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Die Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus gehort innerhalb der Fledermause zu der Familie der Glattnasen Zur besseren Unterscheidung von anderen Arten aus der Gattung der Zweifarbfledermause wird sie auch oft Europaische Zweifarbfledermaus genannt Dieser Trivialname ist allerdings nicht ganz treffend da sich ihr Verbreitungsgebiet von Europa uber Zentralasien bis an die Pazifikkuste im Osten Sibiriens und Chinas erstreckt 1 ZweifarbfledermausZweifarbfledermaus Vespertilio murinus SystematikUberfamilie Glattnasenartige Vespertilionoidea Familie Glattnasen Vespertilionidae Unterfamilie Eigentliche Glattnasen Vespertilioninae Tribus VespertilioniniGattung Zweifarbfledermause Vespertilio Art ZweifarbfledermausWissenschaftlicher NameVespertilio murinusLinnaeus 1758Verbreitungsgebiet laut IUCNZweifarbfledermaus Mannchen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Vorkommen 2 1 Europa 2 2 Asien 3 Lebensraum und Lebensweise 3 1 Ernahrung und Jagdverhalten 3 2 Ruheplatze und Quartiere 3 3 Wanderungen 3 4 Fortpflanzung 4 Bedrohung und Schutz 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenIhre an Vogel erinnernden zwitschernden Rufe sind vor allem im Herbst wahrend der Balzzeit zu horen Sie hat maximal eine Korpergrosse von 6 4 Zentimeter mit einer Spannweite von 27 bis 33 Zentimeter bei einem Gewicht von 12 bis 23 Gramm 2 Ihren Namen bekam sie durch das kurzhaarige dichte zweifarbige Ruckenfell Es ist rot bis dunkelbraun und an den Haarspitzen silberweiss Die Bauchseite ist ebenfalls weiss bis graulich Die Ohren Flugel und das Gesicht sind schwarzbraun Ihre Flugel sind im Verhaltnis zum Korper schmal und der letzte Schwanzwirbel ragt frei aus der Schwanzflughaut Die Ohren sind kurz breit und rundlich Ein Merkmal der Zweifarbfledermaus ist das Vorhandensein von vier Zitzen bei dem Weibchen Keine andere europaische Art hat dieses Merkmal Das bekannte Hochstalter ist zwolf Jahre Verbreitung und Vorkommen BearbeitenDie Zweifarbfledermaus ist in der palaarktischen Region vorwiegend im Norden Eurasiens verbreitet Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Sud West Nord und Mitteleuropa uber den Balkan und Russland bis in den asiatischen Raum wo sie uber Zentralasien bis in die Mongolei und China sowie vereinzelt in Japan vorkommt 3 Europa Bearbeiten Ihr Verbreitungsgebiet reicht in Nordeuropa bis zum 60 Breitengrad Umherstreifende Tiere konnen bis auf die Faroer gelangen Einzelfunde sind auch von Bohrinseln in der Nordsee bekannt Die Sommernachweise aus dem Sudwesten des Verbreitungsgebiets im franzosischen Zentralmassiv und den Pyrenaen 4 betreffen ausschliesslich Mannchen Im Westen Europas werden die Niederlande und England gestreift In Mittel und Sudosteuropa ist das Verbreitungsmuster durch saisonales Auftreten wandernder Tiere und lokale Fortpflanzungskolonien kompliziert Wochenstuben und Mannchenkolonien wurden verstreut in der Schweiz in Bayern und vereinzelt in anderen deutschen Bundeslandern 5 sowie in Osterreich 6 gefunden Asien Bearbeiten In Sibirien ist die Zweifarbenfledermaus bis an den 63 nordlichen Breitengrad zu finden Es gibt jedoch regelmassige jahrliche Wanderungen in die Winterquartiere im Suden Dabei liegen die Staaten der ehemaligen Sowjetunion in Zentralasien im Verbreitungsgebiet die sudliche Verbreitungsgrenze liegt im nordlichen Iran in Afghanistan und im nordlichen Pakistan