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Die Wiener Neustadter Lokomotivfabrik im niederosterreichischen Wiener Neustadt war die grosste Lokomotiv und Maschinenfabrik in der Osterreichisch Ungarischen Monarchie Wahrend des Zweiten Weltkrieges befanden sich auf dem Gelande die Rax Werke die Rustungsguter herstellten und unter anderem eine Aussenstelle des KZ Mauthausen Serbenhalle Perspektive der Wiener Neustadter Lokomotivfabrik in den 1860er Jahren rechts unten das Portal Anm 1 Carolinenthal der k k Nordlichen Staatsbahn Fabriksnr 4 1842 Gmunden der Ersten Eisenbahn Gesellschaft 1854 Die Rittinger der ONWB 1873 Csingervolgy in Ajka Csingervolgy Fabriksnr 3438 1890 KEB IV 106 der Kaiserin Elisabeth Bahn Fabriksnr 652 1868 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Blutezeit 1 2 Niedergang 2 Bildergalerie 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenBereits 1841 wurde die Eisenbahnstrecke Wiener Neustadt Wien eroffnet 1842 reichte die k k priv Wien Raaber Eisenbahn bis Gloggnitz und 1854 wurde der Semmering erreicht So dauerte es nicht lange bis man auch in Osterreich die Chance erkannte die sich durch den nunmehr so sehr forcierten Bau von Eisenbahnen einer Lokomotiverzeugung bot Die Grundung der Wiener Neustadter Lokomotivfabrik erfolgte mit einem Gesellschaftsvertrag vom 28 Februar 1842 geschlossen zwischen Carl von Prevenhueber dem Schwiegersohn und Bevollmachtigten des Krieglacher Eisenwerksbesitzers Josef Sessler einerseits und Wenzel Gunther zuvor Ingenieur der k k priv Wien Raaber Eisenbahngesellschaft und den Maschinenmeistern dieser Gesellschaft Heinrich Buhler sowie Fidelius Armbruster andererseits 1 Da sich das dafur angebotene Gelande im Nordosten von Wiener Neustadt zum Teil auf einer aufgelassenen Wattefabrik und zum anderen Teil auf einer alten Gewehr und Metallschleiferei befand entstand daher spater der Ausdruck Schleife fur das Gelande der Lokomotivfabrik Modell fur die ersten sechs Dampflokomotiven stand hierbei eine 1838 von der Wien Gloggnitzer Eisenbahn Gesellschaft in Amerika gekaufte Maschine 1845 wurde der Gesellschaftsvertrag aufgelost und Wenzel Gunther wurde Alleininhaber 1850 51 beteiligte sich das Unternehmen an einem Staatspreisausschreiben zum Entwurf einer Lokomotive fur die Semmeringbahn und konnte mit der Maschine Neustadt den zweiten Preis erringen 2 Am 5 August 1853 erhielt Gunther die Landesfabriksbefugnis Das Werk das bereits 280 Arbeiter beschaftigte durfte sich k k priv Locomotiv amp Maschinen Fabrik Wiener Neustadt nennen Blutezeit Bearbeiten 1858 kam die Verwaltung der Fabrik an die Osterreichische Credit Anstalt fur Handel und Gewerbe die bedeutende technische Neuerungen vornahm 1860 wurde das Werk an den Wiener Maschinenfabriksbesitzer Georg Sigl verpachtet und schliesslich 1861 an diesen verkauft 1 Dieser baute das Werk zur grossten Maschinenfabrik der Monarchie aus 1870 wurde bereits die 1 000 Lokomotive hergestellt und die Belegschaft zahlte annahernd 3 000 Personen 2 1870 erwarb Sigl Bauland jenseits der Pottendorfer Strasse und errichtete dort Neubauten Die Produktpalette beinhaltete neben Lokomotiven auch Kessel Druckerpressen Schiffsdampfmaschinen und andere Maschinen die weltweit exportiert wurden Auf der Wiener Weltausstellung 1873 war das Unternehmen unter anderem mit der als richtungsweisend angesehene Lokomotive Rittinger der Nordwestbahn vertreten Diese mit der in einem Exemplar gebauten Sudbahn Reihe 16a baugleiche Maschine stellte den Beginn einer sehr erfolgreichen und bis in die spaten 1890er Jahre gebauten Konstruktion von 2 B Schnellzugsloks mit Aussenrahmen und niedriger Kessellage dar Zu dieser zum Grossteil von Wiener Neustadt gebauten