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Zofia Nalkowska geboren 10 November 1884 in Warschau 1 Russisches Kaiserreich gestorben 17 Dezember 1954 ebenda war eine polnische Schriftstellerin Grabstatte von Zofia Nalkowska Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werke 3 Rezeption 3 1 Verfilmungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenZofia war die Tochter des Geografen und Literaturkritikers Waclaw Nalkowski Sie beschaftigte sich bereits fruhzeitig mit vom Sozialismus gepragten Literaturbewegungen Sie selbst studierte Geschichte Geografie Okonomie und Sprachwissenschaft an der sogenannten Fliegenden Universitat Uniwersytet Latajacy einer Bildungseinrichtung der Untergrundkultur wahrend der Zugehorigkeit Polens zum Russischen Zarenreich Nach langeren Reisen mit ihrem Vater hatte sie mit dem Roman Frauen Kobiety ihr schriftstellerisches Debut Auch ihre folgenden Romane und Erzahlungen beschaftigten sich mit dem Schicksal von Frauen und Feminismus Daruber hinaus waren ihre Werke vom Patriotismus sowie der Wiedererringung der Souveranitat Polens am 11 November 1918 gepragt 1933 gehorte sie zu den Grundungsmitgliedern der Polska Akademia Literatury Ausserdem war sie Mitglied des P E N der Literarischen Gesellschaft Zwiazek Literatow Polskich und von 1933 bis 1937 der Literaturgruppe Zespol Literacki Przedmiescie Aufgrund ihrer eigenen patriotischen Uberzeugung traf sie der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen zu Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1 September 1939 sowie die daraus resultierende erneute faktische Teilung Polens besonders Nalkowska galt wahrend der Besatzungszeit als die Schriftstellerin des unabhangigen Polens 2 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm sie als Mitglied einer Internationalen Untersuchungskommission zu den Verbrechen der Wehrmacht in Polen Glowna Komisja Badania Zbrodni Niemieckich w Polsce an Besichtigungen von Konzentrationslagern teil und verarbeitete diese Erlebnisse uber den Holocaust ebenfalls literarisch in ihrem Werk Medaillons Medaliony dem sie in einem Memento folgenden pragenden und vielzitierten Satz voranstellte Das haben Menschen Menschen angetan Taki los zgotowali ludzie ludziom Die direkt nach dem Krieg publizierte Prosasammlung von acht Kurzgeschichten und insgesamt 50 Druckseiten wurde umgekehrt proportional zu ihrem knappen Umfang zum literarischen Grossereignis in Polen und gehorte bis heute zum obligatorischen Kanon der Schullekture 3 Vor dem Hintergrund der darin detailliert geschilderten Grausamkeiten ist dies sicherlich keine Selbstverstandlichkeit Breysach nannte Medaillons vor dem Hintergrund der Tatigkeit von Nalkowska in der Untersuchungskommission die die Texte uberhaupt erst ermoglichte Dokumentar Literatur und nicht der realistischen Erzahltradition zuzurechnen 4 Der Inhalt zielt auf Konfrontation und Schock bricht somit mit der klassischen realistischen Erzahltradition des ausgehenden 19 und fruhen 20 Jahrhundert dem Nalkowska bis dato verbunden war Daruber hinaus ist das Werk die erste literarische Form von Kritik an der polnischen Gesellschaft mit ihrer antisemitischen Tradition 5 vor der Okkupationszeit 6 Zwischen 1945 und 1947 war sie Mitglied des Nationalen Staatsrates des Krajowa Rada Narodowa unter dem Vorsitz von Boleslaw Bierut und nach der gefalschten Sejmwahl in Polen 1947 bis 1952 Mitglied der Verfassungsgebenden Nationalversammlung Sejm Ustawodawczy Jiri Kolar verarbeitete spater einige ihrer Texte wie auch Ladislav Klima in seinem Buch Im Geschlecht