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Wenzel Goldbaum 19 September 1881 in Lodz Russisches Kaiserreich 15 Mai 1960 in Lima Peru war ein Anwalt Rechtswissenschaftler und Dramatiker Er beeinflusste die Entwicklung des deutschen und internationalen Urheberrechts und gilt insbesondere als Vater der Zweckubertragungslehre Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bedeutende Prozesse 1 2 Auswanderung 1 3 Wissenschaftliches Werk 2 Veroffentlichungen Auswahl 2 1 Urheberrechtliche Monografien 2 2 Dramen 2 3 Lyrik 2 4 Roman 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWenzel Goldbaum stammte aus einer judischen Familie deren Name auf David Goldbaum einen Gasthofbesitzer aus Grabow zuruckgeht Wahrend seiner Kindheit siedelte er mit seinen Eltern dem Arzt Adolf Goldbaum und seiner Frau Bronislava Gruenfeld von Lodz nach Frankfurt am Main uber 1 wo er das Lessing Gymnasium besuchte Anschliessend studierte er Rechtswissenschaften in Berlin und Munchen legte die Staatsexamina ab und wurde 1906 in Marburg promoviert 1909 liess sich Goldbaum als Rechtsanwalt in Berlin nieder und widmete sich vor allem dem Urheberrecht In der folgenden Zeit verfasste er auch Dramen drei wurden von Erwin Piscator und Max Reinhardt aufgefuhrt Goldbaum wurde Schriftfuhrer und Syndikus des Verbandes deutscher Buhnenschriftsteller und Buhnenkomponisten des Verbandes Deutscher Filmautoren des Verbandes Deutscher Erzahler und kam so mit Rechtsfragen der Theater und Filmautoren in Beruhrung Er war auch Syndikus im Felix Bloch Erben Wahrend des Ersten Weltkriegs war er von 1914 bis 1918 Soldat Er war mit Marie Alexander Katz der Tochter des Juristen Paul Alexander Katz verheiratet Sie hatten funf Kinder darunter der Regisseur und Filmproduzent Peter Goldbaum 1 Bedeutende Prozesse Bearbeiten 1926 gewann er fur Gerhart Hauptmann und Hugo von Hofmannsthal einen Prozess gegen Berliner und Leipziger Rundfunksender vor dem Reichsgericht um das Senderecht an ihren Werken Der Tor und der Tod und Hanneles Himmelfahrt 2 Hintergrund der Musterprozesse waren Goldbaums Bemuhungen zum Schutz der Schriftsteller die durch ungenehmigte Lesungen ihrer Werke in Radiosendungen wirtschaftliche Einbussen zu befurchten hatten Das Gericht wies die Revisionen der beklagten Radioanstalten Berliner Funkstunde und Mitteldeutsche Rundfunk AG zuruck und folgte in seinem Urteil der von Goldbaum entwickelten Verbreitungstheorie Nach der Verbreitungstheorie sollte die Wiedergabe eines Werkes in Radiosendungen nicht unter die Ausnahme von 11 Abs 3 LUG fallen wonach ein offentlicher Vortrag frei wurde sobald das Werk erschienen war Goldbaum meinte vielmehr dass die im Gesetz nicht ausdrucklich geregelte Sendebefugnis im Falle von Rundfunkanstalten zum gewerbsmassigen Verbreiten nach 11 Abs 1 S 1 LUG gehore Jede Radiosendung in der ein Werk vorgelesen wird sei daher zustimmungsbedurftig und erfordere eine Lizenz durch den Urheber 3 Dieser Ansicht schloss sich der erste Senat des Reichsgerichts an und pragte dabei den wichtigen Beteiligungsgrundsatz bei der Verwertung urheberrechtlich geschutzter Werke um dem Schopfer eines Schriftwerkes dessen volle wirtschaftliche Ausbeute mit nur wenigen bestimmt geregelten Einschrankungen unverkurzt zukommen zu lassen 4 Gegen den Hyperion Verlag vertrat Goldbaum 1921 die Erben August Strindbergs und gewann den Prozess vor dem Reichsgericht auf der Grundlage der personlichkeitsrechtlichen Aspekte des Urheberrechts Auf die Entwicklung des urheberrechtlichen Titelschutzes nahm