und an so gut wie alle grossen osterreichischen Bahngesellschaften gelieferten Typenfamilie zahlten die Reihen kkStB 1 kkStB 2 kkStB 4 ONWB Ic Sudbahn 17c ATE Ib MAV Ia KFNB IIc und EWA IIa 3 Als Folge des Borsenkrachs von 1873 blieben die Bestellungen der Bahnen aus und die Lokomotivfabrik musste an das Unternehmen Schoeller amp Co verkauft und bald darauf in eine Aktiengesellschaft die Aktien Gesellschaft der Lokomotiv Fabrik vormals G Sigl umgewandelt werden an der auch die Staatsverwaltung zu einem Drittel beteiligt war 1 Die Wiener Neustadter Lokomotivfabrik spielte auch eine fruhe Rolle in der Osterreichischen Arbeiterbewegung So wurde bereits im Zuge der Marzrevolution 1848 der 10 Stunden Tag durch und fur die Arbeiter eingefuhrt der ihnen aber im Zuge der Konterrevolution wieder entzogen wurde 1865 wurde der erste osterreichische Arbeiterverein in der Wiener Neustadter Lokomotivfabrik gegrundet Nordlich der Neubauten von 1870 wurden zwischen 1907 und 1912 weitere Fabrikshallen errichtet Das alte Werksgebaude wurde stillgelegt baulich als Kaserne adaptiert und von Marz 1910 bis Marz 1912 vom bosnisch herzegowinischen Infanterieregiment Nummer 1 bezogen Anfangs zog das 4 Bataillon ein dann das 2 Bataillon Im Ersten Weltkrieg diente das alte Werk sowohl als Kaserne wie auch als Kriegsgefangenenlager 4 nbsp Portal der ehemaligen Fabrik heute Franz Fehringer Weg Standort 47 82405 16 2505Der Tornado vom 10 Juli 1916 zerstorte den Grossteil des alten Werkes Der Wiener Neustadter Denkmalschutzverein restaurierte mit Hilfe von Schulern der Hoheren Technischen Bundeslehranstalt zwischen 1974 und 1977 das als Triumphpforte ausgebildete um 1860 erbaute Portal des alten Werkes 1 Es ist heute denkmalgeschutzt und der Osterreichischen Arbeiterbewegung gewidmet Niedergang Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg wurde durch das Wegbrechen der Kronlander die Produktion stark eingeschrankt und die Belegschaft wurde auf wenige hundert Mann reduziert Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise wurden die Uberkapazitaten der mittlerweile vier osterreichischen Lokomotivfabriken fur den kleinen Inlandsmarkt offensichtlich und so kam 1930 das Aus fur die mittlerweile zum Konzern der Osterreichischen Credit Anstalt gehorenden Aktien Gesellschaft der Lokomotiv Fabrik vormals G Sigl Letzte gebaute Lokomotive war das Dreizylinder Schnellzugs Einzelstuck BBO 114 01 Die Fabrik wurde in Folge von der Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf ubernommen und als Zweigbetrieb bald wieder eroffnet es wurden von nun an vor allem Schlepptender gebaut 1 Nach dem Anschluss Osterreichs ubernahm der deutsche Konzern Henschel amp Sohn als Mutterfirma der Wiener Lokomotivfabrik die Anlagen und das Werk Um die Produktion der Tender moglichst zu steigern wurde das Werk in Folge stark erweitert Wiener Neustadt wurde zur grossten Fabrik fur Schlepptender im Deutschen Reich ein Grossteil der Kriegslokomotiven der Reihen 42 und 52 fuhren mit Tendern aus dieser Produktion Am 5 Mai 1942 firmierte die ehemalige Lokomotivfabrik unter dem Decknamen Rax Werk Ges m b H Ab 1943 wurden dort auch Teile der A4 Raketen V2 gebaut Die Raxwerke wurden 1945 bei Luftangriffen auf Wiener Neustadt vollkommen zerstort Bildergalerie Bearbeiten nbsp Die 320 m lange Lagerplatz Krananlage nbsp Das Maschinenhaus der elektrischen Zentrale nbsp Die Kesselanlage nbsp Die Feuerbox Grundring Frasmaschine nbsp Die Blechkanten Hobelmaschine nbsp Die Feuerhalle mit hydraulischer Bortelpresse nbsp Hydraulische Nietmaschinen nbsp Presspumpen und Kompressoren Anlage nbsp Kesselschmiede Montagehalle nbsp Vertikale Blechbiege Maschine nbsp Rundkessel Bohrmaschine nbsp Lokomotiv