen Gebirgsbildung uber die penninischen geologischen Einheiten geschoben wurde Das Otztal Stubai Kristallin weist verschiedene Ahnlichkeiten mit der Silvretta Decke auf besonders die Entstehung der Gesteine und die Strukturen deuten auf eine ahnliche und verwandte tektonische Ausgangsposition hin Die Aufwolbung des Engadin Fensters im Tertiar fuhrte dann zu dessen Zerlegung Inhaltsverzeichnis 1 Grenzen 2 Petrografie und Strukturen 3 Mineralogie 4 Metamorphe Entwicklung 4 1 Pravariszische Metamorphose 4 2 Variszische Metamorphose 4 3 Alpidische Metamorphose 5 Abkuhlung und Freilegung des OSK 6 Geothermobarometrie 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGrenzen BearbeitenDie Grenzen dieser geologischen Einheit sind tektonischer Natur und konnen wie folgt gezogen werden Ostgrenze Das Otztal Stubai Kristallin kurz OSK wird im Osten von der Brennerlinie abgegrenzt der in etwa auch das Wipptal folgt Diese geologische Storung verlauft in Richtung Nord Sud und taucht nach Westen hin ab Der seitliche Versatz betragt ca 15 26 km Diese grosse Abschiebung bildet zudem die aussere Abgrenzung zum Tauernfenster Penninikum und zu den Innsbrucker Quarzphylliten Nordgrenze Im Norden wird das OSK zu den Nordlichen Kalkalpen hin von der Inntallinie eingefasst Westgrenze Die westliche Grenze wird von der Engadin Linie gebildet Sudgrenze Die sudliche Abgrenzung ist tektonisch etwas komplexer Im Sudwesten wird die kristalline Einheit von der Schlinig Linie gebildet Entlang dieser wurde das OSK uber die Sesvenna Decke geschoben Weiter nach Osten kam es zur Bildung einer kilometerdicken Scherzone im Sudosten ist eine Fortsetzung der Storung nicht mehr nachvollziehbar Eine mogliche Fortfuhrung konnten die Passeier und Jaufenlinie darstellen nbsp Auf Grund der Schlingentektonik mit steilen Faltenachsen hat sich der Rofenbach bei Vent in eine tiefe und steilwandige Schlucht eingeschnitten 1 Petrografie und Strukturen BearbeitenDie durch mehrfache Metamorphose uberpragte Basis des OSK besteht hauptsachlich aus mittel bis hochmetamorphen Paragneisen die ursprunglich aus tonigem oder sandigem Material entstanden sind Des Weiteren sind auch Glimmerschiefer Quarzit Orthogneis Amphibolit Eklogit und selten Marmore vorhanden Im OSK treten verschiedene tektonische Stile auf Der nordliche Teil ist durch Ost West geneigten Faltenachsen charakterisiert eingeschobene Orthogneise die aus magmatischen Gesteinen entstanden sind sind in die gleiche Richtung orientiert Im sudlichen Teil kann eine ahnliche Orientierung nicht beobachtet werden hier pragen geraumige Falten mit steiler Faltenachse Schlingentektonik und Mikrofaltung im Millimeterbereich das Bild Die Schlingentektonik ist wahrscheinlich in einer fruhen Phase der alpidischen Gebirgsbildung entstanden Mineralogie BearbeitenGranat Amphibol und Plagioklas weisen in Ubereinstimmung mit dem polymetamorphen Charakter dieser Gesteine eine diskontinuierliche Zonierung Eo Alpine Kerne alpidisch gebildete Rander auf Die zonierten Ca Amphibole weisen einen prograden Ubergang von einem Mg reichen Kern zu einem Fe reichen Rand auf ein genereller Fe Mg Austausch ist deshalb anzunehmen Bei den Feldspaten ist eine ahnliche Entwicklung erkennbar die Kerne der zonierten Plagioklase sind annahernd reine Albite Ab96 97 wahrend die Rander nach aussen hin sukzessive anorthitreicher Ab80 67 werden Die auffalligsten Zonierungen im Granat werden von den Elementen Magnesium Mg und Mangan Mn dargestellt Die Kornrander sind eindeutig an Mg die Kerne an Mn angereichert nbsp Zonierter Granat aus dem Otztal Stubai Kristallin Rasterelektronenmikroskop Bild nbsp Zonierter Amphibol aus dem Otztal Stubai Kristallin unter dem RasterelektronenmikroskopMetamorphe Entwicklung BearbeitenDie altesten Gesteine des OK wurden durch Uran Blei Isotopenanalysen an Zirkonen in Paragneisen entdeckt Diese ergaben ein betrachtliches Bildungsalter von gt 1500 Ma Grauert 1969 Da das gesamte Gebiet mindestens drei Metamorphosen erlebte und somit polymetamorph uberpragt worden ist sind die Zirkone in den Metamorphiten nur mehr in detritischer Form vorhanden Im Otztal Stubai Kristallin konnten drei verschiedene Metamorphe Phasen entdeckt werden Pravariszische Metamorphose Bearbeiten Diese Metamorphose ist noch in den verschiedenen Migmatiten vorzutreffen Winnebach Migmatit Verpeilmigmatit und das Nauderer Gaisloch Sie bildeten sich in den Biotit Plagioklas Gneisen des mittleren OSK unter Amphibolit Granulitfaziellen Bedingungen bei einer Temperatur zwischen 660 und 685 C und einem Druck von uber 4 kbar Datierungen an Zirkonen aus dem Winnebachmigmatit ergeben ein Mindestalter der Anatexis von 490 Millionen