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Der Sinntalhof liegt zwischen der unterfrankischen Stadt Bad Bruckenau und dem dazugehorigen Staatsbad Bruckenau am Sudwestrand der bayerischen Rhon Er besteht aus dem Alten Sinntalhof und dem Neuen Sinntalhof Der Sinntalhof auf einer Ansichtskarte aus dem 19 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Vom Alterssitz zum Fremdenheim 2 Reformpadagogische Schule 3 Urchristliche Gemeinde 4 Literatur 5 Einzelnachweise und FussnotenVom Alterssitz zum Fremdenheim Bearbeiten nbsp Familie Putz vor dem Alten Sinntalhof ca 1901 nbsp Der Neue Sinntalhof etwa 1911Als der im Bad tatige staatliche Brunnenverwalter und Pachter Moritz im Jahr 1821 aus seinem Dienst schied erbaute er sich noch im selben Jahr den Sinntalhof fruhere Schreibweisen Sinnthalshof bzw Sinnthalhof 1 um dort seinen Lebensabend zu verbringen Die aus seiner Familie stammende Amelie Moritz 1868 1918 brachte den Sinntalhof mit den zugehorigen Landereien im Jahr 1893 in ihre Ehe mit dem Bildhauer Sebastian Putz 1867 1937 ein 2 Im Jahr 1910 wurde der Sinntalhof durch einen Zyklon stark beschadigt Noch im selben Jahr wurde daher ein Neuer Sinntalhof errichtet der als Fremdenheim diente 3 4 durch das die Familie von Sebastan Putz eine wesentliche Einnahmequelle generieren konnte da die Landwirtschaft nur dem Nebenerwerb diente 5 2 Der Alte Sinntalhof wurde nach den von dem Unwetter verursachten Beschadigungen wieder hergestellt Der Alte Sinntalhof ist u a Geburtsort des Reichstagsabgeordneten Ernst Putz der das gesamte Anwesen 1920 von seinen Eltern ubernahm 6 Reformpadagogische Schule Bearbeiten nbsp Bernhard Uffrecht nbsp Werbeanzeige in den Kurlisten des Staatlichen Mineralbades Bruckenau 1920 21 nbsp Schuler und Lehrer der Freien Schul und Werkgemeinschaft Sinntalhof ca 19211919 20 war der Neue Sinntalhof Zwischenstation fur die von Bernhard Uffrecht 1885 1959 gegrundete Freie Schul und Werkgemeinschaft die aus dem sudhessischen Auerbach dorthin umsiedelte 7 Zeitgleich ermoglichte Putz dass auf dem Sinntalhof Tagungen unterschiedlicher Gruppen der Jugendbewegung Bundische Jugend stattfinden konnten 8 Dieses in seiner Aufbauphase befindliche Schulprojekt zog Ostern 1920 ins brandenburgische Dreilinden weiter bevor es spater im damals sachsischen heute sachsen anhaltischen Letzlingen seinen endgultigen Sitz fand Zwischen 1920 und 1923 beherbergte der Neue Sinntalhof dann das von Ernst Putz mit Gertrud 1889 1977 und Max Bondy gegrundete Landerziehungsheim die Freie Schul und Werkgemeinschaft Sinntalhof 7 9 Gegen die Eroffnung dieser Privatschule hatten am 11 August 1920 samtliche Bruckenauer Stadtverordneten der Bayerischen Volkspartei gestimmt weil sie keine staatliche Berechtigung habe lediglich auf einer schwankenden allgemeinen Idee Reformpadagogik Jugendbewegung beruhe und an ihr ohne festen konfessionellen Bezug zum Gottesglauben unterrichtet werden solle 10 Letzteres bezog sich auf den allgemeinen religionsgeschichtlichen Unterricht der uberkonfessionell gestaltet wurde und weder einen spezifischen religiosen Glauben noch eine konfessionelle Zuordnung zum Ziel hatte Auch der katholische Stadtpfarrer Franz Miltenberger opponierte entsprechend durch Eingaben beim Bischoflichen Ordinariat in Wurzburg 11 Das Bayerische Kultusministerium