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Walter Georg Kuhne 26 Februar 1911 in Berlin 16 Marz 1991 ebenda war ein deutscher Wirbeltier Palaontologe bekannt fur Forschungen uber mesozoische Saugetiere die er vor allem in Braunkohlelagerstatten suchte Kuhne war ein Pionier auf diesem Gebiet Walter Georg Kuhne Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit Jugend und Familie 2 Schule 3 Berufliche Entwicklung 4 Ehrungen 5 Werke 6 Literatur 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseKindheit Jugend und Familie Bearbeiten nbsp Die Familie des Malers Zeichners und Graphikers Walter Kuhne 1875 1956 ohne den Vater vorn die drei Kinder Wolfgang 1902 1935 Walter Georg und Maria 1907 1987 rechts Mutter Renata Kuhne 1880 1945 geb von Stulpnagel hinten links deren Tante Martha Rudolph geb WolffEr wurde wahrend der Kaiserzeit als Sohn des aus Berlin stammenden Malers Zeichners und Graphikers Walter Kuhne 1875 1956 und dessen Ehefrau Renata von Stulpnagel 1880 1945 geboren die im Mai 1901 geheiratet hatten 1 Er hatte zwei altere Geschwister Wolfgang 1902 1935 und Maria 1907 1987 genannt Lauchen 2 Seine Kindheit verbrachte der Linkshander uberwiegend in der Lausitz 3 wo sich die Eltern 1907 ein Landhaus am Ortsrand hatten errichten lassen das bereits im Jahr seiner Geburt durch Anbauten erweitert wurde 2 Walter Georg Kuhne war zweimal verheiratet wahrend seiner ersten Ehe mit Charlotte Petsche von 1934 bis zur Scheidung 1956 hatte er einen ausserehelichen Sohn Wahrend seiner zweiten Ehe ab 1959 mit seiner entfernten Kusine Ursula Kuhne bekam er zwei weitere aussereheliche Kinder nach seiner Emeritierung 3 4 Walter Georg Kuhne wird als ein Mensch beschrieben der das Provisorium liebte Eine Atmosphare des Behelfsmassigen und Vorlaufigen habe fur sein Wohlbefinden gesorgt und sei seiner ausufernden Phantasie sehr forderlich gewesen Was zur Regel bzw Institution wurde habe ihn eingeengt jede Routine sei ihm ein Greuel gewesen Dieser Charakterzug habe auch sein Privatleben gepragt 3 Schule Bearbeiten nbsp Abiturienten Walter Georg Kuhne 2 von links und Gerhard Bry 4 von links Marz 1930Walter Georg Kuhne besuchte zunachst die 1920 von Ernst Putz Gertrud 1889 1977 und Max Bondy gegrundete reformpadagogische Freie Schul und Werkgemeinschaft Sinntalhof bei Bruckenau in Unterfranken Mit Ernst Putz blieb Kuhne zeitlebens d h bis zu dessen Suizid 1933 in NS Untersuchungshaft befreundet Nach der Schliessung des Internats auf dem Sinntalhof wechselte Walter Georg ab 1923 zur Freien Schulgemeinde nach Wickersdorf bei Saalfeld im Thuringer Wald Dieses Landerziehungsheim hatten zuvor bereits seine beiden Geschwister Wolfgang von 1915 bis 1919 und Maria von 1922 bis 1923 besucht 5 Vom Marz 1915 bis zum Dezember 1916 war sein Vater dort als Zeichenlehrer tatig gewesen 6 7 Als es 1924 25 zur Sezession kam wechselte Walter Georg Kuhne zum 30 April 1925 in die Obertertia Jahrgangsstufe 9 der von Martin Luserke Paul Reiner Rudolf Aeschlimann und Fritz Hafner gegrundeten Schule am Meer auf die ostfriesische Nordseeinsel Juist 8 9 eine Freiluftschule Dort bestand er im Marz 1930 seine Reifeprufung zusammen mit Hans Ulrich Arnold 24 Juni 1908 in Kiel Gerhard Bry Felix Henn 10 Marz 1910 in Frankfurt am Main und Hild Wehnert 26 Marz 1911 in Breslau 