der Genor Rod Genoruv dabei formte er sie in Verse und verband sie zu einer Geschichte die von einer Frau handelt die im Krieg wahrend der Flucht erschossen wird Wahrend sie in ihrem Heimatland stets zur literarischen Elite gehorte blieb sie im deutschsprachigen Ausland mit Ausnahme der DDR Verlage die einige ihrer Werke mehrfach ubersetzten weitgehend unbekannt Erst in den spaten 1990er Jahren anderte sich dies allmahlich Magdalena Marszalek 7 untersuchte dabei das autobiographische Projekt der Autorin 8 die bereits seit fruhester Jugend in Tagebuchaufzeichnungen eine akribische Selbstbetrachtung und Untersuchung ihres gesellschaftlichen Umfelds mit spezieller Wertung der Rolle der Frau unternahm Zofia Nalkowska forderte nicht wie einige zeitgenossische Feministinnen eine Strategie der Ubertretung von Geschlechtergrenzen sondern deren Gegenteil die demonstrative und triumphale Affirmation der Weiblichkeit So notierte Nalkowska bereits 1899 in ihr Tagebuch Der Mann kann ein erfulltes Leben fuhren da in ihm ein Mann und ein Mensch zugleich lebt Fur die Frau bleibt nur ein Bruchteil des Lebens ubrig sie muss entweder ein Mensch oder eine Frau sein 9 Der polnisch judische Autor Bruno Schulz verdankte Zofia Nalkowska nach einem Besuch die entscheidende Forderung zur Veroffentlichung seines Debut Bandes von Erzahlungen Die Zimtladen indem sie sich nach dem ersten Gesprach hochstpersonlich fur den Abdruck einsetzte 10 Werke BearbeitenNovellen Romane und KurzgeschichtenKobiety 1906 Ksiaze 1907 Rowiesnice 1909 Narcyza 1911 Noc podniebna 1911 Weze i roze 1914 Hrabia Emil 1920 Na torfowiskach 1922 erste unvollstandige Version von Domu nad lakami Romans Teresy Hennert 1923 Dom nad lakami 1925 autobiografische Erzahlung mit Beschreibung der Kindheit in Wolomin Choucas 1927 Niedobra milosc 1928 Granica 1935 Niecierpliwi 1938 Kobieta Cmentarna 1943 44 In Die Friedhofsfrau verarbeitete die Autorin nahezu identisch Eintrage ihres Tagebuches zur Zeit der Niederschlagung des Aufstandes im Warschauer Ghetto 11 Wezly zycia 1948 Moj ojciec 1953DramenDom kobiet 1930 Dzien jego powrotu 1931 Renata Sluczanska 1935 Basierend auf der Novelle Niedobra milosc von 1928 Sammlung von Kurzgeschichten Erzahlungen und SkizzenKoteczka czyli biale tulipany 1909 Lustra 1914 Miedzy zwierzetami 1915 Tajemnice krwi 1917 Charaktery 1922 Malzenstwo 1925 Ksiega o przyjaciolach 1927 zusammen mit Maria Jehanne Wielopolska Sciany swiata 1931 Medaliony 1946 Charaktery dawne i ostatnie 1948 Widzenie bliskie i dalekie 1957 In deutscher UbersetzungVerhangnisvolle Liebe Polnischer Roman Deutsche Ausgabe von A von Guttry Schroder Verlag Hamburg 1937 Medaillons Aus dem Polnischen ubersetzt von Henryk Bereska Aufbau Verlag Berlin 1956 Ungute Liebe Aus dem Polnischen Niedobra milosc ubersetzt von Elske Dabritz Rutten amp Loening Berlin 1958 Die Schranke Aus dem Polnischen ubersetzt von Caesar Rymarowicz Verlag Volk und Welt Berlin 1958 Die Schranke Aus dem Polnischen ubersetzt von Caesar Rymarowicz Nachwort von Eberhard Dieckmann Reclam Leipzig 1966 Medaillons Aus dem Polnischen ubersetzt von Henryk Bereska Suhrkamp Frankfurt am Main 1968 Landhaus mit Damen Aus dem Polnischen Dom kobiet ubersetzt von Christa Vogel Kiepenheuer Berlin 1977 unverkaufliche Maschinenschrift eines Dramas das niemals in den Buchhandel kam Die Affare der Teresa Hennert Aus dem Polnischen ubersetzt von Kurt Kelm Reclam Berlin 1989 Die Ungeduldigen Aus dem Polnischen von Ursula Kiermeier mit einem Nachwort von Wlodzimierz Bolecki Suhrkamp Berlin 2000 ISBN 978 3 518 41139 1 