erkannte das Landschulheim am 25 Oktober 1920 vorlaufig an 7 am 12 September 1921 erfolgte die offizielle staatliche Anerkennung 12 Das Internat wurde schon 1923 wegen Differenzen zwischen den beiden Grundern um die Leitungsfunktion durch Ernst Putz geschlossen Bondy zog daraufhin ins niedersachsische Gandersheim und begrundete dort die Schulgemeinde Gandersheim die 1929 nach Marienau einem Ortsteil von Dahlem Niedersachsen umzog und heute als Schule Marienau weiter existiert Bekannteste Padagogen dieser beiden Schulprojekte waren neben Uffrecht Bernhard Hell Hedda Korsch und Gertrud Kraker 13 Urchristliche Gemeinde Bearbeiten1955 wurde der Sinntalhof von der Bildhauerin Charlotte Putz 1903 1960 der jungsten Schwester von Ernst Putz an die Bruderhofgemeinschaft eine urchristliche Gemeinde ubergeben Dieser gehorte sie auch an 2 Im Jahr 1956 lebten dort 25 Mitglieder in Gemeinschaft die Verbindungen nach Grossbritannien zu den Vereinigten Staaten und nach Paraguay hatten Die Bruderhofer leben nach dem Prinzip der Gutergemeinschaft 14 Nach Rechtsstreitigkeiten musste die Bruderhofgemeinschaft die Gebaude 1961 wieder aufgeben Literatur BearbeitenBenjamin Zablocki The joyful community An account of the Bruderhof a communal movement now in its third generation Univ of Chicago Press Chicago London 1980 ISBN 0226977498 Darin v a die Seiten 94 95 105 und 109 Leonhard Rugel Der Sinnthalhof und die Familien Moritz und Putz In Jahresbericht des Franz Miltenberger Gymnasiums Bad Bruckenau Bad Bruckenau 1982 S 101 106 Leonhard Rugel Die hohere Schule des Ernst Putz im Sinntalhof in Jahresbericht Franz Miltenberger Gymnasium Bad Bruckenau 1987 88 1988 S 124 134 Ulrich Debler Die judische Gemeinde von Bad Bruckenau In Wurzburger Diozesan Geschichtsblatter Band 66 Wurzburg 2004 S 125 212 Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten Staatsarchiv Wurzburg StAWu Landbauamt Bad Kissingen Akten 395 Laufzeit 1886 1930 a b c Leonhard Rugel Der Sinnthalhof und die Familien Moritz und Putz In Jahresbericht des Franz Miltenberger Gymnasiums Bad Bruckenau Bad Bruckenau 1982 S 101 106 Staatsarchiv Wurzburg StAWu Landbauamt Bad Kissingen Akten 1315 Laufzeit 1910 1930 1938 1953 Brief von Ernst Putz Fremdenheim Sinntalhof Bruckenau an Friedrich Pustet Verlag Friedrich Pustet 30 Juli 1926 In Bischofliche Zentralbibliothek Regensburg Proskesche Musikabteilung Auf kalliope verbund info Prof Dr Peter Dudek Vorweggelebtes Leben Die Erinnerungen des Reichstagsabgeordneten Ernst Putz an seine Wickersdorfer Schulzeit In Gudrun Fiedler Susanne Rappe Weber Detlef Siegfried Sammeln erschliessen vernetzen Jugendkultur und soziale Bewegungen im Archiv Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2014 ISBN 978 3 8470 0340 3 S 161 ff Putz Ernst Auf reichstag abgeordnetendatenbank de a b c Leonhard Rugel Die hohere Schule des Ernst Putz im Sinntalhof In Jahresbericht des Franz Miltenberger Gymnasiums Bad Bruckenau 1987 88 1988 S 124 134 Prof Dr Peter Dudek Dass ich aus innerster Uberzeugung meinen Weg ging Die Erinnerungen an die Freie Schulgemeinde Wickersdorf im Zuchthaustagebuch des KPD Reichstagsabgeordneten Ernst Putz 1896 1933 In Beitrage zur Geschichte der Arbeiterbewegung BzG 3 2011 S 91 120 Zitatstelle S 99 100 Prof Dr Peter Dudek Wir wollen Krieger sein im Heere des Lichts