In der Mongolei wurde die Zweifarbfledermaus ab 1964 registriert und zwar in der Shargyyn Gobi im Gobi Altai 7 Spater wurde sie auch in den Chentii und Chantai Bergen 8 und im Becken der grossen Seen In China kommen zwei Unterarten der Zweifarbfledermaus vor Die Nominatform Vespertilio murinus murinus Linnaeus 1758 kommt in den Provinzen Xinjiang in Nordwestchina und Gansu in Zentralchina vor Die ostliche Unterart Vespertilio murinus ussuriensis Wallin 1969 ist in der Inneren Mongolei und in Heilongjiang verbreitet In Japan gab es einen Fund von der Insel Rebun aus dem Jahr 2002 Abe et al 2005 andere aus Chitose Haboro und Sotogahama fruher Minmaya 9 sowie aus der Prafektur Ishikawa Die Frage ob diese Funde von verirrten Einzelexemplaren stammen oder ob die Fledermause auf ihren Wanderungen regelmassig die japanischen Inseln besuchen wurde 2011 10 durch die Entdeckung einer Wochenstube in einem alten Holzgebaude in Abashiri auf Hokkaido geklart 11 Auf der Koreanischen Halbinsel kommt die Zweifarbfledermaus nur im aussersten Norden vor in Sudkorea wurde sie nicht gefunden 12 Lebensraum und Lebensweise BearbeitenDie Zweifarbfledermaus bevorzugt vier Typen von Landschaftsformen namlich bewaldete Gebirge Steppen und Farmland die Uferregionen von Seen und in Europa vor allem die Nahe von Stadten 13 Ernahrung und Jagdverhalten Bearbeiten Ihre Beute die unter anderem aus Zweifluglern Kocherfliegen Zuckmucken und Nachtfaltern besteht jagt sie mit Ultraschalltonen um die 23 26 kHz Hauptfrequenz Die Beutefluge finden dabei nach der Dammerung in Hohen von 10 bis 20 Metern vorwiegend uber offenen Landschaften Flussen und Seen oder um Strassenlaternen statt Es werden kleine drei bis zehn Millimeter grosse Insekten gejagt die in den entsprechenden Lebensraumen oft uber dem Wasser in Schwarmen auftreten Dabei geht die Zweifarbfledermaus ahnlich wie die meisten anderen Fledermausarten die sich von Insekten ernahren nicht besonders selektiv vor Es scheint energetisch gunstiger zu sein ohne grosse Vorauswahl durch die Echolotung Fluginsekten zu lokalisieren und diese oft uber seichtem Wasser oder in Ufernahe auftretenden dichten Schwarme fur die Nahrungsaufnahme zu nutzen 13 Bei kalten Wetter verbleibt die Fledermaus in ihrem Quartier Ruheplatze und Quartiere Bearbeiten Als Sommerquartier werden Spalten an Gebauden bewohnt meist Zwischendachquartiere an hohen Gebauden Dort werden meist die Wochenstuben und Mannchenquartiere vorgefunden Im Winter werden Spalten in Dachboden an Mauern und Felsen oder Keller und unterirdische Gewolbe bezogen Da Funde selten sind ist uber die Lebensweise nicht sehr viel bekannt Die Wochenstuben bestehen aus kleinen Gruppen die etwa um die 50 Weibchen gelegentlich jedoch auch mehrere hundert Weibchen umfassen In Westeuropa wurden vor allem Mannchenquartiere vorgefunden die um die 250 Tiere umfassten Die Einflugslocher werden mit angeklebtem Kot markiert 14 Wanderungen Bearbeiten Sie ist eine wandernde Art und Fluge bis um die 900 km wurden durch Beringung festgestellt Eine der aussergewohnlich weiten nachgewiesenen Wanderungen fuhrte uber 1440 Kilometer von Estland nach Osterreich und wurde im Jahr 1989 publiziert 15 Die langste bisher bekannte Wanderung war eine uber 1787 Kilometer von Rybatschi in der Oblast Kaliningrad bis nach Frankreich 16 Ihren Winterschlaf halt diese Zweifarbenfledermaus zwischen den Monaten Oktober und Marz und schlaft dabei alleine selten