er ebenfalls Einfluss so erstritt er die Rechte an Emile Zolas Roman Das Paradies der Damen gegen den Titel Frauenparadies und den Titel des Schauspiels Alt Heidelberg von Wilhelm Meyer Forster gegen Jung Heidelberg vor dem Kammergericht In dem Prozess der drei Verwertungsgesellschaften GEMA Genossenschaft deutscher Tonsetzer GDT und AKU gegen die UFA erstritt Goldbaum den Filmmusikkomponisten eine von den Kinos zu zahlende Tantieme die durch den Vertrag mit den Filmproduzenten nicht mitabgegolten war Auswanderung Bearbeiten Aufgrund der zunehmenden Judenverfolgung verliess Goldbaum 1933 Berlin und Deutschland und liess sich zunachst in Paris nieder 1936 wanderte er mit seiner Familie nach Ecuador aus Dort war er mehrere Jahre Dozent an Universitaten in Quito und Guayaquil und baute sein Renommee als international bekannter Urheberrechtler aus 1946 vertrat Goldbaum Ecuador auf der Panamerikanischen Urheberrechtskonferenz in Washington Wissenschaftliches Werk Bearbeiten Siehe auch Zweckubertragungslehre Zweckubertragungstheorie von Goldbaum Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte Goldbaum mehrere urheberrechtsvertragliche Monografien veroffentlicht Nach dem Krieg folgten weitere Werke und ein Lehrbuch zum Urheberrecht darunter ein 1922 in erster Auflage erschienener Kommentar zum Urheberrecht und Urhebervertragsrecht der zum ersten Mal den urheberrechtlichen Begriff der Zweckubertragung verwendet welche in Deutschland seit 1966 in 31 Abs 5 Urheberrechtsgesetz normiert ist 5 In den 1920er Jahren beschaftigte er sich auch mit dem Lauterkeitsrecht und setzte sich vehement fur ein allgemeinwohlbezogenes Wettbewerbsrecht ein 6 Nach seiner Auswanderung und bis zu seinem Tod verfasste Goldbaum zahlreiche Artikel fur juristische Fachzeitschriften auch in spanischer Sprache die sich unter anderem mit dem internationalen Urheberrecht befassen Bekannt wurde Goldbaum durch Briefe aus Lateinamerika die im Organ der Berner Ubereinkunft Droit d auteur erschienen 1956 erschien ein Kommentar zum 1955 in Kraft getretenen Genfer Welturheberrechtsabkommen von 1952 das den Mindestschutz der Schriftsteller in fremden Staaten statuieren sollte das von Goldbaum jedoch als vollig unzulanglich bezeichnet wurde 1957 und 1959 folgten die Monografien Schopfung oder Leistung Abwehr und Angriff und Verfall und Auflosung der sogenannten Berner Union Erstere wendet sich gegen das Leistungsschutzrecht der Tontragerproduzenten ausubenden Kunstler Tontragerhersteller und Sendeanstalten Diese Rechte gingen notwendig zu Lasten des Autors als Werkschopfer Die Berner Union fuhre zu einer Verkomplizierung des internationalen Urheberschutzes Gegen Ende seines Lebens beschaftigte sich Goldbaum mit sudamerikanischer insbesondere ecuadorianischer Lyrik und ubertrug sie ins Deutsche 1960 erschien in Deutschland seine Ubersetzung altspanischer Gedichte von Juan Ruiz nbsp Verleihung der Richard Strauss Medaille durch den deutschen Gesandten in Ecuador 19541954 erhielt Goldbaum die Richard Strauss Medaille der GEMA 7 Er starb am 15 Mai 1960 im Alter von 78 Jahren in Lima Peru Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenUrheberrechtliche Monografien Bearbeiten Der Auffuhrungsvertrag 1912 Der Auffuhrungsagenturvertrag 1912 Theaterrecht 1914 Rechte und Pflichten der Schauspieler im geltenden Recht 1914 Filmverlagsrecht an drehreifen Buchern 1919 Urheberrecht und Urhebervertragrecht 1922 3 Aufl 1961 Schopfung oder Leistung Abwehr und Angriff 1957 Verfall und Auflosung der sogenannten Berner