8 10 4 Berufliche Entwicklung BearbeitenSein Studium der Geologie und Palaontologie begann er an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin wechselte jedoch nach drei Semestern zur Martin Luther Universitat nach Halle an der Saale 4 wo er dem Palaontologen und Geologen Johannes Weigelt auffiel In der Folge wurde er von diesem finanziell gefordert und mit dem entscheidenden Rustzeug fur seine palaontologische Laufbahn ausgestattet 3 Nach der Machtabtretung an die Nationalsozialisten kam Kuhne 1933 wegen der Verbreitung kommunistischer Parolen fur neun Monate in Untersuchungshaft und wurde deshalb noch im selben Jahr am 6 Oktober 1933 4 durch die Hallenser Universitat relegiert 3 Nach seiner Entlassung musste er sich durch ganz unterschiedliche Tatigkeiten okonomisch uber Wasser halten verkaufte selbst gesammelte Fossilien arbeitete als Bibliotheksgehilfe verfasste popularwissenschaftliche Artikel und trug fur den preussischen Generalkonservator Unterlagen fur ein Verzeichnis mittelalterlicher Kirchenglocken mit Fadenreliefs zusammen 1934 heiratete er 3 Der politische Druck im NS Staat nahm kontinuierlich zu und ging auch an Kuhne nicht spurlos voruber Mit seiner Ehefrau Charlotte emigrierte er im Januar 1939 nach England 4 Nach der Kriegserklarung wurde das Ehepaar als Enemy Alien behandelt und von 1940 bis 1944 auf der Isle of Man interniert Nach Entlassung und Kriegsende verblieben beide jedoch in England ein Entschluss der sich fur das Fachgebiet der Wirbeltier Palaontologie als bedeutsam erweisen sollte 3 Geschult durch seine in Deutschland gesammelten Erfahrungen entdeckte er 1939 bei einer Suche nach Fossilien in palaozoischen Sedimenten von Sudengland und Wales mesozoische Spaltenfullungen die neben anderen wichtigen Vertebraten Resten den ersten Nachweis eindeutiger Saugetiere aus der Rhat Lias Grenze lieferten 11 12 13 14 Nach Funden in Wales in den 1940er Jahren beschrieb er als erster Morganucodon eines der altesten Saugetiere 1946 beschrieb er nach Funden in Sudwestengland die nach ihm Kuehneosaurus benannte Gleitflugechse aus dem Trias Kuhne durfte das von ihm aufgefundene Material des Therapsiden Oligokyphus unter der Leitung von D M S Watson am University College in London bearbeiten 4 Mit dieser Untersuchung promovierte er im Jahr 1949 an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat in Bonn 3 4 1956 verfasste er dazu die Monographie The liassic therapsid Oligokyphus die vom British Museum Natural History herausgegeben wurde 15 Im Jahr 1952 kehrte Kuhne nach Deutschland zuruck 4 Die nun in Ost Berlin liegende Humboldt Universitat war an ihm oder seinem Fachgebiet offenbar nicht interessiert Kuhne musste sich durch den Verkauf von Versteinerungen muhsam uber Wasser halten 4 Als Haupteinnahmequelle erwiesen sich offenbar die von ihm mit grossem handwerklichen Geschick mit einem Saure Verfahren freigelegten winzigen gezackten Graptolithen 3 Die 1948 gegrundete Freie Universitat in West Berlin offerierte ihm 1956 eine Dozentur fur Palaontologie am Geologisch Palaontologischen Institut der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultat fur die sich insbesondere Max Richter starkgemacht hatte In der Folge verstand Kuhne es einen Kreis junger Leute um sich zu versammeln die er fur Fossilien