in Gruppen Dabei kann sie Temperaturen bis zu 2 6 C aushalten Fortpflanzung Bearbeiten Bei der Zweifarbfledermaus ist die Zwillingsgeburt die Regel In der Fortpflanzungszeit von Mai bis Juli werden kleine Wochenstuben gebildet und meist zwei Junge zur Welt gebracht die mit 6 bis 7 Wochen entwohnt werden Durch die zwei Paar vorhandenen Milchzitzen konnen auch Drillinge und selten Vierlinge ernahrt werden 14 Bedrohung und Schutz BearbeitenDie Zweifarbfledermaus wird wie die anderen 50 europaischen Fledermausarten durch die Bonner Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten 17 und die Berner Konvention uber die Erhaltung der europaischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer naturlichen Lebensraume 18 geschutzt In der FFH Richtlinie ist die Zweifarbfledermaus im Anhang IV fur die Arten die besonderen Schutz auch ausserhalb der ausgewiesenen Schutzgebiete erhalten sollen erwahnt 2 Sie ist damit nach dem Bundesnaturschutzgesetz in Deutschland streng geschutzt 19 Die Quartiere der Zweifarbfledermaus liegen in Europa aber auch in Asien sehr haufig an und in Gebauden 14 Wie die meisten anderen Fledermausarten leidet sie in Europa an mangelnden Quartierangeboten Durch Verbauung und Modernisierung von Gebauden werden viele Quartiermoglichkeiten zerstort Auch die Verwendung giftiger Holzschutzmittel bei Sanierungen bedroht den Bestand Die Zweifarbfledermause sind sehr empfindlich gegen Zugluft und brauchen ein moglichst breites Spektrum an Temperaturbereichen um den naturlichen Wechsel zu Platzen mit einem entsprechenden Temperaturoptimum jederzeit zu ermoglichen 14 Daruber hinaus sind die Populationen durch Insektizide und Habitatveranderungen bedroht In der Roten Liste der Saugetiere Deutschlands von 2020 wird fur die Zweifarbfledermaus kein genauer Status angegeben da die Daten unzureichend sind Einzelne Wochenstuben sind aus Schleswig Holstein Mecklenburg Vorpommern Bremen Brandenburg und Bayern bekannt Sonst sind nur Nachweise einzelner Individuen oder Mannchenkolonien dokumentiert Zur Haufigkeit oder langfristigen Bestandsentwicklung der Art werden keine Einschatzungen vorgenommen 20 Weltweit ist die Zweifarbfledermaus wegen ihres riesigen Verbreitungsgebietes in Eurasien von der IUCN als nicht gefahrdet Least Concern eingestuft In vielen Landern gibt es jedoch keine ausreichenden Daten um den Status genau bestimmen zu konnen 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Vespertilio murinus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 Eingestellt von I Coroiu IUCN SSC Bat Specialist Group 2016 Abgerufen am 20 November 2020 a b Zweifarbfledermaus im Anhang IV der FFH Richtlinie Bundesamt fur Naturschutz mit Steckbrief und Bildern abgerufen am 24 November 2020 Christian Dietz Andreas Kiefer Die Fledermause Europas Kosmos Naturfuhrer Franckh Kosmos Verlag Stuttgart April 2020 S 320 323 ISBN 978 3 440 16754 0 Antton Alberdi Joxerra Aihartza Juan C Albero Ostaizka Aizpurua Adria Lopez Baucells Lidia Freixas Xavier Puig Carles Flaquer amp Inazio Garin First records of the parti coloured bat Vespertilio murinus Chiroptera Vespertilionidae in the Pyrenees Mammalia 76 6 S 109 111 2012 P Boye Vespertilio murinus Linnaeus 1758 In Petersen B Ellwanger G Bless R Boye P Schroder E amp Ssymank A Bearb Das europaische Schutzgebietssystem Natura 2000 Okologie und Verbreitung von Arten der FFH Richtlinie in Deutschland Band 2 Wirbeltiere Bundesamt fur