Reformpadagogische Landerziehungsheime im hessischen Hochwaldhausen 1912 1927 Verlag Julius Klinkhardt Bad Heilbrunn 2013 ISBN 978 3 7815 1804 9 S 108 114 Bericht uber die Stadtverordnetenversammlung Bruckenauer Anzeiger 13 August 1920 Zitiert nach Ulrich Debler Die judische Gemeinde von Bad Bruckenau In Wurzburger Diozesan Geschichtsblatter Band 66 Wurzburg 2004 S 125 212 Sven Johannsen Franz Miltenberger als Stadtpfarrer von Bruckenau 1900 1924 Zulassungsarbeit zur 2 Dienstprufung Lehrstuhl fur Frankische Kirchengeschichte Julius Maximilians Universitat Wurzburg 2002 S 19 22 Zitiert nach Ulrich Debler Die judische Gemeinde von Bad Bruckenau In Wurzburger Diozesan Geschichtsblatter Band 66 Wurzburg 2004 S 125 212 Ulrich Debler Die judische Gemeinde von Bad Bruckenau In Wurzburger Diozesan Geschichtsblatter Band 66 Wurzburg 2004 S 125 212 Johanna Gertraude Gertrud Ernestine Kraker 9 August 1888 in Rheingonheim Pfalz war das zweite Kind des niederschlesischen Fabrikanten und Gutsbesitzers Johann Richard Kraker 26 April 1858 im Dorf Zirlau bei Schweidnitz und dessen Ehefrau Anna Klara Pauline 20 Dezember 1862 in Ober Glauche Landkreis Trebnitz Niederschlesien geborene Heidenreich Gertrud Kraker hatte zwei Schwestern eine altere Johanna Hermine 4 September 1886 und eine jungere Johanna Hedwig 23 August 1890 Sie absolvierte von 1908 bis 1911 das Lehrerseminar in Frankfurt am Main bevor sie 1913 an der ersten Hoheren Tochterschule Lyzeum Frankfurts der von Klaudius Bojunga geleiteten Schillerschule ihre Reifeprufung bestand Danach studierte sie ab dem Wintersemester 1913 14 an der Albert Ludwigs Universitat in Freiburg im Breisgau nach deren Grundung an der Koniglichen Universitat zu Frankfurt am Main und an der Grossherzoglich Sachsischen Gesamtuniversitat in Jena die Facher Deutsch Geschichte und Englisch In Freiburg wirkte sie neben Walter Benjamin im Vorstand der mit der Jugendbewegung verbundenen Freistudentenschaft Von 1914 bis 1916 ubernahm sie aufgrund kriegsbedingten Lehrermangels eine Vertretung an der Frankfurter Schillerschule 1918 absolvierte sie nach drei Semestern Heilpadagogik in Jena die Prufung fur das Hohere Lehramt bevor sie 1919 bis 1920 erneut an der Frankfurter Schillerschule tatig war diesmal als Kandidatin und zur Studienassessorin ernannt wurde Vom Marz 1920 bis zum Oktober 1922 lehrte sie in der von Martin Luserke geleiteten Freien Schulgemeinde in Wickersdorf anschliessend bis Ostern 1923 in dem von Johannes Truper gegrundeten Heim fur entwicklungsgeschadigte und gestorte Kinder Jugendsanatorium Sophienhohe in Jena ab Ostern 1923 bis August desselben Jahres in der von Max Bondy und Ernst Putz gefuhrten Freien Schul und Werkgemeinschaft auf dem Sinntalhof in Bruckenau ab August 1923 bis 1924 in der von Bondy gefuhrten Schulgemeinde Gandersheim 1925 bis 1927 als Studienassessorin bzw Oberlehrerin an der von Klaudius Bojunga geleiteten Frankfurter Schillerschule Mindestens in den 1920er Jahren gehorte sie der 1913 gegrundeten Vereinigung der Islandfreunde als Mitglied an die sich 1936 37 nach Instrumentalisierungsbestrebungen seitens der Nationalsozialisten aufloste Vom 20 Januar 1928 bis Ende Marz 1934 unterrichtete sie Deutsch Geschichte und Englisch an der Schule am Meer auf Juist Im Februar 1934 soll sie Luserke den Erwerb des