Autobiografie 1929 in Elga Kern Hrsg Fuhrende Frauen Europas Munchen 1999 1928 S 211 216 Rezeption BearbeitenVerfilmungen Bearbeiten Haus der Frauen 12 1978 Dom kobiet 1930 Regie Krzysztof Zanussi vom Saarlandischen Rundfunk Polen produziert 13 Darsteller Lina Carstens Brigitte Horney Eva Maria Meineke Cordula Trantow Joana Maria Gorvin und Karin Baal Granica 14 1978 Granica 1935 Regie Jan Rybkowski Darsteller Jozef Fryzlewicz Wladyslaw Hancza Krystyna Janda Zofia Jaroszewska Slawomira Lozinska u a Produktionsfirma Zespol Filmowy Pryzmat Literatur BearbeitenMagdalena Marszalek Das inkarnierte Ich im Tagebuch von Zofia Nalkowska In Anzeiger fur slavische Philologie 28 29 2001 S 345 355 Magdalena Marszalek Das Leben und das Papier Das autobiographische Projekt Zofia Nalkowskas Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren Heidelberg 2003 ISBN 3 935025 53 X Hanna Mortkowicz Olczakowa Bunt wspomnien Panstwowy Instytut Wydawniczy 1961 Grosse Frauen der Weltgeschichte Neuer Kaiser Verlag 1987 S 354 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Zofia Nalkowska im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Zofia Nalkowska bei Perlentaucher Muzeum Nalkowskich w Wolominie polnisch Einzelnachweise Bearbeiten Literarisches Portrat Zofia Nalkowska In Deutsches Polen Institut Abgerufen am 17 Januar 2023 Barbara Breysach Schauplatz und Gedachtnisraum Polen die Vernichtung der Juden in der deutschen und polnischen Literatur Wallstein Verlag 2005 S 211 Vgl dazu auch Joachim Neander Marzena Dabrowa Szatko Auschwitz und die Deutschen im Spiegel polnischer Schullekturen In German Studies Review Vol 27 No 1 Feb 2004 S 103 112 Barbara Breysach Schauplatz und Gedachtnisraum Polen die Vernichtung der Juden in der deutschen und polnischen Literatur Wallstein Verlag 2005 S 212 Adam Daniel Rotfeld Suche nach der Identitat Uber Polens Umgang mit der Geschichte In Der Spiegel 23 2009 30 Mai 2009 Hier wird ubrigens bezeichnenderweise auch Es waren Menschen die Menschen dieses Los bereiteten durch Prasident Aleksander Kwasniewski zitiert Kazimierz Brandys Medaliony Zofii Nalkowskiej In Kuznica Nr 4 1947 zitiert nach Helena Zaworska Medaliony Zofii Nalkowskiej Warszawa 1969 S 41 Slavische Literatur und Kulturwissenschaft Schwerpunkt Polonistik Magdalena Marszalek Zycie i papier Autobiograficzny projekt Zofii Nalkowskiej Dzienniki 1899 1954 Krakow 2004 Zitiert nach www literaturkritik de Arno Lustiger Wirklichkeit ist ein Schatten des Wortes Magier zum Wiederentdecken Jerzy Ficowskis Biografie des polnisch judischen Dichters Bruno Schulz und die Neuubersetzung von dessen legendarer Erzahlsammlung Die Zimtladen In Die Welt 29 Marz 2008 Zofia Nalkowskas Eintrag zum 29 April Dies ist obendrein eine Schande nicht nur eine Qual Eine furchtbare Scham und nicht nur Mitgefuhl stellt sich ein Jegliche Anstrengungen auszuhalten und nicht verruckt zu werden sich in diesem Grauen irgendwie zu bewahren empfindet man als Schuld Zitiert nach www neuewelt at Memento vom 16 Juni 2008 im Internet Archive Ausgabe 2 3 2003 Haus der Frauen Abgerufen am 10 Januar 2019 TV Kurzkritik In Die Zeit 10 1978 Granica Abgerufen am 10 Januar 2019 Normdaten Person GND 118785605 lobid OGND AKS LCCN n50043105 VIAF 9864108 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nalkowska ZofiaALTERNATIVNAMEN Zofja NalkowskaKURZBESCHREIBUNG polnische SchriftstellerinGEBURTSDATUM 10 November 1884GEBURTSORT WarschauSTERBEDATUM 17 Dezember 1954STERBEORT Warschau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zofia Nalkowska amp oldid 230062470