Jahren Klotzli Chowanetz et al 2001 Thoni et al 2008 bestimmte ein Alter von 430 450 Millionen Jahren fur die Bildung der Migmatite anhand von Uran Thorium Blei Monazitdatierungen Variszische Metamorphose Bearbeiten Diese Phase erfolgte unter Eklogit bis Amphibolitfaziellen Bedingungen Eklogit Fazies Wurde in den Metabasiten und Ultrametabasiten des zentralen Teils des OSK entdeckt Der Druck betrug etwa 27 kbar bei einer Temperatur von 730 C Das Alter betragt 360 350 Millionen Jahre Amphibolitfazies Diese metamorphe Fazies ist in den weit verbreiteten Metapeliten Alumosilikate Staurolith anzutreffen Bestimmend ist die Verbreitung der Al2SiO5 Modifikationen Sillimanit im mittleren Teil Disthen Kyanit im nordlichen und sudlichen Teil Andalusit in einem kleinen Gebiet in der Sillimanit Zone Hier konnen aber auch alle drei Modifikationen vorkommen Der Druck betrug 7 kbar bei einer Temperatur von 650 C Das Alter ist 343 331 Millionen Jahre Thoni 1993 nbsp Granat Amphibolit aus dem Otztal Stubai Kristallin nbsp Paragneis aus dem Otztal Stubai KristallinAlpidische Metamorphose Bearbeiten Dieses Metamorphoseereignis erfolgte unter Grunschieferfaziellen Bedingungen im Osten bis zu Epidot Amphibolit Eklogitfaziellen Bedingungen im Sudwesten und fuhrte zur Bildung von fruhalpinen Vergesellschaftungen entlang von NE SW geneigter Isograde Wo die Bedingungen dieser Metamorphosephase schwacher als die variszischen waren kann man einen Zusammenbruch und Zerfall der Zweiten beobachten z B Staurolith Chloritoid Staurolith Paragonit Chlorit Die hochsten Druck Temperatur Bedingungen des Ereignisses zur Fruhzeit der alpinen Gebirgsbildung wurden im Sudwesten des OSK erreicht Gesteine in diesem Gebiet haben Amphibolit bis Eklogitfazielle Temperaturen und Drucke erfahren Dies fuhrte in den Metapeliten zur Bildung von Staurolith und Disthen Die typische Vergesellschaftung ist also Granat Biotit Muskovit Plagioklas Quarz sowie von mehr oder weniger Paragonit Staurolith Disthen Epidot Amphibolitfazies Diese metamorphe Fazies ist im Schneeberg Komplex vorzufinden Der Druck betrug funf bis sechs Kilobar die Temperatur etwa 600 C Dieser Komplex erstreckt sich auf einer Breite von etwa 5 Kilometern von Sterzing bis zur Texelgruppe Eklogitfazies Dieser Faziesbereich ist sudlich des Schneeberg Komplex anzutreffen Der Druck bei der Metamorphose uberstieg in diesem Bereich 11 12 kbar die Temperatur bewegte sich zwischen 500 und 550 C Die fruhalpine Uberpragung hat naturlich zu einer Verjungung der variszischen mit Rubidium Strontium und Kalium Argon Isotopenanalysen gemessenen Alter gefuhrt Diese Verjungung kann man im Gelande sehr gut nachvollziehen im NW war die Uberpragung nur schwach die variszischen Alter blieben erhalten steigende fruhalpine Druck Temperatur Bedingungen werden mit sinkendem Alter der Gesteine gegen Sudwesten angezeigt Im Gebiet mit den hochsten Drucken und Temperaturen kam es dann sogar zu einem Zuruckstellen der geologischen Uhr Abkuhlung und Freilegung des OSK BearbeitenDie Abkuhlung des OSK startete sofort nach dem Hohepunkt der fruhalpidischen Metamorphose also vor ca 90 100 Millionen Jahren und endete nach ca 30 Millionen Jahren bei Oberflachen Temperaturen Nach Elias 1998 erfolgte das Nachlassen der Temperatur nicht regelmassig sondern mit verschiedenen Hohepunkten und Zeiten fast keiner Abkuhlung Im ostlichen Teil des OSK konnten Hinweise auf eine Freilegung des Gesteins durch Erosion Kreide Tertiar ergrundet werden Fugenschuh 2000 Die durchschnittliche Geschwindigkeit der Freilegung des Gesteins wurde mit einem Millimeter pro Jahr bestimmt Geothermobarometrie BearbeitenDie thermobarometrischen Berechnungen ergeben eine durchschnittliche Temperatur von 580 C und einen Druck von 0 90 GPa fur die Metabasite und 600 C und 1 10 GPa fur die Metapelite Die Thermometrie mittels Spurenelementen Zr im Rutil bestatigt die berechneten Temperaturen von ca 550 C Literatur BearbeitenEgon Bernabe Petrologische uns thermobarometrische Untersuchungen am Pflerscher Metabasit Komplex Pflerschtal Sudtirol Italien Universitat Innsbruck 2009 The Eo alpine metamorphic evolution of amphibolites from the southern otztal complex Pflersch Valley South Tyrol Italy Mitteilungen der Osterreichischen Mineralogischen Gesellschaft Nr 153 2007 2009 Tropper P and Recheis A 2003 Mitteilungen der Osterreichischen Mineralogischen Gesellschaft Nr 94Einzelnachweise Bearbeiten Fridolin Purtscheller Otztaler und Stubaier Alpen Sammlung Geologischer Fuhrer Band 53 Verlag Borntraeger 2 Auflage Berlin Stuttgart 1978 Seite 96 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otztal Stubai Kristallin amp oldid 226086484