Naturschutz Schriftenreihe fur Landschaftspflege und Naturschutz 69 2 S 629 632 2004 Bernd Freitag Erster Fortpflanzungsnachweis der Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus Linnaeus 1758 Chiroptera Vespertilionidae inOsterreich und neue Funde in der Steiermark In Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark Band 123 Graz 1993 S 219 221 zobodat at PDF Michael Stubbe amp Namshil Chotolchu Zur Saugtierfauna de Mongolei Mitteilungen des Zoologischen Museums Berlin 44 S 5 121 1968 David S Tinnin Jon L Dunnum Jorge A Salazar Bravo Nyamsuren Batsaikhan M Scott Burt Scott L Gardner Terry Lamon Yates Contributions to the Mammalogy of Mongolia with a Checklist of the Species of the Country The Museum of Southwestern Biology Special Publication 6 S 1 38 2002 S 14 15 Kuniko Kawai D Fukui M Sato M Harada amp K Maeda Vespertilio murinus Linnaeus 1758 confirmed in Japan from morphology and mitochondrial DNA Acta Chiropterologica 12 S 463 470 2010 N Kondo D Fukui S Kurano amp H Kurosawa A maternity colony of Vespertilio murinus in Ozora Abashiri District Hokkaido Honyurui Kagaku Mammalian Science 52 S 63 70 2012 japanisch mit Abstract in Englisch Kuniko Kawai Terumasa Yamamoto Kazuhiko Ishihara amp Akinori Mizun First record of the parti coloured bat Vespertilio murinus Chiroptera Vespertilionidae from the Ishikawa Prefecture provides insights into the migration of bats to Japan Mammal Study 40 S 121 126 2015 Yeong Seok Jo John T Baccus John L Koprowski Mammals of Korea a review of their taxonomy distribution and conservation status Zootaxa 4522 1 S 1 216 2018 doi 10 11646 zootaxa 4522 1 1 a b Christophe Jaberg Caroline Leuthold Jean Daniel Blant Foraging habitat and feeding strategy of the parti coloured bat Vespertilio murinus L 1758 in western Switzerland Myotis 36 S 51 61 Dezember 1998 a b c d Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus Landesbund fur Vogelschutz Munchen Stadt und Land abgerufen am 26 November 2020 M Masing A long distance flight of Vespertilio murinus from Estonia Myotis 27 S 147 150 1989 Mihail J Markovets N P Zelenova amp A P Shapoval Beringung von Fledermausen in der Biologschen Station Rybachy 1957 2001 Nyctalus Neue Serie 9 S 259 268 2004 Vespertilio murinus in der Liste der Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals seit 1994 in Appendix II abgerufen am 23 November 2020 Europarat Ubereinkommen uber die Erhaltung der europaischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer naturlichen Lebensraume Bern 19 IX 1979 Amtliche Ubersetzung Deutschlands abgerufen am 23 November 2020 7 Abs 2 Ziff 14 b BNatSchG Bundesamt fur Naturschutz Rote Liste und Gesamtartenliste der Saugetiere Mammalia Deutschlands Bundesamt fur Naturschutz Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 2 Bonn Bad Godesberg 2020 S 18 ISBN 978 3 7843 3772 2 Literatur BearbeitenChristian Dietz Andreas Kiefer Die Fledermause Europas Kosmos Naturfuhrer Franckh Kosmos Verlag Stuttgart April 2020 ISBN 978 3 440 16754 0 S 320 323 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zweifarbfledermaus Vespertilio murinus Album mit Bildern Videos und Audiodateien Zweifarbfledermaus beim NABU Schleswig Holstein Vespertilio murinus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 Eingestellt von I Coroiu IUCN SSC Bat Specialist Group 2016 Abgerufen am 20 November 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweifarbfledermaus amp oldid 221330660