und die Evolution zu begeistern vermochte Aus dieser Keimzelle entstand innerhalb des Instituts die Abteilung Palaontologie deren Arbeit weitgehend auf die Kunst der Improvisation angewiesen war diese jedoch unter Kuhnes Leitung versiert zu betreiben wusste Im Jahr 1963 grundete sich der Lehrstuhl fur Palaontologie Kuhne wurde zunachst zum ausserordentlichen Professor berufen dann Lehrstuhlinhaber und schliesslich 1966 Ordinarius 4 Im Jahr 1971 wurde aus dem Lehrstuhl ein selbstandiges Institut fur Palaontologie 3 Ende der 1950er Jahre fokussierte Kuhne sukzessive auf die fruhe Geschichte der Saugetiere Er erwarb sich besondere Verdienste indem er sich nicht mit mehr oder weniger zufallig entdecktem Material befassen wollte Stattdessen begann er damit gezielt nach Objekten seines Interesses zu suchen und Kriterien fur diese Suche zu definieren Dadurch wies er der Palaontologie einen neuen entscheidenden Weg Er entwickelte eine rege Prospektionstatigkeit in Spanien und Portugal wobei mehrere Saugetier Lokalitaten entdeckt wurden darunter 1959 auch die zentral in Portugal liegende Grube Guimarota bei Leiria die dann ab 1973 Kuhnes Schuler Bernard Krebs eine bis heute unubertroffene Fauna jurassischer Saugetiere geliefert hat 3 Im Jahr 1976 wurde Kuhne emeritiert 4 Kuhne hielt die Suche nach verborgenen nicht jedem zuganglichen Dingen fur eine praktische Anwendung des dialektischen Materialismus Diese Auffassung legte er in seinem 1979 erschienenen Werk Palaontologie und dialektischer Materialismus dar das in der DDR erschien 16 Er verstarb im Alter von 80 Jahren Da er seinen Korper der Wissenschaft zur Verfugung gestellt hatte wurde er erst zwei Jahre spater in Jamlitz beigesetzt 3 Ehrungen BearbeitenIhm zu Ehren ist die Gattung fruher Saugetiere Kuehneotheria und die Art des Dinosauriers Alocodon kuenei benannt ausserdem die als Kuehneosaurus benannte Gleitflugechse aus dem Trias Werke BearbeitenFadenreliefs mittelalterlicher Kirchenglocken In Atlantis Lander Volker Reisen Martin Hurlimann Hrsg Jahrgang X Heft 8 Leipzig Zurich 1938 S 461 465 The Tritylodontid reptile Oligokyphus Inaugural Dissertation Mathematisch naturwissenschaftliche Fakultat Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn 1949 OCLC 720474998 The Liassic Therapsid Oligokyphus London British Museum 1956 OCLC 30187575 Rhaetische Triconodonten aus Glamorgan Ihre Stellung zwischen den Klassen Reptilia und Mammalia und ihre Bedeutung fur die Reichart sche Theorie Habilitationsschrift 12 Juli 1958 In Palaontologische Zeitschrift Band 32 Nr 3 4 1958 S 197 235 OCLC 73957752 mit Bernard Krebs History of discovery report on the work performed procedure technique and generalities in Friedrich Franz Helmdach u a Contribuicao para a fauna do Kimeridgiano da mina de lignito Guimarota Leiria Portugal Memorias dos Servicos Geologicos de Portugal Direccao Geral de Minas e Servicos Geologicos de Portugal Herausgeber Lissabon 1968 OCLC 312490177 Palaontologie und dialektischer Materialismus VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1979 OCLC 7009219 Paleontology and dialectis Documenta naturae 62 Kanzler Munchen 1986 OCLC 75626535 Quo vadis Palaontologie Palaontologische Essays von Walter Georg Kuhne 1943 1990 Documenta naturae 113 Rolf Kohring Thomas Schluter Hrsg