Montagehalle nbsp Hammerschmiede nbsp Zylinderwerkstatte nbsp Raderwerkstatte nbsp Giesserei nbsp Ehemalige Werkslok Fanny nbsp Lokomotive der Sudbahn Reihe 29 vor dem Portal nbsp Schnittzeichnungen der Rittinger nbsp Fabriksschild nbsp KRB 57 Grimming nbsp ATE Ib nbsp kkStB Reihe 6 von Karl Golsdorf nbsp KFNB IId 226 nbsp Lok 7 der Szamostalbahn nbsp KNFB IIa nbsp If der Aussig Teplitzer Eisenbahn nbsp Guterzugslok OBB 58 BBO 81 nbsp Rangierlok OBB 392 nbsp Elektrolok OBB 1045 1929 nbsp Werkfoto der BBO 114 01 1930 Literatur BearbeitenC S Zur Vollendung der 4000 Locomotive in der Locomotivfabrik vorm G Sigl in Wr Neustadt In Paul Kortz Red Zeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur und Architekten Vereines Band 49 1897 Heft 47 Osterreichischer Ingenieur und Architektenverein Wien 1897 ZDB ID 2534647 7 S 637 Volltext online PDF 13 2 MB Actien Gesellschaft der Lokomotiv Fabrik vormals G Sigl in Wiener Neustadt Denkschrift zur Vollendung der 5000 Lokomotive Beck Wien 1910 OBV Karl Flanner Von der Vereinssiedlung zur Josefstadt Die Geschichte der ersten Arbeiter Bau Genossenschaft 1869 Verlagsanstalt Gutenberg Wiener Neustadt 1979 OBV Rudolf F Marwan Schlosser Behelfsquartiere Die Lokomotivfabrik In Kasernen Soldaten Ereignisse Kasernen und militarische Einrichtungen in Wiener Neustadt Bad Fischau Wollersdorf Katzelsdorf Felixdorf Grossmittel Blumau Weilburg Verlag Wiener Neustadt 1983 ISBN 3 900100 09 8 S 84 f Sylvia Hahn Fabrikordnung Zu den Bedingungen industrieller Arbeit und berufsspezifischen Bewusstseins am Beispiel der Wiener Neustadter Lokomotivfabrik und der Daimler Motoren Gesellschaft 1890 1914 Dissertation Universitat Wien Wien 1984 OBV Manfred Wehdorn Ute Georgeacopol Winischhofer Baudenkmaler der Technik und Industrie in Osterreich Band 1 Wien Niederosterreich Burgenland Bohlau Wien 1984 ISBN 3 205 07202 2 S 252 f Volltext online Franz Pinczolits Die Dampflokomotive Geschichte der Wiener Neustadter Lokomotivfabrik 1842 1930 Mitarbeit Herbert Groll Weilburg Verlag Wiener Neustadt 1987 ISBN 3 900100 56 X Bernhard Schmeiser Lokomotivlisten Wiener Neustadt 1842 1929 Nachdruck Slezak Wien 1992 ISBN 3 85416 158 1 Gerhard Geissl Von der Lokomotivfabrik zur Rax Werke GmbH 1842 1965 Aus der Vergangenheit eines Wiener Neustadter Grossbetriebes Dokumentation des Industrieviertel Museums Wiener Neustadt Band 112 ZDB ID 2290769 5 Verein Museum und Archiv fur Arbeit und Industrie im Viertel unter dem Wienerwald Wiener Neustadt 2008 OBV Gerhard Geissl Georg Sigl und die Wiener Neustadter Lokomotivfabrik Anfange Hohepunkte und Niedergang eines Grossunternehmens Dokumentation des Industrieviertel Museums Wiener Neustadt Band 128 ZDB ID 2290769 5 Verein Museum und Archiv fur Arbeit und Industrie im Viertel unter dem Wienerwald Wiener Neustadt 2008 OBV Sandor Toth Attila Kirchner Gyorgy Villanyi Die Lokomotivfabriken des Georg Sigl in Wien und Wiener Neustadt bahnmedien at Wien 2016 ISBN 978 3 9503304 6 5 Peter Zumpf Richard Heinersdorff Lokomotivfabrik Wiener Neustadt Album Verlag fur Photographie Helfried Seemann und Christian Lunzer OEG Wien 2008 ISBN 978 3 85164 151 6 gozmozdony huEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Wehdorn Baudenkmaler S 252 a b C S Zur Vollendung der 4000 Locomotive Golsdorf Lokomotivbau in Alt Osterreich Marwan Schlosser Behelfsquartiere Die Lokomotivfabrik S 84 Anmerkungen Bearbeiten Im Bild rechts wird das Werksgelande unmittelbar begrenzt von der sich verzweigenden Warmen Fischa querend im Bildhintergrund der Wiener Neustadter Kanal 47 823888888889 16 25 Koordinaten 47 49 26 N 16 15 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Neustadter Lokomotivfabrik amp oldid 233760348