Union 1959 Dramen Bearbeiten Die Ehe Olympiaden 1906 Die Wahl 1908 Das Hindernis 1910 Mutter 1913 Medizin 1914 Die leeren Hande 1920 Zurich 1917 1928 1914 1930 Dorothea erzieht die Deutschen 1945 8 Lyrik Bearbeiten Westen und Osten 1898 Fruchtschale Anthologie ecuadorianischer Lyrik 1941 als Ubersetzer und Herausgeber Uber der Steppe die Palme Gedichtband 1949 als Ubersetzer und Herausgeber Roman Bearbeiten Schlacken 1921 Vor der Rampe 1923 Literatur BearbeitenGoldbaum Wenzel In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 9 Glas Grun Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 2001 ISBN 3 598 22689 6 S 52 62 Erich Schulze Die Veroffentlichungen von Wenzel Goldbaum In Archiv fur Urheber Film Funk und Theaterrecht UFITA Bd 31 1960 S 375 384 Schriftenverzeichnis Matthias Wiessner Simon Apel Wenzel Goldbaum 1885 1960 In Simon Apel Louis Pahlow Matthias Wiessner Hrsg Biographisches Handbuch des Geistigen Eigentums Mohr Siebeck Tubingen 2017 ISBN 3 16 154999 6 S 119 125 Christoph Sorge Adversus Mediatores Wenzel Goldbaums Kampf fur ein Kernurheberrecht In Stephan Meder Hg Geschichte und Zukunft des Urheberrechts III V amp R unipress Gottingen 2022 ISBN 978 3 8471 1453 6 S 125 164 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wenzel Goldbaum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Goldbaum Wenzel in Munzinger Personen Online Internationales Biographisches Archiv Einzelnachweise Bearbeiten a b Danny Noemi und Dor Goldbaum Die Geschichte der Familie Goldbaum nach einer Zusammenfassung der Familiengeschichte von Heinz Goldbaum 1912 2005 Israel 2005 RGZ 113 413 424 GRUR 1926 345 349 Der Tor und der Tod JW 1926 1665 1667 Hanneles Himmelfahrt m Anm Elster Zu den Rundfunkurteilen vgl Hillig Das Rundfunkurteil des Reichsgerichts und seine Bedeutung fur das Urheberrecht in UFITA I 2016 S 179 188 eingehend insbesondere zu Goldbaum s Sorge Adversus Mediatores Wenzel Goldbaums Kampf fur ein Kernurheberrecht in Meder Hg Geschichte und Zukunft des Urheberrechts III Gottingen 2022 S 125 164 150 155 Vgl nur Goldbaum Urheberrecht und Urhebervertragsrecht 1 Aufl Berlin 1922 S 147 152 zu 11 ders Die Verbreitungstheorie in Archiv fur Funkrecht 1 1928 S 210 213 211f RGZ 113 413 418 Der Tor und der Tod Rundfunkurteil Haimo Schack Urheber und Urhebervertragsrecht 8 Auflage Mohr Siebeck 2017 ISBN 978 3 16 155676 0 Rn 615 Anton Plager Schutzzwecke des Lauterkeitsrechts Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 631 60108 2 S 147 Richard Strauss Medaille fur Dr Wenzel Goldbaum In GEMA Nachrichten Nr 22 September 1954 S 12 Das Stuck wurde im Dezember 1945 in den von Karl Lowenberg geleiteten Kammerspielen in Quito als szenische Lesung uraufgefuhrt In vier Akten hatte Goldbaum seine Vorstellung von der Sinnlosigkeit das deutsche Volk zur Demokratie erziehen zu wollen entwickelt Wie in den politischen Debatten brachte er hier seine These zum Ausdruck dass es das andere Deutschland nicht gebe Maria Luise Kreuter Wo liegt Ecuador Exil in einem unbekannten Land 1938 bis zum Ende der funfziger Jahre Metropol Berlin 1975 ISBN 3 926893 27 3 S 258 Normdaten Person GND 116747641 lobid OGND AKS LCCN no2003018932 VIAF 13066709 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goldbaum WenzelKURZBESCHREIBUNG Anwalt Rechtswissenschaftler und DramatikerGEBURTSDATUM 19 September 1881GEBURTSORT Lodz Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 15 Mai 1960STERBEORT Lima Peru Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wenzel Goldbaum amp oldid 232762539