Munchen 1997 OCLC 48724043Literatur BearbeitenMichael E Schudack Hrsg Beitrage zur Palaontologie Zum Gedenken an Walter Georg Kuhne Berliner geowissenschaftliche Abhandlungen A 134 Freie Universitat Berlin Fachbereich Geowissenschaften Hrsg Berlin 1991 ISBN 978 3 927541 35 1 Margarete Schilling Figurliche Ritzzeichnungen auf historischen Glocken Graphitabreibungen von Charlotte und Walter G Kuhne Band 1 3 Selbstverlag Apolda 2004 ohne ISBN OCLC 1186292198Siehe auch BearbeitenGlockenritzzeichnungEinzelnachweise Bearbeiten Kuhne Radierungen werden gezeigt In Lausitzer Rundschau 26 November 2008 auf lr online de a b Dr Walter Kuhne 1875 1956 In Kunstgeschichten Jamlitz auf kuenstler jamlitz de a b c d e f g h i j k l Elisabeth Krebs Walter Georg Kuhne 26 Februar 1911 16 Marz 1991 Nachruf In Palaontologie aktuell Mitteilungsblatt der Palaontologischen Gesellschaft Beigabe zur Palaontologischen Zeitschrift Heft 24 Dezember 1991 S 18 22 a b c d e f g h i j k Michael Schmitt From Taxonomy to Phylogenetics Life and Work of Willi Hennig Brill Leiden 2013 ISBN 978 9 0042 1928 1 S 86 87 Box 5 Schulerverzeichnis der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf In Archiv der deutschen Jugendbewegung Burg Ludwigstein Witzenhausen Hessen Lehrerverzeichnis der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf In Archiv der deutschen Jugendbewegung Burg Ludwigstein Witzenhausen Hessen Prof Dr Peter Dudek Versuchsacker fur eine neue Jugend Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf 1906 1945 Verlag Julius Klinkhardt Bad Heilbrunn 2009 ISBN 978 3 7815 1681 6 S 356 a b Schulerbuch der Schule am Meer Juist Blatt 16 In Schleswig Holsteinische Landesbibliothek Kiel Handschriftenabteilung Nachlass Luserke Martin Signatur Cb 37 Gudrun Fiedler Susanne Rappe Weber Detlef Siegfried Hrsg Sammeln erschliessen vernetzen Jugendkultur und soziale Bewegungen im Archiv Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2014 ISBN 978 3 8470 0340 3 S 168 Logbuch der Schule am Meer Juist Eintrag vom 25 Marz 1930 In Schleswig Holsteinische Landesbibliothek Kiel Handschriftenabteilung Nachlass Luserke Martin Signatur Cb 37 Rolf Kohring Walter Georg Kuhne 1911 1991 In News Bulletin of the Society of Vertebrate Paleontology Ausg 153 1991 S 46 47 William J Cromie Oldest mammal is found In Harvard Gazette 24 Mai 2001 Zofia Kielan Jaworowska Richard L Cifelli Zhe Xi Luo Mammals from the Age of Dinosaurs Origins Evolution and Structure Columbia University Press New York 2004 ISBN 0 231 11918 6 S 169 Zofia Kielan Jaworowska Walter G Kuhne In Pursuit of Early Mammals Life of the Past Indiana University Press Bloomington Indiana 2013 ISBN 978 0 253 00824 4 S 74 77 Walter Georg Kuhne The liassic therapsid Oligokyphus British Museum Natural History London 1956 OCLC 30187575 Walter Georg Kuhne Palaontologie und dialektischer Materialismus VEB Fischer Jena 1979 OCLC 7009219Normdaten Person GND 120227711 lobid OGND AKS LCCN n80121645 VIAF 261052543 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuhne Walter GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher PalaontologeGEBURTSDATUM 26 Februar 1911GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 16 Marz 1991STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Georg Kuhne amp oldid 232389014