Blazers ZK 14 vorfinanziert haben und damit Namensgeberin seines Dichterschiffs Krake geworden sein Spater habe sie als Studienratin in Masurens Hauptstadt Lyck in Ostpreussen bis zum 20 Oktober 1944 an der Staatlichen Ernst Moritz Arndt Schule Oberrealschule ab 1931 spater Oberschule fur Jungen gewirkt die ab 1941 auch als Lazarett der Wehrmacht fungierte dann vor der anruckenden Roten Armee in Richtung Westen fluchten und in prekaren Verhaltnissen leben mussen 1947 soll sie in der Sowjetischen Besatzungszone in einer Irrenanstalt in der sie als Pflegerin beschaftigt war verstorben in ihrem Bett aufgefunden worden sein Fur die Zeitspanne nach der Schliessung der Schule am Meer Ende Marz 1934 bis zu ihrem Tod finden sich bislang keine Primarbelege Die wesentlichen Angaben dazu wurden spater handschriftlich ihrem Profil im Lehrerbuch der Schule am Meer hinzugefugt Zitiert nach Geburtsurkunde Johanna Gertraude Ernestine Kraker Standesamt Rheingonheim Registereintrag Nr 61 1888 ubermittelt durch das Stadtarchiv Ludwigshafen Felix Kraus 9 Februar 2021 Zitiert nach Lehrerbuch der Schule am Meer Blatt 14 In Schleswig Holsteinische Landesbibliothek Kiel Handschriftenabteilung Nachlass Luserke Martin Signatur Cb 37 Zitiert nach Brief von Walter Benjamin an Gerhard Scholem vom 1 Februar 1918 PDF Datei 28 3 MB In Gershom Scholem Theodor W Adorno Hrsg Walter Benjamin Briefe I Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1978 ISBN 3 5181 0930 8 S 174 176 auf kritiknetz de Zitiert nach Momme Brodersen Spinne im eigenen Netz Walter Benjamin Leben und Werk Elster Verlag Baden Baden 1990 ISBN 3 8915 1102 7 S 62 Zitiert nach Ute Scherb Ich stehe in der Sonne und fuhle wie meine Flugel wachsen Studentinnen und Wissenschaftlerinnen an der Freiburger Universitat von 1900 bis in die Gegenwart Ulrike Helmer Verlag Konigstein im Taunus 2002 ISBN 3 89741 117 2 S 169 Zitiert nach Lehrerverzeichnis der Freien Schulgemeinde Wickersdorf In Archiv der deutschen Jugendbewegung Burg Ludwigstein Witzenhausen Hessen Zitiert nach Prof Dr Peter Dudek Vorweggelebtes Leben Die Erinnerungen des kommunistischen Reichstagsabgeordneten Ernst Putz an seine Wickersdorfer Schulzeit In Gudrun Fiedler Susanne Rappe Weber Detlef Siegfried Sammeln erschliessen vernetzen Jugendkultur und soziale Bewegungen im Archiv Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2014 ISBN 978 3 8470 0340 3 S 161 182 Zitatstelle S 169 Zitiert nach Mitteilungen der Islandfreunde Organ der Vereinigung der Islandfreunde XVI Jahrg Heft 4 April 1929 S 96 Zitat Provinz Hessen Nassau Frankfurt a M Kraker Gertrud Oberlehrerin Im Trutz 25 E Zitiert nach Logbuch der Schule am Meer Eintrag vom 20 Juli 1934 In Schleswig Holsteinische Landesbibliothek Kiel Nachlass Luserke Martin Signatur Cb 37 Zitiert nach Ulrich Schwerdt Martin Luserke 1880 1968 Reformpadagogik im Spannungsfeld von padagogischer Innovation und kulturkritischer Ideologie Eine biographische Rekonstruktion Studien zur Bildungsreform Band 23 Philosophische Dissertation Universitat Paderborn 1992 Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main u a 1993 ISBN 3 631 46119 4 S 272 FN 367 Sinntalhof bei Bruckenau Auf rhoen info50 3057 9 7655 Koordinaten 50 18 20 5 N 9 45 55 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sinntalhof amp oldid 229709573